capote
11.10.2005, 10:49
Hallo,
gerade in der FAZ (www.faz.net) gelesen. Für alle, die sich noch an die S/W-Entwicklung erinnern können.. ;-)
Fotopapier
Das Gegenbild zum Pixelfänger
Von Nils Schiffhauer (http://www.faz.net/s/Rub8F4CC12BA50B48E9A076651F417117FE/Doc~EFB48CBCF4AF94B45933414D01E67CCCB~ATpl~Ecommon ~Scontent.html)
09. Oktober 2005
[...]
Die sogenannte Cyanotypie reicht in den Urgrund der Fotografie und ist ein Ergebnis des Experimentierens mit lichtempfindlichen Substanzen. Entwickelt hatte es Sir John Herschel (der Sohn des großen Astronomen), der Ende 1842 die dadurch entstandene Kontaktkopie beschrieb als ein Bild, das "einen hohen Grad von Schärfe besitzt sowie von besonderer Schönheit und Delikatesse der Farbe ist". Künstler wie Hippolyte Bayard bemächtigten sich bald dieser auch Blaupause genannten Technik fotografischer Kopie, die in weiterentwickelter Form die Vervielfältigung von Bauplänen mit ihrem typischen Blauton bis in unsere Jahre hinein bestimmte. Dank Kameraoptiken und lichtempfindlicherer Substanzen fielen diese fotogenischen Zeichnungen jedoch vorübergehender Vergessenheit anheim, bis sich um 1920 Christian Schad und Man Ray einen Streit um die Wiederentdeckung der je nach Standpunkt Schado- oder Rayographie genannten Technik lieferten.
Mit Geduld zum Kunstwerk
Wer Geduld hat, spannt dieses Papier vor eine Optik und erzielt - bei Belichtung in vollem Sonnenschein - nach etwa zehn Minuten Fotounikate von geradezu zauberhafter Aura. Die dahinterstehende Chemie hört sich einigermaßen nüchtern an, das Papier läßt sich sogar selbst herstellen. Man löst Ammoniumeisen(III)-citrat und rotes Blutlaugensalz (Kaliumferricyanid) in Wasser und trägt diese Lösung auf Papier auf; fertig. Unter UV-Licht kommt eine Redox-Reaktion in Gang, nach der das Eisen(II)-Ion mit dem Blutlaugensalz zum Berliner Blau reagiert, einem lichtbeständigen Eisen-Blaupigment.
Das alles ist ungiftig, und der gesamte Vorgang des Fotografierens, Entwickelns und Fixierens bleibt übersichtlich in einer Hand. Die Cyanotypie bereichert nicht nur den Schulunterricht in Physik, Chemie und Kunst, sondern könnte ihre Renaissance in der Lichtmalerei von individuellen Glückwunschkarten bis zu künstlerischer Fotografie finden. Mehr Spaß als der Druck auf den Auslöser eines heutigen Pixelfängers bringt der Umgang mit dieser Technik aus dem Morgenblau der Fotografie allemal.
Solar-Fotopapier, etwa 9 Euro, Telefon 02 01/6 34 97 60, www.astromedia.de
gerade in der FAZ (www.faz.net) gelesen. Für alle, die sich noch an die S/W-Entwicklung erinnern können.. ;-)
Fotopapier
Das Gegenbild zum Pixelfänger
Von Nils Schiffhauer (http://www.faz.net/s/Rub8F4CC12BA50B48E9A076651F417117FE/Doc~EFB48CBCF4AF94B45933414D01E67CCCB~ATpl~Ecommon ~Scontent.html)
09. Oktober 2005
[...]
Die sogenannte Cyanotypie reicht in den Urgrund der Fotografie und ist ein Ergebnis des Experimentierens mit lichtempfindlichen Substanzen. Entwickelt hatte es Sir John Herschel (der Sohn des großen Astronomen), der Ende 1842 die dadurch entstandene Kontaktkopie beschrieb als ein Bild, das "einen hohen Grad von Schärfe besitzt sowie von besonderer Schönheit und Delikatesse der Farbe ist". Künstler wie Hippolyte Bayard bemächtigten sich bald dieser auch Blaupause genannten Technik fotografischer Kopie, die in weiterentwickelter Form die Vervielfältigung von Bauplänen mit ihrem typischen Blauton bis in unsere Jahre hinein bestimmte. Dank Kameraoptiken und lichtempfindlicherer Substanzen fielen diese fotogenischen Zeichnungen jedoch vorübergehender Vergessenheit anheim, bis sich um 1920 Christian Schad und Man Ray einen Streit um die Wiederentdeckung der je nach Standpunkt Schado- oder Rayographie genannten Technik lieferten.
Mit Geduld zum Kunstwerk
Wer Geduld hat, spannt dieses Papier vor eine Optik und erzielt - bei Belichtung in vollem Sonnenschein - nach etwa zehn Minuten Fotounikate von geradezu zauberhafter Aura. Die dahinterstehende Chemie hört sich einigermaßen nüchtern an, das Papier läßt sich sogar selbst herstellen. Man löst Ammoniumeisen(III)-citrat und rotes Blutlaugensalz (Kaliumferricyanid) in Wasser und trägt diese Lösung auf Papier auf; fertig. Unter UV-Licht kommt eine Redox-Reaktion in Gang, nach der das Eisen(II)-Ion mit dem Blutlaugensalz zum Berliner Blau reagiert, einem lichtbeständigen Eisen-Blaupigment.
Das alles ist ungiftig, und der gesamte Vorgang des Fotografierens, Entwickelns und Fixierens bleibt übersichtlich in einer Hand. Die Cyanotypie bereichert nicht nur den Schulunterricht in Physik, Chemie und Kunst, sondern könnte ihre Renaissance in der Lichtmalerei von individuellen Glückwunschkarten bis zu künstlerischer Fotografie finden. Mehr Spaß als der Druck auf den Auslöser eines heutigen Pixelfängers bringt der Umgang mit dieser Technik aus dem Morgenblau der Fotografie allemal.
Solar-Fotopapier, etwa 9 Euro, Telefon 02 01/6 34 97 60, www.astromedia.de