Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Blendenwerte der Objektive
Dragon777
08.09.2005, 20:17
Hallo zusammen!
Bin zwar kein dSLR Nutzer (noch nicht), aber verfolge hin und wieder dieses Forum.
Ist jetzt vielleicht eine dumme Anfängerfrage, aber vielleicht mag es mir ja doch jemand beantworten.
Wenn man sich die Daten der meisten verfügbaren SLR Objektive anschaut dann ist der Umfang der angegebenen Blenden meist recht klein.
Also f4-6,5 oder so ähnlich. Bedeutet das, dass man nur diesen Blendenbereich von 4 bis 5,6 nutzen kann?
Reicht denn das überhaupt um mit der Tiefenschärfe zu spielen?
Ich bin da von meiner A2 ja einen viel groesseren Bereich gewohnt, aber vielleicht lässt sich das ja nicht vergleichen......
Wäre nett, wenn mir das mal jemand erklären würde.
Thx
D
Callophris
08.09.2005, 20:21
Hi, wenn bei einem Objektiv zB steht:
18-70mm f 4.5-5.6
bedeutet es, dass die kleinstmögliche Blende bei 18mm 4,5 ist.
Die kleinstmögliche Blende bei 70mm wäre dann 5,6.
Die meisten Objektive besitzen Blenden bis zu f 32.
Tiefenschärfe sollte also kein Problem sein :D
Dimagier_Horst
08.09.2005, 20:24
Hallo D,
ich vermute, Du meinst damit die größte mögliche Blende. Das ist die Blende bei einem Objektiv, die am meisten Licht durchlässt. Bei einem Zoom ändert sich das mit der Brennweite, deswegen wird dabei ein Bereich angegeben. Kleinste Blende sollte in etwa um 11 oder 22 oder 32 sein.
Callophris
08.09.2005, 20:28
Ja, natürlich :oops:
4,5 ist die größte Blendenöffnung aber die kleinste Blendenzahl :roll:
Passiert :D
Cougarman
08.09.2005, 20:32
Ich bin da von meiner A2 ja einen viel groesseren Bereich gewohnt,
Es ist genau wie bei Deiner A2, da steht 1:2,8 - F3,5 drauf.
Dragon777
08.09.2005, 21:16
Hi!
Ah, ok, jetzt habe ich es kapiert. :-)
Und woran erkennt man, welches die kleinste möglichste Blende (höchste Blendzahl) bei so einem Objektiv ist?
Danke für die Hilfe!
D
Callophris
08.09.2005, 21:18
Steht meistens in Klammern zB f4.5 (32) -5.6 oder so ähnlich.
Steht meistens in Klammern zB f4.5 (32) -5.6 oder so ähnlich.
Bei der A1/2 aber leider nicht auf der Linse... Dafür aber in der BDA oder im Datenblatt
jottlieb
08.09.2005, 22:00
Steht meistens in Klammern zB f4.5 (32) -5.6 oder so ähnlich.
Bei der A1/2 aber leider nicht auf der Linse... Dafür aber in der BDA oder im Datenblatt
Doch.
"7.2-50.8mm 1:2,8-3,5"
Steht meistens in Klammern zB f4.5 (32) -5.6 oder so ähnlich.
Bei der A1/2 aber leider nicht auf der Linse... Dafür aber in der BDA oder im Datenblatt
Doch.
"7.2-50.8mm 1:2,8-3,5"
Mmh, wo ist denn da die kleinste Blendenöffnung (größte Zahl, darum gings hier doch, blätter mal hoch)? 2,8 und 3,5 ist Offenblende.
Callophris
08.09.2005, 22:12
Und wenn man noch weiter hochblätternt, sieht man, dass nicht nach der A1 / 2 gefrägt wurde.
John Doe
09.09.2005, 19:06
Hallo zusammen,
@Dragon777, kurze Einführung in Optik, ich versuche das mal halbwegs verständlich hinzukriegen, so daß ich es auch verstehe :lol: .
Wie schon angeführt wurde, gilt eine einfache Regel, je kleiner die Zahl, desto offener die Blende und damit höher der Lichteinfall. In der reinen Theorie, ist die größte Blende (also kleinste Zahl) 1:1,0, also das Traumobjektiv jedes Portrait-/ Aviable Light Fotgrafen. Jede volle Blende halbiert die auf den Film aufteffende Lichtmenge um die Hälfte, die vollen Blenden berechnen sich aus der idealen Blende 1,0, welche immer mit dem Faktor 1,4 multipliziert wird, und das selbe wird dann mit den Ergebnissen weitergeführt. Also 1x1,4=1,4. 1,4x1,4=2,0. 2,0x1,4=2,8 usw.
Jetzt gibt es 2 verschiedene Arten von Objektiven. Die preiswerteren Objektive sind meistens mit einer sogenannten "schleichenden" Blende ausgerüstet, also verkleinert sich die Öffnung beim Zoomen. Das liegt einfach am Durchmesser der Frontlinse, da diese sich nach der Brennweite und der Blende berechnet. So müßte die Frontlinse eines 300mm Objektivs mit einer Blende 1:2,0 einen Frontlinsendurchmesser von 150mm haben (300/2), während ein 300mm 1:2,8 mit "nur" 105mm auskommt. Während das im leichten Zoom Bereich von 70-100mm Anfangsbrennweite noch recht problemlos und auch preiswert bauen läßt, siht das bei 200, 300 oder gar 400mm schon anders aus. Daher nimmt die Blende mit zunehmender Brennweite bei diesen Objektiven ab.
Die andere Variante sind Objektive mit fester Blende, im Bereich von 200-300mm mit Blende 2,8/4, oberhalb 400mm meistens nur noch mit Blende 4/5,6. Diese Objektive sind meistens sehr groß und sehr teuer, da ihre optische Konstruktion auch ziemlich aufwändig ist, da sie ja letzendlich auf Endbrennweite hin gerechnet werden und der untere Bereich quasi als "Bonus" mitgeliefert wird. Rein theoretisch wäre es sogar möglich, ein 70-200 mit schleichender Blende und den Werten 1:1,0-2,8 zu bauen, allerdings möchte ich dieses Objektiv nicht berechnen müssen, allein der Streulichtschutz im Inneren würde den Konstrukteur in den Wahnsinn treiben.
Quasi alle Objektive, die mit schleichender, wie auch die mit fester Blende, lassen sich stark abblenden, mindestens bis Blende 22, einige bis Blende 32 und sogar Blende 45. Besonders an einer D-SLR sind solche Blenden allerdings mit Vorsicht zu genießen, da sich die Sensoren anders verhalten, wie klassischer Film. Ist es dem Film noch egal, in welchem Winkel das Licht auf ihn trifft, so ist das beim Sensor durchaus relevant. Durch die Mikrolinsen ist das zwar etwas entschärft worden, allerdings treten bei fast allen Objektiven al Blende 16-22 schon starke Beugungseffekte auf. Aus diesem Grund (Beugungseffekte) können die meisten Kompakt/Bridgekameras auch nur bis Blende 8 abgeblendet werden, einige wenige bis Blende 11, wobei die Schärfentiefe einer D-SLR ohnehin deutlich kleiner ist, wie die einer Kompaktknipse.
Gruß Uwe
Dragon777
09.09.2005, 23:40
Hi Uwe!
Vielen Dank für diese ausführliche Einführung in die Objektivwelt!
Hat mir einige Aufschlüsse gegeben.
Eine Frage habe ich noch:
Wo ist denn der Vorteil von Objektiven mit festen Blendwerten? Die sind dann doch weniger Vielseitig, oder?
Gruss
D
Was meinst du mit festen Blendenwerten?
Mir ist kein normales Objektiv bekannt, bei dem man die Blende nicht verstellen kann.
Es gibt Objektive wie zum Beispiel das 2,8/70-200SSM, die durchgängig eine Anfangsblende von 2,8 haben. Abblenden kannst du immer und praktisch auch immer mehr als genug. :D
John Doe
10.09.2005, 00:10
Hallo zusammen,
@Dragon777- ich glaube, Du unterliegst da einem kleinen Irrtum. Objektive mit "fester" Blende lassen sich natürlich abblenden, im Regelfall bis mindestens Blende 22. Der Vorteil dieser Objektive ist halt, dass Du zoomen kannst, ohne daß sich die Blendenwerte verändern. Das wirkt sich natürlich nur beim Arbeiten mit Offenblende aus.
Beispiel: Objektiv 80-200 1:2,8. Du arbeitest mit Offenblende, in diesem Fall also 2,8. Egal welche Brennweite Du einstellst, die Blende bleibt bei 2,8. Wenn Du das Objektiv abblendest, bleibt natürlich auch die Blende fest eingestellt, z.B. Blende 8.
Beispiel 2: Objektiv mit schleichender Blende, z.B. 70-210 1:4,0-5,6. Du arbeitest auch hieer wieder mit Offenblende. Diese beträgt bei 70 mm ja 1:4,0. Zoomst Du jetzt, so wird sich die Blende immer weiter schliessen, bis sie bei 5,6 angekommen ist. Meistens bist Du dann noch deutlich unter der Maximalbrennweite. Sebstverständlich kannst Du auch hier abblenden, so wie es das Licht zuläßt, z.B. auf Blende 8. Hast Du eine Blende von mindestens 5,6 eingestellt, dann schliesst sich die Blende auch nicht weiter, da Du den schlechtesten Blendenwert ja schon erreicht hast.
Fazit: Objektive mit fester Blende sind denen mit schleichender Blende, im Regelfall, deutlich überlegen, allerdings sind sie auch wesentlich größer, schwerer und teurer. Solche Glücksfälle, wie das 70-210mm 1:4 "Ofenrohr" von Minolta, welches man für rund 100€ bekommt, sind da die Ausnahme, meistens ist der Griff in Deine Geldbörse schon etwas tiefer. Abblenden kannst Du selbstverständlich alle Objektive, mit Ausnahme von Spiegelteleobjektiven, an denen die Blende nicht einstellbar ist. Es gibt auch einige Spezialobjektive, an denen das nicht geht, sind aber ziemlich selten und meistens adaptierte Sonderbauten. Wie bereits angeführt, solltest Du aber ein Abblenden auf Werte jenseits von Blende 22 vermeiden, weil die Beugungseffekte sich dann stark negativ auf das Bild auswirken.
Gruß Uwe
Es gibt durchaus Objektive mit fester Blende, Spiegelobjektive z.B. Da kann man das Öffnungsverhältnis nicht ändern.
Dragon777
10.09.2005, 17:08
Hi
Ok, jetzt ist mir alles klar. :-)
Nochmal vielen Dank für die ausführliche Hilfe obwohl meine Fragen vielleicht etwas dummy-maessig waren.
Gruss
D
John Doe
10.09.2005, 18:34
Hallo zusammen,
@Dragon, ein kluger Mensch hat einmal gesagt, daß es keine dummen (Dummy Mäßigen) Fragen gibt, nur dumme, bzw. arrogante Antworten. Irgendwann sind wir ja alle mal angefangen und haben auch keinen Schimmer von Brennweiten, Blenden und Schärfentiefe gehabt und so ein Forum dient nun mal dazu, daß Leute mit Fragen sich an Leute mit Wissen wenden können. Also keine Scheu beim Fragen, zu meinen "Lehrlingen" sage ich auch immer, daß ich eigentlich erst dann zufrieden bin, wenn ich Abends ein Loch im Bauch vom Fragen habe :lol: .
Gruß Uwe
P.S. @dr_big- stimmt Du hast natürlich völlig recht. Hatte ich zwar mit erwähnt, ist aber wohl in meinem letzten Posting etwas im Text untergegangen.
moin, einige kleine Anmerkungen zur ausführlichen Beschreibung oben:
eine geometrische Anfangsöffnung ('Lichtstärke') von f 1:1.0 ist nicht der 'größte Traumwert'.
Theoretisch (geometrische Optik) ist eine Anfangsöffnung von f 1:0.5 bei abbildenden Objektiven möglich (allerdings liegt dann bei Fokus auf unendlich die Hinterlinse des Objektivs auf der Bildebene auf, was neben mechanischen auch unüberwindliche Abbildungsprobleme erzeugt), real wären f 1:0.7 möglich.
Canon hat 1961 eine Sucherkamera (Canon 7) mit einem f 1:0.95/50mm herausgebracht (mit 'berauschender' Abbildungsqualität), der Rekord gilt bis heute.
Von Leitz gibt es das Noctilux M f 1:1.0/50mm (für M-Sucherkameras, soll sehr gut sein, ist extrem teuer).
Das Minolta MD f 1:1.2/50mm habe ich schon mal live gesehen.
(Leider finde ich den Link jetzt nicht wieder, habe aber mal bei Zeiss sehr interessante Artikel zur Berechnung von Objektiven und den Grenzen gefunden, samt Erklärung welche optischen Objektivkonstruktionen welche Vor- und Nachteile haben.)
Die relative Blendenzahlreihe ergibt sich rein geometrisch:
Doppelter Durchmesser=vierfache Fläche der Blendenöffnung=vierfaches Licht,
Verdoppelung der Lichtmenge also bei doppelter Fläche=Wurzel-2-fachem Durchmesser=1,41..fach.
Jetzt noch dran denken, dass die Blendenzahl im Nenner steht (1:4 ist also eine doppelt so große lichtdurchlässige Fläche wie 1:5.6) .
Abweichnungen entstehen durchs Runden auf 'glatte' Werte ;) .
c_reiter
13.09.2005, 18:18
real wären f 1:0.7 möglich.
So was gab es zB bei Röntgen-Szintigraphie Anwendungen. Dort gab es Baureihen von Rodenstock und Rayxar mit f=0,75 von 42mm bis 150mm
Tatsächlich befindet sich der Fokus hier nur wenige millimeter hinter der Rücklinse.
hier zB das 1:0,75/65mm
http://home.intekom.com/franlet/astronomyPAGE69.htm
Der fotografische Einsatz erfordert natürlich "drastische Massnahmen", auf der selben Seite gibt es auch den Kameraselbstbau zu bewundern.
Im Projektionsbereich sind f1:1 nicht so selten und im Videoüberwachungsbereich findet man häufig zB ein f1:0,95/25mm
In der reinen Theorie, ist die größte Blende (also kleinste Zahl) 1:1,0, also das Traumobjektiv jedes Portrait-/ Aviable Light Fotgrafen.
Das wäre nicht Traum, sondern Horror. Mal davon ab, dass man Linsenobjektive theoretisch bis 1:0,5 bauen kann. Selbst bei 1:1,0 wäre die Schärfentiefe derart gering, dass man damit keine vernünftigen Porträts machen kann.
Gesicht, bildfüllend, braucht ca. Blende 4 bei Kleinbildformat, damit Nasenspitze, Augen und Ohren im Schärfenbereich liegen.
Dass lichtstarke Objektive wie das Noctilux 1:1,0 von Leica oder 1,2/58 von Minolta bei offenener Blende stark vignettieren (2 Blenden in den Bildecken), weißt du ja sicher.
Cougarman
14.09.2005, 16:35
Dass lichtstarke Objektive wie das Noctilux 1:1,0 von Leica oder 1,2/58 von Minolta bei offenener Blende stark vignettieren (2 Blenden in den Bildecken), weißt du ja sicher.
:shock:
Also ich wusste das zumindest nicht.
Da ich mir solche Objektive nicht leisten konnte.
Wie sieht es denn mit dem 1,2/85 von Canon aus ?
Dass lichtstarke Objektive wie das Noctilux 1:1,0 von Leica oder 1,2/58 von Minolta bei offenener Blende stark vignettieren (2 Blenden in den Bildecken), weißt du ja sicher.
:shock:
Also ich wusste das zumindest nicht.
Da ich mir solche Objektive nicht leisten konnte.
Wie sieht es denn mit dem 1,2/85 von Canon aus ?
Besser. Nicht weil's von Canon ist, sondern weil die Brennweite länger ist.
Cougarman
14.09.2005, 16:43
Besser. Nicht weil's von Canon ist, sondern weil die Brennweite länger ist.
Würde abblenden helfen ?
Welches Objektiv kennst Du eigentlich nicht ? ;)
Besser. Nicht weil's von Canon ist, sondern weil die Brennweite länger ist.
Würde abblenden helfen ?
Klaro, deswegen schrieb ich ja bei offener Blende. 2 Stufen abblenden und Vignettierung ist kein Thema mehr.
Welches Objektiv kennst Du eigentlich nicht ? ;)
Da gibt's schon noch ein paar ;)