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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kraniche oder doch Gänse?


joker13
22.11.2023, 19:02
Heute am Himmel, eine Gruppe von Langhälsen:D
Der Formationsflug ist deutlich zu erkennen.
Leider kann man von unten nur die Umrisse erkennen.
Ich vermute es sind es Kraniche? Die hätte ich bei uns in der Region noch nicht gesehen.
Oder sind es doch nur Nielgänse bzw. Kanadagänse?


823/VKDSC01198-.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=384878)

823/VKDSC01199-.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=384879)

ingoKober
22.11.2023, 19:21
Kraniche, die bestimmt brav zur Identifikation ausdauernd ihren wissenschaftlichen Namen gerufen haben: Grus grus....

BeHo
22.11.2023, 20:12
Ja, Kraniche. Das "Geschrei", das Du gehört haben wirst, ist auch unverkennbar.

Es ist ein recht kleiner Schwarm. Bei uns auf der anderen Seite vom Rhein waren letzte Woche welche mit 150+ Individuen unterwegs.

Aus meiner Kindheit und Jugend kenne ich das auch nicht, aber seit einigen Jahren ziehen sie in unserer Gegend jeden Spätherbst in großer Zahl Richtung Süden. Sogar nachts hört man sie manchmal.

joker13
22.11.2023, 21:53
Kraniche, die bestimmt brav zur Identifikation ausdauernd ihren wissenschaftlichen Namen gerufen haben: Grus grus....

Danke Ingo:top:
Tatsächlich waren die ziemlich laut.

joker13
22.11.2023, 22:05
Ja, Kraniche. Das "Geschrei", dass Du gehört haben wirst, ist auch unverkennbar.

Es ist ein recht kleiner Schwarm. Bei uns auf der anderen Seite vom Rhein waren letzte Woche welche mit 150+ Individuen unterwegs.

Aus meiner Kindheit und Jugend kenne ich das auch nicht, aber seit einigen Jahren ziehen sie in unserer Gegend jeden Spätherbst in großer Zahl Richtung Süden. Sogar nachts hört man sie manchmal.

Ja, das war ein kleiner Schwarm. Die waren bei nur 4 Grad ziemlich hoch. Anscheinend macht den die Kälte nicht viel aus. Ich wüsste gerne, wo die ihre Rast machen. Das wird wohl weit weg sein, der Flughöhe nach. :D
(Ich hatte Ende September einen Schwarm an der Küste in Niederlande gesehen, bei uns zuhause noch nicht.)

HoSt
22.11.2023, 22:16
Ja, definitiv Kraniche.

Die ziehen dieses Jahr sehr spät n Süden. Hier im Taunus ziehen sie eigentlich jeden Herbst über Idstein.

Letzte Nacht und heute tagsüber sind bestimmt einige tausend hör- und sichtbar gewesen.

Itscha
23.11.2023, 10:08
Bei uns (Mittelmosel) sind die letztes Wochenende drüber gezogen. Da waren sie aber tatsächlich so tief und direkt über Cochem, dass ich sie fast von der Seite fotografieren konnte. Ich vermute mal, dass sie die Thermik über den sonnenerhitzen Schieferdächern genutzt haben, um wieder Höhe zu gewinnen. Und sehr nah waren sie auch.

Sonst fliegen sie bei uns auch erheblich höher, und wenn Thermik, dann über den Schiefersteillagen der Weinberge.

felix181
23.11.2023, 10:48
Ich wüsste gerne, wo die ihre Rast machen. Das wird wohl weit weg sein, der Flughöhe nach. :D

In Skandinavien und Mitteleuropa brütende Kraniche nutzen den Zugweg über Deutschland nach Frankreich und Spanien. Die finnischen und Baltischen Kraniche nehmen den ungarischen Zugweg. Ich habe das Glück sehr nahe eines Rastplatzes in Österreich/Ungarn zu wohnen - ist immer sehr eindrucksvoll. Tagsüber zerstreuen sich die Trupps immer über ein grosses Gebiet zur Nahrungsaufnahme und am Abend kommen alle zu den Schlafplätzen zusammen. Ist ein sehenswertes Schauspiel, aber nach etwa 2 Wochen auch wieder vorbei...

Rudolfo
23.11.2023, 11:03
Es gibt auch ein Video mit den Rufen ziehender Kraniche:

Ruf der Kraniche Cranes singing Vogelzug graue eurasischen Winterquartier Kranichzug Herbst Frühling
(https://www.youtube.com/watch?v=l6oW3JJDTRs)

Wer diese Rufe einmal gehört hat, erkennt die Vögel auch mit geschlossenen Augen.:top:

Itscha
23.11.2023, 11:41
In Skandinavien und Mitteleuropa brütende Kraniche nutzen den Zugweg über Deutschland nach Frankreich und Spanien.

Die rasten zum Beispiel im Diepholzer Moor (beim Naturpark Dümmer, Niedersachsen). Tagsüber kann man dort auf den abgeernteten Maisfeldern überall Kraniche sehen und auch relativ gut von öffentlichen Straßen aus fotografieren. Die Nacht verbringen die Kraniche in den umliegenden Mooren.

bjoern_krueger
23.11.2023, 11:49
Das ist schon echt erstaunlich, wie diese Tiere wissen, wann sie wohin fliegen müssen. Und dass sie auch immer hin und auch wieder zurück finden. Unglaublich eigentlich. Ohne Navi, ohne Kalender, ohne Uhr, ohne Bewusstsein.

Apropos Bewusstsein: Ich frage mich immer, wenn ich so Vögel sehe, wissen die, was sie da machen? Haben die bewusst einen Plan? Und ein Bild von ihrem Ziel im Kopf?
Oder auch im Kleinen, wenn ich eine einzelne Ente irgendwo entlang fliegen sehe, weiß die, wo sie hin will?
Ist sie gestartet mit der Absicht "so, jetzt fliege ich mal zum Teich in Allermöhe"? Natürlich ist klar, dass sie das so konkret nicht denken kann, sie hat ja keine Sprache und aller Wahrscheinlichkeit auch kein Bewusstsein ihrer selbst. Aber so im Prinzip. Hat sie den Ziel-Teich als Bild im Kopf und weiß den Weg?

Ist das alles purer Instinkt, oder steckt da mehr dahinter? Fast schon eine philosophische Frage...

Noch krasser ist das ja bei den Meeresschildkröten, die nach Jahrzehnten an den selben Strand zurück kommen, an dem sie geboren wurden. Oder Aale, die tausende Kilometer im Meer schwimmen, und dann wieder zurück in den Fluss an genau den Ort, wo sie geschlüpft sind.

Ich finde das höchst faszinierend, auch wenn es dafür wohl niemals eine sichere Antwort geben wird.

Rudolfo
23.11.2023, 12:35
Das ist schon echt erstaunlich, wie diese Tiere wissen, wann sie wohin fliegen müssen. Und dass sie auch immer hin und auch wieder zurück finden. Unglaublich eigentlich. Ohne Navi, ohne Kalender, ohne Uhr, ohne Bewusstsein.

Ist das alles purer Instinkt, oder steckt da mehr dahinter? Fast schon eine philosophische Frage...


Bei Kranichen müssen die Jungtiere vieles von den Alttieren lernen, auch den Weg zu den Nahrungsplätzen, Rastplätzen und den Winterquartieren.

Navigieren können sie auch: nach Landmarken, Sonnenstand, (=Uhrzeit, =Himmelsrichtung), biologischer Uhr. Manche Zugvögel können nach Magnetfeldlinien navigieren. Ob das auch für Kraniche gilt, weiß ich nicht. Ich erinnere mich noch an den Besuch in Kiruna mit den großen magnetischen Eisenerzlagerstätten. Hier wurde gesagt, dass die Zugvögel oft verwirrt sind und eine Weile brauchen, bis sie aus dem Wirrwarr der Magnetfeldlinien herausgefunden haben.

Die Kraniche können auch miteinander kommunizieren. Sie benutzen unterschiedliche Rufe, die man als Worte mit bestimmter Bedeutung einstufen kann. Sie können lernen und entscheiden, ob sie von NRW nur bis an den Niederrhein fliegen, dort überwintern oder später doch weiter nach Frankreich fliegen wollen.

Sie müssen auch ein Gefühlsleben haben, so wie sie sich aufregen, begrüßen und miteinander turteln können.

Aus dem bisher Gesagten ergibt sich ganz eindeutig: Sie haben ein Bewusstsein.

ingoKober
23.11.2023, 14:25
Und so ganz genau wissen sei auch nicht, wann die beste Zeit ist. Sie richten sich vor allem nach dem Wetter. Dabei kommt es nicht selten vor, dass sie mehrfach in verschiedene Richtungen hin und her ziehen

HardyK
23.11.2023, 14:29
...Oder Aale, die tausende Kilometer im Meer schwimmen, und dann wieder zurück in den Fluss an genau den Ort, wo sie geschlüpft sind...


Du meinst hier bestimmt Lachse. Die werden im Fluss geboren, wandern ins Meer und kehren zum Laichen wieder in die Flüsse zurück.
Der Aal kommt aus der Sargassosee/Atlantik und zieht dann in die Flüsse. Ausgewachsen kehrt er zum Laichen (und Sterben) wieder in die Sargassosee zurück.

Aber egal wie herum, erstaunlich ist beides.

felix181
23.11.2023, 15:41
Ausgewachsen kehrt er zum Laichen (und Sterben) wieder in die Sargassosee zurück.

... was übrigens eine Zeit dauern kann - Aale werden 50 bis 80 Jahre alt und wenn sie nicht Abwandern können über 100 Jahre.

ingoKober
23.11.2023, 16:26
Wenn sie die Möglichkeit haben, wandern sie aber mit Eintritt der Geschlechtsreife zum Laichen. Also so mit 5-15 Jahren. Und das wars dann......

felix181
23.11.2023, 17:13
Um das Kapitel Aal abzuschliessen noch eine kleine Geschichte:
Lange Zeit war völlig unbekannt wie sich Aale fortpflanzen. Ein junger Student namens Sigmund Freud wurde deshalb im Frühjahr 1876 für vier Wochen an die Zoologische Station nach Triest geschickt um die Fortpflanzung der Aale zu erforschen. Freud schnitt unzählige Aale auf um nach den Hoden des Fisches zu suchen bzw. konnte er selbst mit Hilfe des Mikroskops keine Spermien finden.
Fast ein Jahr lang beschäftigte er sich noch mit dem Geschlechtsleben des Aals bis er entnervt aufgab - und sich später der Psychoanalyse widmete.
Heute wissen wir, dass Aale bis zu Ihrer "Rückreise" in die Sargassosee einfach kein Geschlecht haben und dieses erst am Weg dorthin ausbilden - und das Freud im Bereich der Psychoanalyse sowieso erfolgreicher war ;)

ingoKober
23.11.2023, 17:28
Sie haben durchaus vom Geburt an ein Geschlecht, doch differenzieren sich die Gonaden eben erst bei der Laichwanderung.
Bis vor kurzem dachte man übrigens, dass die europäischen Aale die Sargassosee nie erreichen und nahezu alle auf dem laaangen (bis zu 10 000 km) Weg versterben. Alle heimischen Aale wären demnach Nachwuchs von amerikanischen Eltern.
Erst seit letzten Jahr gibt es deutliche Hinweise darauf, dass auch die Europäer es regelmäßig bis zum Shangri La der Aale schaffen:

https://www.nature.com/articles/s41598-022-19248-8

Trotzdem schwimmen auf jeden Fall bei uns auch Aale, deren Eltern in den USA aufwuchsen. Ist auch nicht jedem bewusst.....
Ebenso, wie dass der einwandernde Aalnachwuchs in den letzten 40 Jahren in Europa um über 95% zurückgegangen ist und unser Aal daher an der Grenze zur Ausrottung steht! Heiss diskutiert wird dabei die Rolle der Klimaerwärmung und deren Einfluss auf wichtige Meeresströmungen.

Millefiorina
23.11.2023, 17:32
Zum Zug der Kraniche bin ich letztens in der FAZ über diesen interessanten Artikel gestolpert:

https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/tiere/in-den-sueden-kraniche-nehmen-neue-route-auf-dem-weg-ins-warme-19305300.html

bjoern_krueger
23.11.2023, 19:24
Du meinst hier bestimmt Lachse. Die werden im Fluss geboren, wandern ins Meer und kehren zum Laichen wieder in die Flüsse zurück.
Der Aal kommt aus der Sargassosee/Atlantik und zieht dann in die Flüsse. Ausgewachsen kehrt er zum Laichen (und Sterben) wieder in die Sargassosee zurück.

Aber egal wie herum, erstaunlich ist beides.

Jo, stimmt, das hab ich verwechselt.

Hochinteressant. Und schön, dass so viele mit eingestiegen sind.

Ich glaube, wir Menschen unterschätzen unsere tierischen Mitbewohner ganz gewaltig.
Die können, wissen, fühlen viel mehr als uns bewusst ist.

Vielleicht wir es ja mittels KI bald möglich sein, z. B. die Sprache der Wale zu knacken, und mit ihnen zu kommunizieren. Deren Sprache ist ja hochkomplex, es gibt Dialekte, die Individuen begrüßen sich mit Namen (bei den Delphinen jedenfalls) und sie interagieren z. B. bei der Jagd auf komplexe Weise.
Wenn man sieht, wie sich Orcas miteinander abstimmen, das setzt unzweifelhaft eine große Intelligenz, ein Bewusstsein und auch Kommunikation in irgendeiner komplexen Form voraus.

Vielleicht erfahren wir dann mehr, und im besten Fall lernen wir daraus. Naja, die Hoffnung stirbt zuletzt

Da fällt mir noch ein Beispiel ein. Irgendwo in Südafrika hat sich eine Gruppe Orcas angesiedelt, die besonders gerne Jagd auf weiße Haie macht.
Es dauerte nicht lange, da haben sich die weißen Haie zurückgezogen, man findet in der Gegend fast keine mehr. Es hat sich also bei denen "rumgesprochen", dass es dort wohl etwas gefährlich ist.
Aber WIE hat es sich herumgesprochen? Sagt da ein Hai zum anderen, "Digga, hier is' gefährlich, lass' ma' abhau'n!"? Wohl eher nicht.
Die sind Einzelgänger, zig Kilometer voneinander entfernt, wie können die das untereinander kommunizieren?

atlinblau
24.11.2023, 10:38
Zur Unterscheidung - Kraniche haben auch beim fliegen längere Beine, als Wildgänse.

Sir Donnerbold Duck
25.11.2023, 17:35
Bei mir (nahe Karlsruhe) flogen neulich auch einige größere Trupps Kraniche über das Haus und rissen mich mit ihren Rufen aus dem Mittagsschlaf. Das waren einige 100 Stück. Bisher hatte ich die im Herbst bei uns hin und wieder mal beim Überflug rufen hören (meist abends im Dunkeln), diesmal flogen sie sogar relativ tief übers Dorf hinweg nach Südwesten und ließen sich gut beobachten.

Gruß
Jan

bjoern_krueger
25.11.2023, 19:31
Bei mir (nahe Karlsruhe) flogen neulich auch einige größere Trupps Kraniche über das Haus und rissen mich mit ihren Rufen aus dem Mittagsschlaf. Das waren einige 100 Stück. Bisher hatte ich die im Herbst bei uns hin und wieder mal beim Überflug rufen hören (meist abends im Dunkeln), diesmal flogen sie sogar relativ tief übers Dorf hinweg nach Südwesten und ließen sich gut beobachten.

Gruß
Jan

Mittagsschlaf...
ach wie herrlich. Wenn ich mir das doch auch erlauben könnte...

Sir Donnerbold Duck
25.11.2023, 21:56
Wochenends…

bjoern_krueger
25.11.2023, 23:39
Ich gönn's Dir von Herzen!