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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ngc 7822


WoBa
14.07.2016, 21:48
Hallo,
NGC 7822, ein Emissionsnebel im Kepheus ist ca. 3000 Lj von uns entfern und hat eine Ausdehnung von etwa 100 Lj.

871/NGC-7822_1_3.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=255304)

Das Bild wurde mit der AlCCD 8L am APM 107/700 mm aufgenommen.
Die gesamtbelichtungszeit betrug 120 Minuten.
Der Sensor wurde auf -20°C abgekühlt.

Gruß

Wolfgang

Tafelspitz
15.07.2016, 07:42
Sehr beeindruckend! Unglaublich, was es da an Objekten am Himmel alles zu sehen gibt.
Ich bin absoluter Astrofoto-Laie, würde aber vermutlich versuchen, die dunkelsten Bildanteile etwas näher ans Schwarz zu bekommen. Auf mich wirkt es so ein bisschen "verwaschen".

Wie kühlt man einen Sensor auf -20°C? (Klar, heute würde es reichen, das Fenster zu öffnen) :cool:

TONI_B
15.07.2016, 08:15
Ein sehr gut gelunges Deep-Sky Bild! Gratuliere!

Einen winzigen Hinweis (keine Kritik!) hätte ich noch. Das Rot (H-Alpha) ist mir ein wenig zu orange/grün geraten. Welche EBV-Software verwendest du? PixInsight eher nicht, oder? Damit wäre die Farb-Kalibration einfacher.

TONI_B
15.07.2016, 08:22
Ich bin zwar nicht der TO, werde aber trotzdem versuchen die Fragen zu beantworten.

Ich bin absoluter Astrofoto-Laie, würde aber vermutlich versuchen, die dunkelsten Bildanteile etwas näher ans Schwarz zu bekommen. Auf mich wirkt es so ein bisschen "verwaschen".Wenn man den Himmelshintergrund "richtig" schwarz macht, "ersaufen" die schwachen Signale (Nebel, Galaxien etc.). Daher hat sich die sog. 20/20/20-Regel eingebürgert: der Himmelshintergrund einer Aufnahme wird auf R=G=B=20 (8Bit Farben) eingestellt. Das hat WoBa auch weitgehend eingehalten. Darum wirkt es für mich als Astrofotograf auch sehr stimmig. G und B haben einen minimalen Überhang - vielleicht kommt auch daher der leichte Orangeton?

Wie kühlt man einen Sensor auf -20°C? (Klar, heute würde es reichen, das Fenster zu öffnen) :cool:Die ALCCD8L ist eine spezielle Astro-Cam, deren Sensor über einen zweistufigen Peltier gekühlt wird.

MEPE
15.07.2016, 09:39
Großartig! Beeindruckendes Foto, danke auch für die Erläuterungen. Ist in die Kamera bereits eine Nachführung integriert?

TONI_B
15.07.2016, 10:07
Nein!
Die Kamera ist am Fernrohr montiert und das Fernrohr wird nachgeführt.

amenemhat
15.07.2016, 10:35
Sehr beeindruckend das Bild.:top::top::top: Für mich als totalen Laien stellt sich immer die Frage, ist das da draussen wirklich so bunt? Oder werden die Strukturen bzw Gaswolken nur durch die sehr langen Belichtungszeiten für menschliche Augen sichtbar? So quasi durch Lichtsammeln?
Wenn ich ein Superraumschiff hätte und dahin fliegen würde, was könnte ich dann aus dem Cokpitfenster sehen? :oops:
Ich denke, die Sterne und ansonsten Schwärze. Oder bin ich da total falsch?

Ansonsten finde ich diese Fotos einfach fantastisch.

Grüße
Dieter

TONI_B
15.07.2016, 10:54
Die Strukturen sind so wie wir sie hier am Bild sehen. Bei den "Farben" wird es schon ein wenig schwieriger, weil diese Strukturen zumeist sog. "Linienstrahler" sind. d.h. sie emmitieren Licht nur in ganz bestimmten Wellenlängen (zB. die berühmte H-Alpha Linie im roten Bereich bei 656,3nm). Durch geeignete Kalibration kann man eine weitgehend "natürliche" Farbe erhalten. Das heißt aber nicht, dass wir das auch so sehen würden, da unser Auge nicht für alle Farben gleich empfindlich ist, speziell, wenn unsere Augen dunkeladaptiert sind!

"Hinfliegen" ist gut.:cool: Wie nahe? Halbe Entfernung ergibt doppelt so großes Bild. Der hier gezeigte Nebel ist etwas größer als der Mond also könnte man sehr nahe hinfliegen und das Ding würde noch immer so aussehen, nur halt größer.

Diese Nebel bestehen aus sehr dünnem Gas (meist Wasserstoff, ein wenig Helium, Sauerstoff uns Stickstoff), das von dahinter liegenden heßen Sternen zum Leuchten angeregt wird. Wobei "dünn" eher sehr gutes Vakuum bedeutet...;)


P.S.: Sorry Wolfgang, wenn ich da so in deinem Thread herumfuhrwerke.

WoBa
15.07.2016, 12:15
Hallo Toni,

das ist völlig in Ordnung. Du hast eigentlich das geantwortet was absolut korrekt ist.
Danke auch an alle für ihre Kommentare.

Den Weißabgleich hatte bei der Version mit AstroArt6 gemacht. Da bieten sich mehrere Möglichkeiten für den Weißabgleich. Es kann sein das ich da noch eine kleine Einstellung vornehmen muss.
Wäre das menschliche Auge beim Farbsehen empfindlicher, dabei auch die spektrale Empfindlichkeit von langwelligem UV bis nahem IR, wäre der Nachthimmel recht farbig.
Die Kamera hat eine 16-bit Auflösung, nicht wie die meisten DSLR 12 oder 14 bit. sind 65535 Abstufungen, darum ist bei dem Himmelsausschnitt der Hintergrund nicht ganz schwarz.

Gruß

Wolfgang

WoBa
15.07.2016, 12:18
Großartig! Beeindruckendes Foto, danke auch für die Erläuterungen. Ist in die Kamera bereits eine Nachführung integriert?

nein, das macht die Montierung. Die wird über eine Nachführkontrolle korrigiert. Das geschieht über einzweites Teleskop und Kammera plus Steuersoftware.

Gruß

Wolfgang

WoBa
15.07.2016, 12:21
Ein sehr gut gelunges Deep-Sky Bild! Gratuliere!

Einen winzigen Hinweis (keine Kritik!) hätte ich noch. Das Rot (H-Alpha) ist mir ein wenig zu orange/grün geraten. Welche EBV-Software verwendest du? PixInsight eher nicht, oder? Damit wäre die Farb-Kalibration einfacher.

Die Version wurde nur mit AstroArt6 und PHotoschop CS 6 erstellt.

MEPE
15.07.2016, 12:22
nein, das macht die Montierung. Die wird über eine Nachführkontrolle korrigiert. Das geschieht über einzweites Teleskop und Kammera plus Steuersoftware.

Gruß

Wolfgang

Vielen Dank, sehr interessant.

Darf man fragen, in welchen Preisregionen sich die gesamte für dieses Foto genutzte Ausrüstung bewegt?

WoBa
15.07.2016, 12:25
Hollo,

die verwendete Ausrüstung kostet deutlich weniger als die billigste Hasselblad.
Gruß

Wolfgang

amenemhat
15.07.2016, 12:53
Hallo Ihr Experten,

besten Dank für die Erklärung. Mir ist schon klar, dass das menschliche Auge nur ca 400 - 700nm wahrnehmen kann. Maximum im Grünbereich bei ca 530nm. Damit sind wir schon sehr in unserer Wahrnehmung eingeengt. Was mir nicht so klar war ist wohl die Tatsache, dass diese Gaswolken praktisch so verdünnt sind dass sie eigentlich doch eben nur ein sehr gutes Vakuum darstellen. Die sind nur gigantisch gross und somit ist auch die Schichtdicke zwischen beleuchtendem Stern und Betrachter entsprechend riesig. Leuchten diese Gase nun wirklich selbst oder absorbieren die nur Teile des elektromagnetischen Spektrums ? Da ist es doch saukalt?

Nochmals Danke und Grüße
Dieter

MEPE
15.07.2016, 13:05
Hollo,

die verwendete Ausrüstung kostet deutlich weniger als die billigste Hasselblad.
Gruß

Wolfgang

Danke, das hätte ich nicht gedacht.

TONI_B
15.07.2016, 15:25
Leuchten diese Gase nun wirklich selbst oder absorbieren die nur Teile des elektromagnetischen Spektrums ?Wie schon erwähnt, werden diese Gaswolken durch dahinter bzw. im Gas liegende heiße Sterne, die sehr viel im UV-Bereich emittieren, zum Leuchten angeregt. Das sind ähnliche Prozesse wie in einer Leuchtstoffröhre. Es war aber Licht absorbiert, was sich in dunklen Linien im Spektrum offenbart. Wir sehen aber nur die Emissionslinien.

screwdriver
15.07.2016, 20:59
...
.. was könnte ich dann aus dem Cokpitfenster sehen? :oops:
Ich denke, die Sterne und ansonsten Schwärze. Oder bin ich da total falsch?


Ich denke, da liegst du im Wesentlichen richtig.
Es könnte sich ggf. eine leichte Unschärfe duch Zerstreuungseffekte und eine leichte Farbveränderung ergeben.

Der galaktische Nebel ist eben nur aus grosser Entfernung und im Kontext der tatsächlich deutlich "leereren" Umgebung als begrenzter Nebel erkennbar.

TONI_B
15.07.2016, 21:27
Danke, das hätte ich nicht gedacht.Ich würde sagen wir sind sogar weit entfernt von Hasselblad Preisen: ein sehr gutes Fernrohr liegt im Bereich von ca. 4000€, die Montierung ebenfalls bei ca. 4000€ und eine gute Astro-Kamera bei ca. 2000€.

Für ein gutes Einsteiger-Set kommt man auch mit ca. 2000€ aus.

Nach oben ist - wie bei jedem Hobby - kaum eine Grenze gesetzt. ;)

Also irgendwo zwischen 2000 und 50000€.

TONI_B
15.07.2016, 21:31
Ich denke, da liegst du im Wesentlichen richtig.
Es könnte sich ggf. eine leichte Unschärfe duch Zerstreuungseffekte und eine leichte Farbveränderung ergeben.Was sollte sich da "zerstreuen"? Bei der Farbänderung denkst du wahrscheinlich an die Rotverschiebung, oder? Wenn Das Raumschiff stehen bleibt, sind auch die Farben wieder normal...:cool:

Der galaktische Nebel ist eben nur aus grosser Entfernung und im Kontext der tatsächlich deutlich "leereren" Umgebung als begrenzter Nebel erkennbar.Wolfgang hat ja die Entfernung mit 3000Lj. angegeben. Wenn wir uns auf 100Lj. nähern, ist der Nebel dann halt im WW gut darstellbar - seine Form wird aber nicht viel anders aussehen. Erst, wenn wir "hinein" fliegen...:lol:

screwdriver
15.07.2016, 21:39
Erst, wenn wir "hinein" fliegen...:lol:

Davon war ich grundsätzlich ausgegangen. ;)

steve.hatton
15.07.2016, 23:24
Das Bild ist also 3000 Jahre alt ?

screwdriver
16.07.2016, 10:03
Das Bild ist also 3000 Jahre alt ?

Das könnte man so sagen.
Alles, was wir "aktuell" sehen/ registrieren ist in der Vergangenheit geschehen.
Eine Gegenwart gibt es faktisch nicht.

WoBa
16.07.2016, 14:30
Hallo,

das Bild ist nun eine Woche alt, was wir darauf sehen war so vor ca. 3000 Jahren.
Die Ausrüstung für dieses Bild kostete etwa 4500€. Heute würde das etwa 5200€ kosten. Das ist aber nicht die komplette Ausrüstung.

Gruß

Wolfgang

WoBa
16.07.2016, 14:40
Eine Gegenwart gibt es faktisch nicht.

Ich meine die Gegenwart ist nur in uns.

screwdriver
16.07.2016, 14:53
Ich meine die Gegenwart ist nur in uns.

Und selbst da "verhindern" Reaktions- und Signalllaufzeiten, die ja nicht schneller als die Lichtgeschwindigkeit sein können, eine "Echtzeit- Wahrnehmung.

Das, was wir gemeinhin als Gegenwart bezeichnen, ist technisch gesehen immer schon Vergangenheit.
So gesehen ist die Gegenwart genauso nur theoretisch erfassbar wie die Zukunft.

WoBa
17.07.2016, 09:10
Guten Morgen Volker,

genau, so ist es. Auch die Signalverarbeitung im ZNS braucht seine Zeit bis wir dann eine Reaktion ausführen.

Gruß

Wolfgang