WildeFantasien
23.08.2017, 01:16
Hallo zusammen,
seit der partiellen Sonnenfinsternis 2015 war ich von der Idee, eine totale Sonnenfinsternis zu fotografieren, angefixt. Ich habe alles dafür getan, mir diesen Traum zu erfüllen. Am 21.08.2017 bot sich die Gelegenheit. Der Kernschatten einer totalen Sonnenfinsternis ging ausschließlich über die USA und zog vom Nordwesten bis zum Südosten einmal quer über das ganze Land.
Es gab viele Langzeitwetterstudien, welche Beobachtungsorte die höchste Wahrscheinlichkeit für „Clear Skies“ (wolkenfreien Himmel) bieten könnten. Ich wollte Anfangs nach Idaho, habe mich aber für Wyoming entschieden, da es verkehrstechnisch besser zu erreichen war und ich vorher auch kurz zu Mount Rushmore, den Badlands Nationalpark und zum Devils Tower fahren wollte. Das habe ich auch getan. Pooohhh! Ich glaube ich bin in den letzten 8 Tagen mit dem Auto um die 3.000 km gefahren, habe jeden Tag an einem anderen Ort übernachtet, und bin einfach nur platt. Von den USA bin ich echt beeindruckt. Man könnte mehrere Bildbände füllen, wenn man die unglaublich schönen Landschaften, die man während der Fahrt sieht, fotografieren würde.
Mein ursprünglicher Plan war es mit der a9 an einem nachgeführtem Teleskop (127/1500 Mak) eine Zeitrafferaufnahme zu machen, mit der a7R und dem 70-400 + 2xTK die Korona zu fotografieren und mit der a99 bei 35mm ein weitwinkeliges Bild zu machen. Das war der Plan. Ein Tag vor der Abreise wurde mir beim Kofferpacken bewusst, dass ich das nie und nimmer transportiert bekomme. Einen großen zweiten Koffer hatte ich zwar im Rahmen der Vorbereitungen schon gekauft, aber ich hätte für beide Koffer die maximalen 32kg pro Stück überschritten. Also musste ich mir was anderes einfallen lassen. Ich habe mich dann dazu entschieden das Teleskop daheim zu lassen. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass sich der Fokus bei einem Maksutov-Teleskop mit der sich ändernden Temperatur verändert. Keine gute Sache bei einer Sonnenfinsternis. Deshalb bin ich eigentlich froh es gar nicht mitgenommen zu haben. Stattdessen habe ich meinen iOptron Skytracker mitgenommen. Den Manfrotto Getriebeneiger, den ich vor lauter ein- und wiederauspacken daheim vergessen hatte, konnte ich Gott sei Dank in den USA nochmal kaufen. :roll: Hat zwar unnötiges Geld gekostet, aber eine Sonnenfinsternis erlebt man wahrscheinlich nur einmal im Leben deshalb wollte ich unbedingt auch einen Plan B für den Fall haben, dass ich den Skytracker aus welchem Grund auch immer nicht verwenden kann. (Jetzt nachdem ich eine totale Sofi erlebt habe, kann ich mir sehr gut vorstellen das nochmal sehen zu wollen.:crazy:)
Am Abend vor der Sonnenfinsternis bin ich vom Hotel in die Totalitätszone gefahren, um mir einen Standort zu suchen. (Es war unmöglich innerhalb der Totalitäszone noch ein Hotelzimmer zu bekommen.) Also musste ich ziemlich weit fahren. Ich hatte mir zwar schon über Google-Maps schon einen Rastplatz ausgesucht, aber dort war „Overnight-Camping“ nicht gestattet, deshalb wollte ich vor Ort nach einer Alternative suchen. Das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört. Auf dem Seitenstreifen des Highways darf man nur in Notfällen halten, und auf dem Grassstreifen daneben durfte man wegen Brandgefahr auch nicht drauf. Vom Highway mitten in der Prärie gab es nur wenige Abfahrten, die alle ins „Nichts“ führten. Auch wenn man, so wie ich, einen riesigen 4x4 SUV fährt, kann man da nicht einfach so reinfahren, weil praktisch alles in Privatbesitz ist. Also bin doch auf dem Rastplatz gelandet, und habe dort, nicht ganz unerwartet, viele Gleichgesinnte angetroffen. Also habe ich dort, wie alle anderen, im Auto „Übernachtet“, wobei von Schlafen nicht die Rede sein konnte. Es war nicht nur total unbequem, ich war auch viel zu aufgeregt. Um 3:20 Uhr erinnerte mich mein Smartphone daran, das Stativ mit dem Skytracker aufzubauen. Auf dem Rastplatz war übrigens trotz heller Straßenlaternen das Band der Milchstraße zu sehen. Wahnsinn! Nachdem alles aufgebaut war wurde getestet, und anschließend habe ich „Wache geschoben“, dass mir das ja niemand anpackt. Der Rastplatz war bereits schon über Nacht voll geworden. Im Lauf des Vormittags kamen immer mehr Menschen, und sogar zwei große Reisebusse mit einer Gruppe von Sofi-Touristen. Die Wettervorhersage war gut, aber ich war total nervös, denn die kleinste Wolke im falschen Moment kann alles zu Nichte machen. Im Laufe des Vormittags habe ich dann auch den Rest meiner Ausrüstung aufgebaut. Dabei fiel mir zum ersten Mal auf, dass die a9 den Sigma Telekonverter zwischen dem SAL70400G2 und dem LAEA3 nicht mochte. Also musste ich auf den 2xTK verzichten. Wenn ich mir die Größe der äußeren Korona auf meinen Bildern anschaue, ist das vollkommen ok. Nach dem Aufbauen habe ich geübt. Ich habe mir bereits vorab die Speicherplätze 1 und 2 eingerichtet. Auf M wollte ich Bilder für eine Zeitraffer machen. Alle 6 Sekunden ein Bild. Auf Speicherplatz 1 lag eine Belichtungsreihe für den 2. und 3. Kontakt. Dabei kam mir zugute, dass die a9 mit dem elektronischen Verschluss bei 1,0 EV 9 Bilder machen kann. In Kombination mit dem riesigen Pufferspeicher dieser Kamera und einer riesigen UHS-II-Speicherkarte musste ich mir keine Sorgen machen. Auf Speicherplatz 2 habe ich mir dann noch eine weitere Belichtungsreihe mit etwas längeren Belichtungszeiten gelegt, um während der maximalen Totalität die gesamte Korona einzufangen. Das Ganze wurde über einen billigen programmierbaren Kabelfernauslöser gesteuert. Alle 6 Sekunden für 5 Sekunden den Auslöser gedrückt halten. So einfach ist das. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn an der a9 habe ich ja noch ein zusätzliches Wahlrad für die Bildfolge, das ich auch noch verändern muss. Erst beim Üben ist mir aufgefallen, dass ich das Intervallometer während des Umschaltens der Programme anhalten muss. Ansonsten hätte die a9 die Programmänderung nicht akzeptiert. Wie gut, dass ich das alles vorher ausprobiert habe. Beim Üben stellt man übrigens auch noch andere kleine Problem fest, an die man so gar nicht gedacht. Beispiel: Ändere ich erst das Programm der Kamera und nehme dann den Filter ab, oder umgekehrt, und wo lege ich den Filter überhaupt hin? Wenn solche Punkte nicht vorab geklärt werden, hat man ein Problem während der Totalität.
Aber was rede ich. Im Endeffekt ist alles fast planmäßig gelaufen. Das Wetter hat mitgespielt, und ich konnte meine Bilder wie geplant machen. Das Erlebnis kann ich nicht beschreiben. Auch Bilder können das nicht wiedergeben, denn es verändern sich so viele Dinge gleichzeitig. Es ist ein emotionales Erlebnis höchster Güte. Wer die Chance hat sowas mal mit zu erleben, dem empfehle ich das auch unbedingt zu tun. Unglaublich. Unvergesslich. Einmalig. :top:
So genug Gelaber hier ein paar Bilder. Falls die Bilder zu hell oder zu dunkel sind, bitte nicht meckern, ich bin noch in den USA und habe nur ein Laptop ohne kalibrierten Bildschirm dabei.
Der letzte Moment vor der Totalität (2. Kontakt):
871/DSC00914.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=279701)
Ein HDR des Moments der maximalen Totalität:
871/DSC01035-HDR.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=279704)
Die ersten Sonnenstrahlen scheinen wieder durch die Mondtäler (3. Kontakt):
871/DSC01092.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=279702)
Der Diamantring (3. Kontakt):
871/DSC01100_2.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=279703)
Aufnahme bei 35mm. Oben rechts ist ganz deutlich die Venus zu sehen. Der Mars ist zwischen Sonne und Venus auch noch ganz schwach zu sehen. Merkur müsste zwar noch mit auf dem Bild sein, ist aber wahrscheinlich nicht hell genug gewesen.
871/DSC04313.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=279700)
Ich werde noch weitere Bilder von den beobachtenden Menschen zeigen, und ich werde, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin, noch eine Zeitraffer zusammensetzen.
Achja - wer sowas mal fotografieren will, dem sei gesagt: Vorbereitung ist alles.
Zusammengefasst noch ein paar Tipps:
Plane den Standort für die Aufnahmen und Unterkunft soweit im Voraus wie möglich!!!
Verwende Panzer-Tape, um den Zoomring und den Fokusring an den Objektiven zu fixieren!!!
Prüfe, ob du die Kamera überhaupt im nötigen Winkel aufstellen und frei nachführen kannst!!!
Stell dein Stativ dort auf, wo niemand vorbeilaufen wird!!!
Helle Straßenlaternen stören nicht, denn es wird gar nicht „sooo dunkel“.
Auch wenn du die ungefähren Belichtungszeiten in etwa kennst, fotografiere immer Belichtungsreihen.
So viel wie möglich automatisieren (Bracketing/Intervallometer mit der Bulb-Funktion)!!!
Die Kamera muss zwingend manuell eingestellt werden!!! Für möglichst gute Bildqualität ISO fest auf ein 100 einstellen.
Bei langen Brennweiten nicht noch weiter abblenden, sondern bei Offenblende (z.B. f/5,6) bleiben, um trotz Stativnutzung möglichst kurze Verschlusszeiten zu erzielen!!! Es ist nicht auszuschließen, dass die Kamera aufgrund von Wind etwas wackelt. Bei Zeitrafferaufnahmen lassen sich dadurch außerdem auch Schwankungen der Helligkeit (Flackern) vermeiden.
Vorher testen, herausfinden in welcher Reihenfolge man welchen Handgriff (Intervall anhalten, Programmwechsel, Intervall starten, Filter runter) zu machen hat, ein paar mal vorher üben. Mir hat eine App unheimlich weitergeholfen. Vorbereitung ist alles. Dabei geht es auch darum zu testen, ob die Kamera dabei überhaupt so arbeitet, wie man es erwartet. Es zählt jede Kleinigkeit z.B. sollte man sich vorher im Klaren darüber sein, wo man den Filter hinlegt. Wenn die Totalität erstmal da ist, ist man viel zu aufgeregt, um richtige Entscheidungen zu treffen und die Kürze der Totalität lässt außerdem keine Zeit fürs „Probieren“.
Wenn man erst noch zum Beobachtungsort fahren muss, früh losfahren! Ansonsten kann es dir passieren, dass du im Verkehr stecken bleibst und nicht mehr rechtzeitig ankommst.
PS:
Ich beanspruche das Thema nicht für mich alleine. Das soll heißen, wenn hier sonst noch jemand Bilder von der Sonnenfinsternis am 21.08.2017 gemacht hat, kann er sie gerne hier in diesem Beitrag zeigen. Ich würde mich jedenfalls freuen, noch andere Perspektiven des Ereignisses zu sehen. In Westeuropa konnte man anscheinend während des Sonnenuntergangs eine partielle Finsternis sehen.
seit der partiellen Sonnenfinsternis 2015 war ich von der Idee, eine totale Sonnenfinsternis zu fotografieren, angefixt. Ich habe alles dafür getan, mir diesen Traum zu erfüllen. Am 21.08.2017 bot sich die Gelegenheit. Der Kernschatten einer totalen Sonnenfinsternis ging ausschließlich über die USA und zog vom Nordwesten bis zum Südosten einmal quer über das ganze Land.
Es gab viele Langzeitwetterstudien, welche Beobachtungsorte die höchste Wahrscheinlichkeit für „Clear Skies“ (wolkenfreien Himmel) bieten könnten. Ich wollte Anfangs nach Idaho, habe mich aber für Wyoming entschieden, da es verkehrstechnisch besser zu erreichen war und ich vorher auch kurz zu Mount Rushmore, den Badlands Nationalpark und zum Devils Tower fahren wollte. Das habe ich auch getan. Pooohhh! Ich glaube ich bin in den letzten 8 Tagen mit dem Auto um die 3.000 km gefahren, habe jeden Tag an einem anderen Ort übernachtet, und bin einfach nur platt. Von den USA bin ich echt beeindruckt. Man könnte mehrere Bildbände füllen, wenn man die unglaublich schönen Landschaften, die man während der Fahrt sieht, fotografieren würde.
Mein ursprünglicher Plan war es mit der a9 an einem nachgeführtem Teleskop (127/1500 Mak) eine Zeitrafferaufnahme zu machen, mit der a7R und dem 70-400 + 2xTK die Korona zu fotografieren und mit der a99 bei 35mm ein weitwinkeliges Bild zu machen. Das war der Plan. Ein Tag vor der Abreise wurde mir beim Kofferpacken bewusst, dass ich das nie und nimmer transportiert bekomme. Einen großen zweiten Koffer hatte ich zwar im Rahmen der Vorbereitungen schon gekauft, aber ich hätte für beide Koffer die maximalen 32kg pro Stück überschritten. Also musste ich mir was anderes einfallen lassen. Ich habe mich dann dazu entschieden das Teleskop daheim zu lassen. Im Nachhinein habe ich erfahren, dass sich der Fokus bei einem Maksutov-Teleskop mit der sich ändernden Temperatur verändert. Keine gute Sache bei einer Sonnenfinsternis. Deshalb bin ich eigentlich froh es gar nicht mitgenommen zu haben. Stattdessen habe ich meinen iOptron Skytracker mitgenommen. Den Manfrotto Getriebeneiger, den ich vor lauter ein- und wiederauspacken daheim vergessen hatte, konnte ich Gott sei Dank in den USA nochmal kaufen. :roll: Hat zwar unnötiges Geld gekostet, aber eine Sonnenfinsternis erlebt man wahrscheinlich nur einmal im Leben deshalb wollte ich unbedingt auch einen Plan B für den Fall haben, dass ich den Skytracker aus welchem Grund auch immer nicht verwenden kann. (Jetzt nachdem ich eine totale Sofi erlebt habe, kann ich mir sehr gut vorstellen das nochmal sehen zu wollen.:crazy:)
Am Abend vor der Sonnenfinsternis bin ich vom Hotel in die Totalitätszone gefahren, um mir einen Standort zu suchen. (Es war unmöglich innerhalb der Totalitäszone noch ein Hotelzimmer zu bekommen.) Also musste ich ziemlich weit fahren. Ich hatte mir zwar schon über Google-Maps schon einen Rastplatz ausgesucht, aber dort war „Overnight-Camping“ nicht gestattet, deshalb wollte ich vor Ort nach einer Alternative suchen. Das ist gar nicht so einfach, wie es sich anhört. Auf dem Seitenstreifen des Highways darf man nur in Notfällen halten, und auf dem Grassstreifen daneben durfte man wegen Brandgefahr auch nicht drauf. Vom Highway mitten in der Prärie gab es nur wenige Abfahrten, die alle ins „Nichts“ führten. Auch wenn man, so wie ich, einen riesigen 4x4 SUV fährt, kann man da nicht einfach so reinfahren, weil praktisch alles in Privatbesitz ist. Also bin doch auf dem Rastplatz gelandet, und habe dort, nicht ganz unerwartet, viele Gleichgesinnte angetroffen. Also habe ich dort, wie alle anderen, im Auto „Übernachtet“, wobei von Schlafen nicht die Rede sein konnte. Es war nicht nur total unbequem, ich war auch viel zu aufgeregt. Um 3:20 Uhr erinnerte mich mein Smartphone daran, das Stativ mit dem Skytracker aufzubauen. Auf dem Rastplatz war übrigens trotz heller Straßenlaternen das Band der Milchstraße zu sehen. Wahnsinn! Nachdem alles aufgebaut war wurde getestet, und anschließend habe ich „Wache geschoben“, dass mir das ja niemand anpackt. Der Rastplatz war bereits schon über Nacht voll geworden. Im Lauf des Vormittags kamen immer mehr Menschen, und sogar zwei große Reisebusse mit einer Gruppe von Sofi-Touristen. Die Wettervorhersage war gut, aber ich war total nervös, denn die kleinste Wolke im falschen Moment kann alles zu Nichte machen. Im Laufe des Vormittags habe ich dann auch den Rest meiner Ausrüstung aufgebaut. Dabei fiel mir zum ersten Mal auf, dass die a9 den Sigma Telekonverter zwischen dem SAL70400G2 und dem LAEA3 nicht mochte. Also musste ich auf den 2xTK verzichten. Wenn ich mir die Größe der äußeren Korona auf meinen Bildern anschaue, ist das vollkommen ok. Nach dem Aufbauen habe ich geübt. Ich habe mir bereits vorab die Speicherplätze 1 und 2 eingerichtet. Auf M wollte ich Bilder für eine Zeitraffer machen. Alle 6 Sekunden ein Bild. Auf Speicherplatz 1 lag eine Belichtungsreihe für den 2. und 3. Kontakt. Dabei kam mir zugute, dass die a9 mit dem elektronischen Verschluss bei 1,0 EV 9 Bilder machen kann. In Kombination mit dem riesigen Pufferspeicher dieser Kamera und einer riesigen UHS-II-Speicherkarte musste ich mir keine Sorgen machen. Auf Speicherplatz 2 habe ich mir dann noch eine weitere Belichtungsreihe mit etwas längeren Belichtungszeiten gelegt, um während der maximalen Totalität die gesamte Korona einzufangen. Das Ganze wurde über einen billigen programmierbaren Kabelfernauslöser gesteuert. Alle 6 Sekunden für 5 Sekunden den Auslöser gedrückt halten. So einfach ist das. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn an der a9 habe ich ja noch ein zusätzliches Wahlrad für die Bildfolge, das ich auch noch verändern muss. Erst beim Üben ist mir aufgefallen, dass ich das Intervallometer während des Umschaltens der Programme anhalten muss. Ansonsten hätte die a9 die Programmänderung nicht akzeptiert. Wie gut, dass ich das alles vorher ausprobiert habe. Beim Üben stellt man übrigens auch noch andere kleine Problem fest, an die man so gar nicht gedacht. Beispiel: Ändere ich erst das Programm der Kamera und nehme dann den Filter ab, oder umgekehrt, und wo lege ich den Filter überhaupt hin? Wenn solche Punkte nicht vorab geklärt werden, hat man ein Problem während der Totalität.
Aber was rede ich. Im Endeffekt ist alles fast planmäßig gelaufen. Das Wetter hat mitgespielt, und ich konnte meine Bilder wie geplant machen. Das Erlebnis kann ich nicht beschreiben. Auch Bilder können das nicht wiedergeben, denn es verändern sich so viele Dinge gleichzeitig. Es ist ein emotionales Erlebnis höchster Güte. Wer die Chance hat sowas mal mit zu erleben, dem empfehle ich das auch unbedingt zu tun. Unglaublich. Unvergesslich. Einmalig. :top:
So genug Gelaber hier ein paar Bilder. Falls die Bilder zu hell oder zu dunkel sind, bitte nicht meckern, ich bin noch in den USA und habe nur ein Laptop ohne kalibrierten Bildschirm dabei.
Der letzte Moment vor der Totalität (2. Kontakt):
871/DSC00914.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=279701)
Ein HDR des Moments der maximalen Totalität:
871/DSC01035-HDR.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=279704)
Die ersten Sonnenstrahlen scheinen wieder durch die Mondtäler (3. Kontakt):
871/DSC01092.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=279702)
Der Diamantring (3. Kontakt):
871/DSC01100_2.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=279703)
Aufnahme bei 35mm. Oben rechts ist ganz deutlich die Venus zu sehen. Der Mars ist zwischen Sonne und Venus auch noch ganz schwach zu sehen. Merkur müsste zwar noch mit auf dem Bild sein, ist aber wahrscheinlich nicht hell genug gewesen.
871/DSC04313.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=279700)
Ich werde noch weitere Bilder von den beobachtenden Menschen zeigen, und ich werde, wenn ich wieder zurück in Deutschland bin, noch eine Zeitraffer zusammensetzen.
Achja - wer sowas mal fotografieren will, dem sei gesagt: Vorbereitung ist alles.
Zusammengefasst noch ein paar Tipps:
Plane den Standort für die Aufnahmen und Unterkunft soweit im Voraus wie möglich!!!
Verwende Panzer-Tape, um den Zoomring und den Fokusring an den Objektiven zu fixieren!!!
Prüfe, ob du die Kamera überhaupt im nötigen Winkel aufstellen und frei nachführen kannst!!!
Stell dein Stativ dort auf, wo niemand vorbeilaufen wird!!!
Helle Straßenlaternen stören nicht, denn es wird gar nicht „sooo dunkel“.
Auch wenn du die ungefähren Belichtungszeiten in etwa kennst, fotografiere immer Belichtungsreihen.
So viel wie möglich automatisieren (Bracketing/Intervallometer mit der Bulb-Funktion)!!!
Die Kamera muss zwingend manuell eingestellt werden!!! Für möglichst gute Bildqualität ISO fest auf ein 100 einstellen.
Bei langen Brennweiten nicht noch weiter abblenden, sondern bei Offenblende (z.B. f/5,6) bleiben, um trotz Stativnutzung möglichst kurze Verschlusszeiten zu erzielen!!! Es ist nicht auszuschließen, dass die Kamera aufgrund von Wind etwas wackelt. Bei Zeitrafferaufnahmen lassen sich dadurch außerdem auch Schwankungen der Helligkeit (Flackern) vermeiden.
Vorher testen, herausfinden in welcher Reihenfolge man welchen Handgriff (Intervall anhalten, Programmwechsel, Intervall starten, Filter runter) zu machen hat, ein paar mal vorher üben. Mir hat eine App unheimlich weitergeholfen. Vorbereitung ist alles. Dabei geht es auch darum zu testen, ob die Kamera dabei überhaupt so arbeitet, wie man es erwartet. Es zählt jede Kleinigkeit z.B. sollte man sich vorher im Klaren darüber sein, wo man den Filter hinlegt. Wenn die Totalität erstmal da ist, ist man viel zu aufgeregt, um richtige Entscheidungen zu treffen und die Kürze der Totalität lässt außerdem keine Zeit fürs „Probieren“.
Wenn man erst noch zum Beobachtungsort fahren muss, früh losfahren! Ansonsten kann es dir passieren, dass du im Verkehr stecken bleibst und nicht mehr rechtzeitig ankommst.
PS:
Ich beanspruche das Thema nicht für mich alleine. Das soll heißen, wenn hier sonst noch jemand Bilder von der Sonnenfinsternis am 21.08.2017 gemacht hat, kann er sie gerne hier in diesem Beitrag zeigen. Ich würde mich jedenfalls freuen, noch andere Perspektiven des Ereignisses zu sehen. In Westeuropa konnte man anscheinend während des Sonnenuntergangs eine partielle Finsternis sehen.