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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Glaubensfrage?


Tina
11.03.2005, 14:44
Hi Mädels,

ich habe gestern abend 2 Bilder in der FC eingestellt, die zusammengehören. Eins davon ist gerade im Voting. Das Bild hat ziiiiiemlich kontroverse Anmerkungen ausgelöst. Abgesehen von den Rechten, um die es da imho nicht geht - was sagt Ihr dazu?

Frühling in Frankfurt (http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/28366/display/2733983) und
Frühling in Frankfurt 2 (http://www.fotocommunity.de/pc/pc/mypics/28366/display/2734469)

jetzt bin ich gespannt :roll:

Viele Grüße
Tina

chimay
11.03.2005, 15:40
Hallo Tina

Bild Nr1:
Ein sehr emotionales Bild. Sehr traurig, macht mich nachdenklich. Starke Aussage. Von daher sehr gelungen!

Bild Nr2:
Macht richtig Lust auf den Frühling! :top:

Viele Grüsse
Roger

blondl
11.03.2005, 15:44
Hei Tina,

wahrscheinlich bin ich zu blöd für die fc, aber merke dort nur pro's bis auf einen der ohne Nachvollziebarkeit immer "keien Kommunikation" schreit.

Das erste Bild selbst, gefallt mir nicht sooo toll. Zu einem die große weiße Fläche neben und über ihrem Kopf, zum andern die Blickrichtung und der Beschnitt.
Ich hab mal versucht das Bild zu spiegel, so daß der Blick unmittelbar ist und dann sehr eng um sie herum beschnitten. Die Ränder ca. 0.5 cm von ihrem Körper. Denn passen auch wieder die klassischen Drittelteilungen perfekt und das Bild wirkt auf mich durchdringender. Und dann als letztes , nach Spiegelung und Beschnitt, ein neuer Name, so in der Art wie "an den Rand gedrängt".

Das zweite Bild ist für mich persönlich kein Bild, sondern eine "Bestandsaufnahme", nette Schnappschüsse, aber nix besonderes halt.

So seh ichs für mich.

wuppdika
11.03.2005, 15:46
Tina ich habe dich damals als Muschelfee "kennengelernt" aber heute möchte ich dir ein ganz dickes Lob aussprechen, Du fotografierst mit sehr viel Gefühl, so und jetzt muß ich erst mal abstimmen :top:

Dimagier_Horst
11.03.2005, 15:54
Nr. 1: Wenn Du ein in sich kontroverses Thema anbietest, dann bekommst Du auch kontroverse emotionale Meinungen dazu. Mir gefällt das Bild überhaupt nicht, weil es aus der Perspektive des stehenden, des von oben nach unten Blickenden, gemacht ist. Und damit ist es Mittel zu irgendeinem Zweck, aber nicht Mittel der Auseinandersetzung mit dem anderen Individuum. Diese Frau vermittelt den Eindruck der Wehrlosen, und nun ist sie auch wehrlos gegen diese Aufnahme. Sie hat keine Chance zur eigenen Darstellung ihrer Persönlichkeit. Sie wird missbraucht zur Darstellung von Armut und spielt selbst keine Rolle, ist austauschbar und wieder einmal Opfer. Und dieser Eindruck entsteht durch genau diese Perspektive, den Gesichtsausdruck dieser Frau und weil sie nicht das Beiwerk einer Übersichtsaufnahme oder einer Strassenszene ist. Dieses Bild dokumentiert auch nicht, denn es klagt nicht an.
Warum ist dieses Foto nicht aus der Ebene dieser Frau gemacht? Auf Augenhöhe? Wo sie zeitlich und auch psychisch die Chance hat, "Nein" zu sagen? Wo auch ein Fotograf der Situation der Frage ausgesetzt ist: "Warum machst Du ein Bild, warum gerade von mir?"? Warum machen wir Bilder von unseren Haustieren auf Augenhöhe und trauen uns das nicht bei der eigenen Spezies, sobald sie unserer Normalität entwichen sind?

Und damit sind wir bei Bild Nr.2, wo genau das passiert: Individuen in normalen Situationen, teilweise von Auge zu Auge, ebenso austauschbar als Mitglieder der Durchnittsgesellschaft und nichts weiter als ein Blickfang. Aber sie wirken nicht wehrlos.

Was wirklich geschah, ob Du die Bettlerin gefragt hast oder nicht, spielt hier keine Rolle. Es ist nur der Eindruck, den die beiden Bilder für mich ganz persönlich vermitteln. Den Mut, mich mit einem Bettler ganz persönlich auseinanderzusetzen und um ein Portrait zu bitten, statt es mir zu nehmen, zu stehlen, habe ich noch nicht. Und genauso sehen meine Versuche dann auch aus. Und damit bin ich wieder bei Bild Nr. 1: Es ist mehr als ein Abbild der Umwelt, es kehrt eigentlich die eigene Hilflosigkeit im Umgang mit dem Gesehenen heraus.

joki
11.03.2005, 16:16
Horst hat hier den Nagel auf den Kopf getroffen!

Ich hoffe die Dame hat wenigstens ne kleine Gage in Ihr Jute.Töpfchen bekommen?

Tom66
11.03.2005, 20:40
Hallo Tina,

technisch ein sehr gelunges Bild mit dokumentarischem Charakter, was mir hier fehlt ist die Nähe zu der Frau.
Beruflich hab ich hin und wieder mit Menschen aus Randgruppen unserer Gesellschaft zu tun und daher vermutlich eine etwas andere Einstellung zu den Menschen.
Dein Motiv hätte meiner Meinung eine intensivere/nähere Betrachtung evtl. in Form eine kleinen Serie verdient, aber so wirkt es eher wie die Nachrichten im Fernsehen: wir schauen auf das größte Leid aus sicherer Entfernung mit der vielleicht trügerischen Sicherheit "das kann mir nicht passieren".
Du zeigst uns letztenendlich nur die Fassade, die wir jeden Tag in jeder Fußgängerzone selbst sehen können, den näheren und vielleicht auch intimeren Betrachtungswinkel hast du gescheut, auch wenn es schon überaus mutig ist die Frau Auge in Auge auf die Distanz zu fotografieren (das verdient große Anerkennung).
Ich hatte bisher nicht den Mut so auf Menschen zuzugehen, mach weiter so, trau dich näher dran, gib der Frau eine Identität und heb sie aus der Anonymität einer namenlosen Bettlerin, die es überall gibt, hervor.

Peter.E
11.03.2005, 21:07
Nr. 1: Wenn Du ein in sich kontroverses Thema anbietest, dann bekommst Du auch kontroverse emotionale Meinungen dazu. Mir gefällt das Bild überhaupt nicht, weil es aus der Perspektive des stehenden, des von oben nach unten Blickenden, gemacht ist. Und damit ist es Mittel zu irgendeinem Zweck, aber nicht Mittel der Auseinandersetzung mit dem anderen Individuum. Diese Frau vermittelt den Eindruck der Wehrlosen, und nun ist sie auch wehrlos gegen diese Aufnahme. Sie hat keine Chance zur eigenen Darstellung ihrer Persönlichkeit. Sie wird missbraucht zur Darstellung von Armut und spielt selbst keine Rolle, ist austauschbar und wieder einmal Opfer. Und dieser Eindruck entsteht durch genau diese Perspektive, den Gesichtsausdruck dieser Frau und weil sie nicht das Beiwerk einer Übersichtsaufnahme oder einer Strassenszene ist. Dieses Bild dokumentiert auch nicht, denn es klagt nicht an.
Warum ist dieses Foto nicht aus der Ebene dieser Frau gemacht? Auf Augenhöhe? Wo sie zeitlich und auch psychisch die Chance hat, "Nein" zu sagen? Wo auch ein Fotograf der Situation der Frage ausgesetzt ist: "Warum machst Du ein Bild, warum gerade von mir?"? Warum machen wir Bilder von unseren Haustieren auf Augenhöhe und trauen uns das nicht bei der eigenen Spezies, sobald sie unserer Normalität entwichen sind?


Horst spricht mir aus der Seele...

Tina, mich berührt dieses Foto sehr stark, nicht weil es das Elend der Frau oder den Widerspruch der beiden Bilder (Elend-Yuppies) zeigt, sondern weil bei diesem Bild die Distanz zwischen Fotograf und Elend sehr deutlich sichtbar ist.

Die beiden Bilder passen mE weder inhaltlich noch titelmässig zusammen.

Tina
11.03.2005, 21:52
hm, danke für Eure Kommentare.

@Horst: ok, eine Sichtweise. Teilweise kann ich sie nachvollziehen, teilweise auch nicht. Was allerdings - bei mir persönlich - ganz sicher nicht stimmt, ist die "Hilflosigkeit im Umgang..."

Ich wäre gern auf Augenhöhe gegangen, ging aber nicht. Und die Sekunden später war die Situation eine andere. ch hoffe, ich werde noch mehr und andere Bilder von ihr zeigen können.

Bild2: das ist reine "Fernrohrfotografie", stimmt. Aber hier geht es nicht um einzelne Charaktere, sondern um die Grundstimmung.

@Mirage: Yuppie-Bild? seh ich nicht so....

gut, kontroverse Ansichten zu den Bildern, das hilft mir weiter, danke an Euch alle.

Viele Grüße
Tina