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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gimbal für Wildlife Fotografie - Stand der Technik - Erfahrungen


HaPeKa
10.05.2021, 10:03
Ich trage mich mit dem Gedanken, einen Gimbal für die Wildlife Fotografie zu beschaffen. Wenn man länger fotografieren will, kann die Kamera mit dem 200-600mm in der Hand mit der Zeit recht schwer werden und auf dem Stativ ist es schwierig, Tiere vernünftig zu verfolgen. Das würde mal für einen Gimbal sprechen.

Die Threads hier zum Thema Gimbal sind nicht mehr die aktuellsten und wenn ich so die Produktepalette anschaue, gibt es einige Neuerungen / Unterschiede.

Ich habe mal 4 verschiedene angeschaut, die in Frage kommen könnten:

Wimberley WH-200 (https://www.tripodhead.com/products/wimberley-main.cfm)
Benro GH2C (https://www.benroeu.com/products/benro-gh2c.aspx)
Benro GH5C (https://www.benroeu.com/products/benro-gh5c.aspx)
Gitzo GHFG1 (https://www.gitzo.com/global/gimbal-fluid-head-ghfg1/) (Fluid)

Die technischen Unterschiede sind zum Teil recht markant. So wird bei den Wimberley und Gitzo Köpfen eine Traglast von 8kg angegeben, bei den beiden Benro sind bis 25kg möglich. Hat ein Fluid Gimbal Vor- oder Nachteile gegenüber einem klassischen System?

Beim moderneren Benro GH5C frage ich mich, warum man da mit blauen Accessoires eine Farbe gewählt hat, die für Tieraugen besonders gut zu erkennen ist ...

Was für Erfahrungen macht ihr mit dem Einsatz eines Gimbals? Nutzt ihr den für Wildlife-Aufnahmen auch mal mit einem Einbeinstativ?

Bin gespannt auf eure Tipps und Kommentare zur Gimbal Problematik, auch zu anderen als den oben angeführten Gimbal Heads ...

carm
10.05.2021, 10:13
Schau dir auch noch den Flexshooter an. Den benutze ich mit dem 200-600m und dem 600er.

FG
Carlo

felix181
10.05.2021, 10:27
Ich habe an meinen 2 grossen Stativen die Wimberleys im Einsatz - die sind wirklich hervorragend und nicht umsonst schwören soviele darauf. Vergleiche kann ich leider nicht anstellen, da ich eben nur 2 Wimberleys auf 2 verschiedenen Stativen habe. Aber zumindest mit den diversen Kugelköpfen kann ich es vergleichen und wie sagt man so schön: "kein Vergleich" ;)
Mit der Traglast würde ich mir an Deiner Stelle bei der A1 und einem langen Tele keine Gedanken machen - stabiler geht aus meiner Sicht kaum.
Ich habe an den Stativen allerdings auch einen Nivellierkopf angebracht - das erleichtert im Zusammenspiel mit dem Gimbal die Sache schon sehr, da man die Stativbeine nicht ständig justieren muss....

Am Einbeinstativ habe ich allerdings keinen Wimberley, da mir das zu sperrig und unflexibel wäre - ich hab einen Sirui L10 Neigekopf drauf. Das genügt mir völlig, da das Einbein ja sowieso nach allen Richtungen beweglich ist, ausser eben in der Höhe - da hilft dann der Neigekopf.

P.S.: ein Kompromiss in punkto Gewicht wäre der Uniqball - den hab ich am kleinen Stativ, aber in punkto Flexibilität bei z.B.: BiF Aufnahmen ist das natürlich ein eher fauler Kompromiss.

HaPeKa
10.05.2021, 13:18
Danke für eure Tipps, schau mir das mal an. Und den Flexshooter kannte ich nicht, interessantes Teil zum auf längeren Touren dabei zu haben.

felix181
10.05.2021, 13:47
Und den Flexshooter kannte ich nicht, interessantes Teil zum auf längeren Touren dabei zu haben.
Ich hab mir den Flexshooter gerade angesehen, da ich ihn auch nicht kannte: offenbar ist der sehr baugleich mit meinem Uniqball. Wer da wen kopiert hat kann ich aber nicht sagen ;)

HaPeKa
10.05.2021, 14:44
Da du beide Systeme kennst: Wo siehst du die Unterschiede in der Praxisanwendung für Wildlife-Fotografie, ausser beim Schleppgewicht?

felix181
10.05.2021, 15:00
Da du beide Systeme kennst: Wo siehst du die Unterschiede in der Praxisanwendung für Wildlife-Fotografie, ausser beim Schleppgewicht?
Also ich persönlich möchte gerne maximal stabil, aber möglichst frei beweglich sein - das ist ja auch der Sinn eines Gimbals und das leisten meine Wimberleys bestens.

Mein Uniqball ist zwar deutlich besser und präziser zu bedienen als meine bisherigen herkömmlichen Kugelköpfe, aber am Ende des Tages muss ich ihn doch fixieren. Das dauert und ist eben nicht ganz genau. Ohne Fixierung empfinde ich persönlich es als ein "Herumeiern".

Mit dem Gimbal kann man halt schneller und genauer fotografieren - was aber sicherlich nur wirklich ins Gewicht fällt, wenn sich das Motiv auch flotter bewegt.
Aber, Du hast es schon erwähnt, der Gimbal ist auch sperriger und schwerer - wieder steht man daher vor der Frage, ob man einen Kompromiss eingehen soll.
Der Gimbal ist halt die kompromisslose Variante

Einschränkend muss ich aber wirklich darauf verweisen, dass der Flexshooter vielleicht doch etwas anders gebaut ist als der Uniqball - ich kenn ihn eben nicht und kann nur Wimberley und Uniqball vergleichen.

deranonyme
10.05.2021, 16:07
Ich selbst nutze sehr gern einen Sachtler FSB6.

HaPeKa
10.05.2021, 20:09
Sicher ein sehr gutes Komplettsystem. Abgesehen davon, dass ich nur den Kopf suche, habe ich mir das System und das Handbuch mal angesehen. Würde das gerne mal testen, aber wie bei den meisten Lösungen ist das hier in der Schweiz nicht möglich.
Weder das Sachtler noch der FlexShooter sind bei einem Schweizer Fachhändler auf Lager, so dass man sich das mal im Geschäft anschauen und testen könnte.

Das wird wieder mal ein Blindflug mit Bauchentscheid. Immerhin komme ich wieder zu meinem 'Briefkasten' in Weil am Rhein, also kann ich nach mehr als einem Jahr wieder mal was in D bestellen ...

wus
11.05.2021, 00:42
Hat ein Fluid Gimbal Vor- oder Nachteile gegenüber einem klassischen System? Fluidsysteme, wie sie (anders aufgebaut) auch die Sachtler Köpfe haben, bieten eine Dämpfung von Bewegungen. Man sollte das nicht mit der Friktion verwechseln, wie sie etwa halb angezogene Kugelköpfe beim Neigen oder Schwenken bieten - Fluidköpfe sind mechanisch sehr leichtgängig, langsames Schwenken oder Neigen geht einigermaßen leicht. Bei schnelleren Bewegungen bewirkt die Fluiddämpfung gleichmäßigere Bewegungen.

Das, und die massive Ausführung der Stative (Doppelbeine, Mittel- oder Bodenspinne) ist wohl auch der Grund warum manche Naturfotografen gerne Sachtler Stative und Videoköpfe verwenden.

Wichtig ist das m.E. hauptsächlich beim Filmen, wenn man mit der Kamera Tiere, Sportler, Rennautos o.ä. verfolgt.

carm
11.05.2021, 08:38
Den Flexshooter Pro benutze ich jetzt seit etwa anderthalb Jahren. Vorher hatte ich den Benro Gimbal. Vorteil Flexshooter: Leichter, etwa 600gr, kleiner, Gimbalfunktion und Kugelkopf in einem und genau so leicht zu händeln wie ein Gimbal. Mit der Friktion kannst du den Flexshooter genauestens einstellen so dass er in jeder Position fixiert bleibt, du aber trotzdem jederzeit schwenken kannst. Horizontal und vertikal. Meine schwerste Kombi sind das 600mm mit dem 1,4Tc und der a9. Funktioniert bestens und butterweich. Und wenn ich Landschaft fotografiere, dann nutze ich die Kugelkopffunktion. Auch diese funktioniert absolut zuverlässig. Den Gimbal habe ich verkauft.

Ich habe meinen bei "Augenblicke-Eingefangen" gekauft. Schau mal im Internet. Du kannst sie auch anrufen. Und es gibt Videos zum Flexshooter Pro.

felix181
11.05.2021, 09:58
Und es gibt Videos zum Flexshooter Pro.
Danke für den Hinweis - ich habe mir nun ein Video angesehen (https://www.youtube.com/watch?v=4hPCIuYU-5U&list=WL&index=3). Ich finde das spiegelt eigentlich exakt meine Erfahrungen wider.
Der Flexshooter (oder eben mein Uniqball) ist ein guter Kompromiss, wenns handlicher sein soll. Für Wildlife ist aber der Wimberley sicher die bessere Lösung, wenn man Gewicht und Handlichkeit verdrängt...

kiwi05
11.05.2021, 10:13
Ich verstehe die Flexshooter/Uniqball eher als Zwitter aus Kugelkopf und Zweiwegeneiger mit Panoramafunktion.
Dieses perfekte, quasi „schwerelose“ Handling eines guten, sauber eingestellten Gimbal können mir diese wohl nicht ersetzen.

Fazit für mich: Die Investion in einen z.B. Wimberley Gimbal und ein Gitzo Systematic ist heftig, aber eine Entscheidung fürs ganze Fotografenleben.

carm
11.05.2021, 10:28
Ich verstehe die Flexshooter/Uniqball eher als Zwitter aus Kugelkopf und Zweiwegeneiger mit Panoramafunktion.
Dieses perfekte, quasi „schwerelose“ Handling eines guten, sauber eingestellten Gimbal können mir diese wohl nicht ersetzen.

Widerspruch;) Kann er besser. Definitiv. Ich gehe nicht mehr zurück auf einen Gimbal. Ich spreche vom Flexshooter, den Uniqball kenne ich nicht. Wir können das am Haff testen. :cool:

kiwi05
11.05.2021, 10:33
Bin gespannt darauf, Carlo. Ich kann mir halt nur vorstellen, daß der Flexshooter wie ein Gimbal arbeitet, bei dem die Höhe nicht entsprechend eingestellt ist.
Der Flexshooter hält die Balance in jeder Neigung ( wenn er sie überhaupt hält, ohne zu stramm zu sein) doch nur dur Friktion und nicht durch Gewichtsausgleich/ Ausbalancieren wie der Gimbal.
Aber ich lasse mich gerne im Praxistest überzeugen.
Ich war schon erstaunt, daß du dich von deinem Gimbal getrennt hast.

carm
11.05.2021, 10:39
Er arbeitet genauso wie ein Gimbal, mit einem entscheidenden Vorteil. Du brauchst ihn nicht festzuklemmen, wenn du das Objekt anvisiert hast. Er bleibt in der Position. Du kannst aber, und das ist ein entscheidender Vorteil, jederzeit die Verfolgung des Objekts aufnehmen, ohne die Klemmen wieder lösen zu müssen. Das geht so beim Gimbal nicht. Da heisst es, Klemmen zu, Klemmen auf. Das ist ein entscheidender Nachteil.

Wenn du das Objektiv nach unten oder nach oben richtest, musst du die Klemmen am Gimbal festziehen. Und wieder lösen, wenn du schwenken willst. Beim Flexshooter nicht.

Jumbolino67
11.05.2021, 10:42
Falls es jemanden interessiert, Stefan Imig hat 2014 (http://https://www.stefan-imig.de/2014/11/16/review-uniqball-ubh-45-q/) den Uniqball UBH-45-Qn getestet. Vielleicht wurden ja inzwischen die beschriebenen Mängel beseitigt.

kiwi05
11.05.2021, 10:42
Ich habe gerade das Gefühl, daß wir den Gimbal nicht mit den gleichen Einstellungen handhaben, Carlo.
Ich weiß nicht, was du mit Klemmen auf, Klemmen zu meinst.
Egal, am Haff kommt die Erkenntnis.:top:

carm
11.05.2021, 10:45
Wenn du mit dem Gimbal einen Schwenk nach oben in die Bäume machst, musst du dann nicht die Klemme etwas festziehen, damit der Gimbal nicht wieder in die waagerechte Position gleitet?

steve.hatton
11.05.2021, 10:46
Der Uniqball wurde von ungarischen Wildflife-Photographen entwickelt und ist sozusagen das Vorbild des FlexShooters. Andy Rouse ein engl. Wildlife-Photograph hat zuerst den Uniqball protegiert und über seine Seite verkauft, suchte dann eine Firma, um das Ding günstiger und "besser" zu bauen, da ihn lt. seiner Aussage das Nachnicken des Uniqball, wenn man ihn festzieht ein wenig stört....was auch immer man davon halten mag.

Wer ihn kennt weiß, dass er solange er Canon-Endorser war, den EFV als grausam bezeichnete und nicht mal durchsehen wollte (so geschehen auf einer Nordsee-Gannett-Bootstour, u.a.mit Porty und mir) und seit er bei Olympus ist, gibt`s nichts kein Problem mehr mit dem EVF.:cool::shock::lol: In Bezug auf Uniqball und Flexshooter ist seine Meinung folgende: Der Flexshooter ist natürlich viel besser - man kann ihn auch auf seiner Website kaufen.
Ob er direkt in die Entwicklung, Produktion und den Verkauf eingebunden ist oder war, kann ich nicht beurteilen, er meinte auf dem Boot wir bauen den besser, aber auf die Empfehlung das mit Novoflex zu machen, war ihm wohl klar, dass deren Preise nicht seinen Vorstellungen entsprechen würden, also winkte er ab.
Offenbar haben die Ungarn ihr Produkt oder ihre Erfindung/Entwicklung nicht ausreichend geschützt. Nun gibt es den Flexshooter, sozusagen die "potentiell bessere" Variante - einen Vergleich der beiden habe ich noch nirgends gefunden.

Ich bin mit dem Uniqball zufrieden, habe aber auch kein 600F4, das das ganze System mechanisch fordern oder gar "ausreizen" würde.

BItte versteht mich nicht falsch: Die Gannett Tour mit ihm war die 500 € wert und ein tolles Erlebnis und ich würde auch gerne mal nach Svalbard mit ihm - aber das sind schon massive Investitionen....

Ditmar
11.05.2021, 11:02

Ich bin mit dem Uniqball zufrieden, habe aber auch kein 600F4, das das ganze System mechanisch fordern oder gar "ausreizen" würde.


Ich nutze ja auch den Uniqball (kleine Version), und habe seitdem ich den nutze, nie wieder etwas vermisst nach diversen vorherigen Fehlkäufen.
Also volle Zustimmung.
Einen guten Gimbal kann der nicht ersetzen, reicht aber bestimmt für die Mehrheit der Tierfotografen die hier unterwegs sind, und dann gleich den "großen" nehmen.

Jumbolino67
11.05.2021, 11:05
Wenn du mit dem Gimbal einen Schwenk nach oben in die Bäume machst, musst du dann nicht die Klemme etwas festziehen, damit der Gimbal nicht wieder in die waagerechte Position gleitet?
Ich stelle meinen Wimberley so ein, daß er mit Objektiv (Festbrennweite) in jeder Position stehen bleibt. Dann braucht man ihn auch nicht durch Schrauben/Klemmen festziehen.

carm
11.05.2021, 11:29
Ich stelle meinen Wimberley so ein, daß er mit Objektiv (Festbrennweite) in jeder Position stehen bleibt. Dann braucht man ihn auch nicht durch Schrauben/Klemmen festziehen.

OK. Das ging bei meinem Benro nicht so gut. Meistens ging er dann wieder in die waagerechte Position. Ich musste die Klemmen also ziemlich festziehen. Mit dem Flexshooter und der Friktionsschraube funktioniert das sehr gut. Und er lässt sich immer noch leicht bewegen. Im Video wird berichtet, dass der Flexshooter nicht in seiner Position bleibt, wenn man das Stativ über der Schulter trägt. Das kann ich so nicht bestätigen.

HaPeKa
11.05.2021, 12:06
Danke für den Hinweis - ich habe mir nun ein Video angesehen (https://www.youtube.com/watch?v=4hPCIuYU-5U&list=WL&index=3). Ich finde das spiegelt eigentlich exakt meine Erfahrungen wider.
Habe das Video auch angeschaut, der FlexShooter würde also gut zu meinem VW Bus passen :P

kiwi05
11.05.2021, 12:53
Wenn du mit dem Gimbal einen Schwenk nach oben in die Bäume machst, musst du dann nicht die Klemme etwas festziehen, damit der Gimbal nicht wieder in die waagerechte Position gleitet?

Ja, wenn das mit der Höheneinstellung am Gimbal (vertical Adjustment) sorgfältig und für jedes Objektiv und bei Zooms für jede benötigte Brennweite austariert ist, bleibt die Kamera/Objektiv Kombi auf den Punkt stehen...ohne festziehen.
Das ist beim Nicht-Innenzoom-100-400mm allerdings etwas aufwändig. Beim 200-600 mit Innenzoom reicht eigentlich eine Einstellung für jedwede Brennweite.

Gerhard55
11.05.2021, 13:36
Wenn du mit dem Gimbal einen Schwenk nach oben in die Bäume machst, musst du dann nicht die Klemme etwas festziehen, damit der Gimbal nicht wieder in die waagerechte Position gleitet?

Hallo Carlo,

wenn der Gimbal das tut, ist die Vertikaleinstellung der Trägerplatte zu tief. Richtig eingestellt ist bleibt er in jeder Position einfach stehen. Das bedeutet etwas Arbeit, damit man den Systemschwerpunkt von Kamera und Objektiv auf Deckung mit dem Drehpunkt für die Vertikalbewegungen (Neigen nach vorn oder hinten) bringt. Aber dann steht das Gesamtsystem, ohne die Klemme anzuziehen, in jeder Position, wenn man es auslässt. Sinnvollerweise sollte man auch die Einstellungen notieren, dass man nicht jedes Mal wieder von vorn anfangen muss.

EDT: Ich sollte vielleicht den Thread ganz durchsehen, bevor ich antworte: Peter war schneller als ich...

kiwi05
11.05.2021, 15:43
.....
EDT: Ich sollte vielleicht den Thread ganz durchsehen, bevor ich antworte: Peter war schneller als ich...

Eine Bestätigung kann nie schaden...;)