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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie nah ich mich ran pirschen um ein Reh formatfüllend zu fotografieren


eric roman
06.02.2019, 09:45
In einem anderen Thema wurde dieser Satz: "Ich muss wissen, wie nah ich mich ran pirschen muss um ein Reh formatfüllend zu fotografieren" gepostet. Mich interessiert das nun sehr, wie die Viecherlfotografen hier so eine Pirsch angehen.

Ich bezweifle nämlich, dass man - so könnte man den Satz oben nämlich interpretieren - auch mit einen 18mm Objektiv nah genug an ein Reh herankommt, um es formatfüllend auf den Sensor zu bekommen. Sicher hat der Schreibende das so nicht gemeint, aber mich hat der Satz zu dieser Frage angeregt.

Um Fleisch an den Knochen zu bringen; bei mir ist mit der A77II und dem Tamron 70-200mm 2.8 die maximale Annäherung für ein Reh formatfüllend zu fotografieren - knapp - misslungen.

Frage: wer war erfolgreich mit weniger Brennweite schon näher dran und wie wurde das angestellt? Nein, Tierpark und leblos am Strassenrand zählen nicht.

joker13
06.02.2019, 10:30
Ich schätze Mal, du müsstest bis auf 7 bis 8 Meter unbemerkt heran kommen.
Das geht eventuell mit viel Erfahrung und Geduld mit einem Tarnzelt etc.
Sie erkennen Veränderungen in ihrem Revier sofort und werden erst nach Tagen zurück kommen.
Die Rehe reichen, hören deutlich besser als wir. :D

Noch kürzere Brennweite wird nur noch mit Lichtschranke funktionieren, aber nicht mit deinem Equipment.

steve.hatton
06.02.2019, 14:42
In Applecross (Schottland) steht das Rotwild teils neben den geparkten Autos, offenbar nicht nur an dem Tag an dem ich dort war, denn sogar in Immobilienanzeigen sind die Tiere auf den Bildern.... - das gilt wohl nicht ?

6/DSC09791_DxO.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=304079)

nobody23
06.02.2019, 15:39
Probier mal:

https://dofsimulator.net/en/




Edit:
https://de.wikipedia.org/wiki/Ghillie_suit

eric roman
06.02.2019, 20:56
Danke für die Rückmeldungen.

Gemäss dofsimulator benötigt es mit 200mm auf APS-C doch 15,5m Distanz (10,2 m bei Hochformat) um ein Reh formatfüllend abzulichten. Da muss dann wohl aber alles stimmen (Windrichtung, Tarnung und das Glück, dass das Tier auf mich zukommt und ich nur zu warten bräuchte). Sowas gelänge nicht alle Tage...

Ghilliesuitwäre was, aber dort wo ich rumschleiche hat es eine jede Menge Dornengewächs, da bleibt man böse hängen. Und ich vermute stark, dass ich von der Marechaussee abgeholt würde, weil die Leute sich sonstwas ausmalen.

y740
06.02.2019, 22:23
Wenn man nah genug herankommt reicht auch ein Voigtländer 12mm f5,6. :D

1439/DSC05986_5.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=290165)

Gruß Jens

steve.hatton
06.02.2019, 22:46
Bambi gilt auch nicht :cool:

Dirk Segl
07.02.2019, 06:49
In einem anderen Thema wurde dieser Satz: "Ich muss wissen, wie nah ich mich ran pirschen muss um ein Reh formatfüllend zu fotografieren" gepostet. Mich interessiert das nun sehr, wie die Viecherlfotografen hier so eine Pirsch angehen.

Frage: wer war erfolgreich mit weniger Brennweite schon näher dran und wie wurde das angestellt? Nein, Tierpark und leblos am Strassenrand zählen nicht.

Zunächst brauchst Du:
- Einen Platz wo sich Tiere aufhalten. Das ist schon mal schwer genug. :crazy:
- der Wind muß stimmen (Wetterbericht verfolgen)
- du must erst einmal unbemerkt zu dem Platz kommen. Auch nicht leicht
- Nur mit Tarnschal und Tarnkleidung für bessere Rundumsicht arbeiten. Sonst sitzt der Fuchs hinterm Zelt und pennt da. :lol::lol::lol:
- Der Platz sollte frei von alten Ästen sein (Boden). Knacks und alles ist vorbei.
- Hintergrund sollte eine Anhöhe mit weit entferntem Wald sein.

Jetzt erst kommt die Entfernung und die Kamera.

- 15-50m sind realistisch ohne Tarnzelt, aber auch ohne Bewegung !
- Somit reichen 400mm an Vollformat aus. 400mm an Vollformat oder APSC sind leicht, kompakt und gut zu tragen.

Hier mal 2 Freihand Beispiele von dieser Woche (500mm an KB).

Fuchs 30m (nur Tarnkleidung)

https://farm5.staticflickr.com/4859/40043374323_fe4135eff3_b.jpg
Rotfuchs (Vulpes vulpes) (https://flic.kr/p/241uL6z) by Dirk Segl (https://www.flickr.com/photos/148882889@N04/), auf Flickr

Fuchs 50m

https://farm8.staticflickr.com/7901/46283820084_26e69c1f36_b.jpg
Rotfuchs (Vulpes vulpes) (https://flic.kr/p/2dvWFd1) by Dirk Segl (https://www.flickr.com/photos/148882889@N04/), auf Flickr


Reh 40m

https://farm8.staticflickr.com/7897/46247860054_b09e18759c_b.jpg
Auf der Pirsch (https://flic.kr/p/2dsLnxu) by Dirk Segl (https://www.flickr.com/photos/148882889@N04/), auf Flickr

Fuchs 15m hab ich auch noch, aber noch nicht entwickelt.

Gruß Dirk





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eric roman
07.02.2019, 09:02
Danke für all die Hinweise.... und die bestätigen mir die bisher angewendete Methodik und Materialwahl. APS-C mit KB-Objektiven ist für mich passendes Material. Obwohl, besser gibt es immer.

15 m an den Fuchs ran ist super und das wäre - nein, ist - mein Traum. :top:

Schade, dass kein Schnee liegt bei uns zurzeit, keine Fährten auszumachen.

perser
07.02.2019, 20:29
...bei mir ist mit der A77II und dem Tamron 70-200mm 2.8 die maximale Annäherung für ein Reh formatfüllend zu fotografieren - knapp - misslungen.

Mal nur so nebenbei: Laut Deiner von Dir unten verlinkten Internetseite nennst Du auch ein Tamron 150mm-600mm 5.0-6.3 Dein eigen...

eric roman
07.02.2019, 21:31
Mal nur so nebenbei: Laut Deiner von Dir unten verlinkten Internetseite nennst Du auch ein Tamron 150mm-600mm 5.0-6.3 Dein eigen...

Yepp, aber in der Dämmerung oder im Waldesinnern ist das von der Lichtstärke her dann etwas zu schwach. Und wenn dir ein Reh unvermittelt nah heran kommt, sind 150mm auch zu viel an Vergrösserung. Das 150-600mm ist wiederum für Birding die bessere Wahl.

Auch ist mir manchmal so nah wie möglich ans Motiv wichtiger, als was dann auf den Sensor kommt. Thrill vor Outcome...

mineral0
09.02.2019, 19:59
Also ich glaube nicht, daß du an Reh und Fuchs so nahe herankommst, daß dir 150mm zu lang werden.

screwdriver
09.02.2019, 22:28
Mit diesem Scharfentieferechner bekommt man abhängig von Sensorgröße, Entfernung und Brennweite auch die Abbildungsgröße angezeigt.
click (http://www.erik-krause.de/schaerfe.htm)

Henry 1
11.02.2019, 08:10
Hallo Eric Roman,
als passionierter Jäger darf ich dir zu deiner Anfrage folgende Tipps geben.
Als Erfolg versprechende Plätze sind stets Waldränder mit angrenzenden Acker- und Wiesenflächen zu sehen. Insbesondere die Feldfrucht Raps ist ein Magnet für Rehwild.
Ich würde mir eine entspr. Fläche suchen und insbesondere dort schauen wo Hochsitze stehen (Achtung Hochsitze sind Fremdeigentum und dürfen nicht bestiegen werden !!!)
Erkundige dich wer der Jagdausübungsberechtigte ist, also der Revierpächter (Jäger).
Sprich mit Ihm und erläutere dein Anliegen. Im Normalfall sind Jäger für Naturinteressierte (keine Störer) stets empfänglich. Natürlich musst du gegen den Wind "Fotojagen".
Die frühen Morgenstunden und die späte Dämmerung ist am besten. Im Sommer - da es spät dunkel wird - kommen Rehe (sofern sie nicht gestört wurden) oftmals im Hellen raus.
Anders als z.B. Rotwild verzeihen Rehe Störungen relativ leicht.
Ich hatte schon mehrfach Rehe ca. 3 -4 Meter neben der Ansitzeinrichtung. Das Sehverhalten der Rehe ist etwa (bis auf das Farbsehen) mit dem der Menschen gleichzusetzen. Es sind Reaktiosseher. Als immer nur langsam bewegen. Riechen, also Wittern und Hören können sie sehr gut. Also gegen den Wind und schön leise sein.
Dann wünsche ich dir Waidmannsheil.
Gruss Henry

About Schmidt
11.02.2019, 09:39
Ich kann das nur bestätigen. Besonders in der Brunftzeit sind die Rehe eher "unvorsichtig." So habe ich es schon erlebt, dass ein Reh bis auf 4-5 Meter an mich heran gekommen ist, nachdem ich ganz still auf einem Baumstumpf saß. Hier ist vor allem die Witterung (damit meine ich den Geruch die Windrichtung und nicht das Wetter) entscheidend. Ich hatte dabei den Wind direkt im Gesicht, das Reh nahm mich nicht wahr, bis es fast vor mir stand. Nur mit Fotografieren ist da nicht. Die kleinste Bewegung und es ist weg. Da hilft nur ein Versteck. Ich habe mich bei so was immer mit dem Anblick begnügt. Dies Erlebnis kann kein Foto ersetzen. Dann lieber eine Begegnung mehr und ein Foto weniger.

Gruß Wolfgang

eric roman
11.02.2019, 11:00
Raps? Hätte ich echt nicht gedacht. Super, der wird bei uns in der Umgebung ebenfalls angebaut.:top:

7-10 Meter Distanz hatte ich auch mal und das war echt abgefahren. Ich sass da nämlich auf dem - angehaltenen - Motorrad und guckte in eine Wiese, von wo sich ein Reh mir unbekümmert mehr und mehr näherte. Der Motorenlärm eines Autos hat dann der Idylle eine Ende bereitet.

Henry 1
11.02.2019, 19:05
Bezüglich der Jahreszeit kann ich dir den Zeitraum bis zum 1. Mai empfehlen, da z.Zt. Schonzeit ist und die Rehe weniger scheu sind. Ab dem 1. Mai ist Beginn der Bockjagd, dann steigt der sog. Jagddruck. Das merkt das Wild und wird vorsichtiger. Mit der Brunftzeit (bei Rehwild "Blattzeit" Ende Juli/Anfang August) werden die männlichen Rehe (Böcke) unvorsichtiger. Da kannst du ggf. mit einem Wildlocker die Böcke sehr nah anblatten.
Viel Glück und gute Bilder.

eric roman
10.11.2019, 13:48
Seit dem letzten Beitrag hier hat sich bei meinen Reh-Aufnahmen die Distanz zum Tier bis auf 30m verkürzt. Näher kamen sie auch schon, aber die Kamera war dann im Rucksack.:doh:

Einerseits weiss ich jetzt, wo die Tiere um welche Uhrzeit am Waldrand erscheinen, andererseits hab ich mir zur Tarnung etwas Gedanken gemacht und meinen "Ansitz" neben oder unter einen Busch verlegt. So passt es. An das Reh hier habe ich mich angepirscht. Das Maisfeld, dem ich entlang schlich, und meine Camo-Kleidung hatten in etwa die gleiche Farbe. Benutzt habe ich "Jägerschuhe", die tatsächlich ein fast lautloses Auftreten ermöglichen. Zum Einsatz kamen hier die Sony a77II und das Tamron 150-600mm.

802/DSC03132.jpg
→ Bild in der Galerie (https:../galerie/details.php?image_id=324495)

eric roman
10.11.2019, 14:23
Nachtrag: Danke allen für die Hinweise und Infos. :top:

hpike
10.11.2019, 14:36
Raps ist ein Magnet für Rehe. Es gab aber vor etlichen Jahren Probleme mit Raps. Das war eine Sorte, die hieß, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, Doppelnull Raps. Das war wohl damals eine neue Züchtung, die giftig fürs Rehwild war. Den genauen Grund weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr so genau. Jedenfalls gingen da massenhaft Rehe von ein. Ich glaube der wurde dann verboten oder die Landwirte haben freiwillig drauf verzichtet. Jedenfalls war das ein echtes Problem. Wie nah man ran muss? In genauen Metern kann ich das nicht sagen, nie nachgemessen. Aber wenn du nah genug dran bist, merkst du das schon. ;)

ddd
11.11.2019, 02:46
... Es gab aber vor etlichen Jahren Probleme mit Raps. Das war eine Sorte, die hieß, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, Doppelnull Raps. Das war wohl damals eine neue Züchtung, die giftig fürs Rehwild war.knapp daneben ;)
Seit den späten 1970er Jahren wird 00-Raps angebaut. Vorher war Rapsöl nur für technische Zwecke geeignet, da die Erucasäure (eine Fettsäure, ca. 50% Anteil bei ursprünglichem Raps) sehr bitter ist und weitere giftige Bestandteile die Verwendung der Ölpressrückstände als Tierfutter verhinderte. 00-Raps enthält beides kaum noch und ist daher nicht mehr bitter und 00-Rapsöl als Speiseöl gut geeignet. Junge unerfahrene Rehe fressen zuviel davon und verenden an Fehlgärung im Pansen, da der Raps viel zu eiweißreich und rohfaserarm (neuere 000-Sorten sogar fast faserfrei) ist.
Es ist also absurderweise genau anders herum: Der ungiftige 00-Raps bringt unerfahrene Rehe um.

-thomas

hpike
11.11.2019, 11:46
Upps, na ja zumindest lag ich nicht ganz falsch damit, das da mal was gewesen ist :oops:. Aber ist ja auch schon recht lange her, da kann einem die Erinnerung schon mal einen Streich spielen. :oops: