Anmelden

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Entgelt für journalistische Tätigkeiten


Ulli63
31.10.2006, 10:41
Am vergangenen Wochenende habe ich einen kurzen Bericht über eine Aktion einer hiesigen Schule geschrieben und mit einigen Bildern zu einer Lokalredaktion gesendet. Dieser Artikel wurde zusammen mit meinem Bild in der Tageszeitung (Lokales...) abgedruckt.
Werden solche Berichte/Artikel von den Printmedien entlohnt, oder ist es 'just for Fun'?
Leider tendieren meine Erfahrungen in diesem Bereich gegen Null und würde mich über Eure Tipps und Erfahrungen freuen.

Mikosch
31.10.2006, 10:58
Huhu!

Meinen spärlichen Erfahrungen mit provinziellen Lokal-Medien nach, dürfte ein Entgelt schon drin sein. Allerdings sollte das VORHER fest vereinbart werden. Ich habe da hin und wieder mal 25,-DM für ein kleines Artikelchen, allerdings OHNE Foto bekommen.
Kommt halt auch auf das Blatt, die Personaldecke und den Chefredakteur an.

lube
31.10.2006, 12:01
Hallo Ulli !
Wenn du bei der Zeitung nicht offiziell als freier Mitarbeiter arbeitest, wirst du vermutlich auch nichts bekommen. Melde einfach dein Interesse an. Besonders lokale Tageszeitungen sind froh, wenn sie regelmäßig Berichte und Fotos bekommen.
mfg
Ludwig

BadMan
31.10.2006, 12:07
Ich schreibe gelegentlich für unser Lokalblättchen Sportartikel über unsere Meisterschaftsspiele, allerdings bisher ohne Foto.
Überspitzt ausgedrückt würde ich sagen, ich kann froh sein, wenn der Artikel überhaupt erscheint, und daß ich nicht noch draufzahlen muss.

lube
31.10.2006, 12:31
Hallo Jörg !
Ich hab gesehen das du Mohrenbier trinkst. Warst wohl in Vorarlberg auf Skiurlaub.
mfg
Ludwig

Anaxaboras
31.10.2006, 12:47
Tss, tss tss - Sitten sind das! Da drucken die Lokalzeitungen also Fotos und Texte und zahlen nichts dafür.
Ich würde mich darauf auf gar keinen Fall einlassen! Nicht nur, weil der Verleger ja mit meiner Leistung Geld verdient (oder zumindest verdienen will). Sondern auch, weil es Leute (= Journalisten) gibt, die davon leben (müssen), Redaktionen mit Texten und Bildern zu beliefern. Wenn ich das nun gratis mache, nehme ich damit jemanden die Grundlage zu seinem Lebensunterhalt weg.
Ich habe mir mein Studium unter anderem als Lokalreporter finanziert. Damals (Ende der 80er, Anfang 90er) gab's so 75 Pfennig für die Druckzeile und für ein Foto 25 Mark. Das waren dann manchmal keine 50 Mark für einen ganzen Abend auf einer Feuerwehrjahreshauptversammlung plus anschließender Nachtschicht für den Artikel.

-Anaxaboras

snapshotmö
31.10.2006, 13:34
Das waren dann manchmal keine 50 Mark für einen ganzen Abend auf einer Feuerwehrjahreshauptversammlung plus anschließender Nachtschicht für den Artikel.

... ein gewitzter "Hospitant" hätte dort angerufen, nach der Tagesordnung gefragt , die Ehrungen abgewartet und die entsprechenden Personen abgelichtet... Den Rest hätte man sich dann telefonisch in Kurzform durchgeben lassen. Nach dem zweiten oder dritten Mal schreibt man solche Termine dann aus der kalten Küche. Da war das Geld innnerhalb von zwanzig Minuten drin: 17,50 für den Termin, 15 für das Foto ;-).

Grüße vom Ex-Lokalredakteur :-)

Anaxaboras
31.10.2006, 13:50
Das waren dann manchmal keine 50 Mark für einen ganzen Abend auf einer Feuerwehrjahreshauptversammlung plus anschließender Nachtschicht für den Artikel.

... ein gewitzter "Hospitant" hätte dort angerufen, nach der Tagesordnung gefragt , die Ehrungen abgewartet und die entsprechenden Personen abgelichtet... Den Rest hätte man sich dann telefonisch in Kurzform durchgeben lassen. Nach dem zweiten oder dritten Mal schreibt man solche Termine dann aus der kalten Küche. Da war das Geld innnerhalb von zwanzig Minuten drin: 17,50 für den Termin, 15 für das Foto ;-).

Grüße vom Ex-Lokalredakteur :-)

Da wär der Chef aber mächtig sauer gewesen. Für die Lokalpresse waren auf solchen Veranstaltungen Ehrenplätze reserviert - so beim 2 Bürgermeister etc. Wenn dieser Stuhl leer geblieben wäre, hätte es mächtig Stunk gegeben. Die waren ja schon sauer, wenn anstelle des altbekannten Lokalredakteurs meine (unbekannte) Wenigkeit auftauchte.

Im Übrigen wäre ein solches Vorgehen jorunalistisch höchst unsauber. Ein Kollege von mir hat mal über einen Kleinkünstler berichtet, dessen Vorstellung er gar nicht besucht hatte. Nur so aus dem Programm etc. abgeschrieben. Dumm nur, dass der Künstler an just diesem Abend sein Programm spontan geändert hatte (weil ein guter Freund von ihm gestorben war). Da hatte ich die Story und das Konkurrenzblatt einen roten Kopf.

Allerdings scheint heute selbst der Lokalteil der Süddeutschen Zeitung "aus der kalten Küche" zu kommen. Genauso schrecklich ist's dann zu lesen. Und da wundern sich die Verleger, dass ihnen seit Jahren die Abonnenten davonlaufen ...

Für mich waren diese Praktiken mit ein Grund, dem Tageszeitungsgeschäft den Rücken zu kehren.

-Anaxaboras

snapshotmö
31.10.2006, 14:52
Stimmt schon. Allerdings gibt es da auch den Standardsatz eines (Tages)journalisten: "Was interessiert mich die Zeitung von gestern."

Grüße,
Marco

Tobi.
31.10.2006, 15:07
Am vergangenen Wochenende habe ich einen kurzen Bericht über eine Aktion einer hiesigen Schule geschrieben und mit einigen Bildern zu einer Lokalredaktion gesendet.
Überleg dir, was dir persönlich wichtiger ist. Gute Beziehungen Schule <-> Zeitung oder ein paar Euro fuffzig.

Ich hab mich in einer ähnlichen Situation für die Beziehung entschieden, aber wenigstens noch ein Belegexemplar bekommen...

Tobi

gpo
31.10.2006, 15:38
Moin,

"kleine Lokalblättchen"...
leben in der Regel vom Anzeigenmarkt...

die redaktionellen Artikel werden dann vom "Ein-Mann-Verleger" verfasst.

heißt, die sind schon darauf angewiesen, das hin und wieder mal einer was "für umsonst" reinstellt, was viele ja auch ausnutzen indem wieder "redaktionelle Werbung" (meist Eigenwerbung) geschrieben wird!

da gibt es eine deutliche Grauzone...

natürlich steht es dir frei, einfach mal "anzufragen" und mal schauen was bei rauskommt:))
es sollte sich jeder aber im klaren sein....
das letztliche alle selber schuld daran sind, denn
wenn hunderte von Amateurfotografen und Schreiberlinge das mitmachen...

werden immer mehr Verleger das auch nutzen...
also unentgeltlich drucken!

###mir ist noch ein bekannter Fall im Ohr...
wo ein nicht genanntes Naturmagazin immense Summen für Artikel und Fotos ausgegeben hatte...

dann haben die einen "flotten Internet-Jünger" angestellt...
der aus dem Netz "perfekte Bilder fischte" die gedruckt wurden....
die Autoren waren froh darüber....dass ihr Name+Beleg genannt wurde...

diese Magazin sparte damit nachweißlich über 50.000DM pro Jahr ein!!!
Mfg gpo

snapshotmö
31.10.2006, 17:40
diese Magazin sparte damit nachweißlich über 50.000DM pro Jahr ein!!!

Dann muss der Bildredakteur, ähem "flotter Internet-Jünger" ein Volldepp sein - oder hat schlichtweg keine Ahnung. 25 000 Euro eingespart ist auf das Jahr gerechnet nicht wirklich was. Das ist ungefähr das doppelte, monatliche Budget eines in 100 000 Auflage gedruckten Frauenmagazins.

Und: "kleine Lokalblättchen"...
leben in der Regel vom Anzeigenmarkt...

Das tun die "großen bundesweiten Blättchen" ebenso.