Anmelden

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hasselblad-Objektive an Sony Alpha?


Zeissig
29.12.2016, 23:02
Hallo, Ihr Speziallisten!
Da ich noch nie eine digitale Kamera mit Wechselobjektiven besessen habe, komme ich gleich zum Einstieg mit speziellen Fragen:
Ich komme aus der analogen Ecke und habe noch aus meiner Jugendzeit meine sehr gut erhaltene Fujica-Kamera mit (für damalige Zeiten, sehr guten) M42-Objektiven.
Zu diesem Thema bin ich hier schon etwas fündig geworden.
Nun bin ich vor wenigen Jahren in den Besitz einer Hasselblad 500CM samt Objektiven gekommen.
Nicht nur die Kamera, sondern auch die Zeiss-Objektive, sind faszinierende mechanische Meisterwerke.
So frage ich hier in die Runde:
Lassen sich die alten Silberlinge aus Oberkochen an eines der "Alpha-Tiere" adaptieren?
Und gibt es gar Erfahrungen damit?

nex69
29.12.2016, 23:44
Hallo und willkommen im Forum,

Solche Adapter gibt es wohl: http://www.enjoyyourcamera.com/Objektivadapter/Adapter-an-Sony-NEX/Alpha-E-Mount/Quenox-Adapter-fuer-Hasselblad-V-Objektiv-an-Sony-Alpha-NEX-E-Mount-Kamera::9936.html?refID=factfinder

Aber ob es Sinn macht solche dicken und schweren Mittelformatobjektive an kleine spiegellose Systemkameras zu adaptieren? Eher nicht würde ich meinen.

der_knipser
30.12.2016, 02:06
Mittelformatobjektive brauchen systembedingt keine so hohe Auflösung wie Objektive, die für kleine Sensoren mit hoher Pixeldichte gerechnet wurden, daher ist die Qualität im Einzelfall zu prüfen.

Hasselblad-Objektive sind groß und schwer, daher passen sie nicht gut zur Handhabung an Kameras mit kleineren Sensoren, auch wenn der Anschluss mechanisch möglich ist. Für die tägliche "normale" Anwendung würde ich abraten.

Interessant wäre auf jeden Fall, Mittelformatobjektive mit Tilt-/Shift-Adapter am A-Mount zu nutzen, und hier möglichst am sogenannten "Vollformat", womit eigentlich das Kleinbildformat mit 24x36 mm gemeint ist. Tilten und Shiften wirkt mit weitwinkligen Objektiven am besten, deshalb ist das 24x36er Format günstiger als das APS-C-Format, das nur ca. 16x24 mm Sensoren hat. An diesen Sensoren sind Mittelformatobjektive fast ausnahmslos Normal- bis Telebrennweiten, auch wenn sie am MF Weitwinkel waren.
T/S-Adapter kosten einige Hundert Euro. Ich hatte am Stammtisch schon Gelegenheit, ausgiebig mit so einem Adapter zu spielen. Das Handling ist sehr gewöhnungsbedürftig, und je nach Kamera auch kollisionsträchtig. Der Adapter ist in der Bedienung steif und kantig. Die Ergebnisse beim Tilten haben mich einigermaßen überzeugt, aber nicht das Shiften, weil dort die Randbereiche des Bildkreises genutzt werden, und die fallen in der Qualität sichtbar ab.
Ausprobieren lohnt sich auf jeden Fall, aber "blind" einen solchen Adapter anzuschaffen, sicher nicht.

Ob der eingebaute Compur-Verschluss unter bestimmten Bedingungen andere Gestaltungsmöglichkeiten bietet als der Schlitzverschluss moderner Kameras, habe ich noch nicht ausgelotet.
Für mich sind adaptierte Lösungen nur dann interessant, wenn man damit Aufnahmen machen kann, die mit passenden Systemobjektiven nicht machbar sind. Solche Aufnahmen können auch darin bestehen, dass ein Objektiv einen eigenen Charakter zeigt, und damit für spezielle Sonderfälle sehr gut geeignet sein kann.

Eigentlich hilft nur intensives Ausprobieren und Spielen...

Zeissig
30.12.2016, 19:50
Hallo, ihr seid ja flott!
Besten Dank für die aussagekräftigen Antworten, das hilft mir schon mal weiter.
Vielleicht muss ich anfangen für ein Digi-Rückteil zu sparen, aber das dauert sicher lange!!
Die alten Zeiss-Objektive haben einfach ihren Reiz. Ich wär unlängst im Carl-Zeiss-Museum in Oberkochen.
Das war ein sehr interessanter Besuch der sich lohnt und kostet nicht mal was.
Da liegen ja inzwischen auch Sony Kameras in den Vitrinen.

Ich schau jetzt mal nach einer Sony Alpha und teste meine alten Fujinon-Optiken, da ist ein 1:1,4 f50 dabei, welches mich interessiert.

Danke nochmals für den freundlichen Empfang und kommt gut ins Neue Jahr.

der_knipser
30.12.2016, 22:17
Die digitalen Rückteile sind noch nicht das, was sich ein Hasselblad-Fotograf erträumt. Das quadratische Mittelformat wird maßlich nicht erreicht, und es ist auch nicht quadratisch. Die Objektive, deren Bildwirkung man auf Rollfilm kannte, wird auf ein Querformat reduziert, dessen Kantenlänge bleibt mit ca. 37x49 mm deutlich unterhalb des analogen Filmformats. Wer seine Bilder schon vorher ins Rechteckformat beschnitten hat, der ist vielleicht zufrieden. Wer sich aber bewusst für das quadratische Format entschieden hatte, kann eigentlich nur enttäuscht werden.

Vielleicht kommt mit den Jahren ja der wirkliche Ersatzsensor...

Zeissig
02.01.2017, 10:46
Hallo und ein gutes, neues Jahr allerseits!
Und danke nochmals für die Tipps.
Ich habe mir jetzt eine Alpha 6000 gekauft (neu und sehr schön in silber!) und werde mich erst mal um meine alten M42 Gläser etwas kümmern, allerdings stelle ich fest, dass da die Angebote an Adaptern von der Qualität her weit auseinander gehen.
Kann mir jemand sagen, worauf ich zu achten habe?

aidualk
02.01.2017, 11:11
Kann mir jemand sagen, worauf ich zu achten habe?

Innere Reflexionen (http://www.sonyuserforum.de/forum/showpost.php?p=1527940&postcount=40) - das kann zu verschmierten Lichtern führen bis zu Geisterreflexionen (Extrembeispiel (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=188155)- meistens ist es viel subtiler, aber doch so gut wie immer vorhanden). Mehr oder weniger sind alle Billigadapter davon betroffen.
Schau kritisch im Gegenlicht in den Adapter hinein, oder wenn im Internet beim Anbieter ein Bild ist, kann man das auch schon oft sehen wie die Innenflächen glänzen.

der_knipser
02.01.2017, 11:14
M42 zu adaptieren macht Spaß.
Mechanisch sind M42-Adapter unkompliziert.
Bei allen Adaptern kann es sein, dass die Innenflächen zu stark reflektieren, und es insbesondere bei Gegenlichtaufnahmen unerwünschte Reflexe im Bild gibt. Matte, rauhe Flächen sind vorteilhaft.
M42-Objektive haben oft eine relativ weite Naheinstellgrenze. Ich würde deshalb einen Adapter empfehlen, der sich ein Stück weit ausziehen lässt, das macht die Objektive im Nahbereich wesentlich interessanter. Suche mal nach Helicoid-Adaptern (https://www.google.de/search?hl=de&site=imghp&tbm=isch&source=hp&biw=1723&bih=867&q=m42+helicoid&oq=m42+heli&gs_l=img.1.0.0i19k1j0i8i30i19k1j0i30i19k1.1503.873 9.0.16061.12.9.2.1.1.0.225.1140.2j6j1.9.0....0...1 ac.1.64.img..0.12.1150...0j0i30k1j0i5i30k1j0i8i30k 1j0i24k1.IPfjMgyyMSI#hl=de&tbm=isch&q=m42+helicoid+adapter+e-mount), damit hast Du mehr Spaß als mit festen Adaptern.

Zeissig
03.01.2017, 10:20
Hallo und danke für die Info.
Könnte ich die Naheinstellgrenze nicht mit dem Balgengerät regeln, oder wird da der Abstand zu weit?
Wichtig für so einen Adapter wäre mir ein Stativsockel aber da habe ich noch nichts ausziehbares gefunden.
Hat da jemand eine Quelle?

der_knipser
03.01.2017, 10:56
Ein Balgengerät kannst Du natürlich verwenden, aber das ist für die "normale" Fotografie nicht geeignet. Der Balgen und seine Anschlüsse tragen schon dick auf, wenn der Balgen noch vollkommen zusammengeschoben ist, so dass Du mit üblichen Objektiven bereits im Makrobereich bist, und durch mehr Auszug eben noch näher rankommst. Ein Balgen ist speziell für die Makrofotografie gemacht.
Es gibt Objektive, die man "Balgenköpfe" nennt. Mit denen kann man auch mit Balgen auf Unendlich fokussieren. Bauartbedingt haben sie oft eine Brennweite von 105 mm, und sind ohne Balgen nicht zu gebrauchen, weil das Auflagemaß um eine Balgenlänge zu kurz ist, und weil sie keine Fokussiereinrichtung haben.

Helicoidadapter mit Stativanschluss wirst Du vermutlich nicht finden, weil dafür wegen der Auszugsmöglichkeit einfach der Platz fehlt.

Ich habe andere Adapter (MD-Nex) mit Stativanschluss. Den kannst Du bei preisgünstigen Adaptern sowieso vergessen. Der Stativfuß ist mit 2 winzigen Schräubchen (geschätzt M3) am Tubus befestigt, und wackelt schon, wenn man mit strengem Blick hinschaut. Nachziehen kann man die Schrauben nicht, denn sie reißen schon aus, bevor sie richtig fest sind.

Zeissig
16.01.2017, 00:34
Hallo und danke nochmals für die wertvollen Tipps.
Ich habe mir inzwischen einen stabilen Adapter (Quenox) besorgt, habe aber (wegen Krankheit) noch keine große Tests gefahren.
Allerdings war ich durchaus angetan von meinem F 1.4 / 50er von Fujinon.
Taghell das Teil!
Und selbst meine "Vivitar Serie 1" Kanonenrohre haben erfreuliches zutage gebracht.
Aber da muss ich mir erst mal was einfallen lassen, wie ich da ein Lösung für das Stativ hin bekomme.
M3-Schrauben, wären da tatsächlich etwas zu schwach....

usch
16.01.2017, 02:11
M3-Schrauben, wären da tatsächlich etwas zu schwach....
Kommt drauf an, wie viele man nimmt. ;)

Den besten Ruf haben die Adapter von Novoflex, für die es auch passende Stativschellen als Zubehör gibt. Das ist dann allerdings kein billiges Vergnügen.

http://www.novoflex.de/de/produkte/adapter/adapterfinder.html

whz
16.01.2017, 10:08
Hallo Zeissig,
ich verwende ganz gerne mein Hasselblad Sonnar 250 an meiner A99 und die Ergebnisse zeigen einen ganz eigenen plastischen Look. Das Sonnar 250 genießt ja unter Hassi Freaks nicht den allerbesten Ruf, ich bin aber sehr sehr zufrieden damit (analog) und digital kann ich es wunderbar für Personaufnahmen verwenden, aber natürlich auch für andere Motive mit Freistellungswunsch. Abblenden ist nicht notwendig, und mit der Fokuslupe der A99 kannst richtig präzise scharfstellen.

Natürlich sind moderne digitale Objektive "bissiger", also schärfer, aber die Zeichnung des Hassi 250er ist einfach wunderbar weich, ohne unscharf zu sein, hat bei ordentlicher Schärfe einfach weichere Übergänge und - natürlich -ein TOP Bokeh, wie alle klassichen Sonnar Konstruktionen (so auch das berühmte Minolta 2,8/200 G.

Zeissig
17.01.2017, 12:34
Hallo,
ja bei den Objektiven hat man gerne seine Lieblinge, meines ist bei der Hasselblad das 120er. Hat jemand (als Brennweitenvergleich) eine Umrechnungsformel von 6X6 auf Aps-Größe parat? Interessieren würde mich das ja schon irgendwie, vor allem weil meine Sammlung von 40mm bis 500mm geht.
Aber, wie ich schon hier lesen konnte, irgendwann macht es sicher keinen Sinn mehr.
Dann muss man eben auf das eine oder andere junge "Zeisslein" sparen.
Die Variante mit den (sicher stabilen) Stativschellen werde ich eher nicht favorisieren,
da bastle ich vorher selbst was zusammen.
Trotzdem, danke für den Tip.
Wintersonnengruß
Zeissig

whz
17.01.2017, 12:46
Umrechnung ist wie immer: Faktor 1,5, also das Makro Planar 120 ergibt an einer APS-C Kamera logischerweise ein Brennweitenäquivalent von 180mm.

Übrigens: das tolle an der Verwendung der Hasselblad Linsen an einer Sony ist auch, dass der Stabi funktioniert, also sind damit auch die alten silbernen Schätze stabilisiert :top:

usch
17.01.2017, 13:55
Kommt drauf an, was du wissen willst. :zuck:

120mm Brennweite sind erst einmal 120mm Brennweite, d.h. ein Mittelformat-120er verhält sich an der α6000 nicht anders als ein für APS-C gebautes 120er. Da gibt es gar nichts umzurechnen, es ist halt nur unnötig groß.

Der Bildwinkel zwischen Hasselblad und α6000 mit demselben Objektiv ist wegen des unterschiedichen Seitenverhältnisses (quadratisch vs. 3:2) nicht 100% vergleichbar. Wenn man die Bilddiagonale zu Grunde legt, hast du einen Cropfaktor von √((60²+60²)/(16²+24²)) = 2,94. 120mm an APS-C verhalten sich also ungefähr wie 350mm an Mittelformat, oder umgekehrt müsstest du an der α6000 40mm Brennweite verwenden, um ungefähr den Bildeindruck des 120ers an der Hassleblad zu bekommen.

Zeissig
26.01.2017, 23:48
Hallo und danke noch an Euch Spezialisten!
Alles top erklärt!
Frostige Grüße
Zeissig