Wild!
29.06.2007, 00:11
Mal für den Rainer..;)
Da ich hier aus frühesten (Praktica-) Zeiten noch ein paar alte M42-Linsen herumfliegen hatte, (unter anderem die original Beroflex-Wundertüte 500/8) hab ich mir einen M42-Adapter für etwas über 20€ für die Alpha besorgt.
Linsen einschrauben, Kamera auf manuellen Fokus, und schon hat man eine gute, alte SLR mit Digitalfilm ;) Natürlich funktioniert die Springblende nicht, man arbeitet üblicherweise mit der Arbeitsblende, also entweder Blende auf, scharfstellen, Blende zu und Auslösen, Beli messen. Oder man schraubt gleich auf Arbeitsblende runter, ist natürlich dunkler im Sucher, aber man hat die Schärfentiefe wunderbar im Blick.
Die Kamera dazu auf Zeitautomatik einstellen und die Belichtungskorrektur je nach Objektiv 1-2 Blenden hochregeln, denn die Alpha wertet nicht erkannte Objektive immer mit Lichtstärke 1,0 und belichtet entsprechend daneben. Ach so...im Menü die Auslösepriorität auf "ohne Objektiv" stellen, sonst weigert sich die Alpha ob der vermeintlichen Objektivlosigkeit auszulösen :shock:.
Jetzt regelt die Alpha entsprechend der Lichtmenge durch die geschlossene Blende die Belichtungszeit passend. Oder ich stelle die Kamera auf "manuell" und schaue bei halb gedrücktem Auslöser im Sucher nach, ob meine Blichtung passt. Die Anzeige ist identisch zu alten Kameras mit Nachführbelichtungsmessern, bei denen man so lange Zeit oder Blende verstellen musste, bis der Zeiger im Sucher in der Mitte auf Null stand. Hört sich vielleicht kompliziert an, ist in der Praxis aber völlig einfach und leicht zu Handhaben. man könnte es auch "manueller Programshift" nennen ;).
Die meisten alten Linsen sind Primes, also Festbrennweiten. Mit teilweise erstaunlicher optischer Leistung. Meine schlechteste M42-Linse ist besser als das beste Minolta-AF-Zoom bei gleicher Brennweite in meinem Besitz. Wenn man auf AF verzichten kann, dann hat man die (fast) freie Auswahl an Objektiven vieler Kamerahersteller, die M42 verbaut haben, auch der T2-Anschluss war weit verbreitet und ist auf M42 adaptierbar. Gerade im Telebereich gibt es sehr gute Gläser, die teilweise sehr günstig zu bekommen sind. Und wer kennt nicht die wunderbaren M39-Leica-Objektive? M39 auf M42 ist ganz einfach zu adaptieren.
Asahi-Pentax...die Takumare sind Legende. M42! Carl Zeiss/Jena....auch M42.
Natürlich waren diese manuellen Gläser in der Regel an manuellen Kameras, sprich im Sucher gab es noch wirksame Scharfeinstellhilfen wie Schnittbildentfernungsmesser oder Mikroprismenring. Damit kann man auch noch bei ziemlich schlechten Lichtverhältnissen sehr sicher fokussieren. Das hat die Alpha natürlich nicht.....AF-Mattscheibe eben. Und der Sucher ist auch nicht ganz so hell wie in den alten Kameras.
Nicht wirklich zu gebrauchen, wenn man manuell "auf Sicht" scharf stellt.
Aber auch da gibt es mittlerweile in der Bucht für um die 35€ eine passende Einstellscheibe mit Schnittbildindikator und Mikroprismenring für die Alpha, die obendrein mit etwas Fingerspitzengefühl von jedem Laien gegen die Originale auszutauschen ist. Wenn man nur mit AF arbeitet, ist die Scheibe eher ein Gimmik, aber beim manuelen Fokussieren ein echtes "muss".
Und wie arbeitet sich praktisch damit?
Viel schneller und einfacher, als man denkt!
Die rechte Hand hält die Kamera wie gewohnt, und die Linke liegt am Objektiv und bedient Schärfe und Blende. In genau dieser Reihenfolge. Der Zeigefinger bedient Belichtungszeit (am Rändelrad) und Auslöser, und das Auge regiert das Ganze.
Da manuelle Objektive von Haus aus auf gute (Hand-) Bedienung ausgelegt sind, ist der Fokussierring entsprechend "dick" ausgeführt, und auch der Blendenring ist immer gut im Griff (völlig anders als bei AF-Zooms (oder auch Primes!), bei denen man zum focussieren teilweise am Filtergewinde herumschrauben darf). Gerade in etwas schlechteren Lichtsituationen und bei bewegten Motiven ist man im Vergleich zu "normalen" AF-Objektiven meist schneller...die AF-Scherben pumpen und suchen irgend etwas, auf das sich scharf stellen lässt, während man die Kamera mitzieht. Bis das Motiv weg ist ;) Manuell ist man da trotz allem schneller und vor allem sicherer im Fokus.
Und ich habe den großen Vorteil, dass ich den Schärfebereich nach Augenmaß nach vorne oder nach hinten verlagern kann, ohne mein Motiv aus selbigem zu verlieren. Der AF stellt immer auf Mitte...oder hat Front- bzw. Backfokus. Mit der manuellen Methode kann man dagegen sehr kreativ gestalten.
Natürlich und gerade auch im Makro-Bereich, wo man für das M42-System wesentlich mehr Linsen und Balgen und Ringe bekommt , als für "original Minolta" oder Sony eben....vor allem zu ganz anderen Preisen.
Sicher, ist auch etwas Nostalgie dabei, seine Alpha auf "retro" umzufrisieren ;)
Aber....für den Preis eines ordentliches Sony/Zeiss-Prime bekommt man eine komplette M42-Ausrüstung incl. Balgen und einigen wirklich guten (wenn auch schon etwas älteren), knackscharfen Linsen.
Mittlerweile fotografiere ich gut 50% aller Bilder manuell. Sicher, mit Primes ist man beweglicher, der Bildauschnitt wird erlaufen, nicht am Zoomrad eingestellt, aber notfalls hab ich mit den 10 Mp der Alpha auch genügend "Fleisch", um nachträglich noch einen Ausschnitt zu legen....wenn man mal ganz Fußfaul war;)
Grins...und mit einem Druck auf den Objektivverriegelungsknopf und einer viertel Drehung aus dem Handgelenk hab ich meine moderne Alpha mit AF wieder.....nur das Sucherbild ist dann noch das einer "richtigen" Kamera ;) ;)
Die Grundausstattung, also M42 Adapter, Schnittbildscheibe und ein M42 2,8/135 Portrait-Prime bekommt man in der Regel für unter 150€ in der Bucht zusammen.
Ich finde, es macht richtig Spaß, manuell zu fotografieren....man muß es einfach mal mit den richtigen Geräten ausprobieren, denn das manuelle herumgefummel an AF-Zooms hat nur einen relativ kleinen Spaßfaktor, oder eben schon Frustfaktor, je nachdem. Und die Hände freuen sich auch, mal wieder richtiges massives Metall anstelle von Plastikröhren in der Hand zu halten ;)
Reicht das, Rainer, oder möchtest du mehr? ;)
Liebe Grüße
Roland
Da ich hier aus frühesten (Praktica-) Zeiten noch ein paar alte M42-Linsen herumfliegen hatte, (unter anderem die original Beroflex-Wundertüte 500/8) hab ich mir einen M42-Adapter für etwas über 20€ für die Alpha besorgt.
Linsen einschrauben, Kamera auf manuellen Fokus, und schon hat man eine gute, alte SLR mit Digitalfilm ;) Natürlich funktioniert die Springblende nicht, man arbeitet üblicherweise mit der Arbeitsblende, also entweder Blende auf, scharfstellen, Blende zu und Auslösen, Beli messen. Oder man schraubt gleich auf Arbeitsblende runter, ist natürlich dunkler im Sucher, aber man hat die Schärfentiefe wunderbar im Blick.
Die Kamera dazu auf Zeitautomatik einstellen und die Belichtungskorrektur je nach Objektiv 1-2 Blenden hochregeln, denn die Alpha wertet nicht erkannte Objektive immer mit Lichtstärke 1,0 und belichtet entsprechend daneben. Ach so...im Menü die Auslösepriorität auf "ohne Objektiv" stellen, sonst weigert sich die Alpha ob der vermeintlichen Objektivlosigkeit auszulösen :shock:.
Jetzt regelt die Alpha entsprechend der Lichtmenge durch die geschlossene Blende die Belichtungszeit passend. Oder ich stelle die Kamera auf "manuell" und schaue bei halb gedrücktem Auslöser im Sucher nach, ob meine Blichtung passt. Die Anzeige ist identisch zu alten Kameras mit Nachführbelichtungsmessern, bei denen man so lange Zeit oder Blende verstellen musste, bis der Zeiger im Sucher in der Mitte auf Null stand. Hört sich vielleicht kompliziert an, ist in der Praxis aber völlig einfach und leicht zu Handhaben. man könnte es auch "manueller Programshift" nennen ;).
Die meisten alten Linsen sind Primes, also Festbrennweiten. Mit teilweise erstaunlicher optischer Leistung. Meine schlechteste M42-Linse ist besser als das beste Minolta-AF-Zoom bei gleicher Brennweite in meinem Besitz. Wenn man auf AF verzichten kann, dann hat man die (fast) freie Auswahl an Objektiven vieler Kamerahersteller, die M42 verbaut haben, auch der T2-Anschluss war weit verbreitet und ist auf M42 adaptierbar. Gerade im Telebereich gibt es sehr gute Gläser, die teilweise sehr günstig zu bekommen sind. Und wer kennt nicht die wunderbaren M39-Leica-Objektive? M39 auf M42 ist ganz einfach zu adaptieren.
Asahi-Pentax...die Takumare sind Legende. M42! Carl Zeiss/Jena....auch M42.
Natürlich waren diese manuellen Gläser in der Regel an manuellen Kameras, sprich im Sucher gab es noch wirksame Scharfeinstellhilfen wie Schnittbildentfernungsmesser oder Mikroprismenring. Damit kann man auch noch bei ziemlich schlechten Lichtverhältnissen sehr sicher fokussieren. Das hat die Alpha natürlich nicht.....AF-Mattscheibe eben. Und der Sucher ist auch nicht ganz so hell wie in den alten Kameras.
Nicht wirklich zu gebrauchen, wenn man manuell "auf Sicht" scharf stellt.
Aber auch da gibt es mittlerweile in der Bucht für um die 35€ eine passende Einstellscheibe mit Schnittbildindikator und Mikroprismenring für die Alpha, die obendrein mit etwas Fingerspitzengefühl von jedem Laien gegen die Originale auszutauschen ist. Wenn man nur mit AF arbeitet, ist die Scheibe eher ein Gimmik, aber beim manuelen Fokussieren ein echtes "muss".
Und wie arbeitet sich praktisch damit?
Viel schneller und einfacher, als man denkt!
Die rechte Hand hält die Kamera wie gewohnt, und die Linke liegt am Objektiv und bedient Schärfe und Blende. In genau dieser Reihenfolge. Der Zeigefinger bedient Belichtungszeit (am Rändelrad) und Auslöser, und das Auge regiert das Ganze.
Da manuelle Objektive von Haus aus auf gute (Hand-) Bedienung ausgelegt sind, ist der Fokussierring entsprechend "dick" ausgeführt, und auch der Blendenring ist immer gut im Griff (völlig anders als bei AF-Zooms (oder auch Primes!), bei denen man zum focussieren teilweise am Filtergewinde herumschrauben darf). Gerade in etwas schlechteren Lichtsituationen und bei bewegten Motiven ist man im Vergleich zu "normalen" AF-Objektiven meist schneller...die AF-Scherben pumpen und suchen irgend etwas, auf das sich scharf stellen lässt, während man die Kamera mitzieht. Bis das Motiv weg ist ;) Manuell ist man da trotz allem schneller und vor allem sicherer im Fokus.
Und ich habe den großen Vorteil, dass ich den Schärfebereich nach Augenmaß nach vorne oder nach hinten verlagern kann, ohne mein Motiv aus selbigem zu verlieren. Der AF stellt immer auf Mitte...oder hat Front- bzw. Backfokus. Mit der manuellen Methode kann man dagegen sehr kreativ gestalten.
Natürlich und gerade auch im Makro-Bereich, wo man für das M42-System wesentlich mehr Linsen und Balgen und Ringe bekommt , als für "original Minolta" oder Sony eben....vor allem zu ganz anderen Preisen.
Sicher, ist auch etwas Nostalgie dabei, seine Alpha auf "retro" umzufrisieren ;)
Aber....für den Preis eines ordentliches Sony/Zeiss-Prime bekommt man eine komplette M42-Ausrüstung incl. Balgen und einigen wirklich guten (wenn auch schon etwas älteren), knackscharfen Linsen.
Mittlerweile fotografiere ich gut 50% aller Bilder manuell. Sicher, mit Primes ist man beweglicher, der Bildauschnitt wird erlaufen, nicht am Zoomrad eingestellt, aber notfalls hab ich mit den 10 Mp der Alpha auch genügend "Fleisch", um nachträglich noch einen Ausschnitt zu legen....wenn man mal ganz Fußfaul war;)
Grins...und mit einem Druck auf den Objektivverriegelungsknopf und einer viertel Drehung aus dem Handgelenk hab ich meine moderne Alpha mit AF wieder.....nur das Sucherbild ist dann noch das einer "richtigen" Kamera ;) ;)
Die Grundausstattung, also M42 Adapter, Schnittbildscheibe und ein M42 2,8/135 Portrait-Prime bekommt man in der Regel für unter 150€ in der Bucht zusammen.
Ich finde, es macht richtig Spaß, manuell zu fotografieren....man muß es einfach mal mit den richtigen Geräten ausprobieren, denn das manuelle herumgefummel an AF-Zooms hat nur einen relativ kleinen Spaßfaktor, oder eben schon Frustfaktor, je nachdem. Und die Hände freuen sich auch, mal wieder richtiges massives Metall anstelle von Plastikröhren in der Hand zu halten ;)
Reicht das, Rainer, oder möchtest du mehr? ;)
Liebe Grüße
Roland