Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bildbearbeitung Raw,Frage
Ernst-Dieter aus Apelern
07.03.2022, 13:16
Was einfacher bei der Bildbearbeitung in Raw: zugelaufene Schatten(Tiefen) aufhellen oder bei ausgefressenen Lichtern die Details zurück zu holen.Ich belichte meine Aufnahmen stets 0,7 Blendenstufen unter. Habe auf einer Seite gelesen, dass es besser(erfolgreicher), ist Details von ausgefressenen Lichtern zurück zu holen als Schatten aufzuhellen. Ich finde nicht!
Da ich bei meinen Vogelaufnahmen nicht aufs Histogramm achte belichte ich unter und helle dann die Schatten auf.Es kommen bei mir bessere Ergebnisse zu stande als wenn ich überbelichten würde.Nutze mittenbetonte Messung, kaum Mehrfeldmessung. Auch bei auf den Punkt genau belichtete Aufnahmen komme ich nicht an die Ergebnisse vorher unterbelichtet ran.
...Ich finde nicht!..
Ich auch nicht. Allgemein ist es meist möglich, dunkle Stellen in der Belichtung anzuheben und damit unter inkaufnahme von höherem Rauschen mehr Details herauszukitzeln - umgekehrt funktioniert das beim reduzieren der Belichtung von überbelichteten Stellen nicht mehr, wenn die Überbelichtung zu ausgefressenen Lichtern führt (Werte für RGB sind auf maximum).
Ich würde deshalb zwar nicht grundsätzlich unterbelichten, aber ausgefressene Lichter in bildwichtigen Teilen sollte man unbedingt vermeiden.
Bei Vogelaufnahmen im Flug könnte eine Überbelichtung aber dennoch sinnvoll(er) sein: der Himmel ist vergleichweise hell, aber meist nicht wirklich wichtig.
Der Vogel nimmt im Vergleich zum Himmel einen meist deutlich kleineren Teil des Bildes ein.
Spotmessung ist zumindest bei Vögeln im Flug schwierig bis unmöglich = man landet bei der Matrixmessung.
Die Kamera versucht dann, möglichst keine Bildteile überzubelichten = der Himmel frisst nicht aus. Dafür wird der (dunkle) Vogel dann sehr dunkel und die Aufnahme muss in der EBV aufgehellt werden.
Bei diesem Sonderfall (Motiv ist dunkel, nicht bildbestimmende Umgebung ist hell) würde ich eher über- wie unterbelichten.
Ich finde auch, dass man zu dunkle Stellen eher retten kann, als zu helle.
slowhand
07.03.2022, 13:59
Bei den heutigen Raw und dem Dynamikumfang der Kameras geht auch in den Lichtern einiges, wobei ich auch lieber die Tiefen aufhelle.
Beispiel:
6/Wolken_ooc.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=363809)
6/Wolken_3.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=363810)
Bei Anhebung der Tiefen nimmt Rauschen etwas zu. Grundsätzlich geht Beides.
ingoKober
07.03.2022, 15:08
Ich habe früher auch eher unterbelichtet. Grundgedanke: Man kann bei gleicher ISO eine kürzere Verschlußzeit wählen. Bei eher lichtschwachen Objektiven und beweglichen Tieren ein relevantes Argument.
Trotzdem bin ich inzwischen ein Fan von ETTR (aber auch dank besserer high ISO Fähigkeiten heutiger Kameras).
Warum?
Je heller die Tonwertbereiche der RAW Aufnahme sind, umso feinere Abstufungen sind verfügbar.
Belichtet man unter, verliert man daher überproportional an Feindynamik und verzichtet auf darstellbare Teile des Dynamikumfanges.
Ich versuche, das Histogramm an die rechte Kante zu schieben und lasse mich über das (100%) Zebra vor einem "über das Ziel hinausschießen" warnen. Wobei ich ein Zebra im Himmel oder an anderen sehr hellen Flächen meist ignoriere, es sei denn, die Darstellung dieser Bereiche ist mir für die Bildwirkung wichtig (ich finde auch, das Zebra warnt zu früh. Auch bei 100% Einstellung ist im Zebrabereich meist noch nicht alles asugefressen) Meine Voreinstellung bei Auto ISO ist +0,7 EV.
So habe ich maximale Zeichnung in den Schatten und reduziere das sichtbare Rauschen beim "Entwickeln nach links".
Ich habe mich durch Ausprobieren überzeugen lassen. Es lohnt sich, ein Motiv mal nach links und mal nach rechts aufzunehmen und dann auf gleiche Helligkeit zu entwickeln.
Ich fand die Ergebnisse recht beeindruckend (wobei die Unterschiede auch vom Kontrastumfang des Motivs abhängen) und nutze seitdem vor allem ETTR.
Viele Grüße
Ingo
Früher habe ich standardmässig -1/3 belichtet, seit meine A7rIII in der Reparatur war belichte ich +1/3. Ob es an der Reparatur, am geänderten Workflow oder meinem Geschmack liegt kann ich nicht so genau sagen. Ich weiss nur, bei hohen ISos komme ich so besser klar als früher mit Unterbelichtung.
Generell ist es aber richtig, dass sich sehr helle Stellen die an der Grenze des ausgefressen seins bewegen schlechter retten lassen als umgekehrt
Ich belichte meine Aufnahmen stets 0,7 Blendenstufen unter.
Ich habe früher auch eher unterbelichtet.
Früher habe ich standardmässig -1/3 belichtet, seit meine A7rIII in der Reparatur war belichte ich +1/3.Ich belichte stets korrekt. Aber wenn ich die Beiträge hier lese, scheinen Fehlbelichtungen massive Vorteile zu bieten. :shock:
Robert Auer
07.03.2022, 18:18
Ich belichte stets korrekt. Aber wenn ich die Beiträge hier lese, scheinen Fehlbelichtungen massive Vorteile zu bieten. :shock:
Also mit der A77 war -0,7 meistens die korrekte Belichtung. Bei meiner war das jedenfalls so. :oops:
'immer' ist ja nicht nur optimal. Bei starkem Sonnenschein habe ich auch -0.7 oder -1 eingestellt, wenn's bedeckt ist, dann steht das Drehrad auf 0. Wenn ich einen Silberreiher in der Sonne fotografieren will, dann muss ich eher auf -2, in Ausnahmefällen sogar auf -3 belichten, damit einzelne Federn später noch erkennbar sind.
Es kommt also auf die Umgebungshelligkeit und auch auf's Objekt an ...
Ich belichte stets korrekt.[...]
Wow. Der empathische MacGyver meldet sich. :lol:
ingoKober
07.03.2022, 20:53
Ich belichte stets korrekt. Aber wenn ich die Beiträge hier lese, scheinen Fehlbelichtungen massive Vorteile zu bieten. :shock:
Ja, bieten sie. Aber eben weil genau sowas manchmal doch die korrektere Belichtung ist!
Wer mit RAW arbeitet, sollte Aufnahme UND Bearbeitung nie getrennt betrachten.
ETTR ist nicht umsonst ein weltweit unter Fotografen bekanntes und oft empfohlenes Vorgehen.
Und ich bin in diesem Zusammenhang gespannt, wie Du Deinen ersten Satz definieren willst.
Alles eine Sache der Perspektive!
Viele Grüße
Ingo
Viele Theorien und Umsetzungen.
-> ISO Varianz/Invarianz :cool:
(Ich tendiere schon länger zu ETTL)
Mit der a7ii habe ich, auch weil das Zebra wenig hilfreich war, anfangs oft aus Angst vor ausgefressenen Lichtern etwas knapper belichtet oder Belichtungsreihen gemacht. Aber wenn ich dann in Lightroom die Auto-Tonwertkorrektur ausprobiert habe, hat Lightroom meist den Belichtungsregler um genau den Wert in den Plusbereich gesetzt, um den ich knapper belichtet hatte. So hab ich es dann gelassen und mich meist auf die automatische Belichtung verlassen. Wenn das Motiv den Tonwertumfang der Kamera überschritten hat, habe ich Belichtungsreihen und HDRs gemacht.
Die a7iii scheint mir noch sicherer und gutmütiger bei der automatischen Belichtung zu sein. Ich komme viel öfter ohne HDRs aus und kann mich bei der automatischen Belichtung fast immer darauf verlassen, dass es keine ausgefressenen Lichter gibt. Mein Fazit: Auch wenn die automatische Belichtung nicht immer in meinem Sinne optimal belichtet, produziert sie doch fast nie ausgefressene Lichter. Das Zebra habe ich so konfigurieret, dass es auch für RAWs zuverlässig warnt: Zebra-Stufe [Anpassung1], Untergrenze [109+].
Alles gesagte gilt natürlich nur für den Fall drohender ausgefressener Lichter -- wenn es das Motiv aus sich heraus erfordert, korrigiere ich natürlich die automatische Belichtung: der Schornsteinfeger in der Toreinfahrt wird viel knapper, die Braut am Strand wird reichlich belichtet.
Ich benutze immer den Messmodus [Multi] und mache nur RAWs.
Ellersiek
08.03.2022, 00:01
Also ich benutze immer ....
Ne, "immer" eigentlich nie.
Seitdem man die Belichtung an den Fokuspunkt binden kann, ist das meine bevorzugte Methode. Eine gute Chance, dass das, was mir im Bild wichtig ist, richtig belichtet wird.
Gefühlt verwende ich es bei 80% meiner Aufnahmen.
Beim Rest kommt überwiegend Mehrfeld zum Einsatz.
Hauptkriterium ist bei mir jedoch der Sucher. Während ich die Messmethode aufgrund der Gesamtsituation entscheide (und während der Aufnahmen eher selten wechsel), steuere ich während der Aufnahmen gelegentlich mit +/- dagegen. Irgendwann hat man ein gutes Gefühl, wie man das Sucherbild und das Belichtungsergebnis einschätzen kann. Und ja: Es ist nicht immer perfekt und dann ist natürlich der Tiefen- und Lichter-Regler mein Freund.
Total in Vergessenheit ist bei mir Highlight gerutscht. Dem werde ich mal ein paar Chancen geben und könnte eigentlich Ernst-Dieters bevorzugte Methode werden: Nie ausgefressen und somit den vollen Dynamikumfang nach unten ausgenutzt.
Kurz zusammengefasst: Mit dem Wort "immer" habe ich so meine Probleme (nicht nur hier, begegnet mir in meinem anderen Arbeitsumfeld auch sehr oft und ist fast nie so gemeint).
Lieben Gruß
Ralf
Chuck Norris belichtet garnicht und zieht den Regler richig hoch.
Jan
Ernst-Dieter aus Apelern
08.03.2022, 09:40
Danke für die vielen Beiträge, ich werde ETTL mal ausprobieren an verschiedenen Motiven.
Versuche den Dynamikumfang meiner 6100 möglichst optimal zu nutzen.
ingoKober
08.03.2022, 09:42
Sag niemals nie und nimmer immer...stimmt schon.
Und ja, seit es den so leicht und blind mit einem Finger bedienbaren +/- Drehknopf gibt benutze ich den auch gerne. Wozu hat man denn den schönen WYSIWYG EVF?
Da dreht man den knallweissen Silberreiher im dunklen Wasser mal eben schnell aus dem Zebra raus.
Allerdings bleibe ich dabei, dass ich immer....äh meistens....den Regler auf scheinbar leichte Überbelichtung schiebe und die Grundeinstellung ist soweiso +0,7 EV.
Mehr Tonwertstufen im hellen sind nunmal Fakt.
Viele Grüße
Ingo
Ernst-Dieter aus Apelern
08.03.2022, 09:55
Mittenbetonte Integralmessung werde ich nun mehr benutzen als die Mehrfeldmessung.
fritzenm
08.03.2022, 09:55
Danke für die vielen Beiträge, ich werde ETTL mal ausprobieren an verschiedenen Motiven...
Besser ETTR ;)
Wobei es um ein Verschieben des Histogramms nach rechts geht, jedoch nicht soweit, dass der Peak am rechten Rand liegt.
Mit etwas Übung erlauben die "Zebras" eine gute Einschätzung, auch im Hinblick darauf, was die Highlight Recovery (in C1) noch in den "normalen" Bereich zurück verschieben kann.
Insgesamt vielleicht noch interessant zu ergänzen, dass die ETTR-Verschiebung in der RAW-Entwicklung auch wieder rückgängig gemacht werden muss, weil sie ansonsten ja in den Tonwerten erhalten bliebe und somit zu unschönen/unnatürlichen Helligkeitswerten und -verteilungen führen würde.
Ernst-Dieter aus Apelern
08.03.2022, 10:27
Also, bei einer anstehenden Fotoserie von Vögeln am Futterhaus, wenn es schnell gehen muß ETTR vor jeder Aufnahme neu einstellen?:oops:
fritzenm
08.03.2022, 10:46
Ändert sich das Licht im Aufnahmezeitraum wesentlich? Wenn nein, dann ist auch keine Änderung erforderlich. Deshalb fotografiere ich viel in M und belasse die Belichtungsparameter solange konstant, solange sich am Licht nichts wesentliches ändert.
Da kann man sich sogar die Zeit nehmen, die Auswirkungen der auf ETTR mittels Zebra gewählten Belichtungsparameter auf die Form des Histogramms bei einem "Probeschuss" anzusehen. Wie gesagt, es sollte idealerweise nach rechts verschoben sein, aber nicht "angelehnt" - was dann in Richtung echter "Überbelichtung" ginge, die nicht gewünscht ist.
guenter_w
08.03.2022, 12:47
Ach wäre das einfach, wenn es die allgemeingültige Regel gäbe! Dann könnte man auch gleich mit Automatik belichten!
Nichts ist so gefragt wie das Fotografenhirn hinter dem Sucher. Grundsatz: Fotografie ist Arbneiten mit Licht - nicht dagegen. Bei der Wahl des Bildausschnittes auf das Motiv und dessen korrekte Belichtung achten und dann entscheiden, in welche Richtung die Korrektur gedreht werden muss. Dunkle Bildteile zeigen beim Aufhellen eher Rauschen, zu helle Stellen neigen zum Ausfressen, da auch RAW in der Dynamik begrenzt ist. Wichtig ist auch bei der Aufnahme der Verwendungszweck bzw. das später Ausgabemedium.
Insgesamt: nichts geht über den Erfahrungsschatz, den man sich persönlich ansammelt und dessen Anwendung. Wobei zwischen Kameras durchaus deutliche Unterschiede sein können...
Ja, bieten sie. Aber eben weil genau sowas manchmal doch die korrektere Belichtung ist!(...) Und ich bin in diesem Zusammenhang gespannt, wie Du Deinen ersten Satz definieren willst.Die korrekte Belichtung ist das perfekt ausgewogen aufeinander abgestimmte Zusammenspiel von Zeit, Blende und ISO! Aber ein Bild sagt mehr als tausend Worte:
Windräder rotieren für die Energiewende. Keine Bewegungsunschärfe! In der Ferne rast ein schwarzer Van durch die Bildmitte. Scharf! Auf dem Armaturenbrett liegt ein Briefumschlag. Auf der scharf abgebildeten und wunderbar korrekt belichteten Briefmarke lese ich: "Nibelungen. 80".
Das sind 5 Cent zu wenig! :shock: Dennoch: 1:0 fürs Vollformat! :top: (EDaA hat nur Halbformat. Schade.)
6/Sehrgutbelichtet.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=363820)
ingoKober
08.03.2022, 13:44
Die korrekte Belichtung ist das perfekt ausgewogen aufeinander abgestimmte Zusammenspiel von Zeit, Blende und ISO! ...und der Entwicklung des RAWs. Das alles gehört untrennbar zusammen, wenn man in RAW fotografiert.
Viele Grüße
Ingo
Ellersiek
08.03.2022, 14:28
Die korrekte Belichtung ist das perfekt ausgewogen aufeinander abgestimmte Zusammenspiel von Zeit, Blende und ISO!...
Ganz klarer Widerspruch:
Die korrekte Belichtung ist, wenn das Bild so aussieht, wie es sich der Fotograf vorgestellt hat:
6/Hoppecke.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=363821)
Links in etwa das, wass gewünscht war. Rechts das, was Lightroom noch ermöglichen würde
(schnelle Suche, da gibt es sicher noch bessere high/low-Key-Beispiele)
Lieben Gruß
Ralf
fritzenm
08.03.2022, 16:49
6/Hoppecke.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=363821)
Links in etwa das, wass gewünscht war. Rechts das, was Lightroom noch ermöglichen würde
(schnelle Suche, da gibt es sicher noch bessere high/low-Key-Beispiele)
Lieben Gruß
Ralf
:? Versteh' ich nicht. Was sollte den RAW-Konverter deiner Wahl daran hindern, eine dunklere Version, wie links, zu erzeugen? Hauptsache die Daten sind da.
In dem speziellen Fall: Negative Belichtungskorrektur + evtl. negative Mitteltöne + evtl. Absenkung der Schatten um von "Rechts" nach "Links" zu kommen.
Wenn man eine klare Vorstellung davon hat, wie das finale Bild aussehen soll, dann kann man durch entsprechende Einstellungen auch dahin kommen - solange die RAW-Datei die dafür erforderlichen Daten umfasst.
Deswegen ist "optimale Belichtung" die, die im Moment der Aufnahme am besten für's Datensammeln geeignet ist. Das muss (zunächst) keinen besonders ansprechenden Look ergeben, aber das "Bild" steckt eben in den Daten dann drin.
ingoKober
08.03.2022, 16:52
Deswegen ist "optimale Belichtung" die, die im Moment der Aufnahme am besten für's Datensammeln geeignet ist. Das muss (zunächst) keinen besonders ansprechenden Look ergeben, aber das "Bild" steckt eben in den Daten dann drin.
Das trifft es finde ich sehr gut.
Man sollte die Aufnahme in RAW eher als Datensammlung denn als fertiges Bild betrachten.
Je mehr Daten, umso mehr Flexibilität beim späteren Herausarbeiten der gewünschten Bildwirkung.
Und wie schon gesagt, stecken in hellen Bildbereichen mehr Tonwertinformationen, als in dunklen...das bleibt für mich das Hauptargument für ETTR.
https://images.medianord.de/erez3/erez?src=Bilder/B4AYEH.tif&tmp=dkMain-NoFill
Viele Grüße
Ingo
fritzenm
08.03.2022, 17:07
... Und wie schon gesagt, stecken in hellen Bildbereichen mehr Tonwertinformationen, als in dunklen...das bleibt für mich das Hauptargument für ETTR...
Jein. Es geht im Grunde nicht um "helle Bildbereiche" sondern, ganz profan, um die Zahlenwerte, die diese beschreiben. Da ist mehr "Luft" zum differenzierten zahlenmässigen Beschreiben - und das Ziel von ETTR ist, diesen Spielraum zu nutzen.
Ellersiek
08.03.2022, 17:19
:? Versteh' ich nicht. Was sollte den RAW-Konverter deiner Wahl daran hindern, eine dunklere Version, wie links, zu erzeugen? Hauptsache die Daten sind da.
Er hindert mich nicht, sondern die ausgewogene Belichtung nötigt mich dazu. Warum soll ich ausgewogenen belichten, wenn ich es gar nicht ausgewogen haben möchte. Nur um anschließend eine Bearbeitung machen zu müssen, die ich mir bei anderer Belichtung hätte sparen können?
Es war ja auch nur ein Beispielbild, welches ich nach kurzer Suche ausgewählt habe. Ich schrieb ja: Es gibt da sicher bessere Beispiele.
Und wie schon bei meinem ersten Positing: Mich stört die starre, pauschale Festlegung:
Die korrekte Belichtung ist das perfekt ausgewogen aufeinander abgestimmte Zusammenspiel von Zeit, Blende und ISO!...
Aber vielleicht habe ich auch zu viele Dias belichtet.
Und natürlich ist eine ausgewogene Belichtung gut, wenn ich noch nicht genau weiß, wo die Reise mit dem Bild hingehen soll oder ich verschiedene Wege beschreiten will. das bestreite ich doch auch gar nicht. Das wird auch bei dem überwiegenden Teil der Bilder richtig sein. Aber wenn ich genau weiß, was ich erzielen will, dann belichte ich auch entsprechend. Da mir überwiegend das Motiv am wichtigsten ist, bevorzuge ich wahrscheinlich auf die an den Fokuspunkt gebundene Belichtung.
Lieben Gruß
Ralf
Wenn du gar nicht nachbearbeiten willst, brauchst du ja auch kein Raw. Dann machst du JPEG und der Drops ist gelutscht. Hier geht es aber doch gerade darum, wie man am besten belichtet, um sich für die Nachbearbeitung noch alle Möglichkeiten offen zu halten.
fritzenm
08.03.2022, 17:49
... Aber wenn ich genau weiß, was ich erzielen will, dann belichte ich auch entsprechend...
Lieben Gruß
Ralf
Kein Zweifel. Genau so. - Und dann auch wieder nicht, weil diese Strategie im Grundsatz unabhängig vom Aufnahmemedium ist. Für analoge Medien (Film, insbesondere Dias), ebenso für aus-der-Kamera-JPGs auch fraglos der zielführende Ansatz. Allerdings lässt man so Möglichkeiten der digitalen Fotografie liegen. Kein Problem. Dennoch sind dies "Potenziale" die das Medium bietet.
Der "Weg zum Ziel" ist ähnlich, nur umfasst er ein Zwischenstadium: das des "Datensammelns". Später folgt dann die Ausarbeitung zum gewünschten Look.
...und der Entwicklung des RAWs. Das alles gehört untrennbar zusammen, wenn man in RAW fotografiert.
Viele Grüße
Ingo
Es gab Zeiten, da wäre ein solche Satz von vielen gekommen, aber nie von Ingo.;)
The Times They Are A-Changin (Bob Dylan)
ingoKober
08.03.2022, 18:04
Der Satz hätte schon kommen können, denn WENN man in RAW knipst, ist das halt so.
Zu meinen JPG Zeiten hätte ich mich halt persönlich wenig angesprochen gefühlt :crazy:
Aber selbst ich entwickle mich weiter :D
Viele Grüße
Ingo
..Da mir überwiegend das Motiv am wichtigsten ist, bevorzuge ich wahrscheinlich auf die an den Fokuspunkt gebundene Belichtung...
Ja, man muss sich alleredings darüber im klaren sein, wie die (dumme) Belichtungsmessungn in der Kamera arbeitet:
- schwarzer Hund wird angemessen (nur der Hund, also Spotmessung oder man geht sehr nah ran) = der schwarze Hund wird grau wiedergegeben
- weisser Hund wird angemessen (nur der Hund, also Spotmessung oder man geht sehr nah ran) = der weisse Hund wird grau wiedergegeben
- grauer Hund (wenn es diese Fellfarbe denn wirklich geben sollte) wird angemessen (nur der Hund, also Spotmessung oder man geht sehr nah ran) = der graue Hund wird (in diesem Fall korrekt) grau wiedergegeben
- schwarz-weiss karrierter Hund mit identisch hohem Anteil weiss und schwarz (den gibt es garantiert nicht - soll ja auch nur ein Beispiel sein) wird angemessen (nur der Hund, also Spotmessung oder man geht sehr nah ran) = der schwarz-weiss karrierte Hund wird schwarz-weiss karriert wiedergegeben, wenn der Messpunkt identische Anteile schwarz und weiss gemessen hat.
Es schadet ja nichts, wenn man der Belichtungsmessung über die Belichtungskorrektur hilft. Also bei dunklem Motiv (schwarzer Hund) unter- und bei hellem Motiv (weisser Hund) überbelichten.
Theoretisch ein typisches Problem in der Hochzeitsfotografie: weisses Brautkleid und schwarzer Anzug.
In der Praxis dann häufig aber doch nicht, da neben den Textilien ja meist auch noch die Gesichter (und ggf. Hände) wiedererkennbar abgebildet werden sollen.
Konzentration (Spotmessung) auf das weisse Kleid (überblichten, ettr) führt zu hellen/käsigen Gesichtern und einem gräulichen Anzug., Konzentration (Spotmessung) auf den schwarzen Anzug (unterblichten, ettl) führt zu dunklen/grauen Gesichtern und einem gräulichen Kleid.
Das mit den 18%grau (Belichtungskorrektur = 0) ist für die Haut von uns Mitteleuropäern gar kein schlechter Ansatz und den dunklen Anzug / das helle Brautkleid bekommt man über EBV bei den heute sehr großen Dynamikumfängen der VF-Kameras dann auch wieder hin.
Also wie eigentlich immer: es kommt darauf an, was man möchte.
Eine Integralmessung mittelt bestenfalls aus der Helligkeit von weißem Kleid, schwarzem Anzug und Haut die passende Belsichtung,
aber mittlerweile machen doch die Automatiken viel mehr, viele Messfelder werden aufgenommen und daraus über welche Algorithmen auch immer eine "optimale" Belichtung berechnet, ist da die Spotmessung auf die Haut tatsächlich noch überlegen?
Jan
...ist da die Spotmessung auf die Haut tatsächlich noch überlegen?
Ich arbeite nie mit Spotmessung (und halte die auch nicht für überlegen) - in der Erklärung war Bezug auf Spotmessung aber notwendig, um Einflüsse des mehr oder weniger hellen/dunklen Hintergrundes auf die Belichtungsmessung zu vermeiden.
Matrixmessung und je nach Motiv eine Belichtungskorrektur - das reicht für meine Ansprüche völlig.
Ernst-Dieter aus Apelern
18.03.2022, 08:31
Ändert sich das Licht im Aufnahmezeitraum wesentlich? Wenn nein, dann ist auch keine Änderung erforderlich. Deshalb fotografiere ich viel in M und belasse die Belichtungsparameter solange konstant, solange sich am Licht nichts wesentliches ändert.
Da kann man sich sogar die Zeit nehmen, die Auswirkungen der auf ETTR mittels Zebra gewählten Belichtungsparameter auf die Form des Histogramms bei einem "Probeschuss" anzusehen. Wie gesagt, es sollte idealerweise nach rechts verschoben sein, aber nicht "angelehnt" - was dann in Richtung echter "Überbelichtung" ginge, die nicht gewünscht ist.
Habe es versucht mit ETTR und ,Ihr habt recht behalten.
Ernst-Dieter aus Apelern
18.03.2022, 10:41
Eine Frage noch.
Einstellungsstufe Zebra als Überbelichtungswarnung, welche Stufe erachtet Ihr als sinnvoll bei Vogelfotos am Futterhaus z.b.?
Ich habe ersteinmal 100+ eingestellt
felix181
18.03.2022, 12:10
Ich habe ersteinmal 100+ eingestellt
Zumindets bei der RIV und der A1 habe ich da 105+ eingestellt
ingoKober
18.03.2022, 12:45
Ich auch 105+ ... dann ist noch nichts ausgefressen
Ernst-Dieter aus Apelern
18.03.2022, 12:50
Danke für die Rückmeldungen!
Ernst-Dieter aus Apelern
18.03.2022, 13:56
Eine Mitteilung habe ich noch,die +/- korrektur per Korrekturtaste geht nur beim AF Feld Breit und Mitte, bei den anderen AF Felder Möglichkeiten nicht.Die Taste wird nicht aktiviert .Das Objektiv an der Kamera ist das 70-350mm Sony.
:|
ingoKober
18.03.2022, 14:23
Bei mir gehts bei allen AF-Feld Modi, die ich bisher nagewendet habe (RIV/A1)...hmmm
Eine Mitteilung habe ich noch,die +/- korrektur per Korrekturtaste geht nur beim AF Feld Breit und Mitte, bei den anderen AF Felder Möglichkeiten nicht. ...
:|
Unabhängig welches Objektiv und welche Einstellung beim AF-Feld: Bei der α6600 funktioniert die +/- Korrektur. Das sollte bei der α6100 auch so sein.
Ist evt. das Einstelllrad in den anderen AF-Feld Modi auf Verschieben des AF-Feldes geschaltet? Dann funktionieren nämlich die kameraseitig zugewiesenen Funktionen (DISP, ISO, +/- und Bildfolgemodus) bei der α6600 nicht. Aber das ist ja auch logisch.
fritzenm
18.03.2022, 18:23
... Ich habe ersteinmal 100+ eingestellt
Ich habe es auf 100 gestellt. Ist nach meiner Erfahrung aber zweitrangig, denn wichtiger ist es das "Gefühl" dafür zu entwickeln, mit welcher Menge an "Rest-Zebras" und wo diese sind, die Belichtung passt, d.h. einerseits die gewünschte Verschiebung nach rechts zu erhalten, aber dennoch die "wichtigen" hellen Partien per Highlight Recovery der RAW Software zurückdrehen zu können.
In der Anfangszeit kann es hilfreich sein, sich ab und zu mal das Histogramm anzuschauen. Ebenso, wie Erfahrungen zu sammeln, wie die Anzeige korrekt zu "deuten" ist in den klassischen Situationen, in denen die konventionelle Belichtungsmessung versagt (vorwiegend helle, oder dunkle Szenen), und die entsprechenden Korrekturen vorzunehmen.
So "schwöre" ich auf die Zebras beispielsweise bei Bühnenfotografie unter Scheinwerferlicht, z.B. Musik, wo häufig alles dunkel/schwarz ist und auch Musiker häufig dunkel gekleidet. Das beeinflusst die Messung, ist aber im Grunde "wurscht", weil bei solchen Kontrasten alleine die Gesichter zählen, die allzu leicht überbelichtet werden. Nach Möglichkeit ran zoomen, die Zebras auf der (hellen) Haut bewerten, Belichtung entsprechend einstellen und los geht's.
Ernst-Dieter aus Apelern
19.03.2022, 08:36
Unabhängig welches Objektiv und welche Einstellung beim AF-Feld: Bei der α6600 funktioniert die +/- Korrektur. Das sollte bei der α6100 auch so sein.
Ist evt. das Einstelllrad in den anderen AF-Feld Modi auf Verschieben des AF-Feldes geschaltet? Dann funktionieren nämlich die kameraseitig zugewiesenen Funktionen (DISP, ISO, +/- und Bildfolgemodus) bei der α6600 nicht. Aber das ist ja auch logisch.
Danke, dazu muß ich mich erst in die Einstellungsmodi reinfuchsen.
Man muss dabei halt immer im Hinterkopf behalten, dass die ganzen Belichtungshilfen (Histogramm, Zebra, Belichtungsautomatik, WYSIWYG-Darstellung im EVF usw.) eigentlich auf die JPEGs ausgerichtet sind. D.h. Einstellungen wie Kreativmodus, Picture Profile und vermutlich sogar der Weißabgleich beeinflussen zwar nicht direkt die Rohdaten, wohl aber die Belichtungsmessung und damit indirekt dann doch wieder das RAW.
Ich hab meine α7R IV einmal mithilfe von RawDigger (https://www.rawdigger.com/) eingemessen. Mit welchen JPEG-Einstellungen man das macht, ist halbwegs egal, nur sollte man die dann für konsistente Ergebnisse auch beibehalten.
Grundeinstellung:
Weißabgleich: Tageslicht
Kreativmodus: Neutral, Kontrast -2, Sättigung ±0, Schärfe -3
Für das Zebra ergab sich dann "Untergrenze 107+" als die Einstellung, bei der die markierten Bereiche sehr wahrscheinlich tatsächlich clippen. Wobei moderne Raw-Konverter da schon ein bisschen zaubern können – wenn nur einer der drei Farbkanäle übersteuert ist und das nicht allzu großflächig, kann die fehlende Information oft wieder (halbwegs) rekonstruiert werden.
Für die Belichtungsautomatik verwende ich Messmodus: Highlight und dazu "Belicht.StrdEinstlg" :roll: → Highlight: +1. Mehr ETTR geht nicht mit Bordmitteln. ;)
Alternativ dazu Spotmessung auf den Fokuspunkt, wenn es wirklich ein ausgesprochenes Hauptmotiv gibt und eine über- oder unterbelichtete Umgebung unkritisch ist.
Und ja, die JPEGs OOC sehen mit den Einstellungen meistens doof aus. Beides gleichzeitig ist halt nicht machbar, entweder ein "ausgewogenes" JPEG oder ein Raw mit maximal ausgenutztem Wertebereich.
fritzenm
22.03.2022, 09:20
... Und ja, die JPEGs OOC sehen mit den Einstellungen meistens doof aus. Beides gleichzeitig ist halt nicht machbar, entweder ein "ausgewogenes" JPEG oder ein Raw mit maximal ausgenutztem Wertebereich.
:top: Sehr wichtig und oft in seinen Auswirkungen unterschätzt, wenn man den "Tipp" hört oder liest, im Zweifel doch RAW + JPG aufzunehmen.
Entweder ist dann die Belichtung für das "Datensammeln" für RAW suboptimal, oder man erhält flaue JPGs, mit wenig ansprechender Tonwertverteilung, die dann entsprechend nachbearbeitet werden müssten, um den Look zu verbessern - was jedoch eigentlich dem Grundprinzip der JPG-Wahl zuwiderläuft, schnell und ohne weitere Bearbeitungsschritte zu brauchbaren Ergebnissen zu kommen - ohne hier überhaupt auf den Datenverlust i.V. mit der In-Kamera-Konvertierung einzugehen.