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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Künstliche Intelligenz und Astrofotografie


TONI_B
28.12.2022, 09:09
Ich habe mit einem neuen Tool, das auf Basis von KI Bilder analysiert und bearbeitet, die M51 Galaxie neu bearbeitet:
871/M51_KI.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=373033)

Hier der Vergleich im 100% crop:
871/Vergleich_KI.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=373034)

Die Sterne werden wesentlich kleiner, die Details in der Galaxie treten viel besser hervor - aber das Rauschen wird nicht verstärkt wie bei herkömmlichen Schärfungsmethoden. Das Wort "Quantensprung" verwende ich nicht gerne, aber es ist ein Riesenfortschritt in der Astrofotografie!

*thomasD*
28.12.2022, 09:49
Aber wieviel von den Details ist dazugedichtet, wieviel ist von bekannten Bildern 'reinkopiert', wieviel ist echt optimiert? Bei deinek Beispiel sieht es schon etwas künstlich aus finde ich. Manche Sterne in der Spiralgalaxie werden regelrecht unterdrückt. Aber klar, wenn ein Foto gut aussehen soll ist das in Ordnung. Mache ich bei anderen Motiven auch und lasse Photo AI drüberlaufen.

Ich warte ja immer noch auf eine Software die Koma wegrechnet - sollte bei Astroaufnahmen doch möglich sei .

Ernst-Dieter aus Apelern
28.12.2022, 09:51
Welches Tool ist gemeint?

TONI_B
28.12.2022, 10:03
Aber wieviel von den Details ist dazugedichtet, wieviel ist von bekannten Bildern 'reinkopiert', wieviel ist echt optimiert?Ja, genau diese Diskussion läuft natürlich in der Astro-Amateur Community derzeit genau so. Zu Recht! Wobei es im Amateurbereich natürlich eher um "pretty-pictures" geht und nicht um wissenschaftliche Genauigkeit.

Bei deinek Beispiel sieht es schon etwas künstlich aus finde ich. Manche Sterne in der Spiralgalaxie werden regelrecht unterdrückt.Welche Sterne meinst du?

Ich warte ja immer noch auf eine Software die Koma wegrechnet - sollte bei Astroaufnahmen doch möglich sei .Da gibt es schon Ansätze - diesmal aus dem Profibereich. Ich denke, es ist nur noch eine Frage der Zeit bis es kommt.

aidualk
28.12.2022, 10:03
Auf den ersten Blick sieht das Ergebnis natürlich viel gefälliger aus.
Wenn ich aber beide Bilder direkt übereinander lege und hin und her schalte, empfinde ich es als zwei verschiedene Aufnahmen. Auf dem 'Ergebnis' sind die Farben komplett verändert. Es fehlen auch Sterne bzw. sie sind tatsächlich zu anderen Strukturen geworden, Details sehen anders aus. So richtig weiß ich nicht, was ich davon halten soll. :zuck:

TONI_B
28.12.2022, 10:04
Welches Tool ist gemeint?Nennt sich BlurXTerminator und wurde von einem Amateur programmiert. Kann natürlich nicht für "normale" Aufnahmen verwendet werden und läuft zur Zeit auch nur unter PixInsight.

TONI_B
28.12.2022, 10:08
@aidualk:
Die Farben werden von dem Tool nicht verändert! Das ist mein "Werk", weil ich das Bild ganz neu bearbeiten musste, da dieses Tool nur am "linearen" Bild anwendbar ist. Und wenn Sterne verschwinden kann das auch an den verschiedenen Masken liegen, da das Ursprungsbild ja bereits fast ein Jahr alt ist und ich damals sicher andere Masken verwendet hatte.

aidualk
28.12.2022, 10:19
Aah ok - ich hatte das so interpretiert, dass wir oben Ursprung und Ergebnis sehen.
Mir war nicht bewusst, dass das eigentlich zwei Ergebnisse sind, die auf unterschiedliche Art entstanden sind.

TONI_B
28.12.2022, 15:12
Sorry, war wohl mein Fehler, weil ich das Ursprungsbild aus dem Februar nicht verlinkt habe.

So hat meine alte Ausarbeitung ausgesehen:
871/M51_RC12_ASI26_G100_1-10C_101x4min_web.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=364224)

und so die neue mit KI:
871/M51_KI.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=373033)

Aus diesen beiden Bildern stammen die 100% Ausschnitte aus dem ersten Beitrag.

Gepard
28.12.2022, 17:20
Da kann ich mal meine Ergebnisse von der neuen Entrauschfunktion in DXO beisteuern.
Da entstehen aus verschwommenen Farbkleksen Strukturen und Details die auch tatsächlich da waren. Das ist sehr erstaunlich.
Es kann aber vorkommen, das Oberflächenstrukturen oder Dinge entstehen, die nicht da waren.

TONI_B
28.12.2022, 19:32
Diese KI wurde angeblich mit Bildern vom Hubble-Telescope trainiert. Es ist daher keine reine Entrauschungssoftware, sondern wirkt unterschiedlich auf die Sterne, den Hintergrund und auf flächenhafte Objekte.

*thomasD*
28.12.2022, 21:56
Sorry, war wohl mein Fehler, weil ich das Ursprungsbild aus dem Februar nicht verlinkt habe.

So hat meine alte Ausarbeitung ausgesehen:
871/M51_RC12_ASI26_G100_1-10C_101x4min_web.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=364224)

und so die neue mit KI:
871/M51_KI.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=373033)

Aus diesen beiden Bildern stammen die 100% Ausschnitte aus dem ersten Beitrag.

Sorry, das verstehe ich noch nicht. Kannst du nicht einen Vergleich direkt vor und nach der 'KI' zeigen, also das Bild mit neuer Bearbeitung, einmal ohne einmal mit Tool?

TONI_B
28.12.2022, 22:30
Nein, das geht leider nicht, da das Tool nur am "linearen Bild" anwendbar ist.

Das erste Bild ist mit den selben Rohdaten mit meiner alten Methode ausgearbeitet und beim zweiten Bild ist genau ein zusätzlicher Bearbeitungsschritt mit diesem Tool gemacht worden. Sonst waren die Schritte weitgehend(!) gleich - daher gibt es auch Unterschiede in den Farben, weil der Farbabgleich sehr schwer reproduzierbar ist.

Die Ausarbeitung einer Astroaufnahme ist ja wesentlich umfangreicher als das Entwickeln einer RAW-Datei. So passiert ein gewisser Teil der Bearbeitung am linearen Bild d.h. an einer Art RAW-Datei, bei der die originalen Daten in RGB und 16Bit vorliegen. Das war ja auch keine DSLR, sondern eine gekühlte Astro-Cam.

*thomasD*
28.12.2022, 23:16
Ok, d.h. die KI ist nicht der letzte Schritt, sondern das Bild muss noch weiter entwickelt werden, richtig?

Der letzte Vergleich sieht schon gut aus. :top:

TONI_B
28.12.2022, 23:40
Ja, es ist sogar einer der ersten Schritte.

aidualk
29.12.2022, 08:28
Diese KI wurde angeblich mit Bildern vom Hubble-Telescope trainiert.
Wenn auch Sterne gezielt geändert werden (bei Bedarf kleiner), ist dann die Frage, wie weit greift die KI in das Bild ein. 'Löscht' es dann auch so Fehler wie 'walking noise' heraus? Bringt es eine saubere Struktur in Bereiche, die im Ausgangsbild eigentlich gar nicht mehr da sind, weil die Aufnahmeumgebung es gar nicht her gab?
Frei nach dem Motto: So würde es idealerweise aussehen (nach Hubble). Kommt dann am Ende bei jedem ein 'Hubble-Bild' heraus?

Ich will das nicht schlecht machen. Das sind einfach nur Gedanken, die mir durch den Kopf gehen.

HaPeKa
29.12.2022, 09:00
Es wird wohl so sein, dass man sich entscheiden muss, ob man ein wissenschaftlich 100% korrektes Bild haben will für die Analyse von Fakten oder ein gefälliges zum Zeigen, eines, das eine Story erzählt. Wir bekommen meistens nur letztere von Hubble und James Webb zu sehen, die ersteren sind für die Forscher ...

Die Entwicklung von Astro-KI Apps dürfte ähnlich verlaufen, wie bei den bereits bekannten für die klassische Fotografie. Am Anfang machten DxO und Photo AI einfach, was die Programmierer für richtig befanden. Da wurde beispielsweise nicht nur entrauscht sondern auch gleich kräftig geschärft. Mittlerweile tut das ein Automotik-Modus wesentlich besser und dezenter, aber man kann die KI Algorythmen nun auch beeinflussen und bestimmen, was man im Bild verbessern möchte.

So ähnlich dürfte die Entwicklung bei den Astro-KI Apps auch gehen.

Schlechte Sicht? Hilf ein Bisschen nach ...
Zu viele Starlink Satelliten sichtbar? Weg damit ...
Zu viel Koma? Bitte reduzieren ...
Zu lange belichtet? Streifen bitte kürzen ...
Fokus nicht optimal getroffen? Bitte nachschärfen ...
Noch etwas blass? Bitte schön einfärben ...

... und die grössten Sterne bitte strahlen lassen.

TONI_B
29.12.2022, 10:33
Ich will das nicht schlecht machen. Das sind einfach nur Gedanken, die mir durch den Kopf gehen.Kein Problem! Ich bin ja nicht der sales-manager dieser Software:lol:

Diese Diskussionen sollten auch geführt werden!

Bei den wenigen Bildern, die ich bis jetzt damit bearbeitet habe, sehe ich aber keine Details, die nicht real sind. Und zumindest theoretisch sollte mein Fernrohr diese Details auch zeigen können - selbstverständlich unter einem perfekten Himmel. Beim "Lucky Imaging" erreiche ich ja auch die theoretische Auflösung durch die Bildverarbeitung.

Und, wie gesagt, für "pretty pictures" sehe ich es auch als zulässig an, so lange es nicht wider jeder Physik ist. Und bei uns ist der Ausgangspunkt ja ein "echtes RAW"...

TONI_B
29.12.2022, 10:35
@HaPeKa

All deine Punkte werden schon jetzt - auch ohne KI - korrigiert. Nur bei der Koma tun wir uns noch etwas schwer. Aber auch da kann man es händisch teilweise korrigieren...

Gepard
29.12.2022, 12:15
Diese KI gestützten Programme werden ja alle an vorhandenen Bildern trainiert ( auch das von mir erwähnte DXO, was eigentlich kein reines Entrauschprogramm mehr ist).
Das heißt, sie arbeiten mit Erfahrungswerten. Das funktioniert sehr gut, aber nicht zu 100% zuverlässig.
Solltest du also eine astronomische Sensation auf einem der bearbeiteten Bilder entdecken...;)

TONI_B
29.12.2022, 15:51
Solltest du also eine astronomische Sensation auf einem der bearbeiteten Bilder entdecken...;)Wird sicher nicht passieren...:cool:

TONI_B
30.12.2022, 15:18
Ich warte ja immer noch auf eine Software die Koma wegrechnet - sollte bei Astroaufnahmen doch möglich sei .Ist bereits im Entstehen: https://openaccess.thecvf.com/content/ICCV2021/papers/Li_Universal_and_Flexible_Optical_Aberration_Corre ction_Using_Deep-Prior_Based_Deconvolution_ICCV_2021_paper.pdf

aidualk
30.12.2022, 16:48
Die letzten Jahre gibt es doch schon recht viele richtig gute Objektive, die kein wirklich störendes Koma mehr produzieren. In der Hinsicht kommt die KI etwas zu spät. ;)

TONI_B
30.12.2022, 17:43
Obwohl möglicherweise in Handys diese Technologie schon zur Anwendung kommt, denn bei diesen kleinen Pixeln und wenigen Linsen wundert mich die Qualität der Bilder immer wieder.