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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Gedenkstätte Sachsenhausen


Kurt Weinmeister
11.12.2016, 13:39
Gestern war ich nach langer langer Zeit mal wieder in der Gedenkstätte Sachsenhausen (http://www.stiftung-bg.de/gums/de/index.htm).

Ich kannte das Lager noch vor dem Umbau (so wie es zu DDR Zeiten aussah) und kannte das neue Konzept noch nicht.

Für das eklige Wetter gestern waren es waren auffallend viele Menschen, die die Gedenkstätte besuchten. Gefühlte 80% davon kamen aus Spanisch sprechenden Ländern.


"Schutzhaftlager" Sachsenhausen
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Der Eingang des "Schutzhaftlagers" ("Turm A") ...|1009/STH-2016-12-801-24317.jpg

... mit seiner zynischen Inschrift im Tor.|1009/STH-2016-12-791-24257.jpg

Dahinter der Apellplatz mit Stacheldrahtverhauen und Stacheldrahtzäunen "gesichert".|1009/STH-2016-12-793-24274.jpg[/URL]|1009/STH-2016-12-794-24300.jpg
[URL=http:../galerie/details.php?image_id=264023] (http:../galerie/details.php?image_id=264022)

Das Gelände weitläufig und übersichtlich. Erstes Gebäude rechts steht die Pathologie.|1009/STH-2016-12-795-24304.jpg

Die Pathologie ... Soviel Phantasie möchte man manchmal gar nicht haben. Seziertisch und Keller.|1009/STH-2016-12-796-24270.jpg|1009/STH-2016-12-798-24325.jpg

Das 1944 errichtete KZ-Sonderlager|1009/STH-2016-12-802-24352.jpg
Deplatzierte Eitelkeiten und sinnfreie Selbstdarstellungen in der heutigen Zeit. -> Erklärung siehe bitte Diskussion weiter unten|1009/STH-2016-12-799-24267.jpg

Oldy
11.12.2016, 13:42
Deplatzierte Eitelkeiten und sinnfreie Selbstdarstellungen in der heutigen Zeit.
Weil....?

Kurt Weinmeister
11.12.2016, 13:54
Weil....?

... Gedenken mit Beauty Face und Selfiestick aus meiner Sicht nicht passt.
Hier soll der Opfer gedacht werden und nicht an das tolle Foto, das ich von mir gemacht habe.
Was sollen die Angehörigen der Opfer denken, die so etwas sehen?

Aber mir war klar, dass meine subjektive Sichtweise auch fragende Stimmen (und das ist gut so) aufkommen lässt.
Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht zu konservativ und sollte lieber versuchen, eine Genehmigung für eine Trinkhalle in den Torbogen zu bekommen.

Crimson
11.12.2016, 14:32
Dass man so eine Frage überhaupt stellen muss, ist ein Armutszeugnis, passt aber (leider) wunderbar zum Bild. Ich bin da ganz bei Kurt...

Ansonsten muss ich sagen, dass mich die Bilderstrecke nicht so recht überzeugt, sie wirkt auf mich zu distanziert.

Oldy
11.12.2016, 15:40
Welcher Selfiestick?
Ich fragte deshalb, weil ich es nicht verstand. Ich sehe da nichts. Nur ein Mädchen am Gitter.

@Crimson
Spar dir das überhebliche Getue. Das ist wirklich armselig angesichts der Tatsache, dass du nicht verstanden hast, worum es geht.:flop:

BeHo
11.12.2016, 16:16
[...]@Crimson
Spar dir das überhebliche Getue. Das ist wirklich armselig angesichts der Tatsache, dass du nicht verstanden hast, worum es geht.:flop:

Er hat aus meiner Sicht schon verstanden, um was es geht. Dass nach der Beschreibung des Fotografen selbst angesichts der Thematik überhaupt eine Frage kommt, wie Du sie gestellt hast, finde ich im besten Fall unverständlich.

Mit der eventuellen Verletzung der Persönlichkeitsrechte der abgebildeten Person - vielleicht stimmte sie aber ja sogar der Veröffentlichung zu - muss der Fotograf selbst leben.

Solche Situationen habe ich leider auch schon häufig erlebt, und regelmäßig muss ich mich zusammenreißen, um nicht laut aufzuschreien.

Es existiert ein Bild, dass mich als 14-Jähriger vor dem KZ Dachau zeigt. Schon als ich den Abzug in Händen hilft, war mir klar, dass das keine gute Idee war.

Ich hoffe nur, dass sich die junge Frau im Nachhinein darüber bewusst wurde, dass solche Orte nicht gerade ideal für solche Fotos sind. Ob bewusste Provokation oder Gedankenlosigkeit, beides finde ich nicht passend.

Kurt Weinmeister
11.12.2016, 16:22
Welcher Selfiestick?

Das Mädchen hat hier keinen.
Ich habe unzulässigerweise eine Reihe von Momenten miteinander verquickt und dabei nicht alle Details gezeigt.
Mea culpa!
Ich stand eine ganze Weile vor dem Tor und konnte die Massen gut beobachten, wie sie, mit der Situation konfrontiert, umgingen.
Viele stellten sich dort hin und lächelten in die Kamera.

@crimson: distanziert ist absolut nachvollziehbar! Ich bin da eher bei den Urvölkern, die glaubten, ihre Seele würden auf der Platte gebannt sein und sie fortan keine mehr besäßen.
Mit Orten wie diesen ist das auch so. Hier sollte jeder seine eigenen Erfahrungen machen und nicht mit vorgefertigten Bildern hingehen.
Deswegen habe ich in der Station Z (Gaskammer/Krematorium) auch keine gemacht und mir auch sonst Details gespart.

Oldy
11.12.2016, 16:45
@BeHo
Wo sollte ich da den Selfiestick sehen? Da ist keiner.
Kurt hat das ja nun geklärt.

Er hat aus meiner Sicht schon verstanden, um was es geht. Dass nach der Beschreibung des Fotografen selbst angesichts der Thematik überhaupt eine Frage kommt, wie Du sie gestellt hast, finde ich im besten Fall unverständlich.
Das könnte er nach Kurts Erklärung, die erst später kam, gar nicht.
Warum ein "Weil?" Unverständlich ist, wo der Beitext im Foto nicht zu ergründen ist, hätte ich gerne mal erklärt.

Mein "Weil...?" War weder despektierlich, noch mit irgendwelchen Hintergedanken verbunden. Ich hatte es schlicht nicht verstanden, was Kurt meinte. Konnte ich ja auch nicht. Erst nachdem Kurt die Erklärung schrieb.

Was ich viel schlimmer finde, ist euer Verhalten (nicht Kurt!). Das ist mir hier vollkommen unverständlch und doch in letzter Zeit so häufig hier anzutreffen.
Da wird einfach mal blind draufgehauen Ende endet dann in so einem Eigentor, welches dann trotzdem noch verteidigt wird.
Warum dann immer weniger kommentiert wir, wundert mich da nicht.

@Kurt
Ich weiß ehrlich nicht, wie man solche Bilder (ich finde sie bis auf das Letzte, was hier nicht so recht passen will) undistanziert fotografieren sollte. Gerade die Distanziertheit gefällt mir sehr gut. vor allem das Bild mit den Blumen, was natürlich nur im Kontext zu verstehen ist.

BeHo
11.12.2016, 17:20
Sorry, aber der Einzige, der hier draufhaut, bist Du.

Die Intention des TO war wirklich klar, und wenn es Dir nur um die Nebensächlichkeit Selfie-Stick gegangen sein sollte, hättest Du das auch so schreiben können..

Weder ich noch Crimson haben Dich persönlich angegriffen oder Dir gar etwas unterstellt, aber Du machst es sofort.

"Ich sehe nur ein Mädchen am Gitter" will ich angesichts der Dir vorliegenden Fakten nicht unkommentiert lassen. Ich finde solche Selbstinszenierungen in solcher Umgebung äußerst befremdlich. Mehr habe ich eigentlich nicht gesagt.

Mir ging es um das Thema Gedenkstätten und dortigem Verhalten, nicht um Dich. Hast Du meinen Beitrag überhaupt verstanden?

Da hatte ich ausdrücklich geschrieben "im besten Fall unverständlich". Der beste Fall scheint ja nun eingetreten zu sein, und unverständlich war Dein erster Beitrag hier im Thread aber nachgewiesenermaßen für mindestens zwei Leser.

Ich gebe mir wirklich Mühe, nichts Falsches zu schreiben, sehe mich aber seit einigen Monaten Anfeindungen ausgesetzt, die jeglicher logischen Grundlage entbehren.

Crimson
11.12.2016, 17:25
es ist ein leider zeitgeistiges Muster: draufhauen und dann so tun, als hätten Andere angefangen :roll:

@Oldy: und da Du es ja nicht lassen kannst, ich aber in Kurts Sinne keine Lust auf weitere Eskalationen hier im Thread habe: Deine (wiederholten) persönlichen Angriffe verfangen nicht, sie demaskieren Dich nur.Merken

Kurt Weinmeister
11.12.2016, 17:47
Bitte - lassen wir es bei den Irritationen, die leider durch mich ausgelöst wurden.
Es gibt keinen Grund, sich gegenseitig Vorwürfe zu machen.
Ich habe das "Warum" von Oldy verstanden und mir ist es lieber, wenn zweimal nachgefragt wird, als a priori etwas zu interpretieren, was dann wiederum (fehl)interpretiert werden könnte.

Oldy
11.12.2016, 18:35
Hast Du meinen Beitrag überhaupt verstanden?

Also diese Frage gebe ich gerne zurück.
Ganz großer Kindergarten, aber es geht ja auf Vollmond zu.


Crimson.Jo, wirklich ein Armutszeugnis deinerseits. Nicht das erste Mal.

Ich bin raus.

Ellersiek
11.12.2016, 18:49
Das Mädchen hat hier keinen.
Ich habe unzulässigerweise eine Reihe von Momenten miteinander verquickt und dabei nicht alle Details gezeigt.
Mea culpa!...
Schon verziehen*. Aber dann könntest Du den Text neben dem Bild korrigieren. Ich finde, dass das die junge Dame in ein nicht richtiges Licht rückt.

Ich habe mit dem Bild ein anderes "Problem". Das Teilzitat der Torschrift ("Macht frei" statt "Arbeit macht frei") lässt meine Gedanken hin und herlaufen: Soll das "macht frei" hier als flehender Ruf ("macht mich/uns frei") verstanden werden? Oder ist dort eine Macht, die etwas befreit? Es taucht, für mich, auch immer wieder die Frage auf, warum das Wort "Arbeit" hier fehlt.

Aber so ist es mit Bilder solcher Stätten. Sie wirken auf jeden irgendwie anders und es ist sicher schwer, die eigene Stimmung, die eigenen Gedanken mit den Fotos rüberzubringen.

Trotzdem danke fürs Zeigen der Bilder - sie haben mich daran erinnert, wie weit der Populismus damals die Massen getrieben hat.

Gruß
Ralf

* und ich hatte die Frage schon auf den Lippen, als das Bild schon in der Galerie, aber es noch keinen Thread dazu gab. Mir unverständlich, wie man hier Oldy als Fragesteller derart angreifen kann.

BeHo
11.12.2016, 19:05
Also diese Frage gebe ich gerne zurück.
Ganz großer Kindergarten, aber es geht ja auf Vollmond zu.[...]

Ich habe nicht umsonst viel Zeit investiert, um meine Beiträge zu schreiben. Darin geht es größtenteils um das Thema des Fotos und zum Teil um die Ursachen des Missverständnisses. Wenn Du datauf nicht eingehst, ist es doch wohl erlaubt nachzufragen, ob Du überhaupt alles gelesen hast.

Warum Du aufgrund meiner Äußerungen den Kindergarten erwähnst, erschließt sich mir nicht so recht.

"Im besten Falle missverständich" meinte ich so, wie ich es geschrieben hatte. Nach Deinen weiteren - leider wirklich unschön garnierten - Beiträgen war ich froh, dass es sich tatsächlich nur um ein Missverständnis handelte.

Nochmals: Was bitte schön veranlasst Dich dazu, mich hier verallgemeinernd (Stichworte "Kindergarten", "nicht zum ersten mal") zu diskreditieren?

@TO: Entschuldigung, aber auf öffentliche Anfeindungen sehe ich mich leider gezwungen, auch öffentlich reagieren. Bei dem Thema tut es mir besonders leid. :( Vielleicht mag ja ein Moderator auslagern.

@Ralf: Mit dem (Teil-)Schriftzug hatte ich auch zuerst meine Probleme. Ein weiteres Bild der Serie sorgte dann aber für die Ergänzung, die dann alle Unklarheiten bzgl. der Intention beseitigten. Eine interessante Idee, einen zum Nachdenken zu bewegen.

juergendiener
11.12.2016, 19:40
Bitte erlaubt mir folgende Gedanken:

Ich sehe eine hübsche, junge Frau, geschminkt, nachdenklicher Blick.
Das abgebildete Interieur ist Ikonografisch. Jeder kennt das Tor mit dem umgedrehten "B" in "Arbeit".
Der eitle Versuch eines Fotografen ein interessantes Foto zu schießen, dass für dahin pseudokritisch daher kommt?
Ich sehe an der Pose der dargestellten Person nichts despektierliches.
Sollte dies vor Ort so gewesen sein, so ist es für mich auf dem Foto nicht zu erkennen.

Ich möchte nun bitte folgendes betonen: ich möchte mit dem oben beschriebenen nicht sagen, dass der Fotograf sich ebenso verhalten hat, wie ich es beschreibe. Ich beschreibe lediglich, was ich empfinde, wenn ich dieses Foto sehe und möchte damit ausdrücklich niemandem zu nahe kommen.
Ich bin davon überzeugt, die Absicht des Fotografen war ehrlich und aufrichtig.
Wenn ich als einziger so denke, wie ich es ausdrücke, dann war nicht nur die Absicht, sondern auch die Ausführung sehr gekonnt.
Wenn es andere gibt, die ähnliches empfinden wie ich, ist es vielleicht ein Anreiz für den Fotografen noch einmal über das Foto und vielmehr über die Veröffentlichung desselben nachzudenken.

Kurt Weinmeister
11.12.2016, 19:53
... den Text neben dem Bild korrigieren.
Ergänzt!
Allerdings - mit oder ohne Selfiestick - passt es für mich persönlich nicht, sich lächelnd hinter das Tor zu stellen. Aber sei es drum: ich bin ja froh, dass sich die Menschen überhaupt noch für die Geschichte interessieren und ich hoffe, der Besuch hat einen positiven und nachhaltigen Effekt.


Es taucht, für mich, auch immer wieder die Frage auf, warum das Wort "Arbeit" hier fehlt.


Ich dachte, die Inschrift ist so bekannt, dass sie jeder gleich im Kopf ergänzt.
Außerdem hatte es mir das Wort MACHT (nicht von "machen") in Verbindung mit FREI angetan.
Und: bei 200mm Brennweite ich ich mich anders positionieren müssen.

Danke für Deine Assoziationen! Die kreiseln jetzt auch bei mir im Kopf herum und regen zum Nachdenken an.

BeHo
11.12.2016, 20:04
Da im zweiten Bild "ARBE" zu sehen ist, ging ich nicht weiter darauf ein. Vielleicht bringen ja die verkürzten Abbildungen der Inschrift manche, die den Satz nicht kennen, dazu zu recherchieren und sich näher mit der Geschichte dahinter zu beschäftigen.

Kurt Weinmeister
11.12.2016, 20:17
Bitte erlaubt mir folgende Gedanken:

Warum sollten Gedanken verboten sein?
Das fehlte noch ...


Der eitle Versuch eines Fotografen ein interessantes Foto zu schießen, dass für dahin pseudokritisch daher kommt?

Eine durchaus legitime Sichtweise. Meine Gefühle vor Ort waren jedoch andere. Das Foto an sich stand im Hintergrund.


Ich sehe an der Pose der dargestellten Person nichts despektierliches.
Sollte dies vor Ort so gewesen sein, so ist es für mich auf dem Foto nicht zu erkennen.

An anderer Stelle wäre es auch nicht despektierlich. Für mich verbietet sich aber jedwedes "Posen" an Orten, an denen unzählige Menschen gelitten haben.
Da bin ich nun einmal sehr empfindlich. Ich weiß, dass es viele anders sehen und man könnte trefflich darüber streiten, ob dieser Ort nicht durch fröhliche Menschen "geheilt" werden kann. Auch diesem Gedanken kann ich etwas abgewinnen - ich muss ihn mir ja nicht zu eigen machen.

... möchte damit ausdrücklich niemandem zu nahe kommen.
Du hast Deine Gedanken höflich und klar formuliert. Du kommst mir damit nicht zu nahe.
Im Gegenteil: ich begrüße sie ausdrücklich.
Danke dafür!

Kurt Weinmeister
11.12.2016, 20:33
@TO: Entschuldigung, aber auf öffentliche Anfeindungen sehe ich mich leider gezwungen, auch öffentlich reagieren.

Du machst, was Du für richtig und angemessen hältst.
Ich habe mir mittlerweile abgewöhnt, auf alles zu reagieren - es endete zu oft wie beim Horneberger Schießen.
Aber da hat jeder so seine eigene Schwelle ...

Mainecoon
11.12.2016, 20:48
Hallo Kurt,

du beklagst dich über das Verhalten mancher Menschen an einem solchen Ort und rennst damit bei mir offene Türen ein. Dachau, Mauthausen, Nordhausen - immer sah ich Leute, die sich dort gegenseitig fotografierten: vor 30 Jahren genauso wie vor acht Jahren. Und ich empfand es stets als unerträglich.

Mich interessiert, warum du Fotos eines solchen Ortes hier im Forum einstellst. Ich würde eventuell (!) in einer Gedenkstätte fotografieren, hätte aber viel zu große Scheu, solche Bilder dann auch zu zeigen. Was hat dich dazu bewogen? (Das ist keine Kritik, sondern Interesse, um meine eigene Position dazu zu hinterfragen.)

Es grüßt

Mainecoon

Kurt Weinmeister
11.12.2016, 21:47
Mich interessiert, warum du Fotos eines solchen Ortes hier im Forum einstellst.

Das ist eine berechtigte Frage. Eigentlich verbietet sich das Einstellen.
Allerdings halte ich es in der postfaktischen Zeit für angebracht, sich früherer Taten zu erinnern und Menschen, die Berlin besuchen wollen, einen flüchtigen Eindruck zu geben und zu ermutigen, diese Gedenkstätte zu besuchen.
Jeder, der kommt und die Namen der Opfer liest, hilft, dass diese in der Erinnerung bleiben.
Es ist auch für mich ein schmaler Grat ...

wwjdo?
11.12.2016, 21:58
Das Bild der jungen Frau wirkt auf mich auch befremdlich - aber ohne die näheren Umstände zu kennen, ist alles andere Kopfkino und Konstruktion.

Zur Serie. Ich finde die Bildideen schon gut, bin mir aber nicht sicher, wie man so ein "Projekt" angemessen fotografisch umsetzen kann?

Norbert W
11.12.2016, 22:22
Nein Kurt, das Einstellen der Fotos verbietet sich ganz und gar nicht, einen der Gründe lieferst du doch danach gleich mit.

Kurt Weinmeister
11.12.2016, 22:24
Angemessen. Mangels fehlendem Maßstab unmöglich.
Ich hoffe aber, ich habe die Grenzen des Ertragbaren eingehalten.

Mainecoon
11.12.2016, 22:27
Danke für deine überdenkenswerte Antwort!

Mainecoon

perser
11.12.2016, 22:35
Guten Abend, "Kurt",
und Respekt für die Fotoserie zu Sachsenhausen! Habe sie eben erst entdeckt. Ich bin richtig dankbar, in heutigen Zeiten noch solche Aufnahmen in einem Fotoforum zu sehen. Ich finde auch die Auswahl gelungen.
Über das Bild des geschminkten Mädchens kann man sicher streiten, wobei ich mich daran nicht daran beteiligen will. Hierzu ist schon, wie ich inzwischen entdeckt habe, manches angemerkt wurden, was mit mehr Zurückhaltung in Wortwahl und in Bezug auf persönliche Angriffe auf Mitdiskutanten Deinem löblichen Anliegen wohl dienlicher gewesen wäre.
Im Zweifelsfall finde ich es aber auch besser, wenn ein junges Mädchen überhaupt an solch einen Ort geht. Womöglich wird sie anschließend nachdenklicher zurückgefahren sein, als sie zuvor ankam.

Kurt Weinmeister
11.12.2016, 22:49
Im Zweifelsfall finde ich es aber auch besser, wenn ein junges Mädchen überhaupt an solch einen Ort geht. Womöglich wird sie anschließend nachdenklicher zurückgefahren sein, als sie zuvor ankam.

Vielen Dank Harald!
Und zu ihrer (stellvertretend für alle Anderen) Ehrenrettung sei angemerkt: es sind die Ankommenden, die posieren.
Diejenigen, die hinausgehen, sehen anders aus.

Es fragte mich übrigens ein Holländer, der vor der Station Z eine Pause machte, auf meine Kamera deutend, dass ich schöne Fotos mache.
"Ich hoffe nicht" erwiderte ich, dass ich "schöne Fotos" mache. "Nicht an einem solchen Ort".
Er hat das gut verstanden und wir haben uns dann noch angeregt unterhalten.

Von daher bin ich sehr dankbar, dass auch hier im Forum keiner von "schönen" Fotos spricht.
Du selbst sprichst ja auch von einer "gelungenen Auswahl". Danke dafür!

jhagman
11.12.2016, 22:50
Woher sollen junge Menschen wissen welche Grausamkeiten in solchen Anlagen verübt wurden? Ich kann nur hoffen das in den Schulen das Bewußtsein wachgehalten wird. Und nicht nur am Rande erwähnt wird.

Es ist doch wurscht. Ob die abgebildete junge Frau oder eine andere mit nem Selfi-Stick und grinsend ne Aufnahme von sich macht. Es bestätigt aber meine Denke das es eben nicht so weitergegeben wird....siehe oben.

Wir waren diesen Sommer im Lager Dora Nordhausen. Und ich hab fast keine Aufnahmen gemacht. Weil das alles was gezeigt wird für mich so furchtbar greifbar und nah ist. Da lass ich es mal lieber bleiben und lass es wirken.
Deswegen kann ich Kurt verstehen. Sich auf eine gewisse Ansicht der Anlage zu beschränken

Grüßle
Jürgen

wwjdo?
12.12.2016, 14:15
Woher sollen junge Menschen wissen welche Grausamkeiten in solchen Anlagen verübt wurden? Ich kann nur hoffen das in den Schulen das Bewußtsein wachgehalten wird. Und nicht nur am Rande erwähnt wird.
Es bestätigt aber meine Denke das es eben nicht so weitergegeben wird....siehe oben.


Grüßle
Jürgen

Nicht alles, was "weiter gegeben wird" bleibt hängen. Aber in Deutschland wird immer noch sehr genau
über die NS Zeit aufgeklärt, zumindest bei uns in Bayern. Dazu gehören auch Fahrten z.B. nach Dachau.
In dem Zusammenhang bin ich sowohl über die Türkei als auch über den Umgang in China (um nur zwei Beispiele zu nennen) mit der Vergangenheit geradezu entsetzt.

Zwei bedenkliche Entwicklungen gibt es aber. Vor ein paar Jahren hörte ich von einer Studie unter Geschichts-Lehrern, die aufzeigte, dass eine gewisse Abstumpfung bei den Schülern zu verzeichnen ist und nach neuen Wegen der Vermittlung gesucht wird.
Das zweite Indiz ist der Überdruss bei einigen Schülern nach dem Motto: "nicht schon wieder...", "da habe weder ich noch mein Vater (Opa,...) etwas damit zu tun" - warum müssen wir uns das ständig anhören (vorwerfen lassen).

Ditmar
12.12.2016, 16:14
Also diese Frage gebe ich gerne zurück.
Ganz großer Kindergarten, aber es geht ja auf Vollmond zu.


Crimson.Jo, wirklich ein Armutszeugnis deinerseits. Nicht das erste Mal.

Ich bin raus.

Jetzt glaube ich aber hier, die Höhenluft auf dem Hochofen des LaPaDu bekommt jemanden nicht. :flop:

Hi "Kurt",
mir gefallen die Bilder soweit, habe selber auch an solchen Orten immer irgendwie Beklemmungen, und meistens sind die Mehrheit der Bilder nichts.

Kurt Weinmeister
13.12.2016, 10:13
Deswegen kann ich Kurt verstehen. Sich auf eine gewisse Ansicht der Anlage zu beschränken

Danke Jürgen!

... nach dem Motto: "nicht schon wieder..." ...
Ich denke, das war zu meiner Zeit auch nicht anders. Auch ich konnte das Thema (mit 14 oder 16) irgendwann nicht mehr hören.
Aber es ist etwas anderes, wenn man direkt damit konfrontiert wird. Z.B. an diesem und ähnlichen Orten.

... mir gefallen die Bilder soweit, habe selber auch an solchen Orten immer irgendwie Beklemmungen, und meistens sind die Mehrheit der Bilder nichts.
Danke Ditmar!
Ich habe aus diesem Grund auch auf weitere Bilder verzichtet.

Harry Hirsch
13.12.2016, 11:31
Hallo Kurt,

ein heißes Eisen, dass du da anfasst. Gut so! Und dass es kontrovers diskutiert wird, war dir sicher klar.

Ich hatte mir ein ähnliches Projekt vorgenommen. Allerdings mit einer kleinen Gedenkstätte in Stuttgart. Die hat bei Weitem nicht soviel "zu bieten" (also Inhalte), wie die von dir gespiegelte.
Daher habe ich dein Thema mit großem Interesse verfolgt.

Ich gehe versuche mal, ungefiltert von der nachfolgenden Diskussion die ich auch nur teilweise gelesen habe, die Wirkung deiner Bilder auf mich zu beschreiben:

Grundsätzlich: Alle Bilder finde ich technisch top!
Im Hinblick auf die (gewollte?) Aussage, sehe ich es so:

Bilder 1,5 und 8: Die UWW Aufnahmen lassen die Bedrohlichkeit vermissen. Dadurch, dass die Gebäude sehr klein, Landschaft, Wolken und Himmel aber sehr gewaltig wirken, vermitteln diese Aufnahmen eher eine Art Freiheit/Freiraum (mir fehlt das richtige Wort). Ich bin hier ja gefangen und komme nicht raus. => passt nicht so ganz

Bild 2: Der letze verschwommene Blick, bevor es in die Hölle geht. Kommt gut rüber.

Bilder 3 und 4: Ja, ich bin eingesperrt. "Nur" (sowenig und trotzdem unüberwindbar) ein Stacheldraht trennt mich von der Freiheit. => Klasse

Bild 6: Verstehe ich nicht. Liegt der Strauß immer dort? Was hat er mit der Sache zu tun? Ich sehe Fliesen und Blumen, aber keinen (sicherlich grässlichen) Seziertisch.

Bild 7: Bedrückend, es "riecht" nach Tod. Da möchte ich nicht sein. => wirkt

Bild 9: Der Zankapfel.
Ich finde: Wenn die Schrift spiegelverkehrt wäre, würde die Frau von außen in das Lager sehen. Gut aussehend und gekleidet. Mit einem Lächeln (=mir geht es gut, ich bin draußen). Und trotzdem scheint ihr das Lächeln zu gefrieren bei dem Blick auf das Grauen da drinnen (=Oh Gott, das habe ich nicht gewusst).

embe
13.12.2016, 23:05
Passend zu der Diskussion ein Beitrag heute im Deutschlandradio Kultur (http://www.deutschlandradiokultur.de/selfies-im-konzentrationslager-zwischen-ueberforderung-und.1008.de.html?dram:article_id=373812)

DiKo
14.12.2016, 07:24
Ergänzend dazu passt auch dieser Link (http://www.zeit.de/kultur/film/2016-12/austerlitz-film-sergei-loznitsa-vergangenheit-gedenken).
Die Diskussion über das Thema wird auch im Kino geführt.


Gruß, Dirk

Kurt Weinmeister
14.12.2016, 20:51
[Ich gehe versuche mal, ungefiltert von der nachfolgenden Diskussion die ich auch nur teilweise gelesen habe, die Wirkung deiner Bilder auf mich zu beschreiben:


Vielen Dank Joachim!
Es freut mich, dass Du Dich sehr intensiv mit dem Thema beschäftigst (hast).
Ja, die Weite: das Ganze ist auch eher dokumentarisch und sollte nicht das Gefühl des Eingesperrtseins vermitteln. Vielleicht kommt ob der Weite auch ein Gefühl von Einsamkeit und Angst auf. Sich "verstecken" ist auf so einem Gelände sehr schwierig. Zu damaligen Zeiten standen aber auch noch mehr Gebäude/Ställe auf dem Gelände.

Bild 6: Liegt der Strauß immer dort? Was hat er mit der Sache zu tun?

Das sind die richtigen Fragen! Ich weiß es nicht, ob er immer dort liegt. Vielleicht hat ein Angehöriger ihn auf den Seziertisch (es gibt zwei davon) gelegt. Warum nur auf den linken? Zufall? Ist das ein Gedenken an eine bestimmte Person oder stellvertretend für alle dort zu Tode "Untersuchten"? Normalerweise werden nur Tote seziert. Was symbolisiert also der Strauß?
Da ich auch keine Antworten auf die Fragen hatte und auch jetzt keine habe, habe ich den Strauß fotografiert. Damit ich jedesmal, wenn ich das Bild sehe, mir erneut diese Fragen stelle.

Passend zu der Diskussion ein Beitrag heute im Deutschlandradio Kultur (http://www.deutschlandradiokultur.de/selfies-im-konzentrationslager-zwischen-ueberforderung-und.1008.de.html?dram:article_id=373812)

Ergänzend dazu passt auch dieser Link (http://www.zeit.de/kultur/film/2016-12/austerlitz-film-sergei-loznitsa-vergangenheit-gedenken).


Vielen Dank für die Links!

Ellersiek
15.12.2016, 08:28
...Bild 6: Liegt der Strauß immer dort? Was hat er mit der Sache zu tun?

Das sind die richtigen Fragen! Ich weiß es nicht, ob er immer dort liegt...

Ich kann mich nicht daran erinnern, dass dort Blumen lagen. Auf meinen Fotos sind keine drauf (und ich haben m.W. auch den linken fotografiert).

Gruß
Ralf

Harry Hirsch
15.12.2016, 14:30
[
Bild 6: Liegt der Strauß immer dort? Was hat er mit der Sache zu tun?

Das sind die richtigen Fragen! Ich weiß es nicht, ob er immer dort liegt. Vielleicht hat ein Angehöriger ihn auf den Seziertisch (es gibt zwei davon) gelegt. Warum nur auf den linken? Zufall? Ist das ein Gedenken an eine bestimmte Person oder stellvertretend für alle dort zu Tode "Untersuchten"? Normalerweise werden nur Tote seziert. Was symbolisiert also der Strauß?
Da ich auch keine Antworten auf die Fragen hatte und auch jetzt keine habe, habe ich den Strauß fotografiert. Damit ich jedesmal, wenn ich das Bild sehe, mir erneut diese Fragen stelle.

Ok, so bekommt das Bild natürlich eine ganz andere Aussage. Und das die Antworten auf die Fragen offen bleiben, macht es noch interessanter.

dbhh
16.12.2016, 08:17
Bild machen oder nicht?

Auch ich war schon an entsprechenden Orten, mehrfach.

Vor Ort als Amateuer immer auch ein Konflikt: muss man überhaupt Fotos machen, oder ist "das auf sich wirken lassen" nicht der eigentliche Zweck einer Gedenkstätte und wird dem Schrecklichen gerecht?

Und wenn dann doch: schon allein "schönes Wetter" und ein solcher Ort passten für _mich_ im fertigen Bild nicht zusammen (analoge Zeiten); heute würde ich mindestens in SW wandeln, da macht der TO alles richtig.

Selbstbildnisse?
Ich käme nie auf die Idee mich dort abzulichten.

Zur Frage "in die CAM grinsen oder nicht" ... macht die Gesellschaft inzwischen in vielen (unpassenden) Situationen/Orten: ob über Unglücke interviewte Zeitzeugen oder Reporter/Journalisten am Ende eines Live-Berichts.

Weniger ist an solchen Orten/in solchen Situationen in _meinen_ Augen mehr.

Harry Hirsch
16.12.2016, 14:07
Bild machen oder nicht?
Aber natürlich! Wir fotografieren doch auch um zu dokumentieren. Und die, die nicht dorthin fahren können, können sich dann auch ein Bild machen. Gilt auch für mich, ich weiß nicht, ob ich jemals dorthin komme.
Ein gewisser Mindestanstand sollte an solchen Orten natürlich auch beim Fotografieren eingehalten werden.

Auch ich war schon an entsprechenden Orten, mehrfach.

Vor Ort als Amateuer immer auch ein Konflikt: muss man überhaupt Fotos machen, oder ist "das auf sich wirken lassen" nicht der eigentliche Zweck einer Gedenkstätte und wird dem Schrecklichen gerecht?
Am besten ist natürlich beides. Entweder bei einem, oder -wenn möglich- mit zwei Besuchen.

Und wenn dann doch: schon allein "schönes Wetter" und ein solcher Ort passten für _mich_ im fertigen Bild nicht zusammen (analoge Zeiten); heute würde ich mindestens in SW wandeln, da macht der TO alles richtig.
Volle Zustimmung!

Selbstbildnisse?
Ich käme nie auf die Idee mich dort abzulichten.

Zur Frage "in die CAM grinsen oder nicht" ... macht die Gesellschaft inzwischen in vielen (unpassenden) Situationen/Orten: ob über Unglücke interviewte Zeitzeugen oder Reporter/Journalisten am Ende eines Live-Berichts.
Ja. siehe oben: "Mindestanstand".

hajoko
18.12.2016, 22:39
Die Bilderserie 1-8 finde ich - trotz aller Problematik der Historie in der Vergangenheit - angemessen interpretiert und zu Recht auch hier gezeigt und zur Diskussion gestellt. Meinen allergrößten Respekt dafür.

Nun aber Bild 9 mit dem Mädchen. Ich möchte hier Kurt nichts unterstellen, nur die Wirkung auf mich wiedergeben. Für mich wirkt das Bild wie inszeniert, wie absichtlich arrangiert, Model-haft - unwirklich ... nicht real.

Es ist sicher ganz anders aber es ist meine persönliche rein emotionale Empfindung, wenn ich mir das Bild anschaue ... ist es eine Momentaufnahme oder ein inszeniertes Bild?

Kurt Weinmeister
18.12.2016, 22:48
... ist es eine Momentaufnahme oder ein inszeniertes Bild?

Sie hat sich da für ihren Bekannten hingestellt (also im Grunde genommen inszeniert, aber nicht von mir).
Da ich auf die Inschrift ausgerichtet war, habe ich auch abgedrückt.

hajoko
18.12.2016, 23:10
@ Kurt Weinmeister
Danke für die Info ... dann ist es ok für mich.

pewe
26.12.2016, 19:45
Kurts Bilder gefallen mir, sie sind des Ortes würdig.

Ich wohne nicht so weit entfernt. Es hat lange gedauert, bis ich mich dazu entschloss hinzufahren. Ich habe ganz wenige Bilder gemacht aber nie eins davon gezeigt. Auch ich habe junge Menschen gesehen, die lachten, Selfies machten, sich gegenseitig fotografierten. Ältere taten das nicht. Für mich können die Jungen sich nicht ernsthaft mit dem Thema auseinander gesetzt haben, sonst hätten sie das nicht getan. Am liebsten hätte ich sie angesprochen und gefragt, ob sie überhaupt wissen, was hier geschah. Es gibt eigentlich genügend Schrifttafeln, welche die Schrecken erläutern. Wären das Schulkinder gewesen, ich hätte es unter jungdumm abgetan. Das ging aber altersmäßig bis hin zu Dreißigern.

Schmalzmann
27.12.2016, 11:57
Hallo
Ich war mit meiner Frau 2011 im Frauen und Kinder Konzentrationslager Ravensbrück.
Meine Frau hat sich nie getraut diese Bilder irgend wo ein zu stellen.

SteffDA
27.12.2016, 12:49
Auch ich habe junge Menschen gesehen, die lachten, Selfies machten, sich gegenseitig fotografierten. Ältere taten das nicht. Für mich können die Jungen sich nicht ernsthaft mit dem Thema auseinander gesetzt haben, sonst hätten sie das nicht getan.

Man kann gefühlsmäßige Regungen, wie Betroffenheit, nicht erzwingen.
Das ist auch in Ordnung so, allerdings finde ich das beschriebene Verhalten dieser Leute auch "daneben".