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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vulkan Tonga


TONI_B
16.01.2022, 09:14
Gestern, am 15.1.2022 um 5:15 MEZ ist der Vulkan Hunga Tonga "explodiert". Die Druckwelle, die dabei entstanden ist, konnte rund um den Erdball mit einfachen Luftdruckmessgeräten detektiert werden! SO hat meine Wetterstation 15h später um ca. 20:00 MEZ das Ereignis aufgezeichnet:

6/Druckwelle_Tonga_20220115.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=362549)

Sehr schön sieht man um 20Uhr den rapiden Anstieg und die Oszillationen des Luftdruckes danach. Solche Signale können nicht durch Wetterphänomene verursacht werden. Zudem haben haben hunderte Wetterstationen idente Messergebnisse.

chefboss
16.01.2022, 09:56
Selbst meine Netatmo hat dies registriert.

6/Bildschirmfoto_2022-01-16_um_08.40.42.png
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=362550)

TONI_B
16.01.2022, 10:01
Ja, auch da sieht man die Schwingungen deutlich.

peter2tria
16.01.2022, 10:10
Mein Uraltes Vetus Baroscope hat auch gegen 20:00 Zacken drin, wenn auch nicht so ausgeprägt.
Bei mir sind gegen 2:00-3:00 morgens auch noch mal Wellen drin.Habt Ihr die auch ?

chefboss
16.01.2022, 10:15
Mein weiterer Verlauf:

6/Bildschirmfoto_2022-01-16_um_09.12.27.png
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=362552)

TONI_B
16.01.2022, 10:20
Ja, zwischen 2:00 und 3:00 habe ich auch eine "Schwingung" gemessen! Wäre interessant, ob das auch davon kommt? Aus der "anderen Richtung"? Das ginge sich rechnerisch aus! :cool:

6/Druckwelle_Tonga_20220116.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=362553)

Tafelspitz
16.01.2022, 10:23
Sehr eindrücklich!
Ähnlich muss es 1961 bei der Explosion der Zar-Bombe gewesen sein :?

*thomasD*
16.01.2022, 11:13
Auf den Satellitenaufnahmen sieht man zwei kreisfärmige Stoßwellen vom Zentrum ausgehend, daher zwei Explosionen. Ich denke das ist dann die zweite.

...

Obwohl, Toni, du könntest Recht haben, könnte auch die erste Stoßwelle aus der anderen Richtung sein. So groß ist der Wegunterschied gar nicht.

TONI_B
16.01.2022, 12:11
17000km auf direktem Weg und 23000km "hinten" herum ergeben bei 1100km/h 15,5h bzw. 21h Laufzeit. Passt gut zu den Ankunftszeiten von 20Uhr und 2Uhr, wenn die Explosion um 5:15 stattgefunden hat. :cool:

Reisefoto
16.01.2022, 13:48
Erstaunlich. Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich glatt meine Wetterstation aufgebaut!

*thomasD*
16.01.2022, 14:37
17000km auf direktem Weg und 23000km "hinten" herum ergeben bei 1100km/h 15,5h bzw. 21h Laufzeit. Passt gut zu den Ankunftszeiten von 20Uhr und 2Uhr, wenn die Explosion um 5:15 stattgefunden hat. :cool:

:P

Soweit habe ich mich nicht damit beschäftigt.

Stuessi
16.01.2022, 19:23
Hallo,

ich hatte erst in den 20 Uhr Nachrichten davon erfahren. Habe dann schnell die App phyphox heruntergeladen und mit meinem Samsung Galaxy S7 diese Aufzeichnung gemacht.

6/Vulkan_Tonga.png
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=362588)

peter2tria
16.01.2022, 19:39
17000km auf direktem Weg und 23000km "hinten" herum ergeben bei 1100km/h 15,5h bzw. 21h Laufzeit. Passt gut zu den Ankunftszeiten von 20Uhr und 2Uhr, wenn die Explosion um 5:15 stattgefunden hat. :cool:

Cool
Ich dachte schon mein altes Teil kann ich nicht mehr 'so ernst' nehmen.
Dass das weichere Kurven sind, würde ja auch zu dem 'längeren Weg' mit mehr Dämpfung passen.
Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das bei uns nachzusehen. Die Welt ist einfach ein Dorf.

BeHo
16.01.2022, 22:03
Da sieht man mal wieder, dass wir alle auf einer ziemlich kleinen Kugel leben.

Schmiddi
16.01.2022, 22:09
Hallo,

Scott Manley hat ein Youtube-Video dazu gemacht - mit Satelitenbildern vom Ausbruch und den Inseln früher (das war mal ein sehr großer Vulkan, nach einem historischen Ausbruch sind nur 2 Inseln am Rand der Caldera übrig geblieben), nach Anwachsen des Vulkans (die beiden Inseln haben sich mit neuem Land verbunden) und nach einem 1. Ausbruch letzte Woche (da war der neu gewachsene Vulkan wieder komplett weg). Gemessen habt Ihr einen 2. Ausbruch, danach haben die Sats weitere Ausbrüche gesehen. Wie es jetzt aussieht, wissen wir noch nicht - zu viel Asche weiterhin in der Luft.
Muss mächtig geknallt haben - man sieht die Schockwelle im Sat-Bild wandern. Über viele Kilometer...
Es gibt auch Mikrofone rund um die Erde zur Beobachtung von Kernwaffentests - auch die haben den natürlich aufgezeichnet. Aus den Daten sollte sich die Sprengleistung des Ausbruchs ermitteln lassen, dazu hatte Scott aber noch nix gefunden.

Hat die Schockwelle es mehrfach rum geschafft? Soll heißen - habt Ihr eine 2. Welle gesehen? Hier wurde ja die Zar-Bombe angesprochen - deren Schockwelle schaffte es 2,5x um die Erde...

Viele Grüße,
Andreas

TONI_B
16.01.2022, 23:41
Nein, einen zweiten Umlauf konnte ich bis jetzt nicht sehen. Vielleicht versuche ich morgen eine FFT Analyse.

Porty
17.01.2022, 00:01
Laut Wikipedia hatte die Explosion eine Energie von ca 150 Mt TNT, das Dreifache der Zar- Bombe.
Da aber die Energie deutlich langsamer freigesetzt wurde, ist wohl die Druckwelle nicht ganz so stark gewesen.
Ist trotzdem nichts, was man sich aus der Nähe anschauen will. Ich hoffe, dass die Auswirkungen für die dort in der Nähe lebenden Menschen nicht gar zu dramatisch sind.

BeHo
17.01.2022, 00:09
Das hoffe ich auch. Die Kommunikation mit den Inseln scheint ja derzeit größtenteils unterbrochen zu sein.

Koenich
17.01.2022, 14:33
Hi,

mich würde interessieren, ob mechanische Barographen die Druckwelle auch aufzeichnen konnten.
Ich frage mal die Kollegen, die mit unserem Vereinsschiff unterwegs sind.
Wann genau (UTC) war der Ausbruch?
Ich muss dann die Ausbreitungszeit in Schallgeschwindigkeit dazurechnen, oder?
vielleicht sucht mir jemand an Bord das passende Blatt raus.

Edit: 15.1. 0415 UTC.... wer lesen kann.........
Edit2: Entfernung war ca. 13100 km, Welche Schallgeschwindigkeit kann man im Schnitt annehmen? die Atmosphäre ist ja nicht in Temperatur und Dichte homogen? 1250 km/h

LG
Martin

Tafelspitz
17.01.2022, 15:17
Laut Wikipedia hatte die Explosion eine Energie von ca 150 Mt TNT, das Dreifache der Zar- Bombe.
Da aber die Energie deutlich langsamer freigesetzt wurde, ist wohl die Druckwelle nicht ganz so stark gewesen.

Dazu kommt, dass die Zar-Bombe oberirdisch detonierte und nicht, wie der Vulkan, unter Wasser.

TONI_B
17.01.2022, 15:34
Edit2: Entfernung war ca. 13100 km, Welche Schallgeschwindigkeit kann man im Schnitt annehmen? die Atmosphäre ist ja nicht in Temperatur und Dichte homogen? 1250 km/hIch komme bei meinen Daten auf etwas weniger als die typischen 340m/s Schallgeschwindigkeit. Mag mit der Dichte und der Temperatur in der Höhe zusammenhängen - das kann ich aber nicht genau sagen. Im Boden bzw. Wasser ist die Schallgeschwindigkeit wesentlich höher, nämlich ca. 1400-1500m/s.

Koenich
20.01.2022, 19:45
Hallo,

ich habe mal Kontakt mit unserem Schiff aufgenommen und darum gebeten mir ein Foto von unserem Barograpenblatt zu schicken.
Das Schiff war zu dem Zeitpunkt des Durchlaufes der Welle etwa zwischen Grenada und Barbados.
Die genaue Position kann ich leider nicht sagen, da ich von hier keinen Zugriff auf die GPS Tracks habe.
Der Barograph hat folgende Werte dokumentiert:

6/Barogramm_Tonga_Alex.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=362663)

sorry für die mässige Qualität, aber die Bandbreite über Inmarsat ist etwas dünn....

wohlgemerkt, es ist ein rein mechanisches, aber vom DWD kalibriertes Gerät.
Der erste Peak passt Zeitlich. Der zweite Peak scheint die Welle "hintenrum" um den Planeten zu zeigen.
Bei dem Dritten bin ich mir nicht sicher. Vielleicht der zweite Umlauf der direkten Welle? Ist das möglich?
Das Schiff hat sich in der Zeit natürlich auch bewegt, deswegen meiner Meinung nach der Verzug beim zweiten und dritten Peak.......

auf jeden Fall hoch interessant!
ich bin gespannt auf euer Feedback

Liebe Grüsse
Martin

TONI_B
20.01.2022, 20:23
Auf den ersten Blick könnte der dritte Peak durchaus vom zweiten Umlauf stammen. Muss mir aber die Daten noch genauer anschauen. Komme aber erst am WE dazu, da ich unterwegs bin.

usch
21.01.2022, 01:06
Was mir auffällt ist, dass die ersten beiden Peaks positiv sind, der dritte aber mit einem negativen Ausschlag beginnt. Da müsste die Druckwelle ja eine Unterdruckzone vor sich her geschoben haben. Ist sowas möglich?

TONI_B
21.01.2022, 13:02
Da ist die Auflösung von diesem mechanischen Drucksensor sicher zu gering.

peter2tria
21.01.2022, 14:52
.... Da müsste die Druckwelle ja eine Unterdruckzone vor sich her geschoben haben. Ist sowas möglich?

Ich würde sagen ja.
Ich glaube da ist der Bernulli 'schuld' :lol: aber ich kann es nicht (mehr) erklären.

TONI_B
21.01.2022, 14:59
Man sieht es ja an meiner Messung (1.Bild am Threadanfang), dass da sehr wohl auch Druckänderungen "nach unten" aufgetreten sind. Und +/-1hPa in der kurzen Zeit ist eigentlich enorm.

usch
21.01.2022, 15:59
Mich wundert halt, dass der negative Ausschlag beim dritten Mal vor dem positiven kommt. Dass sich die Polarität einer Welle ändert, kenne ich eigentlich nur dann, wenn sie irgendwo reflektiert wird.

peter2tria
21.01.2022, 16:37
Erinnere Dich an der Tsunami in Thailand.
Da ist auch erst das Wasser zurückgegangen bevor die eigentlich Flutwelle kam.
Warum sollte das beim Luftdruck anders sein.

TONI_B
21.01.2022, 16:48
Kann auch Zufall sein. Denn wer sagt, denn, dass an dem spezielle Ort die Phase der Welle gerade so ist, dass sie negativ oder positiv ausschlägt?

usch
21.01.2022, 16:59
Erinnere Dich an der Tsunami in Thailand.
Da ist auch erst das Wasser zurückgegangen bevor die eigentlich Flutwelle kam.
Warum sollte das beim Luftdruck anders sein.
Wenn bei einem Erdbeben irgendwo eine Kontinentalplatte wegsackt, entsteht erst einmal ein Loch im Wasser, und wenn das dann nachströmende Wasser über das Ziel hinausschießt, gibt das die anschließende Flutwelle.

Aber hier war der Auslöser der Druckwelle eine Explosion und keine Implosion. Bei den ersten beiden Wellenfronten kam ja auch der Druckanstieg vorneweg. Ich suche halt nur nach einer physikalischen Erklärung, warum es bei der dritten andersherum war.

Kann auch Zufall sein. Denn wer sagt, denn, dass an dem spezielle Ort die Phase der Welle gerade so ist, dass sie negativ oder positiv ausschlägt?
Das wäre eine Erklärung bei einer stehenden Welle, aber bei einer laufenden Wellenfront überzeugt mich das irgendwie nicht. An irgendeiner Stelle muss sich die Polarität aus irgendeinem Grund umgedreht haben.

TONI_B
21.01.2022, 22:57
Das wäre eine Erklärung bei einer stehenden Welle, aber bei einer laufenden Wellenfront überzeugt mich das irgendwie nicht. An irgendeiner Stelle muss sich die Polarität aus irgendeinem Grund umgedreht haben.Tja, ich bin da etwas verunsichert, denn normalerweise haben Wellenvorgänge keinen Materietransport. Beispielsweise schwingen die Wassermoleküle an der Meeresoberfläche nur auf und ab (wenn die Wassertiefe groß genug ist). Und erst wenn die Wassertiefe zu gering ist, kommt es zu einem Materietransport. So auch bei einem Tsunami: auf offener See kaum zu merken, da sich die Amplituden im cm oder dm Bereich bewegen. Erst wenn er auf Land trifft, wird es katastrophal. D.h. es hängt vom Ort und der Wellenlänge ab, ob zu einem bestimmten Zeitpunkt an diesem Ort eine Auf- oder Abbewegung stattfindet. Ob das bei dieser Druckwellen auch so ist? Irgendwie stehe ich an...

Porty
22.01.2022, 02:06
Ob das bei dieser Druckwellen auch so ist? Irgendwie stehe ich an...
Bei Meereswellen bewegen sich die Teilchen senkrecht zur Ausbreitungsrichtung und das Medium ist praktisch inkompressibel, eine Druckwelle in der Luft ist eine Kompressionswelle, bei der das Medium in Ausbreitungsrichtung erst komprimiert und dann entspannt wird.

Damit wird man diese Arten der Wellenausbreitung nicht so einfach vergleichen können.
Wo die Drucksenkung vor dem Eintreffen der Druckwelle herkommt? Ich hab keine Ahnung......

TONI_B
22.01.2022, 23:09
Ganz einfach dürfte es mit longitudinalen und transversalen Wellen dabei doch nicht sein:
https://www.spektrum.de/news/tonga-vulkan-mysterioese-wellen-in-der-atmosphaere-entdeckt/1972831?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE

usch
22.01.2022, 23:28
Krasse Sache. Ich hab mir zwar heute Nacht auch noch überlegt, dass eine Polaritätsumkehr bei reinen Longitudinalwellen physikalisch nicht möglich ist, dass da also eine dreidimensionale Komponente mit dabei sein muss. Aber dass das so heftig aussieht, hätte ich dann doch nicht erwartet. :shock:

BeHo
22.01.2022, 23:38
Eine mehrfache Umrundung der Erde bedeutet doch platt gesagt auch, dass die "Welle" nach einer halben Erdumrundung "auf sich selbst" trifft?

usch
23.01.2022, 00:52
Ja, auf der gegenüberliegenden Seite der Erde müsste es dann eine Art Brennpunkt geben. Wenn ich mich nicht verrechnet habe, wäre das irgendwo im Süden Algeriens in der Wüste. Also vermutlich merkt davon keiner was.

DiKo
23.01.2022, 11:17
Richtig gerechnet.

Der Ausbruch hat ja mittlerweile einen eigenen Wikipedia-Artikel (https://de.wikipedia.org/wiki/Vulkanausbruch_des_Hunga_Tonga_2022):

"In Deutschland wurde sie, von Norden kommend, abends mit einem Luftdruck-Impuls von ca. 1,5 hPa gemessen, wenige Stunden später dann schwächer aus Süden.[9]
Dazwischen kulminierte die Wellenfront in Algerien, das Tonga auf dem Globus gegenüberliegt."

Interessant hierbei:
Die Aufzeichnung der Druckwelle bei Stuttgart zeigt schon für die zweite Welle eine Polaritätsumkehr, die von Toni dagegen nicht.
Scheint wirklich komplexer zu sein ...

Gruß, Dirk