PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fotografieren in stillgelegten Industrieanlagen


devil_206
01.02.2006, 23:55
Hallo Forumler!

Angeregt durch den Thread "Erfahrungen mit dem Metz SCA 333 als AF-Hilfslicht an DxD" von "KleinD7" und einem Tipp von Manni (DANKE!) möchte ich hiermit mal nachfragen, wie ihr solche "Fotosessions" organisiert.

Normalerweise sind solche Anlagen mit Schildern wie "Betreten verboten" oder ähnliches für den - sagen wir mal - öffentlichen Zutritt gesperrt. Trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - werden in solchen Anlagen und in den zugehörigen Gebäuden sehr interessante und einzigarte Fotos "geschossen", wie auch schon einige Forumsmitglieder hier eindrucksvoll gezeigt haben.

Wie haltet ihr das mit dem Zutritt zu solchen Anlagen :?: :?:

Fragt ihr ganz "artig" beim Besitzer nach, ob ihr aufs Gelände dürft, findet ihr rein zufällig das Loch im Zaun oder prüft ihr auch schon mal, ob vielleicht die eine oder andere Zaunlatte locker ist und dadurch den Zugang freigibt?

Wenn ihr euch nicht öffentlich "outen" wollt, :oops: :oops: , freue ich mich auch über Tipps per PN, wobei das Thema bestimmt für den einen oder anderen "Hobby-Industriefotografen" auch von Interesse sein dürfte.

Nachtmensch
02.02.2006, 01:55
Das ist Hausfriedensbruch. :cool:

KleinD7
02.02.2006, 04:08
...Wenn ihr euch nicht öffentlich "outen" wollt, :oops: :oops:...

Hallo Klaus,

warum nicht. :lol:
Nachdem Manni meint es könnte auch für andere interessant sein, schreibe ich doch mal etwas ausführlicher zu dem Thema. ;)

Also:
Wir sind jetzt seit einem Jahr, insbesondere im letzten Herbst, in alten Industrieanlagen unterwegs. Vorzugsweise gehen wir im Breich Benelux auf Tour, da das von Köln aus gut zu erreichen ist und es dort noch viele Objekte gibt, die in Würde altern dürfen. In Deutschland bleiben solche lohnenden Foto-Locations leider selten länger stehen.
Als Beispiel: Eine Fabrik in Belgien auf einem 32 ha großen Gelände, wird jetzt nach ca. 25 Jahren Dornröschenschlaf leider abgerissen :cry:. Die Atmosphere in der Anlage war gelinde gesagt atemberaubend! In den Jahrzehnten hat der Wald sich den Platz zwischen den Backsteinbauten mit großen Sprossenfenstern zurückerobert. Gleichzeitig sieht aber alles wie eben verlassen aus, und hat nicht diesen konservierten "Instant-Touch" von Industriemuseen: Werkzeuge, Arbeitskleidung, selbst das Registriebuch der LKW-Waage mitten im Wald liegt mit dem letzten Eintrag von 1978 offen auf dem Schreibpult. - Solche Stillstandszeiten kenne ich in Deutschland nicht. Entweder es ist dann ein Industriemuseeum oder es existiert nicht mehr.

Zur eigentlichen Frage - Zugang/Erlaubniss:
Bisher hatten wir nie Probleme, mit dem Zugang oder irgendwelchen Besitzern. In den meisten Fällen bewegen wir uns "erlaubnissfrei" auf den Geländen. Das liegt in erster Linie auch daran, dass es meist nur schwer möglich ist einen Besitzer ausfindig zu machen (siehe oben - nach 25 Jahren). Zum anderen halte ich es nicht für sinnvoll "schlafende Hunde zu wecken"... ;)
Um Konfrontationen mit z.B. Sanierungspersonal oder Entdeckung von übervorsichtigen Anwohnern zu vermeiden, fahren wir meist am Wochenende los und suchen uns einen ruhigen schwer einsehbaren Zugang.
Für den Fall das man mit Wachpersonal konfrontiert wird, habe ich mitlerweile ein kleines Fotobuch mit einigen Aufnahmen im Gepäck um das Ergebniss dieser Touren zu demonstrieren. Aus Erfahrungsberichten von anderen Industriebegeisterten, weckt soetwas in den meisten Fällen Neugierde und führt manchmal sogar zu einer Führung. In jedem Fall aber besänftigt es und weckt Verständniss. Für wichtig halte ich aus diesem Grund auch, das man IMMER zerstörungsfrei vorgeht! Sowohl beim Zugang, als auch beim Bewegen im Objekt. Sonst landet man sehr schnell in der Sparte 'Vandalismus'.
Als abschließende Anekdote zum Thema Erlaubniss: Manchmal hilft aber auch einfach zu fragen... Wir fuhren for einem Militär-Hospital vor und sahen, wie zwei Monteure gerade die Absperrung mit Bauzäunen erneuerte und dabei auch erweiterte. Frustriert und die in Deutschland anzunehmende Absage mit dem Hinweis auf Verantwortung im Schadenfall im Kopf wollte ich schon fahren, stellte aber dann doch noch auf Drängen meiner Freundin den Beiden die Frage, ob wir nicht einige Fotos machen dürften. Die überraschende Antwort: "Klar. Nur schaut das Ihr in zwei Stunden wieder draussen seid, dann machen wir das Tor zu." - Fazit, manchmal muss man auch einfach die Feste feiern, wie sie fallen.

Zur Objektsuche:
Mund zu Mund-Propaganda und das Internet helfen bei der Recherche weiter. Auf einigen Web-Seiten findet man teilweise Weg- und Zugangsbeschreibungen zu den Anlagen, was aber eher die Ausnahme ist. Ob es den Betreibern recht ist hier veröffentlicht zu werden, weiß ich nicht. Daher halte ich mich mit Links zurück (PN). Einfaches Googeln nach Begriffen wie z.B. "urban exploration", "abandoned", "forgotten", "forbidden" oder schlicht "Industriekultur" sollte aber helfen. ;)

Tipps zur Vorbereitung:
Zur Vorbereitung für solche Touren, teils aus eigener Erfahrung teils aus Erfahrungsbeichten andere abgeleitet, kann ich nur die folgenden Empfehlungen weitergeben.

Das alte Spiel: Ich packe meinen Koffer und nehme mit...

- Entsprechendes stabieles und sicheres Schuhwerk, wenn möglich "durchtrittsicher"
- Handy für Notfälle greifbar und nicht im Rucksack vergraben mitnehmen
- Ausreichend Licht (auch für den Rückweg) mitnehmen - Wir haben z.B. immer 2 größere Maglights dabei
- Zange - Wer im Obergeschoss eines Hospitals hinter einer durch Luftzug zugefallenen Tür ohne Klinke festgesessen hat, weiß warum (auf Holländischer Seite gelesen, der Fotograf hat eine Toilettentür demontiert um mit dem Griff dann wieder frei zu kommen)
- nach möglichkeit nicht alleine losziehen - Stichwort: Notfälle aller Art

- organisatorsch: bei längeren Anfahrten ist es sinnvoll sich ein Ausweich-Objekt in der Nähe des Ziels zu suchen, damit man nicht unter Umständen mehrere Stunden im Auto sitzt um lediglich das Ergebniss einer gelungenen Sprengung in der vorherigen Woche zu bewundern.

Natürlich will ich hier keinen animieren sich in Gefahr zu begeben. Ich hoffe aber, dass Euch die "kurze" Beschreibung gefällt und die Neugierde weckt. Wenn ich noch etwas Zeit finde, schaue ich mal, ob ich noch Bilder aus der oben beschriebenen Fabrik finde und sie dann hier einstelle.

Für Fragen stehe ich natürlich gerne bereit und bin natürlich für Anregungen zu neuen Objekten zwischen Hannover und Calais immer dankbar. :top:

devil_206
02.02.2006, 10:02
Hallo David,

herzlichen Dank für Deine ausführliche Berichterstattung! Es sind ein paar sehr interessante Tipps dabei!
Da wir hier im bayerischen Raum (leider?) nicht so mit interessanten Objekten "gesegnet" sind, ist es relativ schwierig, gleich zur Tat zu schreiten. Hier wird lieber gleich mal abgerissen, eingestampft und was neues hinbetoniert!
Aber wie du schon angeführt hats, gibt es ja im Internet den einen oder anderen Link, in dem "Locations" beschrieben werden. Da werde ich mich, wenn's die Freizeit und der Familienminister( :oops: :oops: ) zulassen, mal näher mit befassen!

@Nachtmensch:
Da geb ich Dir unumwunden Recht! Die Frage ist nur: Wenn man "erwischt" wird, wie geht man der Situation dann um oder soll man lieber nur legale, öffentliche Plätze aufsuchen???

Plänk
02.02.2006, 10:23
Danke für den Bericht. Wie gerne würde ich so eine anlage mal besichtigen. Nur leider ist in der Schweiz jeder quadratmeter genutzt :flop:

Nachtmensch
02.02.2006, 11:23
Hallo David,

herzlichen Dank für Deine ausführliche Berichterstattung! Es sind ein paar sehr interessante Tipps dabei!
Da wir hier im bayerischen Raum (leider?) nicht so mit interessanten Objekten "gesegnet" sind, ist es relativ schwierig, gleich zur Tat zu schreiten. Hier wird lieber gleich mal abgerissen, eingestampft und was neues hinbetoniert!
Aber wie du schon angeführt hats, gibt es ja im Internet den einen oder anderen Link, in dem "Locations" beschrieben werden. Da werde ich mich, wenn's die Freizeit und der Familienminister( :oops: :oops: ) zulassen, mal näher mit befassen!

@Nachtmensch:
Da geb ich Dir unumwunden Recht! Die Frage ist nur: Wenn man "erwischt" wird, wie geht man der Situation dann um oder soll man lieber nur legale, öffentliche Plätze aufsuchen???

Ich hab leicht reden, bei mir gibt es weit und breit nichts, was mich reizen würde. Da wird alles sofort abgerissen. Aber wenn ich so manche Bilder sehe, wäre mir der Hausfriedendbruch wohl auch egal :cool:

Spike1701
02.02.2006, 11:36
Hallo,

nette Seite zu dem Thema, falls sie noch nicht bekannt ist:

http://www.sperrzone.net/web/sperrzone/sperrzone.nsf/

Christian

KleinD7
02.02.2006, 12:07
Danke für den Bericht. Wie gerne würde ich so eine anlage mal besichtigen. Nur leider ist in der Schweiz jeder quadratmeter genutzt :flop:

Hallo Plänk,
vertuh Dich mal nicht. Die Seite von Spike kenne ich auch. Sortiert nach Ländern solltest Du da eigentlich auch einige Schmückstücke in Deinem Kanton finden. Nur vorsicht, es sind auch aktive Anlagen gelistet, was dann aber vermerkt ist.

Hallo Nachtmensch,
in Bezug auf die klassischen Industriegebiete, wie zum Beispiel Saarland oder Ruhrgebiet bist Du natürlich extrem weit ab vom Schuss. Aber was ist denn mit einer Spritztour Richtung Osten? Die Grenze sollten doch nicht mehr als 150 km von Dir entfernt sein, oder?