Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein paar färbige astronomische Winterobjekte
Die letzten Tage gab es bei uns super Wetter für die Astrofotografie! Zwar kalt mit Temperaturen unter Null Grad, aber eine gute Durchsicht. Daher konnte ich einige schöne Objekte am Winterhimmel fotografieren. Die sind villeicht nicht so bekannt wie der Orionnebel oder die Plejaden, dafür aber umsi reizvoller.
Hier haben wir gleich zwei Nebel: der sog. "Quallennebel" und der "Affenkopfnebel" ;)
871/IC443_LAC72_A7_ISO800_47x5min_web.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=263225)
Der nächste Nebel wird gerne als "Flaming Star Nebula" bezeichnet.
871/IC405_LAC72_A7_ISO400_37x6min_A_web.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=263226)
Als letztes der "California-Nebel":
871/CalNebel_LAC72_A7_ISO800_54x5min.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=263227)
Anhand der Bildbezeichnung kann man die genauen Belichtungsdaten ablesen. Es war ISO400 oder ISO800 und ca. 40-60x5 oder 6min. Also in Summe immer rund um die vier Stunden Gesamtbelichtungszeit. Brennweite war ca. 370mm f/5. SONY A7 (astromodifiziert)
Hallo,
sehr gute Ergebnisse. Gefällt mir sehr gut.
Gruß
Wolfgang
Bin - wie immer - von Deinen Aufnahmen ferner Sternenwelten fasziniert :top:
Die Aufnahmen gefallen mir sehr gut :top: und wecken in mir den Wunsch, auch mal astronomische Aufnahmen zu probieren.
PS: Das Wort "färbig" hat mich zuerst gestört. Bei uns sagt man nunmal "farbig". Dann habe ich gegoogelt und festgestellt, dass es in Österreich gebräuchlich ist. Man lernt doch nie aus. :eek: Ich werde mal meinen Bruder in Wien fragen, ob er noch mehr solche Unterschiede kennt.
Wie eigentlich immer: :top: :D
[...]Ich werde mal meinen Bruder in Wien fragen, ob er noch mehr solche Unterschiede kennt.
Oder einfach zum nächsten Jahrestreffen (http://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=170376) kommen. ;)
der_knipser
03.12.2016, 22:48
Hier (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Austriazismen) was zum Schmökern...
@Toni: Vielen Dank für diese beeindruckenden Bilder! Wenn man nachts mit bloßem Auge nach oben schaut, sieht man nur einen winzigen Bruchteil dessen, was Du auf den Sensor bekommst. Beim nächsten Blick zu den Sternen erinnere ich mich gerne an Deine Bilder, und weiß dann, dass da eigentlich viel, viel mehr ist. :top:
Das ist SO irre. :D
Total toll, was du inzwischen drauf hast!
Danke fürs Zeigen!
flexibleshooter
04.12.2016, 00:04
Irre! Wahnsinnig tolle Bilder. Da ich mich mit Astro-Fotografie so gar nicht auskenne, bin ich nun neugierig geworden: Wie ist es technisch möglich 40x 6min zu belichten? Oder meinst du insgesamt für alle Bilder? Jedenfalls Hammer Aufnahmen!
Ich wollte ja auch mal wieder raus gehen in der Nacht. Aber wenn ich diese Bilder sehe, bleibe ich doch lieber in der warmen Stube. :lol:
Super Ergebnisse! :top:
Wo kommt eigentlich diese intensive rote Farbe her? Ist das durch die relative Bewegung (von uns weg)?
Vielen Dank für die lieben Rückmeldungen!! Es freut mich, wenn euch diese Bilder gefallen.
Zum Thema "farbig-färbig" ==> "Das Einzige, was die Österreicher und Deutschen trennt, ist die gemeinsame Sprache!" :lol:
Dieses Zitat wird oft dem Schriftsteller Karl Kraus zugeschrieben, stammt aber nachweislich nicht von ihm.
Zum Technischen: es ist kein Problem 40x6min zu belichten. Mit einem Intervallometer, das man um wenige Euro bekommt, kann man Serienbelichtungen in beliebigen Längen einstellen. Ich habe aber selber ein Programm für den PC geschrieben mit dem ich zwei Kameras gleichzeitig über USB ansteuern kann. Damit kann ich auch beliebige Belichtungszeiten und Aufnahmeserien realisieren. Der PC ist ohnehin für die Ansteuerung des Fernrohres nötig. Das Programm kann vor allem "Dithern": dabei wird zwischen den jeweiligen Aufnahmen das Bild um ein paar Pixel verschoben, damit dann beim weiteren Verarbeiten der Bilder die Fehlpixel (Hot bzw. Cold) des Sensors immer auf eine andere Stelle im Bild fallen und damit leichter weggerechnet werden können. Eine spezielle Software addiert dann diese 40 oder mehr Aufnahmen und verrechnet auch noch gleichzeitig beliebig viele Dunkelbilder (und auch noch Flat- und Bias-Bilder).
Zum schönen Rot: das ist kein Effekt der Rotverschiebung, sondern das ist das berühmte H-Alpha-Licht. Diese Gasnebel bestehen zu einem großen Teil aus Wasserstoffgas welches durch dahinterliegende heiße Sterne mit mehr als 20000K Oberflächentemperatur (Unsere Sonne hat nur 6000K) zum Leuchten angeregt wird. Dieses Leuchten passiert nur in einigen wenigen diskreten Spektrallinien und die intensivste davon liegt im roten Bereich bei 656,3nm. Das ist übrigens ein ähnlicher Vorgang wie bei den Polarlichtern! Da wird der Sauerstoff und der Stickstoff in der Hochatmosphäre durch die hochenergetischen Teilchen des Sonnenwindes zum Leuchten angeregt und diese Gase leuchten hauptsächlich im Grünen und Blauen.
fallobst
04.12.2016, 12:09
Kann mich nur anschleißen, tolle Bilder.
Die Erklärung der Entstehung der Farbigkeit war für mich neu und interessant. Extra Dank.
LG Matthias
WildeFantasien
04.12.2016, 14:56
Schöne Bilder! Vielen Dank für deine ausführlichen Erklärungen. :top:
Sehe ich das richtig, dass in deiner Heimsternwarte nur noch ein automatisches Programm abläuft, dessen Ablauf du vom warmen Wohnzimmer aus nur noch hin und wieder überwachen brauchst? Toni, ich bin wirklich neidisch auf deine Möglichkeiten. ;)
Wo wir beim Thema „Farbe“ sind. In den letzten Wochen habe ich etwas in Astro-Foren gelesen. Dort fiel zu einigen Bildern hin und wieder der Begriff „amerikanische Farbgebung“. Ich bin noch nicht so wirklich dahintergekommen, was damit gemeint ist, jedenfalls bekam ich den Eindruck, dass einige Leute das nicht mögen. Kannst du dazu vielleicht ein paar Worte zu diesem Thema verlieren?
Die Aufnahmen gefallen mir sehr gut :top: und wecken in mir den Wunsch, auch mal astronomische Aufnahmen zu probieren.
Dieser Wunsch ist bei mir schon vor längerer Zeit entstanden. Zwischen Wunsch und Wirklichkeit klafft aber eine ziemlich große Lücke. :roll: Solche Aufnahmen macht man nicht mal eben. Auch wenn das technisch sicher alles machbar ist, ist das organisatorische Drumherum für einen berufstätigen Großstadtmenschen nicht ganz ohne. Man braucht dafür sehr viel Zeit. Das geht bei mir praktisch nur von Samstag auf Sonntag, wenn Wetter und Mond mitspielen und zudem keine anderen privaten Verpflichtungen anstehen. Ich überlege deshalb schon, ob ich nicht ganz einfach mal einen Astrofoto-Urlaub dort mache wo große Sternwarten stehen.
@WildeFantasien
Man wird ja wohl mal träumen dürfen! :roll:
Aber im Ernst, ich kenne die Schwierigkeiten zu genau. Ich war mal eine zeitlang Mitglied einer bremer astronomischen Gesellschaft und habe dort auch das Spiegelschleifen gelernt. Der 15 cm Spiegel mit rd 1,80m Brennweite sollte mal ein Newton-Fernrohr werden. Der Spiegel war fast fertigpoliert und hätte im letzten Arbeitsschritt noch parabolisch auspoliert werden sollen. Und dann bin ich aus beruflichen Gründen aus Bremen weggezogen und seitdem liegt der Spiegel gut verpackt irgendwo im Keller. Das Hobby habe ich nie wieder aufgenommen, obwohl ich es immer wieder wollte.
Seitdem erfreue ich mich an Bildern wie in diesem Thread und verfolge die Forschungsergebnisse der Astronomen mit großem Interesse.
Die "amerikanische Farbgebung" kenne ich nur aus der Ölmalerei. Wenn du in Amerika ein selbstgemaltes Bild an den Mann oder Frau bringen willst, musst du knallige kräftige Bonbonfarben wählen. Mit "europäischen Farben" wird es ein Ladenhüter. Sagt zumindest Bob Ross, dessen Mallehrgänge immer noch im Fernsehen laufen. Vielleicht ist bei astronomischen Bilder ähnliches gemeint.
Schöne Bilder! Vielen Dank für deine ausführlichen Erklärungen. :top:Danke!
Sehe ich das richtig, dass in deiner Heimsternwarte nur noch ein automatisches Programm abläuft, dessen Ablauf du vom warmen Wohnzimmer aus nur noch hin und wieder überwachen brauchst? Toni, ich bin wirklich neidisch auf deine Möglichkeiten. ;)Nein, also eine "remote"-Sternwarte habe ich (noch!) nicht. Ich muss schon noch rausgehen, Dach wegschieben, PC hochfahren, Objekt suchen und einstellen usw. Wenn alles läuft, was in etwas 30-45min dauert, gehe ich wieder ins Haus und gehe schlafen. Im Prinzip würde es auch 6-8 Stunden laufen, aber nach ca. 3 Stunden gehe ich meist kontrollieren, ob alles passt. Denn oft ändert sich die Temperatur so stark dass nachfokussiert werden muss. Oder das Wetter wird schlecht und dann muss man ohnehin abbrechen. Wenn alles passt, läuft es je nach Länge der Nacht noch ein paar Stunden weiter und wenn dann die Dämmerung kommt, werden die Dunkelbilder gemacht. Das angesprochene selber geschriebene Programm koordiniert die Kameras und ein anderes Programm, das die Nachführung ("guiding") des Fernrohres übernimmt.
Wo wir beim Thema „Farbe“ sind. In den letzten Wochen habe ich etwas in Astro-Foren gelesen. Dort fiel zu einigen Bildern hin und wieder der Begriff „amerikanische Farbgebung“. Ich bin noch nicht so wirklich dahintergekommen, was damit gemeint ist, jedenfalls bekam ich den Eindruck, dass einige Leute das nicht mögen. Kannst du dazu vielleicht ein paar Worte zu diesem Thema verlieren?Der Begriff sagt mir nichts. Aber wahrscheinlich ist damit der Hang der Amerikaner zu quietschbunten Farben gemeint. Was es aber gibt, ist die sog. Hubble-Palette: dabei werden zwei oder drei engbandige Filter verwendet und diese Information zu einem "Falschfarben-Bild" verrechnet. Ist aber nicht mein Geschmack - hat aber durchaus wissenschaftlichen Sinn.
SanGerman
04.12.2016, 15:53
super Bilder! Respekt!
wenn ich solche Bilder sehe, werde ich immer an unsere "Unbedeutigkeit" erinnert. Stellt euch nur mal vor, auf jeden 100sten Stern kommt einer vor mit einem lebensfähigen Planeten und dann davon ein hundertster mit intelligentem Leben - verdammt voll, was? Da hat der Allmächtige alle Hände voll zu tun, kein Wunder das er keine Zeit für uns hat... :twisted:
Einen kleinen Nachschlag gibt es noch: 85 Aufnahmen zu je 5 Minuten ergab 7 Stunden und 5 Minuten an Lights. Dann noch 3 Stunden Darks und je 50 Flats und Bias-Aufnahmen, die waren aber schnell gemacht...;)
Leider waren die beiden Nächte nicht so gut, da es eher dunstig war. Aber man sieht, was das Stacken bringt, wenn man sich eine Einzelaufnahme anschaut:
871/Einzel_M33.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=263327)
85 Aufnahmen addiert und umfangreiche EBV ergeben dieses Bild:
871/M33_LAC72_A7_ISO800_85x5min_web.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=263328)
Dabei handelt es sich um die Galaxie M33. Diese befindet sich im Sternbild Dreieck und ist nach der berühmten Andromeda-Galaxie die zweithellste Galaxie am Nordhimmel und ca. 2x so groß wie der Mond (In "echt" ist sie 3 Mio. Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von ca. 50000 Lichtjahren). Sie gehört mit unserer Milchstraße und der Andromeda-Galaxie zur sogenannten "Lokalen Gruppe", das ist eine gravitativ gebundene Ansammlung mehrerer Galaxien.
WildeFantasien
05.12.2016, 21:33
@WildeFantasien
Man wird ja wohl mal träumen dürfen! :roll:
Natürlich. ;)
Ich wollte nur aus meiner Perspektive berichten wie schwierig es ist diesen Traum dann real werden zu lassen. Abbringen lass ich mich davon aber so leicht nicht.
Meine aktuellen Träume: Panorama des gesamten Nachthimmels mit 35mm Brennweite und eine formatfüllende Timelapse der totalen Sonnenfinsternis 2017.
Einen kleinen Nachschlag gibt es noch: 85 Aufnahmen zu je 5 Minuten ergab 7 Stunden und 5 Minuten an Lights. Dann noch 3 Stunden Darks und je 50 Flats und Bias-Aufnahmen, die waren aber schnell gemacht...;)
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Leider waren die beiden Nächte nicht so gut, da es eher dunstig war. Aber man sieht, was das Stacken bringt, wenn man sich eine Einzelaufnahme anschaut:
Dabei handelt es sich um die Galaxie M33. ...
Danke für die die eindrucksvolle Schilderung und die erläuternden Bilder! Und ein Lob für deine verständliche Erklärung. :top:
Ich finde es immer wieder absolut faszinierend, was man bei HDR-, Panorama-und Fotostacking-Aufnahmen durch die EBV alles erreichen kann. Früher habe ich gedacht, dass der astronomische Amateurbereich durch die großen Sternwarten völlig abgehängt ist und keine Chance mehr auf Mitwirkung hat. und dann diese positive Entwicklung! bis hin zu Kometenentdeckungen! Einfach toll! Menschlicher Forschungs- und Erfindergeist in Reinkultur und das im positivsten Sinn! :top:
r0r5ch4ch
05.12.2016, 22:50
Ich finde diese Bilder wirklich absolut erstaunlich. Danke für diese faszinierenden Einblicke, sowohl in bildlicher, wie auch schriftlicher Form!
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Dabei handelt es sich um die Galaxie M33. Diese befindet sich im Sternbild Dreieck und ist nach der berühmten Andromeda-Galaxie die zweithellste Galaxie am Nordhimmel und ca. 2x so groß wie der Mond (In "echt" ist sie 3 Mio. Lichtjahre entfernt und hat einen Durchmesser von ca. 50000 Lichtjahren). Sie gehört mit unserer Milchstraße und der Andromeda-Galaxie zur sogenannten "Lokalen Gruppe", das ist eine gravitativ gebundene Ansammlung mehrerer Galaxien.
Genau so hätte ich mir den Unterricht in Astronomie gewünscht :top:
Vielen Dank für deine Mühen und die Einführung in eine andere Dimension.
Genau so hätte ich mir den Unterricht in Astronomie gewünscht :top:Danke! Das ist auch mein "täglich Brot" als Lehrer. :oops:
Einfach toll! Menschlicher Forschungs- und Erfindergeist in Reinkultur und das im positivsten Sinn! :top:Und nahezu alle Software, die ich verwende, wurde von Amateurastronomen geschrieben und ist kostenlos! Nur die endgültige EBV wird von einer extrem mächtigen, aber dafür relativ günstigen (ca. 200€) Software erledigt.