PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Festbrennweite vs Makro Objektiv


Saitenschuft
24.03.2016, 16:34
Ich hätte da mal eine rein technische Frage:
wo ist der Unterschied zu einer 85er Festbrennweite zu einem 90 mm Makro?
Wenn ich z. B. Portraitaufnahmen machen möchte, könnte ich doch auch das Makro verwenden in Bezug auf Bokeh und Schärfe?

cbv
24.03.2016, 16:40
Ich kenne einige im Bekanntenkreis, die das 90mm Makro von Tamron für Schulterportraits bevorzugen.

Abgesehen davon, alle Makros (ok, nicht alle, soll ja gerüchteweise auch Zooms geben) sind Festbrennweiten, aber nicht alle Festbrennweiten sind makrofähig.

Saitenschuft
24.03.2016, 17:06
Ich hab - hätte ich vielleicht erwähnen sollen - das Tami 90 mm 2.8 USD. Mir ginge es eher um die Frage, wo liegen die eventuellen Vorteile einer "normalen" Festbrennweite. Beim fokussieren ist das Tami trotz USD-Antrieb etwas zickiger und nimmt sich ein wenig mehr Zeit als mein 16-50. Mich interessiert ob es einen Unterschied in der Optik gibt.

hpike
24.03.2016, 17:13
Ich hab mit Portrait Fotografie eigentlich nichts am Hut, aber Makros sind speziell für sehr kurze Distanzen gerechnet. Das kann dann zu der für Fotografen eigentlich absurden Situation führen, das die Bilder zu scharf werden. Man sieht praktisch jede Pore und jeden Mitesser, was ja eigentlich, hauptsächlich bei fotografierten Damen, eher unerwünscht ist.

cbv
24.03.2016, 17:17
Du meinst zB konstruktionsbedingte Unterschiede?
Makros sind so konstruiert, dass sie die beste Abbildungsleistung bei geringem Objektabstand haben. Normale Festbrennweiten nicht, bei geringerer Aufnahmeentfernung nehmen die bildfeldabhängigen Fehler zu.

Ravus
24.03.2016, 17:26
Einer der Hauptunterschiede dürfte mit sein das Macros in der Regel bis Blende 2.8 gehen.
Die "normalen" Festbrennweiten haben oft Blende 1.8, 1.4 oder noch weniger....

Außerdem gelten Macros als sehr scharf - hochgelobte Portait-Linsen sind wohl meistens weicher... (Ups - da war Guido schneller)

Auch ist der Zoom bei Macros eher auf sehr genaues, feines Einstellen ausgerichtet (d.H. du musst mehr drehen um von nah auf Weit zu stellen), die "normalen" eher auf Geschwindigkeit - das heist eher kurze Wege

Saitenschuft
24.03.2016, 17:45
Makros sind so konstruiert, dass sie die beste Abbildungsleistung bei geringem Objektabstand haben.

Also da wäre ich mir nicht sicher. Wir haben schon klasse Bilder von Konzerten (allerdings an der A99) und Blumenbeeten (A57) gemacht.

Bzgl. der Schärfe, das könnte sein. Aber wenn die Abbildung zuuu scharf ist kann man ja mit der EBV oder einer kleinen Blendenöffnung (Lichtbeugung) ein wenig Unschärfe erzeugen.

Ich dachte eigentlich eher daran, ob Makros generell eine geringere Schärfentiefe (auch abgeblendet) haben.

Das der AF langsamer ist hab ich auch bereits verinnerlicht.
Ich hab mir ja ein Minolta 50 mm 1.7 zugelegt. Gegenüber meinem Sony 16-50 hat das irgendwas, ich kann's nicht erklären.
Das Tami bildet mir gelegentlich etwas kälter ab :|

Ravus
24.03.2016, 17:48
Die geringere Schärfentiefe kommt dadurch das du näher an das Motiv rankommst.
Bei gleicher Blende und gleichem Abstand ist auch die Schärfentiefe gleich...

Ernst-Dieter aus Apelern
24.03.2016, 17:58
Du meinst zB konstruktionsbedingte Unterschiede?
Makros sind so konstruiert, dass sie die beste Abbildungsleistung bei geringem Objektabstand haben. Normale Festbrennweiten nicht, bei geringerer Aufnahmeentfernung nehmen die bildfeldabhängigen Fehler zu.
Heute sind die Makroobjektive auch im Fernbereich sehr tauglich!

hpike
24.03.2016, 18:27
Das ändert aber nichts daran das sie im Nahbereich schärfer abbilden.

@Ravus, welche speziell makrogerechnete Objektive sind denn Zoomobjektive? Makro beginnt erst beim Abbildungsmaßstab 1:1. Alles andere sind nur Psydo Makros. Lässt sich halt besser verkaufen. Also zumindest ich, kenne kein echtes Makroobjektiv mit variabler Brennweite.

Ernst-Dieter aus Apelern
24.03.2016, 18:33
Das ändert aber nichts daran das sie im Nahbereich schärfer abbilden.

@Ravus, welche speziell makrogerechnete Objektive sind denn Zoomobjektive? Makro beginnt erst beim Abbildungsmaßstab 1:1. Alles andere sind nur Psydo Makros. Lässt sich halt besser verkaufen. Also zumindest ich, kenne kein echtes Makroobjektiv mit variabler Brennweite.

http://www.kenrockwell.com/nikon/70180.htm
Nikon hatte ein Zoom

cbv
24.03.2016, 18:37
Das ist/war aber auch kein echtes 1:1

binbald
24.03.2016, 18:41
wo ist der Unterschied zu einer 85er Festbrennweite zu einem 90 mm Makro?
Wenn ich z. B. Portraitaufnahmen machen möchte, könnte ich doch auch das Makro verwenden in Bezug auf Bokeh und Schärfe?

Der Vorteil bei Makros ist auch, dass gerade im Nahbereich die Bildfeldwölbung besser auskorrigiert ist. Das ist für Porträts jetzt nicht so überaus wichtig, hat aber auch seine Vorzüge.
Oftmals werden die 85er Porträtobjektive auch etwas anders (=zurückhaltender) in der Farbabstimmung und im Kontrast angelegt - das sieht man z.B. beim 85er Batis. Ich verwende für Porträts an der A7 lieber das 90er Makro, weil mir das Bokeh des Batis nicht so zusagt. Was ich damit sagen will: Es spricht m.E. nichts dagegen, auch Makros für Landschaft und Porträts zu nehmen - sie haben eben noch einen Zusatznutzen (dafür andere Abzüge)

Jan
24.03.2016, 18:43
Makroobjektive bilden im Nahbereich besser ab als normale Festbrennweiten (mit ggf. zugekaufter Auszugsverlängerung, also Balgen oder Zwischenringen), bei "normalen" Gegenstandsweiten sind m.E. moderne gute Makoobjektive nicht schlechter als andere Festbrennweiten bei der entsprechenden Blende.

Damit man im Nachbereich hinreichend genau fokussieren kann, sind die Wege beim Makro länger, daher ist der AF i.d.R. langsamer.

Makros sind i.d.R. nicht auf Lichtstärke getrimmt (im Nahbereich ist die Tiefenschärfe ohnehin so niedrig, das man oft sogar unter die 1:2,8 abblendet).
Portraitobjektive sind i.d.R. lichtstärker, wobei m.E. die Tiefenschärfe bei Portraits mit Blenden unter 1:2,8 (oder vielleicht noch 1:2) so gering ist, dass man diese Blenden nur selten nutzen wird, um einen künstlerisch wertvollen Schärfeverlauf über ein Gesicht zu legen, bei 08/15-Portraits möchte man Nasenspitze bis Ohrläppchen scharf haben.

Die Tiefenschärfe hängt nicht an der Objektivkonstruktion, sondern an Blende, Brennweite und Gegenstandsweite, wie unscharfes abgebildet wird, unterscheidet sich aber abh. von der Objektivkonstruktion (Stichwort Bokeh). Wobei viele neuere Makros da ordentlich sind.

Jan

hpike
24.03.2016, 19:04
Bei meinem Sigma 105 f2,8 weist Sigma sogar speziell auf die guten Portrait Eigenschaften des Objektives hin. (gilt wohl nicht nur für meins ;) )
Klar ist das verkaufsfördernd, aber ich denke da ist auch was dran.

Man
24.03.2016, 19:24
...Aber wenn die Abbildung zuuu scharf ist kann man ja mit der EBV oder einer kleinen Blendenöffnung (Lichtbeugung) ein wenig Unschärfe erzeugen...|

Letzteres (kleine Blende) würde ich bei Portraits eher nicht empfehlen, da damit neben einer leichten Unschärfe auch (hier ungewollt) eine große Tiefenschärefe erreicht wird.
EBV ist da deutlich besser geeignet, da man z. B. Augen/Augenbrauen/Haare/Lippen scharf lassen kann und nur die Haut(poren) etwas unschärfer wiedergeben kann.

Meiner Meinung nach wird bei Makroobjektiven mehr Wert auf ein weich verlaufende Unschärfebereiche gelegt und bei Makros eher auf eine (gnadenlos höchstmögliche) Schärfe.

Der Erinnerung nach dürfen sich Objektive mit einem Abbildungsmaßstab ab 1:4 mit dem Zusatz Makro schmücken - das wäre für mich dann aber noch kein "echtes" Makroobjektiv, die sehe ich eher bei Abbildungsmaßstab 1:2 bis 1:1.
Von Minolta gabe es sogar ein "Makro" mit Abbildungsmaßstab 3:1.

vlG

Manfred

fritzenm
24.03.2016, 19:31
Bei meinem Sigma 105 f2,8 weist Sigma sogar speziell auf die guten Portrait Eigenschaften des Objektives hin....

Wahrscheinlich bezieht sich eine solche Aussage auf den Brennweitenbereich, der allgemein als günstig für Portraits gilt.

Ansonsten ist die hohe Abbildungsschärfe von Makro-Objektiven zwar besser, als unscharfes Wischiwaschi, benötigt aber manchmal eine Abmilderung. Diese ist in der Bildbearbeitung auf jeden Fall einfacher zu erzielen, als Schärfe im umgekehrten Fall.

fritzenm
24.03.2016, 19:37
Makroobjektive bilden im Nahbereich besser ab als normale Festbrennweiten ...

Jan

Genau. Zudem ist das Getriebe anders, mit Spreizung des Nahbereich auf der Entfernungsskala (längere Drehbewegung; mehr Präzision; aber dadurch langsamerer AF).
Und die Bildfeldwölbung. Deswegen ist beispielsweise für Repro-Aufgaben (Dokumente, Fotos) ein Makro-Objektiv besser geeignet, als eine normale Festbrennweite gleicher Brennweite.

SpeedBikerMTB
24.03.2016, 20:15
Also ich habe schon einige Objektive für Portrait probiert und auch Makro und normales Objektiv verglichen. Das mit der Schärfe, dass Makros zu scharf wären ist allerdings glatter Humbug, denn das Sony Zeiss Planar 85/1,4 ist auch gestochen scharf und zeigt jede Hautpore, dass muss je nach Geschmack nach bearbeitet werden und schließlich will man ja auch gestochen scharfe Augen.
Meiner Erfahrungen beziehen sich auf das Minolta Makro 100/2,8 und Sony Makro 50/2,8.
Folgende Unterschiede sind mir aufgefallen:

1,4 ist halt doch wesentlich weniger Tiefenschärfe als 2,8 und auch wenn man es selten einsetzt bei Oberkörper- od. Ganzkörper- Portraits kann 1,4 od 2,0 schon manchmal Sinn machen.
Das Bokeh ist beim Makro bei Portrait Entfernung eine Spur zu hart, aber je schärfer eine Linse ist desto schlechter ist meist auch das Bokeh. Bin hier vom 85/1,4 auch nicht so überzeugt. Obwohl das Bokeh eindeutig besser als beim Makro ist. Hier haben oft alte unschärfere Linsen mit weniger Kontrast eindeutig die Nase vorne. Einzige Ausnahme wäre das STF, welches Bokeh und absolut Schärfe im Griff hat!
Für Landschaft eignet sich das Makro gar nicht, die Kamera neigt zu etwas hellerer Belichtung (A99 und A850/700) und es zeigt wesentlich kältere Farbtöne! Das ist bei Portrait auch nicht gerade optimal fiel mir aber nie so schlimm auf wie bei Landschaftsbildern.


Grundsätzlich hängt es aber stark von der Art des Portrait ab:
Je nach Hintergrund ist das Bokeh unbedeutend oder hart sogar besser!
Im Studio ist das Bokeh absolut egal!!

Würde sagen wenn man kein 85er hat und nur selten Portraits macht kann man fast jedes Tele Zoom oder auch Makro verwenden. Da die A99 für fast jedes Objektiv einen AF Limiter bietet ist auch der lange AF-weg des Makros in den Griff zu bekommen.


LG SpeedbikerMtb

hpike
24.03.2016, 21:29
Wenn ich es bearbeiten muss um Schärfe zu nehmen, war es vorher zu scharf. Ich seh da keinen Humbug und wenn dein Sony ZEISS auch korrigiert werden muss ist es eben auch zu scharf. Das ist aber wohl kaum die Regel, sondern in der breiten Objektivpalette eher die Ausnahme.
In der Makrofotografie bin ich jedenfalls noch nie auf die Idee gekommen die Schärfe zu verringern. Dafür wurde es schließlich so gebaut.

Thias66
24.03.2016, 22:24
Hallo zusammen,

Ich stand genau vor dem gleichen Problem. Ich habe mit einem geliehenen Minolta 85 1.4 mit der Portrait Fotografie begonnen. Da ich das aber irgendwann wieder abgeben muss, habe ich meinen Bestand nach Alternativen durchforstet und Portraits mit meinem Sony 70-400, dem Sigma 24-105 4.0, einem Sigma 105er Makro, dem Minolta 35-105, 50 1.4 und 85 1.4 gemacht.

Danach habe ich meine Lady die Bilder bewerten lassen.
Auch wenn das evtl nicht ganz objektiv ist, konnte ich mich ihrer Reihung anschießen.
Folgende Reihenfolge kam da raus:

Minolta 85
Sony 70-400
Minolta 50
Sigma 24-105
Minolta 35-105
Sigma 105 Makro

Beim Makro kam die klare Ansage, dass die Schärfewirkung viel zu heftig sei.
Da Sony und Sigma Zoom wegen der Blende und des Gewichtes rausfallen, habe ich jetzt das Zeiss 85 1.4 bestellt.
Soll Dienstag da sein. mal sehen, was dann im Vergleich zum Minolta raus kommt....

SpeedBikerMTB
25.03.2016, 11:00
Wenn ich es bearbeiten muss um Schärfe zu nehmen, war es vorher zu scharf. Ich seh da keinen Humbug und wenn dein Sony ZEISS auch korrigiert werden muss ist es eben auch zu scharf. Das ist aber wohl kaum die Regel, sondern in der breiten Objektivpalette eher die Ausnahme.
In der Makrofotografie bin ich jedenfalls noch nie auf die Idee gekommen die Schärfe zu verringern. Dafür wurde es schließlich so gebaut.

Das ist eine Frage, des Geschmacks und der Technik.
Makro: Struktur der Blätter je mehr Schärfe und Details umso besser!!
Portrait: Besonders bei Fashion Portraits ist glatte gleichmäßige Hautstruktur gefragt, hier wird so gut wie immer nach bearbeitet!
Je nach Model, Licht und Bildtyp ist das Nachbearbeiten vielleicht nicht immer notwendig, dass sehe ich aber eigentlich gar nicht in Abhängigkeit vom Objektiv sondern eher von der Art der Aufnahme. Möglichst direktes Licht von vorne hinterlässt keine Schatten der Hautunebenheiten und ist auch eine Form der Hautglättung.

Sehr viele Sony Kameras einschließlich A99 haben im SCN Mode eine Portrait Programm Funktion, verwendet zwar niemand, aber eine gute Veranschaulichung der Hautglättung. Nimm damit ein JPG+RAW auf und vergleiche es danach, dann weißt DU was ich meine.

@Thias66:
Das Minolta 85 ist ein hervorragendes Portrait Objektiv, klar dass es als Sieger hervorgeht, glaube fast dass es sogar ein besseres Bokeh als das Sony Zeiss hat. Ein direkter Vergleich ist sicher interessant.

LG Speedbikermtb

Ernst-Dieter aus Apelern
26.03.2016, 17:42
Hallo hier ein Beispiel des Canon FD 3,5/50mm Makro außerhalb des Nahbereichs
6/DSC00003_Apelern.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=248632)
Hier ein Makromotiv mit dem selben Objektiv
6/DSC00004_ff_tt.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=248633)
Auch in der Ferne annehmbare Leistung finde ich.
Hier noch einmal eine Fernaufbahme
1003/DSC00007_haus_haus.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=248643)
http://www.sonyuserforum.de/galerie/data/media/1003/DSC00007_haus_haus.jpg

Saitenschuft
29.03.2016, 13:49
Vielen Dank für Eure Antworten.
Für mich habe ich entschieden, das mir das Mino 50mm F1,7 und das Tami-Makro 90 mm auch für Portraits ausreicht. :top: