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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lohnt manuelles Scharfstellen ?


hansauweiler
05.12.2016, 14:09
Hallo !
Ich wollte mal wissen ob man mit Hilfe der Focuslupe und manuellem scharfstellen Verbesserungen erreicht.
Versuchsaufbau:
Kamera mit 70-400 Sony Objektiv af Betonmauer gelegt, Spotfocus auf Möwen auf einer Rheininsel.
Wetter war extrem klar
Ausschnitte in 100% Darstellung von einzelnen Möwen.
Resultat seht ihr hier:
972/Vergleich_2.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=263382)

Als Gesamtansicht hier ein Bild:
972/250mm_270m_Distanz.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=263384)

Bitte um Meinungen
HANS

Yonnix
05.12.2016, 14:11
Kannst du ausschließen, dass dein Objektiv einen Front-/Backfokus hat?

Wenn du es ausschließen kannst, würde ich die Frage mit "Ja" beantworten :)

der_knipser
05.12.2016, 14:33
So richtig scharf ist es weder mit AF noch mit manuellem Fokus. Der Grund für die Unschärfe ist mir aber nicht ganz klar. Blende f/11 führt sicher bei den kleinen Pixeln der A77 schon zu Beugungsunschärfe. ISO 400 sollte vom Rauschverhalten eigentlich noch vertretbar sein. Möglicherweise hast Du trotz 1/1000 sec verwackelt? Waren das Aufnahmen vom Stativ aus?
Denkbar bei größerer Entfernung ist auch Luftflimmern oder Dunst.
Zudem sind Einzelbilder nicht so gut zur Schärfebeurteilung geeignet. Mit 10er-Serien ist das schon aussagekräftiger.
Vielleicht probierst Du mal ein Motiv, bei dem man die Schärfe in einer größeren Tiefe beurteilen kann. Du zielst dort mitten rein, und lässt den AF arbeiten. Mach ruhig mal 10 Bilder und vergleiche sie auf dem Bildschirm. Sollte es überwiegend so sein, dass der Fokus vor oder hinter Deinem Motiv liegt, dann empfehle ich eine Mikrojustierung. Bei fließendem Wasser kurz vor und hinter dem Motiv fällt das Beurteilen schwer.

Manuelles Fokussieren würde ich bei solchen Bildern nicht grundsätzlich empfehlen, weil es zu lange dauert. Ich würde lieber daran arbeiten, den AF korrekt zu justieren, und alle anderen möglichen Störquellen ausmerzen.

kromgi
05.12.2016, 14:52
Mahlzeit,
Ich würde Gottlieb da zustimmen & den Autofocus machen lassen. Ich vermute einfach mal: Mehr ist mit einer A77 und diesem super keinen Ausschnitt nicht drin.

fritzenm
05.12.2016, 14:53
Die in der Totalen sichtbare Mauer, deren Oberkante recht nah an dem Blick zu den Möwen liegt und die offenbar sonnenbeschienen war, könnte durchaus mit Wärmeflimmern zum Resultat beigetragen haben.

Ansonsten vertraue ich bei solchen Aufnahmen mit dem 70-400er eher auf den AF (allerdings MFA möglichst sorgfältig) als auf meine Augen, bzw. die dann doch irgendwann begrenzte Auflösung des EVF. Und lieber ein halbes Duzend Einzelschüsse, immer wieder neu fokussiert, als bei einem wichtigen/interessanten Motiv einen Fokus-Aussetzer zu haben - was bei Wasser/Wellen im HG durchaus nicht gerade selten vorkommt.

der_knipser
05.12.2016, 15:59
Ich lehne mich jetzt mal etwas aus dem Fenster, und denke, dass Du, Hans, das besser getan hättest. Im Vordergrund sehe ich die Backsteinmauer des Langeler Damms. An den Steinen kann ich abzählen, dass etwa 3,25 Meter der Mauerlänge zu sehen sind. Demnach hattest Du bei 400 mm Brennweite etwa 55 Meter Abstand zu dieser Wand. Wenn mich nicht alles täuscht, hat Deine Fensterscheibe nur 54,80 Meter zu der Wand.
Du hast also entweder durch die Scheibe fotografiert, was die Unschärfe sofort erklärt, oder Du hattest das Fenster geöffnet. Und Deine Stube Anfang Dezember sicher gut geheizt. Dann resultiert die Unschärfe aus dem Luftflimmern an der Temperaturgrenze.

Ich bin sicher, dass das 70-400 mehr drauf hat, als was Du hier zeigst. Dann sollte aber nichts anderes als klare Luft gleichmäßiger Temperatur zwischen dem Objektiv und dem Motiv sein.

Hab ich mich zu weit rausgelehnt? ;)

http://abbund-cad-service.de/forum/moewe_270_m.jpg

Yonnix
05.12.2016, 16:01
Hab ich mich zu weit rausgelehnt? ;)

LOL!!!! :lol::lol::lol:

Weltklasse, Gottlieb! Profiler und Privatdetektive sind ein Witz gegen dich.

Mainecoon
05.12.2016, 16:38
:shock: :top:

Ich kann Yonnix nur zustimmen...

staunt

Mainecoon

hansauweiler
05.12.2016, 17:20
Hallo Gottlieb !
Die "Totale" ist aus dem Fenster im 1. Stock, dort ist nur wenig geheizt.
Das Fenster war offen. Abstand zu den Möwen stimmt, es waren allerdings nur 250mm Brennweite.
Die Vergleichsaufnahmen sind von der Deichmauer an etwas anderer Stelle aber auch etwa gleiche Distanz.
Kamera lag auf dem massiven Betonrand der Mauer.
Ich werde mal bei Gelegenheit Serien von Bildern machen, obwohl ich jetzt schon weiß, daß der Aufwand der manuellen Scharfstellung normalerweise nicht lohnt.
HANS (Spielkind)

der_knipser
05.12.2016, 18:59
Manuelles Fokussieren lohnt schon manchmal. Insbesondere dann, wenn der AF aufgrund schwieriger Umstände nicht richtig treffen kann. Das kommt z.B. vor, wenn man ein kleines Motiv hat, und der AF immer auf den Hintergrund fokussiert, oder wenn man zwischen unscharf gewünschten nahen Gegenständen hindurch auf etwas weiter Entferntes zielt, oder wenn die Lichtverhältnisse für den AF zu schwierig sind, entweder zu dunkel, oder auch zu hell. Wenn ich Deine Motivwelt anschaue, glaube ich, dass Du nur selten den manuellen Fokus brauchst. Daher würde ich Dir empfehlen, beim AF zu bleiben, und den bei Bedarf zu justieren.

Andererseits stellt sich die Frage, ob es notwendig ist, Möwen aus 270 Metern Entfernung aufzunehmen, und dann so weit zu vergrößern, dass sie ein ganzes Bild ausfüllen. Wenn Du Dein komplettes Bild ein wenig nachschärfen würdest, dann ist das in Forengröße vollkommen akzeptabel. Für Möwen in Großaufnahme solltest Du viel näher ran gehen, dann erledigen sich viele vermeintliche Schärfeprobleme von selbst.

Stuessi
05.12.2016, 19:27
Hallo !
Ich wollte mal wissen ob man mit Hilfe der Focuslupe und manuellem scharfstellen Verbesserungen erreicht...

Hallo Hans,

das Fokussieren mit Focuslupe bringt beste Ergebnisse, wenn man mit Stativ arbeitet und das Objekt sich nicht bewegt.

Gruß,
Stuessi

steve.hatton
05.12.2016, 19:37
....
Andererseits stellt sich die Frage, ob es notwendig ist, Möwen aus 270 Metern Entfernung aufzunehmen, und dann so weit zu vergrößern, dass sie ein ganzes Bild ausfüllen. ..

Du meinst ein Stück Brot wäre sinnvoller :-)

hansauweiler
05.12.2016, 20:17
Hallo Gottlieb !
Die Möwen aus Entfernung hatten einen einfachen Grund:
Meine Tochter will eine Kamera haben mit der sie entferntes aufnehmen kann (Tele) und ich habe ihr damit zeigen wollen was 250mm Brennweite im Vergleich zu ihrem Smartfone sind.
Dann kam ich auf die Idee der extremen Vergrößerung bei 400mm Brennweite.
Gruß HANS

zielfoto
05.12.2016, 20:18
Das manuelle Fokusieren erfordert Ruhe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man mit einem Teleobjektiv dabei Möwen einigermaßen scharf auf die Platte bekommt. Da ist doch m.E. ein schnelles Fokusieren notwendig, oder?
Ich fotografiere Einzel-Porträts mit Offenblende, stelle manuell auf die Augen die Schärfe ein, natürlich mit der Lupe. Das machten schon die alten (Fotografen)Meister so.
Grß Manfred

der_knipser
05.12.2016, 20:51
Porträts mit der Lupe scharfzustellen habe ich auch schon versucht, aber ich finde das sehr schwierig. Wenn ich das 85/1,4 nehme, ist der Schärfebereich bei Offenblende so winzig, dass sich der Abstand zwischen Kamera und scharfgestelltem Auge um keinen Zentimeter verändern darf. Genau das passiert mir aber regelmäßig in der kurzen Zeit zwischen dem Fokussieren und dem Auslösen.
Ich würde dazu gerne einen Tipp bekommen.

Im Moment bleibt mir keine andere Wahl, als die Schärfentiefe durch Abblenden zu vergrößeren, oder ersatzweise auf Dauerfeuer zu stellen und das Porträt unter leichtem Vor- oder Zurückziehen der Kamera "abzuscannen". Eines der 10-12 Bilder ist dann hoffentlich an der richtigen Stelle scharf. Sehr professionell finde ich das allerdings nicht, auch wenn es im Einzelfall zielführend sein kann.

der_knipser
05.12.2016, 21:00
...Meine Tochter will eine Kamera haben mit der sie entferntes aufnehmen kann (Tele)...Ja, das kann ich verstehen. Ich würde aber keine falschen Hoffnungen wecken, und die Telefotos komplett so verwenden, wie sie aufgenommen wurden. Wenn die Rheininsel dann in 270 Metern ein Drittel der Bildbreite ausfüllt, dann sind die Möwen nur schmückendes Beiwerk, und keinesfalls das eigentliche Motiv.
Mit den Vergrößerungen zeigst Du ihr eigentlich, was nicht möglich ist. Zeig ihr lieber, was doch möglich ist, und such dafür nähere Motive.
Ein Teleobjektiv ist ja nicht unbedingt dafür da, sehr weit entfernte Motive sehr nah ranzuholen, das können Bridge-Kameras mit umgerechneten 840 mm Brennweite sicher besser. Mit so langen Brennweiten bekommt man schöne bildfüllende Details, oder auch Motive mit sahneweichem Bokeh. Mit solchen Aufnahmen wird der Appetiti auf Telefotografie sicher größer als mit unscharfen Möwen.

hansauweiler
05.12.2016, 21:17
Hallo Gottlieb !
Ich versuche sie ans Fotografieren ranzuführen anstatt nur zu "Knipsen" und ihr aber auch die Grenzen zu zeigen.
Die Kamera die ich heute für sie besorgt habe ist eine Lumix TZ100/DMC-TZ 101.
Damit probiere ich mal rum bis sie in Urlaub nach Köln kommt.
Bei meinem Sohn war es einfach, er hat zur Zeit meine Alfa 55. (er ist aber auch Dipl Ing.
Sie Ärztin)
HANS

BeHo
05.12.2016, 21:44
[...]das können Bridge-Kameras mit umgerechneten 840 mm Brennweite sicher besser.[...]

Eher nicht. Mit z.B. 300mm an APS-C geht deutlich mehr als mit den hochgerechneten Pseudobrennweiten am Miniatursensor.

Ansonsten gebe ich Dir vollkommen Recht.

@Hans: Bei mehreren hundert Metern Abstand zum Motiv liefert eine Kamera selten befriedigende Details. Die dicke Luftschicht zwischen Kamera und Motiv ist nun mal kein Nichts, sondern beeinflusst die Lichtstrahlen oft mehr, als man denkt. Nähe ist durch nichts zu ersetzen.

screwdriver
05.12.2016, 21:46
...
Bei meinem Sohn war es einfach, er hat zur Zeit meine Alfa 55. (er ist aber auch Dipl Ing.
Sie Ärztin)
HANS

Die berufliche Qualifikation ist doch überhaupt kein Argument?
Ich bin "nur" Anlagenmechaniker.... ;)
Eine Bridgekamera ist allerdings als Einstieg in die "ambitioniertere" Fotografie gar nicht verkehrt. Für Viele ist die sogar dauerhaft ausreichend.

Ich bin auch von der Pocketknipse über ne Bridge zur Systemkamera gekommen.
Die TZ100 hat immrhin schon einen 1" Sensor und ist damit nur ca. 2 Blendenstufen weniger dämmerlichttauglich als eine APSC-Kamera.

Das Spiel mit der Schärfentiefe und das Fehlen der manuellen Scharfstellung ist in vielen Fällen entbehrlich und erfordert ja erhöhtes Engagement.
Da blebt eben noch etwas Luft, wenn es sich weiter entwickelt.:top:

Man
05.12.2016, 22:46
Lohnt manuelles Scharfstellen ?

Für mich eher nicht.

Bei meinem Tamron 150-600 wollte ich gerne wissen, ob es mit dem AF genau genug fokussiert.
Also Stativ, 600mm, Offenblende und auf rd. 15 Meter entfernten Zaun fokussiert, dort auf eine Rebe in der Bildmitte.
Manuelles Fokussieren bei 600mm ist auch auf einem relativ stabilen Leichtmetallstativ eine sehr filigrane Angelegenheit: sobald man den Entfernungsring bewegt, wackelt das Bild der Sucherlupe auf dem Kameramonitor erstaunlich heftig.
Die Unterschiede sind, wenn denn überhaupt vorhanden, minimal.

Links ist jeweils das ganze Bild, rechts ein 100%-Ausschnitt aus der Bildmitte (auf die fokussiert wurde). Aufgenommen in JPG mit den Standardeinstellungen ohne nachträgliche Bearbeitung, Collage in PS zusammengeschnippelt. Belichtungszeit 1/40stel (AF) und 1/50stel (MF) Sekunde, jew. 100 ISO, jew. keine Spiegelvorauslösung (bei SLT mit elektronischem ersten Verschluss auch ziemlich unnötig), jew. ausgelöst über Kabelauslöser.
Oben ist AF, unten ist MF - ob MF tatsächlich besser fokussiert ist (Holzmaserung kommt besser raus) oder ob der AF besser (und eigentlich korrekter) auf die Rebe fokussiert hat?
6/T6_600_6.3_AF_MF_ooc_26.10.2016.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=263417)

Ergebnis für mich: der AF ist mit meinen manuellen Bemühungen gleichwertig und dafür um ein zigfaches schneller. MF bleibt für mich also eher eine Notlösung und AF bleibt Standard.

vlG

Manfred

sharky611
06.12.2016, 11:02
Lohnt manuelles Scharfstellen ?

Für mich eher nicht.



Das muss letztlich jeder für sich selber raus finden. Ich fokussiere vor allem dann manuell, wenn ich die Schärfe auf einen Spot außerhalb der (bei der A99 recht begrenzten) AF-Felder legen will oder/und eben bei Portraits...