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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kamera verkantet


Miko65
17.02.2023, 01:12
Hallo zusammen,

ich habe einen sehr interessanten Workshop zum Thema Porträtfotografie besucht und mir wurde am Praxistag gesagt, dass ich die Kamera nicht richtig gerade halte, sondern sie verkante. Heißt, das Objektiv zeigt nicht im rechten Winkel zum Model.

Bisher ist mir das nie aufgefallen und hat mich auf den Bildern nicht gestört.

Aber jetzt bin ich schon verunsichert. Ist es wirklich ein schlimmer Fehler? Treten Verzerrungen auf, wenn ich ein Stück weit von oben nach unten fotografiere? Macht es das Bild schlechter, wenn ich leicht von oben fotografiere?

Ich habe die Wasserwaage eingeschaltet und kurz getestet, aber mir fallen die Unterschiede nicht auf.

Was meint Ihr dazu?

Liebe Grüße
Michael

wus
17.02.2023, 01:44
mir wurde am Praxistag gesagt, dass ich die Kamera nicht richtig gerade halte, sondern sie verkante. Heißt, das Objektiv zeigt nicht im rechten Winkel zum Model.

Bisher ist mir das nie aufgefallen und hat mich auf den Bildern nicht gestört. Bis hierher würde ich sagen: wenn Dich das bisher nicht gestört hat - mit anderen Worten, wenn Dir Deine bisherigen Portraitfotos gefallen haben - warum sollte es dann jetzt plötzlich?

Und gefallen sie auch den Portraitierten? Oder willst Du die Fotos verkaufen, kommerziell vermarkten o.ä.? Dann könnte es evtl. schon eine Rolle spielen. Wenn ich an 0-8-15 Portraits denke, da hat Otto Normalverbraucher vielleicht schon eine relativ starre Vorstellung davon die wie auszusehen haben. Da könnte die "fallende" Perspektive - Blick leicht von oben - evtl. abträglich sein. Obwohl bei den für solche Portaits üblichen Brennweiten (leichte Teles) dabei kaum ernsthafte Verzerrungen zu erwarten sind.

Aber Portraitfotografie ist ein weites Feld, und manchmal sind von diesem Standard abweichende Portraits, die mit ungewöhnlichen Perspektiven, Ausschnitten, Brennweiten, Beleuchtung gemacht wurden durchaus interessant und zeigenswert.

ha_ru
17.02.2023, 08:35
Treten Verzerrungen auf, wenn ich ein Stück weit von oben nach unten fotografiere? Macht es das Bild schlechter, wenn ich leicht von oben fotografiere?


Von oben oder unten zu fotografiern ist ein Gestaltungsmittel. Extrem angewandt würde es Dir sofort auffallen. Probier es mal aus. Es macht keinen Sinn es Dir zu erzählen, Du musst das für Dich verinnerlichen.

Da gibt es Beispiele:
https://journal.markusthoma.com/fotografie-perspektiven-die-besten-portrait-blickwinkel/

aidualk
17.02.2023, 09:00
... Heißt, das Objektiv zeigt nicht im rechten Winkel zum Model.


Das ist doch immer der Fall, wenn das Motiv (hier das Modell) nicht exakt in die Mitte platziert wird. Sobald du das Motiv etwas ausserhalb der Mitte aufnimmst (Bildaufbau), ist die Kamera nicht mehr exakt im rechten Winkel zu diesem Motiv.
Oder verstehe ich da etwas nicht richtig?

Miko65
17.02.2023, 09:51
Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Antworten.

Es geht weniger um Perspektive, sondern eher darum, dass die Kamera nicht senkrecht vor meinem Gesicht steht, sondern hier etwas geneigt ist.

Ich habe versucht, dass mit einer kleinen Skizze darzustellen:
https://i.postimg.cc/TYkchQDX/Kamera-verkantet.jpg

Liebe Grüße
Michael

kiwi05
17.02.2023, 10:09
Achtung, hier spricht der Nichtportraitfotograf.

Ich denke man sollte die rechtwinklige Neutralposition für viele Fälle nutzen. Das mache ich auch bei kleinen Kindern, oder Tieren so, wenn ich mich auf deren Augenhöhe begebe.
Andererseits kann man dieses „von oben“ oder „von unten“ gezielt als Stilmittel einsetzen.

Und bei meiner Frau, die unter 1,60m misst, ist mein natürlicher Betrachtungswinkel auch nicht immer 90°.:mrgreen:

cf1024
17.02.2023, 10:34
Um wirklich beurteilen zu können wieweit du Deine Kamera "verkantest", wären ein paar Bildbeispiele sicher hilfreich.

duffy2512
17.02.2023, 12:12
Achtung, hier spricht der Nichtportraitfotograf.

Ich denke man sollte die rechtwinklige Neutralposition für viele Fälle nutzen. Das mache ich auch bei kleinen Kindern, oder Tieren so, wenn ich mich auf deren Augenhöhe begebe.
Andererseits kann man dieses „von oben“ oder „von unten“ gezielt als Stilmittel einsetzen.

Und bei meiner Frau, die unter 1,60m misst, ist mein natürlicher Betrachtungswinkel auch nicht immer 90°.:mrgreen:


Wie gesagst, ich würde das auch nicht so "ernst" nehmen, da es einerseits von der Situation und andererseits auch vom Objektiv abhängt.
Man kann dies wie bereits angemerkt auch als gestalterisches Mittel einsetzen um z.B die Beine zu verlängern wenn man von unten nach oben "verkantet" also in die Knie geht und aus dieser Perspektive das Bild aufnimmt.

Das Feedback das du im Workshop bekommen hast wird vielleicht stimmen , bezogen auf die Aufgabe bzw das aufgenommene Bild, falls hier etwas nicht stimmig erscheint, z.B die Nase wurde zu lange und hier kann eine leichte Veränderung schon etwas ausmachen. Aber generell daraus etwas abzuleiten würde ich nicht.

Man
17.02.2023, 12:28
Der Tipp "auf Augenhöhe fotografieren" ist bekannt und wird auch für Ablichtung von Tieren oder Kindern gern empfohlen.
Ob man sich immer daran halten muss, ist eine andere Sache: Drohnenaufnahmen haben ja auch ihren Reiz.

Allgemein bei Protraits (oder Zoom-Meetings) wirkt die Person bei einer Betrachtung von oben eher zurückhaltend/schüchtern/unterwürfig, von unten her eher dominant und auf gleicher Höhe eher neutral.
Verkantet man die Kamera (man fotografiert von oben nach unten oder umgekehrt), dann kann man ungewünschte Verzerrungen (stürzende Linien) erzeugen - das gilt aber eher für den Einsatz mit Weitwinkelobjektiven und wird bei Portraits mit den üblichen leichten Telebrennweiten und der nur geringfügig gekippten Kamera nicht negativ auffallen. Das ist eher ein sichtbares Problem, wenn z. B. eine Personengruppe von einer Treppe oder Leiter herab mit z. B. 24mm (an KB) fotografiert wird und gerade Linien (Gebäude) im Hintergrund zu sehen sind.

Wenn es bislang weder dich noch deine portraitierten Personen gestört hat, dann mach dir darüber einfach keine weiteren Gedanken mehr (erlaubt ist, was gefällt) oder mache zukünftig einfach mal zusätzlich "neutrale" Portraitaufnahmen (Kamera ist nicht geneigt).
Oder du spielst mit den Genres: verletzlich (Frauenprotrait) mit leicht nach unten geneigter Kamera, dominant (Männerportrait) mit leicht nach oben geneigter Kamera (aber Vorsicht: nicht übertreiben, die Nasenlöcher sind dann gut zu sehen und selten wirklich schön/erwünscht).

DerGoettinger
17.02.2023, 12:52
Hallo zusammen,

vielen Dank für Eure Antworten.

Es geht weniger um Perspektive, sondern eher darum, dass die Kamera nicht senkrecht vor meinem Gesicht steht, sondern hier etwas geneigt ist.

Ich habe versucht, dass mit einer kleinen Skizze darzustellen:
https://i.postimg.cc/TYkchQDX/Kamera-verkantet.jpg

Liebe Grüße
Michael Hm, ich frage mich gerade, wo genau das Problem liegt - und ich nehm mal die Grafik, die Du zwischenzeitig gepostest hast, mit als Deine Beschreibung des Problems dazu.

Wenn Du schreibst, Du "verkanntest" die Kamera, dann beschreibt das für mich allein die Frage, wie Du die Kamera ganz grundsätzlich hältst. Ich hab mal eine Trompeter kennen gelernt, der seine Trompete auch in Deinen Sinne "verkanntet" hat, indem er sie irgendwie unnatürlich am Mund angesetzt hat. Aber das war nun mal seine Art, und so konnte er auch am besten spielen. Wie Du Dich also am wohlsten fühlst, wenn Du Deine Kamera ans Gesicht führst, ist erst einmal unerheblich.

Ich denke, das "Problem" ist eher, wie Du Dich selbst "in Gänze" zum Modell positionierst. Und wenn Du von "Verkannten" sprichst, dann klingt das für mich eher so, als würdest Du die Leute zu sehr "von oben" fotografieren. Ich bin gut 1,80 groß, und wenn ich aufrecht stehend meine Kamera ans Auge führe, dann liegt die Bildachse etwa bei 1,65/1,70m vom Boden aus. Wenn ich jetzt einen Menschen, der nur 1,65m groß ist, so fotografiere, dann müsste ich die Kamera auch verkannten. Das hat natürlich eine bestimmte Bildwirkung, ist aber nicht zwingend das, was man besser haben sollte.

Die Frage ist also, wie man die Kamera etwas tiefer bekommt - oder besser: wie DU die Kamera tiefer bekommst. Willst Du die Kamera am Auge haben, würde mir einfallen, in einen Ausfallschritt und dann etwas in die Knie zu gehen. Wenn die Person noch kleiner ist, wirst Du möglicherweise Deine Kamera sogar vom Auge nehmen und sie vor Dir "auf Brusthöhe" halten müssen und dann mit dem Display arbeiten.

Kurz gesagt: es ist nicht "Die Kamera nicht verkannten", sondern "nicht aufrecht stehen und die Kamera am Auge haben, wenn man Menschen fotografiert".

Andronicus
17.02.2023, 13:47
... ich habe einen sehr interessanten Workshop zum Thema Porträtfotografie besucht und mir wurde am Praxistag gesagt, dass ich die Kamera nicht richtig gerade halte, sondern sie verkante. Heißt, das Objektiv zeigt nicht im rechten Winkel zum Model.
...

Da Frage ich mich wer denn so etwas sagt.
(Hat der Workshopleiter in echt das Wort "verkanten" gebraucht oder ist es Deine Eigenkreation?)


Das, was Du als "verkannten" bezeichnest wird oft als Stilmittel eingesetzt.
Schau Dir mal das Portrait von Che Guevarra an, das ist auch "verkantet".

Miko65
17.02.2023, 13:55
Da Frage ich mich wer denn so etwas sagt.
(Hat der Workshopleiter in echt das Wort "verkanten" gebraucht oder ist es Deine Eigenkreation?)


Das, was Du als "verkannten" bezeichnest wird oft als Stilmittel eingesetzt.
Schau Dir mal das Portrait von Che Guevarra an, das ist auch "verkantet".

Ich verkante die Kamera, halte sie also nicht senkrecht vor meinem Kopf, sondern leicht geneigt. Das war die Aussage des Kursleiters....

Andronicus
17.02.2023, 15:07
Ich verkante die Kamera, halte sie also nicht senkrecht vor meinem Kopf, sondern leicht geneigt. Das war die Aussage des Kursleiters....

Ahaaaaa... das ist natürlich ganz etwas anderes.

Er bemängelte anscheinend nicht den Winkel der Kamera zum Model sondern den Winkel von Deiner Kamera zu Deinem Auge.

Das hat keine Auswirkungen auf das Bild. Wenn Du durch den Sucher schaust siehst Du aber wahrscheinlich nicht alles - durch den veränderten Winkel.

Ansonsten hätte ich ihn nochmals darauf angesprochen. Dafür sind die Dozenten ja auch da, um Verständnis in die Sache zu bringen.

Hier im Forum so etwas zu beschreiben ist immer etwas schlecht.

Miko65
17.02.2023, 15:22
Ahaaaaa... das ist natürlich ganz etwas anderes.

Er bemängelte anscheinend nicht den Winkel der Kamera zum Model sondern den Winkel von Deiner Kamera zu Deinem Auge.



Richtig - so ist es!

Durch die Kamerahaltung verschenke ich angeblich Platz über dem Modell. Das ist aber genau etwas, worauf ich achte und mich entsprechend zu dem Modell hin (oder manchmal auch weg) bewege. Außerdem gehe mache ich Ausfallschritte oder kniee mich vor dem Modell hin, um auf Augenhöhe zu sein (naja, fast)!

Von daher erkenne ich nicht, was so dramatisch falsch an meiner Kamerahaltung ist, lasse es mir aber gerne erklären und setze das auch um.

The Norb
17.02.2023, 15:23
Aber jetzt bin ich schon verunsichert. Ist es wirklich ein schlimmer Fehler?

Unsinn !

Du siehst ja durch den Sucher, was später auf dem Bild ist,
und wenn dir deine Fotos gefallen ist das doch prima.

Und "wie du durch die Kamera guckst",
bleibt am besten dir überlassen :D

Andronicus
17.02.2023, 18:41
...
Und "wie du durch die Kamera guckst",
bleibt am besten dir überlassen :D

Jo!

Sehe ich auch so.

Achte jedoch einmal darauf ob Du auch das alles auf dem späteren Bild hast was Du vorher im Sucher gesehen hast.

Platz über dem Kopf des Models kann man auch als Stilmittel einsetzen.

Solange Dir und dem Model die von dir gemachten Bilder gefallen ist doch alles gut.

Aber vielleicht magst Du hier mal eines einstellen, damit wir darüber reden können. So mit schreiben ist immer etwas schlechter. ;)

Roland_Deschain
17.02.2023, 18:55
Uiuiui, da macht man sich ja Sorgen, was der Kursleiter sonst noch so erzählt... Grundsäzlich ist „auf Augenhöhe“ des Models ja ein guter Anfang, aber interessant wird es doch erst, wenn man etwas „verkantet“. Wie schlimm der Effekt ist, hängt ja auch vom Objektiv ab. Bei 85mm werden ein paar cm kaum auffallen, bei 28mm (wenn die Motivgöße gleich bleibt) schon eher.
Na nehmen wir mal das Beste an und er wollte nur darauf hinweisen, dass du schon in der Ausgangsposition „verkantest“, also quasi nie strack gerade auf Augenhöhe bist, weil du die Kamera standardmäßig etwas schief hälst. Z. B. weil es an der Nase drückt. Das was deine Skizze zeigt, ist ja normal, wenn du etwas größer bist als das Model. Darum rennen viele Fotografen ja leicht gebückt herum, um eben diesen Höhenunterschied auszugleichen.
Langer Rede kurzer Sinn, kann man drauf achten, solltest du aber nicht überbewerten.

Miko65
17.02.2023, 23:34
Vielen lieben Dank für alle Antworten!

Ich bin gerade auf dem nächsten Kurs und werde dort am Sonntag mal bewusst 2 Bilder machen - einmal verkantet, einmal gerade (Wasserwaage machts ja möglich! :D)

Ich wünsche Euch ein schönes Wochenende!

Andronicus
17.02.2023, 23:52
...
Ich bin gerade auf dem nächsten Kurs und werde dort am Sonntag mal bewusst 2 Bilder machen - einmal verkantet, einmal gerade (Wasserwaage machts ja möglich! :D)


Beim selben Dozenten?
Da würde ich ihn gleich mal ausquetschen wie er es genau meint, welche Auswirkungen es genau hat und wie Du es vermeiden kannst.

Ansonsten viel Spaß auf dem Workshop :top:

Wer ist denn der Dozent? Jemand bekanntes? Bin mal ganz neugierig. :lol:

lampenschirm
18.02.2023, 10:42
für etwas hast die Wasserwaage die zeigt ja nicht nur an ob die Cam grundsätzlich waagrecht ist sondern auch ob sie nach hinten oder vorn geneigt ist.......wenn du aber ja darauf achtest und der Lehrer nicht weiss ,dass du so ein Tool in der Cam hast..nun denn.....

ansonsten wäre es wie gesagt eine Frage der Brennweite bzw. Abstand zum Model wie stark sich dies allenfalls bemerkbar macht.......


für Passfotos und dergleichen wärs natürlich schon ideal, wenn die Ausrichtung wirklich stimmen würde................für die restlichen Fälle ists/ wärs Kreativität und Umgebungs/Ortsabhängig




und ja habs gerade schnell probiert

wenns rein die Kopfneigung zum Sucher hin ist, überblicke ich bis ca 1/4 weniger von der gesamten Sucherfläche....... ich pers. als Brillenträger arbeite halt eh zu 95% lieber mit dem Display