hbert
06.04.2006, 12:55
Hallo.
Ich weiss, dass so ein Vergleich, mehr als drei Jahre nach Erscheinen der beiden Kameras, niemanden mehr vom Hocker reisst. Dennoch möchte ich meine Erfahrungen hier posten.
Auf der Suche nach einer preiswerten und guten Kamera für meine Mutter, bin ich nach ein paar Tagen der Recherche über eine günstige Nikon CP 5700 gestolpert. Der Preis von knapp 200,- EUR inkl. Versand und der nette Kontakt waren mitentscheidend für den Kauf.
Gestern ist sie gekommen und heute möchte ich euch meine Eindrücke schildern.
Kurz die Eckdaten der 5700 (die der A1 sind ja bekannt):
- CCD 5 MP
- Nikkor F2,8 - F4,2 bei 35 - 280mm (KB)
- JPG, TIFF, RAW
- ISO 100 - 800 (Auto bis 400)
- Display klappbar und 270° drehbar, nur 1,5"
- WB: alle "Bekannten" inkl. Feinjustierung +- 3 und manuell
- MF, AF und continous AF
Was ihr im Vergleich zur A1 auffällig fehlt:
- AS (klar)
- Blitzen auf 2. Vorhang
- FFP (sie hat ein paar mehr oder weniger sinnvoll angeordnete Fokusfelder)
- angeblich beherrscht der Blitzschuh nur Basics (nicht getestet)
Ich habe die Kamera nach den Kriterien ausgewählt, die für meine Mutter am wichtigsten waren. Das ist zum Einen die Farbtreue (am besten schon mit AWB) und zum Anderen das Rauschverhalten.
Punkte will ich mal wie beim Boxen vergeben: Der Sieger erhält 10, der Verlierer 9 Punkte. Wenn der Unterschied sehr gravierend ist (k.o.), erhält der Verlierer nur 8 Punkte.
Und so siehts aus:
Vorneweg: Das Bedienkonzept der A1/2 ist ungeschlagen in diesem Sektor und wird es auch bleiben. Während man bei den Minoltas mit ganzen zwei Tastendrücken einen manuellen Weißabgleich erledigt hat, geht es bei der Nikon, wie bei vielen anderen eben auch, nur über das Menü.
Ein weiterer Nachteil: Ich konnte nicht herausfinden, wie man einen Weissabgleich mit Blitz hinkriegt.
Die Zoomwippe und der manuelle Fokus über das (einzige) Multifunktionsrad, geben ebenfalls deutliche Abstriche bei der Bedienung.
Bedienung: A1: 10, CP: 8
Aber: Im Gegensatz zur A1 dürfte der manuelle WA bei der Nikon eher selten zum Einsatz kommen. Selbst Mischlichtsituationen wie beim Aufhellblitzen meistert der Nikon-AWB problemlos.
Wenn man die A1 gewöhnt ist kommt das einer Offenbahrung gleich. Dieser Punkt geht sehr eindeutig an Nikon.
Weissabgleich: A1: 8, CP: 10
Mein weiteres Augenmerk galt dem Objektiv. Ich kann es kurz machen:
Kaum sichtbare Verzeichung in WW oder Tele und sogut wie keine Vignettierung. Wobei man natürlich die 7mm KB im WW berücksichtigen muss.
Natürlich konnte ich das Auflösungsvermögen nicht messen. Meiner Subjektiver Eindruck ist aber ein sehr guter.
In Sachen Verzeichnung und Vignettierung geht auch dieser Punkt an Nikon. Die Auflösung sollte ich nicht werten.
Insgesamt leichter Vorteil Nikon.
Objektiv: A1: 9, CP: 10
Überhaupt hat mich die Bildqualität sehr beeindruckt. Ich testete mit zwei Grundeinstellungen. In der ersten waren alle Parameter, wie Kontrast oder Sättigung, auf "neutral" und die Schärfung auf "nicht schärfen" gestellt. Die zweite galt der Automatik. Alle Parameter auf "Auto" - nicht aber der Modus "Auto", da ich ja nicht ISO 400 mit 100 vergleichen wollte ;) .
Die Neutralstellung gab schöne, weiche und natürliche Bilder ab. So wie ich es erwarten würde bei diesen Einstellungen. Allerdings: Auch die Automatik ging nicht besonders aggressiv zu Werke. Auch hier fiel die kamerainterne Bearbeitung moderat aus. Jefällt ma.
Punkte Verteilung: Automatik an Nikon, Neutral -> Gleichstand. Ergo:
Bildverarbeitung, -eindruck: A1: 9, CP:10
Ich hatte einige Probleme mit der Blitzeinstellung bei der Langzeitsynchronisation. Da ich zu faul war das Handbuch zu lesen, schiebe ich das mal einer Fehleinstellung in irgendeinem Menü zu. Zumal es später perfekt hingehauen hat.
Trotz der hohen Komprimierung auch in der höchsten JPG-Qualitätsstufe waren keine störenden Artefakte auszumachen. Allerdings fehlten mir dazu gestern auch die typischen Motive.
Das Rauschverhalten lässt sich mit dem der A1 vergleichen. Bei der Nikon ist es allerdings mehr Luminanzrauschen, bei der A1 mehr Farbrauschen.
Rauschverhalten: A1: 9, CP: 9
Interessant waren für mich die Tests des Autofokus.
Die Nikon stellt, ähnlich wie die A1, permanent scharf, wenn sie eingeschaltet ist. Das soll wohl Geschwindigkeitsvorteile bringen, kostet aber halt auch Strom.
Und trotzdem: es ist mir unbegreiflich, wie man so was überhaupt als Autofokus bezeichnen mag. Zwar stimmt die Schärfe, wenn die Kamera das behauptet meistens gut, aber bis es soweit ist, haben andere ihre Karte vollgeknippst.
Es vergehen mit unter mehrere Sekunden bis irgendeine elektronische Rückmeldung der hin- und herfahrenden Linsen im Sucher oder am Display sichtbar wird. In 30% der Fälle fällt diese dann auch noch negativ aus (schwaches Tageslicht in der Wohnung).
Die Kamera sagt nicht genau worauf sie dann scharfgestellt hat, sondern lässt nur kurz den gewählten AF-Bereich aufblinken und meldet ok (oder eben nicht). Oft bleibt nur der Dreh am Rad bei gleichzeitigem Druck der entsprechenden Fokustaste.
Autofokus: A1: 10, CP: 8
Das manuelle Scharfstellen über das MF-Rad funktioniert indess überraschend gut. Hat mich gewundert, zumal man Rasterstufen hat die ein sehr feines Justieren eigentlich ausschliessen.
Das liegt aber wohl auch an der Qualität des Suchers / Displays. Im Gegensatz zur A1, die ja die gleichen Auflösungen hat, wirkt der Blick durch den EVF der Nikon wesentlich natürlicher und erlaubt so eine deutlich bessere Beurteilung der Schärfe. Man kann das wohl der besseren Reaktionszeit und höheren Frequenz zuschreiben. Trotz des 1,5" Displays.
EVF / Display: A1: 9, CP: 10
Die Geschwindigkeit des AF ist bei der Nikon systemimmanent. Auch zum Schreiben auf die Karte nimmt sich die Kamera sehr viel Zeit. Schlimmer noch: Während des Schreibvorgangs frieren mit unter schon mal alle Funktionen der Kamera ein.
Meine Tests mit dem RAW Format (TIFF halte ich für kompletten Humbug - nur meine Meinung), fielen deshalb auch knapper als geplant aus. Zwischenzheitlich dachte ich schon, die Cam hätte sich aufgehängt. Inakzeptabel - auch für Baujahr 2002.
Geschwindigkeit: A1: 10, CP: 8
Systembedingt scheint auch der hohe Stromverbrauch. Das Ein- und Ausfahren des Objektivs und die anderen Umstände machen die Kamera zu einem Stromfresser. Kaum mehr als 100 Bilder (30% Blitz) hielt der Akku durch. Das kenn ich von der A1 anders.
Stromverbrauch: A1: 10, CP: 9
Zum Schluss soll noch die Ausstattung bewertet werden. Die Nikon hat alles was der Fotograf unmittelbar benötigt, die A1 bietet aber einfach mehr.
Ausstattung: A1: 10, CP: 9
Fazit:
Der Mehrpreis für eine gebrauchte A1 ist sicherlich gerechtfertigt. Die bessere Ausstattung und die deutlich höhere Geschwindigkeit lassen daran keine Zweifel.
Legt man als Massstab allerdings nur das reine Ergebnis, nämlich das fertige Bild, an, liesse sich trefflich darüber diskutieren. Die Bildqualität der CP 5700 ist über alle Bereiche als hervorragend zu bezeichnen. Auch ohne grosse Kennenlernphase gelingen auf Anhieb sehr gute Bilder. Das ist bei der A1 anders.
Andererseits braucht es schon diese Reduzierung auf Wesentliche, will man die Kamera mit "sehr gut" bewerten. Denn alleine die Geschwindigkeit insgesamt erfordert schon ein hohes Mass an Toleranz vom Benutzer.
Punktestand (wenn ich richtig gezählt habe):
Minolta Dimáge A1:94 Punkte
Nikon Coolpix 5700: 91 Punkte
Ich weiss, dass so ein Vergleich, mehr als drei Jahre nach Erscheinen der beiden Kameras, niemanden mehr vom Hocker reisst. Dennoch möchte ich meine Erfahrungen hier posten.
Auf der Suche nach einer preiswerten und guten Kamera für meine Mutter, bin ich nach ein paar Tagen der Recherche über eine günstige Nikon CP 5700 gestolpert. Der Preis von knapp 200,- EUR inkl. Versand und der nette Kontakt waren mitentscheidend für den Kauf.
Gestern ist sie gekommen und heute möchte ich euch meine Eindrücke schildern.
Kurz die Eckdaten der 5700 (die der A1 sind ja bekannt):
- CCD 5 MP
- Nikkor F2,8 - F4,2 bei 35 - 280mm (KB)
- JPG, TIFF, RAW
- ISO 100 - 800 (Auto bis 400)
- Display klappbar und 270° drehbar, nur 1,5"
- WB: alle "Bekannten" inkl. Feinjustierung +- 3 und manuell
- MF, AF und continous AF
Was ihr im Vergleich zur A1 auffällig fehlt:
- AS (klar)
- Blitzen auf 2. Vorhang
- FFP (sie hat ein paar mehr oder weniger sinnvoll angeordnete Fokusfelder)
- angeblich beherrscht der Blitzschuh nur Basics (nicht getestet)
Ich habe die Kamera nach den Kriterien ausgewählt, die für meine Mutter am wichtigsten waren. Das ist zum Einen die Farbtreue (am besten schon mit AWB) und zum Anderen das Rauschverhalten.
Punkte will ich mal wie beim Boxen vergeben: Der Sieger erhält 10, der Verlierer 9 Punkte. Wenn der Unterschied sehr gravierend ist (k.o.), erhält der Verlierer nur 8 Punkte.
Und so siehts aus:
Vorneweg: Das Bedienkonzept der A1/2 ist ungeschlagen in diesem Sektor und wird es auch bleiben. Während man bei den Minoltas mit ganzen zwei Tastendrücken einen manuellen Weißabgleich erledigt hat, geht es bei der Nikon, wie bei vielen anderen eben auch, nur über das Menü.
Ein weiterer Nachteil: Ich konnte nicht herausfinden, wie man einen Weissabgleich mit Blitz hinkriegt.
Die Zoomwippe und der manuelle Fokus über das (einzige) Multifunktionsrad, geben ebenfalls deutliche Abstriche bei der Bedienung.
Bedienung: A1: 10, CP: 8
Aber: Im Gegensatz zur A1 dürfte der manuelle WA bei der Nikon eher selten zum Einsatz kommen. Selbst Mischlichtsituationen wie beim Aufhellblitzen meistert der Nikon-AWB problemlos.
Wenn man die A1 gewöhnt ist kommt das einer Offenbahrung gleich. Dieser Punkt geht sehr eindeutig an Nikon.
Weissabgleich: A1: 8, CP: 10
Mein weiteres Augenmerk galt dem Objektiv. Ich kann es kurz machen:
Kaum sichtbare Verzeichung in WW oder Tele und sogut wie keine Vignettierung. Wobei man natürlich die 7mm KB im WW berücksichtigen muss.
Natürlich konnte ich das Auflösungsvermögen nicht messen. Meiner Subjektiver Eindruck ist aber ein sehr guter.
In Sachen Verzeichnung und Vignettierung geht auch dieser Punkt an Nikon. Die Auflösung sollte ich nicht werten.
Insgesamt leichter Vorteil Nikon.
Objektiv: A1: 9, CP: 10
Überhaupt hat mich die Bildqualität sehr beeindruckt. Ich testete mit zwei Grundeinstellungen. In der ersten waren alle Parameter, wie Kontrast oder Sättigung, auf "neutral" und die Schärfung auf "nicht schärfen" gestellt. Die zweite galt der Automatik. Alle Parameter auf "Auto" - nicht aber der Modus "Auto", da ich ja nicht ISO 400 mit 100 vergleichen wollte ;) .
Die Neutralstellung gab schöne, weiche und natürliche Bilder ab. So wie ich es erwarten würde bei diesen Einstellungen. Allerdings: Auch die Automatik ging nicht besonders aggressiv zu Werke. Auch hier fiel die kamerainterne Bearbeitung moderat aus. Jefällt ma.
Punkte Verteilung: Automatik an Nikon, Neutral -> Gleichstand. Ergo:
Bildverarbeitung, -eindruck: A1: 9, CP:10
Ich hatte einige Probleme mit der Blitzeinstellung bei der Langzeitsynchronisation. Da ich zu faul war das Handbuch zu lesen, schiebe ich das mal einer Fehleinstellung in irgendeinem Menü zu. Zumal es später perfekt hingehauen hat.
Trotz der hohen Komprimierung auch in der höchsten JPG-Qualitätsstufe waren keine störenden Artefakte auszumachen. Allerdings fehlten mir dazu gestern auch die typischen Motive.
Das Rauschverhalten lässt sich mit dem der A1 vergleichen. Bei der Nikon ist es allerdings mehr Luminanzrauschen, bei der A1 mehr Farbrauschen.
Rauschverhalten: A1: 9, CP: 9
Interessant waren für mich die Tests des Autofokus.
Die Nikon stellt, ähnlich wie die A1, permanent scharf, wenn sie eingeschaltet ist. Das soll wohl Geschwindigkeitsvorteile bringen, kostet aber halt auch Strom.
Und trotzdem: es ist mir unbegreiflich, wie man so was überhaupt als Autofokus bezeichnen mag. Zwar stimmt die Schärfe, wenn die Kamera das behauptet meistens gut, aber bis es soweit ist, haben andere ihre Karte vollgeknippst.
Es vergehen mit unter mehrere Sekunden bis irgendeine elektronische Rückmeldung der hin- und herfahrenden Linsen im Sucher oder am Display sichtbar wird. In 30% der Fälle fällt diese dann auch noch negativ aus (schwaches Tageslicht in der Wohnung).
Die Kamera sagt nicht genau worauf sie dann scharfgestellt hat, sondern lässt nur kurz den gewählten AF-Bereich aufblinken und meldet ok (oder eben nicht). Oft bleibt nur der Dreh am Rad bei gleichzeitigem Druck der entsprechenden Fokustaste.
Autofokus: A1: 10, CP: 8
Das manuelle Scharfstellen über das MF-Rad funktioniert indess überraschend gut. Hat mich gewundert, zumal man Rasterstufen hat die ein sehr feines Justieren eigentlich ausschliessen.
Das liegt aber wohl auch an der Qualität des Suchers / Displays. Im Gegensatz zur A1, die ja die gleichen Auflösungen hat, wirkt der Blick durch den EVF der Nikon wesentlich natürlicher und erlaubt so eine deutlich bessere Beurteilung der Schärfe. Man kann das wohl der besseren Reaktionszeit und höheren Frequenz zuschreiben. Trotz des 1,5" Displays.
EVF / Display: A1: 9, CP: 10
Die Geschwindigkeit des AF ist bei der Nikon systemimmanent. Auch zum Schreiben auf die Karte nimmt sich die Kamera sehr viel Zeit. Schlimmer noch: Während des Schreibvorgangs frieren mit unter schon mal alle Funktionen der Kamera ein.
Meine Tests mit dem RAW Format (TIFF halte ich für kompletten Humbug - nur meine Meinung), fielen deshalb auch knapper als geplant aus. Zwischenzheitlich dachte ich schon, die Cam hätte sich aufgehängt. Inakzeptabel - auch für Baujahr 2002.
Geschwindigkeit: A1: 10, CP: 8
Systembedingt scheint auch der hohe Stromverbrauch. Das Ein- und Ausfahren des Objektivs und die anderen Umstände machen die Kamera zu einem Stromfresser. Kaum mehr als 100 Bilder (30% Blitz) hielt der Akku durch. Das kenn ich von der A1 anders.
Stromverbrauch: A1: 10, CP: 9
Zum Schluss soll noch die Ausstattung bewertet werden. Die Nikon hat alles was der Fotograf unmittelbar benötigt, die A1 bietet aber einfach mehr.
Ausstattung: A1: 10, CP: 9
Fazit:
Der Mehrpreis für eine gebrauchte A1 ist sicherlich gerechtfertigt. Die bessere Ausstattung und die deutlich höhere Geschwindigkeit lassen daran keine Zweifel.
Legt man als Massstab allerdings nur das reine Ergebnis, nämlich das fertige Bild, an, liesse sich trefflich darüber diskutieren. Die Bildqualität der CP 5700 ist über alle Bereiche als hervorragend zu bezeichnen. Auch ohne grosse Kennenlernphase gelingen auf Anhieb sehr gute Bilder. Das ist bei der A1 anders.
Andererseits braucht es schon diese Reduzierung auf Wesentliche, will man die Kamera mit "sehr gut" bewerten. Denn alleine die Geschwindigkeit insgesamt erfordert schon ein hohes Mass an Toleranz vom Benutzer.
Punktestand (wenn ich richtig gezählt habe):
Minolta Dimáge A1:94 Punkte
Nikon Coolpix 5700: 91 Punkte