PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Blitzen oder nicht blitzen?


Schura
03.12.2019, 11:23
"Blitzen oder nicht blitzen?"

Ist das eigentlich eine Glaubensfrage?
Ich habe in der Vergangenheit immer öfter mit Fotografen zu tun, die sagen blitzen ist
für sie ein No-Go. Auch hier im Forum liest man immer wieder, dass blitzen heute nicht
mehr Zeitgemäß ist, weil die Sensoren inzwischen so viele Reserven bieten, dass man
das locker in der Bildbearbeitung wieder rausholen kann.

Ich bin noch einer der im Innenbereich jede weiße Decke mit Freuden zum indirekten blitzen nutzt (mit dem internen Reflektor des TT685s um ein bisschen Licht nach vorne auf Personen zu bekommen)
auch bei Personenaufnahmen im Aussenbereich und bei Tageslicht setzte ich gerne mal einen Blitz ein um einen gewissen Pep in die Bilder zu bekommen.

Ich kann es gar nicht richtig beschreiben, aber ich finde, dass die Bilder mit Blitz eine
Brillanz haben die ich in der Bildbearbeitung nicht hinbekomme.

Habe ich keine Ahnung von Bildbearbeitung oder ist es tatsächlich so, dass die Bildbearbeitung den Blitz nicht ersetzen kann (ich meine damit jetzt tatsächlich nur
die reine Bildaufhellung, ohne Effektlicht o.ä.)?

Wie seht Ihr und handhabt Ihr das?

mrrondi
03.12.2019, 11:25
Blitzen ist keine Glaubensfrage sondern eine Frage des Könnens.
Wenn man es richtig und mit nem guten Equipment macht - dann sollte
man es eigentlich gar nicht sehen.

Und mit einem Blitz kann ich Dinge anstellen - die wirst du ohne nie erreichen können.

MaTiHH
03.12.2019, 11:26
Wenn jemand das so generell und womöglich dogmatisch sagt, dann hat er nach meinem Verständnis Fotografie nicht wirklich verstanden: Bei der Fotografie geht es um Licht. Immer. Und grundsätzlich darauf zu verzichten, Licht ggf bewusst zu steuern schränkt die Möglichkeiten des Fotografierens und des Ausdrucks immer ein. Das hat gar nichts mit den Sensoren zu tun, sondern einfach mit Gestaltungsmöglichkeiten.

aidualk
03.12.2019, 11:27
Ich blitze auch nur extrem selten, und wenn, dann als 'Langzeitsync.' mit direktem Blitz, der aber auf ca. -1 bis -2 steht, so dass er kaum zu erkennen ist (also eigentlich nur eine minimale Aufhellung). Indirekt an die Decke gefällt mir oft der Schattenwurf nicht, auch als 'Langzeitsync.' nicht.

nex69
03.12.2019, 11:39
"Auch hier im Forum liest man immer wieder, dass blitzen heute nicht
mehr Zeitgemäß ist, weil die Sensoren inzwischen so viele Reserven bieten, dass man
das locker in der Bildbearbeitung wieder rausholen kann.

Ich bin einer von denen die das schreiben. Es kommt natürlich auf den Anwendungsfall an. Situationen wo man früher fast zwingend blitzen musste, kann man heute problemlos ohne Blitz meistern. Dazu gehören Eventfotos in Innenräumen. Ja es mag stimmen, dass die Bilder mit Blitz dann etwas brillanter werden. Aber der Mehrwert, dass ich lautlos und unauffällig fotografieren kann, macht das nicht wett. Für mich jedenfalls nicht.
Schlussendlich ist die Blitzerei für die Leute z.b. in einem abgedunkelten Raum schlicht und einfach nur nervig.

Mag sein, dass das viele anders sehen aber das Feedback der Leute, für die ich so fotografiert habe, bestätigt mich in meiner Meinung. Vor 10 Jahren war das so allerdings noch kaum möglich. Mit Alpha 9 und ähnlichen neuen Kameras und lichtstarken Objektiven jedoch inzwischen schon. Das MG ähnliche Geräusch bei Pressekonferenzen wird in Zukunft nicht mehr nötig sein. Das geht nur ohne Blitz.

Und ja ich kann durchaus auch blitzen und nutze im Heimstudio auch eine Studioblitzanlage oder entfesselte Aufsteckblitze. Kein Problem.

carm
03.12.2019, 11:40
Wenn man keine oder wenig Ahnung von gezielter Blitzfotografie hat, kommen schon mal solche Aussagen. Ich benutze den Blitz gezielt in der Tierfotografie. Und ja, man sollte ausser dem Leuchtpunkt im Auge des Tieres nicht merken, dass geblitzt wurde. Das setzt voraus, dass man sich mit dem Blitzgerät beschäftigt, Blitzversuche unternimmt um die wichtigen Einstellungen zu erfahren.

FG
Carlo

screwdriver
03.12.2019, 11:45
Blitzen ist keine Glaubensfrage sondern eine Frage der Situation und Sensibilität.

In Situationen, wo ein Blitz stört oder sogar explizit verboten ist (Konzerte, Ausstellungen oder alle möglichen anderen Veranstaltungen) da nutzt man eben keinen Blitz. Und selbst viele Situationen, die man früher[tm] nie hätte ohne Blitz bewältigen können, sind die Kameras heute auf einem Niveau, wo er eben oft verzichtbar ist.
Tatsächlich ist der optimale Einsatz eines Blitzes eine Kunst für sich und ein direkt an der Kamera angebrachter oder integrierter Blitz ist eher selten die optimale Lösung sondern eine Notlösung.

Dornwald46
03.12.2019, 12:09
Ich benutze den Blitz gezielt in der Tierfotografie. Und ja, man sollte ausser dem Leuchtpunkt im Auge des Tieres nicht merken, dass geblitzt wurde. FG Carlo

Gerade in der Tierfotografie kommt für mich ein Blitzen überhaupt nicht in Frage.:roll:

carm
03.12.2019, 12:15
Gerade in der Tierfotografie kommt für mich ein Blitzen überhaupt nicht in Frage.:roll:

Ja, ich weiss, dass das bei vielen Tierfotografen nicht in Frage kommt. Bei mir schon. Und wenn ich in den Tropen unterwegs bin, die meisten anderen auch. Es gibt viele Gründe dafür und wenige dagegen. Wenigstens, wenn man sich damit beschäftigt.

FG
Carlo

hpike
03.12.2019, 12:17
Ich nutze selten, sogar sehr selten einen Blitz. Aber nichtsdestotrotz, bin ich manchmal froh, den kleinen eingebauten zu haben. So als kleiner Aufhellblitz grad bei Gegenlichtaufnahmen, ist das Ding nicht zu verachten. Allerdings reduziere ich den Blitz dann je nach Situation so stark, das man allenfalls am Lichtreflex im Auge noch sehen könnte das ich einen Blitz benutzt habe. Ich hab schon lange den Eindruck, das der eingebaute Blitz doch oft unterschätzt wird. Einen normalen Aufsteckblitz benutze ich gar nicht mehr. Hab zwar noch einen Minolta 5200i, aber der funktioniert, glaube ich, sowieso nicht an meiner A77II, habs nie probiert oder mich informiert. Die Fähigkeiten des kleinen eingebauten, hab ich durch Zufall mal festgestellt, bei ein paar Spielereien an Weihnachten. Ich hab früher die Restlichtblitzbelichtung meiner Dynax 7 sehr geschätzt und oft benutzt und ich wollte wissen, ob und wie das an der Sony A200 funktioniert. Das war recht überzeugend und seitdem, benutze ich den kleinen gelegentlich. Allerdings wirklich selten. In der Tierfotografie natürlich überhaupt nicht, obwohl ich, entgegen landläufiger Meinung der Meinung bin, das den Tieren der Blitz nicht schadet. Beobachtet mal Wildtiere bei Gewitter und starken Blitzen, die zucken noch nicht mal. Aber das ist ein anderes Thema. So wie es jetzt aussieht, werde ich mir keinen Blitz mehr kaufen. Aber das liegt hauptsächlich an meinem Interessengebiet der Tierfotografie. Sonst wäre das sicherlich mal ein Thema.

Windbreaker
03.12.2019, 12:20
Meiner Meinung nach haben die Fotografen, die den Blitz mnicht mehr für notwendig halten dann recht, wenn es rein um das Aufhellen einer kompletten Situation geht (Sprich es ist zum fotografieren zu dunkel). Da kann man heute mit EBV viel aus den aufgezeichneten (RAW)-Daten herausholen.

Wenn es um gezielte Lichtsetzung geht, ist meiner Meinung nach auch heute eine künstliche Lichtquelle zwingend erforderlich. Ob das ein Blitz, ein dauerlicht oder einfach ein Reflektor ist, kommt wohl auf die Situation an.

Ich nutze in meiner täglichen Arbeit auch gerne einen Blitz indirekt mit der weißen Aufhellkarte. Das erleichtert einfach die Arbeit hinterher am Rechner. Ich habe aber auch schon häufig festgestellt, dass ich mit EBV viel hinkriege, dass eben nicht geblitzt wurde.
Ich bin nämlich manchmal zu faul, meine Kamera von elektronischem auf mechanischen Verschluss umzustellen, damit der Blitz funktioniert.

Dornwald46
03.12.2019, 12:27
Bei mir schon. Und wenn ich in den Tropen unterwegs bin,
FG
Carlo

Vielleicht dort, aber in Wildparks oder Zoos ist ein Blitzen sowas von unnötig.

fritzenm
03.12.2019, 12:29
...Bei mir schon. Und wenn ich in den Tropen unterwegs bin, die meisten anderen auch. Es gibt viele Gründe dafür und wenige dagegen. Wenigstens, wenn man sich damit beschäftigt.


Bei mir auch. Da brauche ich nur Fotos, z.B. von Vögeln mit farbintensivem Gefieder, die sich jedoch meist im tiefen Schatten aufhalten, vergleichen, die mit und ohne Blitz aufgenommen wurden. Die Farben kommen nur zur Geltung, wenn man sie mal zufällig dort erwischt, wo gerade ein Sonnenstrahl durchs Blätterwerk dringt. Klar, damit kann man sich zufrieden geben. - Oder man erhöht die Rate durch den Einsatz eines Blitzes, wodurch i.d.R. auch die Gefiederstrukturen deutlich besser heraus kommen.

carm
03.12.2019, 12:31
Wie Guido schreibt,

den Tieren ist es egal. Ich habe noch nie eine negative oder überhaupt eine Reaktion gesehen. Ich blitze aber auch nur dort, wo notwendig. Bei Kolibris z.b. ist ein Blitzgerät unabdingbar. Aber, es soll so dosiert sein, dass nur ein geübtes Auge das merkt. Viele meiner Fotos, die meisten noch auf Dia, wären ohne Blitz nicht möglich gewesen.

FG
Carlo

carm
03.12.2019, 12:32
Vielleicht dort, aber in Wildparks oder Zoos ist ein Blitzen sowas von unnötig.

Da setze ich auch keinen ein.

Schura
03.12.2019, 12:42
...wodurch i.d.R. auch die Gefiederstrukturen deutlich besser heraus kommen.

Das ist das was ich mit Brillianz gemeint habe. Ich bekomme durch den Blitz
deutlich mehr Details auf den Sensor und die Bilder sehen auch noch schärfer aus

carm
03.12.2019, 12:45
Das ist das was ich mit Brillianz gemeint habe. Ich bekomme durch den Blitz deutlich mehr Details auf den Sensor und die Bilder sehen auch noch schärfer aus

Fotografieren ist malen mit Licht. Und ein Blitz hat sehr viel Licht. ;)

hpike
03.12.2019, 12:54
Das ist definitiv so. Aber Blitzen sollte man können. Wie oft sieht man totgeblitzte Aufnahmen, wobei das zugegebenermaßen früher deutlich häufiger war. Damit muss man sich beschäftigen, üben und lernen ihn dezent einzusetzen, dann kann ein Blitz sicherlich hilfreich und sinnvoll sein. Will man sich damit nicht wirklich beschäftigen, dann sollte man es besser bleiben lassen. Im Zoo oder in Wildparks würde ich auch keinen Blitz benutzen, in vielen ist das sowieso verboten. Aber das hat nicht den Grund das ihnen ein Blitz am Tag mal schaden würde, sondern, da liegt die Ursache eher in den kleinen Kompaktkameras, bei denen der Blitz automatisch ausklappt, was dann zur Folge hat, das in manchen Bereichen die Tiere täglich wahre Blitzlichtgewitter über sich ergehen lassen müssen und da ist ein Verbot absolut verständlich und sinnvoll. Übrigens sind diese Blitzlichtgewitter auch immer wieder in Sportstadien, wo viele Besucher offenbar der Meinung sind, sie könnten mit den Miniblitzen ihrer Kompakten und ihrer Smartphones, mit Leitzahl 10 oder 12, ganze Stadien ausleuchten. :crazy:

carm
03.12.2019, 13:02
Ja, blitzen sollte man können oder wenn nicht, es erlernen. Erst dann erkennt man die wirklich interessanten Möglichkeiten, die ein Blitz bietet.

fritzenm
03.12.2019, 13:13
Das ist das was ich mit Brillianz gemeint habe. Ich bekomme durch den Blitz
deutlich mehr Details auf den Sensor und die Bilder sehen auch noch schärfer aus

Wobei der Zugewinn an Schärfe (Kontrasterhöhung; niedrigere ISO; "Einfrieren" durch die kurze Blitzdauer) in der Personenfotografie u.U. auch von Nachteil sein kann. :D

Andererseits sollte man sich im Klaren darüber sein, dass eine Anhebung der Helligkeit in der EBV (idealerweise auf der Basis von RAW-Daten) nicht den gleichen Effekt / Look erzielt, wie eine Ergänzung von Licht, egal ob durch Blitz oder Dauerlicht - wobei beide Ansätze sicher ihre guten Gründe haben.

guenter_w
03.12.2019, 13:31
...und was lernen wir daraus?

Absolutismen sind immer falsch!:crazy:

Matthias K
03.12.2019, 15:02
...jeder Fotograf ist sein eigener Kreativdirektor und fotografiert mit einem eigenen Stil. Der Stil wird hauptsächlich bestimmt durch die Idee und die Umsetzung, weniger durch die Auswahl von Equipment. Ob und wann ich dann einen Blitz einsetze ist nur von meinem fotografischen Zielergebnis abhängig. Dazu ist natürlich der Skill unersetzlich.

Ich würde mich niemals einer festen Regel bei der Anwendungsfrage Blitz unterwerfen.

Allerdings blitze ich eher immer seltener, da die neue Technologie bei Sensorik und Optik nun bisher unerreichte Reserven zur Verfügung stellt. Auf der anderen Seite aber, bietet mein relativ neues Profoto Equipment auch Lösungen an, die früher mit einem Blitz nicht ohne Weiteres machbar waren.

MaTiHH
03.12.2019, 15:03
Absolutismen sind immer falsch!:crazy:

Das taugt als EdJ!!

Man
03.12.2019, 21:26
Indoor (Fotografieren von Zimmern) geht es bei mir fast nie ohne Blitz, da die Kotraste (Fenster mit Tageslicht / Zimmer mit dunklen Ecken) zu groß sind.
Denkbar wäre HDR - aber dafür müsste ich ein Stativ nutzen.

Wenn es "nur" um zu wenig Licht (ohne extrem große Kontraste) geht, würde es auch eine Aufhellung in LR/PS tun - ggf. zusätzlich über Tiefen/Lichter noch etwas nachhelfen. Das sieht dann schon ganz ordentlich aus.

Ich nutze den Blitz gerne - selbst bei Tageslicht, wenn es passt.

Fürs Licht / Aufhellung der Schatten täte es draußen auch ein Reflektor (wer hält den denn?), aber den Blitzreflex in den Pupillen bekomme ich nur mit einem Blitz hin - oder mit Handarbeit in der EBV. Die EBV-Arbeit spare ich mir aber gerne für dringendere Problemchen auf, die ich nicht direkt bei der Aufnahme lösen kann.

Dass man grundsätzlich lieber ohne blitzen auskommen möchte, um die Lichtstimmung nicht zu zerstören, kann ich gut nachvollziehen.
Aber keinen Blitz einzusetzen, weil man ihn für Teufelszeug hält (welches von der EBV vollständig ersetzt werden kann), halte ich für unsinnig.

vlG

Manfred

ingoKober
04.12.2019, 15:29
Seit ich eine Kamera mit modernem Sensor habe, hat sich meine Blitzerei tatsächlich stark reduziert.
Trotzdem gibt es gerade in der Wildlife Fotografie ziemlich oft Situationen, wo ohne Blitz kein Bild möglich ist.
Beispiele sind direktes Gegenlicht, starke Schatten von Ästen o.ä. sowie sehr schnelle Bewegung bei wenig Licht.
Immer öfter verwende ich für sowas allerdings inzwischen auch eine Taschenlampe statt des Blitzes (allerdings keine billige).
Dabei fällt auf, dass in der Tat kaum ein Tier auf den Blitz reagiert, die Wahrscheinlichkeit, dass sie auf das Taschenlampenlicht reagieren ist dagegen merklich höher.

Viele Grüße

Ingo