Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Langzeitbelichtungen mit lichtschwachen Objektiven besser?
Hallo Forum,
ich möchte erste Erfahrungen mit Landzeitbelichtungen (Lichtspuren, fließendes Wasser) machen und frage mich, ob ich tatsächlich sehr starke (und teuere) Graufilter benötige, oder ob ein Lichtschwächeres Objektiv nicht den gleichen Effekt hat.
Meine Objektive sind im Moment Sigma 18-35 1,8 und das SAL 16-105. 3,5-5,6
Das Sigma ist somit 2-2,5 Blenden lichtstärker als das SAL.
Damit gewinne ich doch 2 Blenden bei der Langzeitbelichtung, wenn es auf die Schärfentiefe nicht ankommt?
Ich glaube, du solltest dich erstmal mit den Grundlagen von Blende, Belichtungszeit und Lichtstärke vertraut machen. Deine Frage zeigt, dass dir da doch einige Zusammenhänge nicht geläufig sind. Es gibt über google viel Information darüber im Netz.
Wenn die Grundlagen sitzen, kann man sich an Spezialitäten heran machen. ;)
Ich bin mir mit den Grundlagen durchaus vertraut, aber ich frage mich dennoch, ob es nicht einfacher ist mit einem lichtschwächeren Objektiv eine lange Verschlusszeit zu erreichen als mit einem lichtstarken Objektiv? Bilder bei Blende 11 müssten doch bei einem 3,5-5,6 Objektiv besser sein als bei Blende 11 mit einem 1,8 Objektiv?
der_knipser
09.05.2015, 16:51
Ich bin mir mit den Grundlagen durchaus vertraut,...
Wie kommst Du dann auf so einen Gedanken wie diesen:Bilder bei Blende 11 müssten doch bei einem 3,5-5,6 Objektiv besser sein als bei Blende 11 mit einem 1,8 Objektiv?
Und damit beweist Du, dass Dir noch einiges an Grundlagen fehlt:
Damit gewinne ich doch 2 Blenden bei der Langzeitbelichtung, wenn es auf die Schärfentiefe nicht ankommt?
Ich dachte immer, die Bildqualität steigt beim Abblenden nur bis zu einem bestimmten Punkt und irgendwann nimmt diese dann ab. Lichtstarke Objektive müssten dann bei einer Blende 11 (5 Blenden über Offenblende) "schlechtere" Bildqualität haben als gute aber lichtschwache Objektive (3 Blenden über Offenblende).
Aber wenn meine Frage wirklich so dumm ist, dann werde ich den Mod bitten dies zu löschen.
der_knipser
09.05.2015, 17:07
Nee, lass die Frage ruhig stehen. Irgendwann kommt jemand, der dankbar ist, dass er das nachlesen kann.
Im Prinzip stimmt das für viele Objektive, dass sie beim Abblenden um 1-2 Stufen in der Schärfeleistung gewinnen, aber bei Blende 11 zählen schon wieder ganz andere Tatsachen. Da beginnen bei allen Objektiven die Beugungserscheinungen sichtbar zu werden. Ob sich lichtstarke von weniger lichtstarken dabei unterscheiden, das bezweifle ich. Belegen kann man das aber nur durch den direkten Vergleich verschiedener Objektive. Ob man das Ergebnis nach dem Test auf (nicht) lichtstarke verallgemeinern kann, glaube ich kaum.
Im Übrigen ist es für die Lichtmenge egal, ob sie durch die f/11-Öffnung eines lichtstarken oder lichtschwachen Objektivs kommt. Die Bildhelligkeit bleibt die selbe.
BodenseeTroll
09.05.2015, 17:26
Damit gewinne ich doch 2 Blenden bei der Langzeitbelichtung, wenn es auf die Schärfentiefe nicht ankommt?
Stimmt. Aber nur, wenn Du die Blende ganz aufmachst! Klar ist eine Langzeitbelichtung mit einem 1,8er "schneller fertig" als mit einem 5.6er. Aber wenn beide Objektive auf Blende 8 stehen, dann brauchen beide Objektive gleich lang, um das Bild zu machen.
Ok soweit?
Das andere Problem ist die Sache mit der Beugung. Die tritt erst bei kleinen Blenden auf, also sagen wir mal so ab Blende 12 oder 16 aufwärts und hängt von vielen Faktoren ab, z.B. davon, wie viele Lamellen die Blende hat, wie die geformt sind, auf die Bauweise - es ist kompliziert.
Auch ok soweit?
Jetzt wird es eigentlich erst richtig spannend. Angenommen, Du hast kein Stativ dabei, bist Du mit einem Objektiv mit einer Offenblende von 1.8 natürlich der King, weil Du unter Umständen noch "aus der Hand" ein verwacklungsfreies Foto hinbekommst. Hast Du ein Stativ, dann ist es wurscht. :) Dann passt es eh, Du kannst das Objektiv verwenden, das Du möchtest. Probier es doch einfach mal aus, pack Dir Kamera und Stativ und zieh los. Und fang an zu experimentieren: Wie sieht mein Foto bei Blende 4 aus, was ändert sich mit 8, mit 16, mit 22? Was muss ich tun, damit ich Strahlen um Lichter bekomme, so wie hier:
1523/DSC07160.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=225483)
Du wirst sehen, dass Deine Objektive sich eigentlich gleich verhalten. Allerdings wird vielleicht das eine beim Abblenden früher unschärfer als das andere. Und bei einem ist das Bild bei Blende 8 am schärfsten, beim anderen bei Blende 10. Aber ist das schärfste Bild auch das schönste?
Viele Grüsse,
Michael
Vielen Dank bodenseeTroll und der_knipser
Ich lag wohl tatsächlich ziemlich daneben :)
Jetzt wird gekauft und ausprobiert.
Mario190
09.05.2015, 19:34
Noch ein kleiner Hinweis zu Lichtstärke und bester Blende.
Wie bereits geschrieben wurde, nimmt die Schärfe eines Objektivs mit ein bisschen Abblenden zu. Auch scheint dir bewusst, dass ein Lichtstarkes das Optimum eher erreicht. So kann es sein, dass das Lichtstarke im Bereich von f5,6-8 etwa am besten ist, das schwächere im Bereich 8-11. Angenommen du willst eine lange Belichtung und gehst daher auf F11. Nur weil das lichtschwache hier sein Optimum hat, heißt das noch lange nicht, dass es schärfer ist als das lichtstarke Objektiv.
Das kommt daher, weil lichtstärkere (meist) besser verarbeitet sind als lichschwache - dafür sind sie halt auch um einiges teurer.
screwdriver
09.05.2015, 19:42
Ich dachte immer, die Bildqualität steigt beim Abblenden nur bis zu einem bestimmten Punkt und irgendwann nimmt diese dann ab.
Das stimmt im Allgemeinen soweit ja auch.
Lichtstarke Objektive müssten dann bei einer Blende 11 (5 Blenden über Offenblende) "schlechtere" Bildqualität haben als gute aber lichtschwache Objektive (3 Blenden über Offenblende).Nein, eben nicht. Die Blendeneinstellung, ab der das Bild durch einen Effekt, der "Beugungsscheibchen" genannt wird, wieder schlechter wird, ist von der Pixelgrösse auf dem Sensor (sog. Pixelpitch) abhängig und bei gleichem Pixelpitch immer dieselbe. Das ist unabhängig von der Brennweite und allen anderen Belichtungsparametern, ausser eben der Blendeneinstellung.
Wo das jeweilige Objektiv allerdings die individulle "beste Abbildungsleistung" hat, ist noch mal was ganz anderes und ist vom Beugungsscheibchen abgekoppelt. Die beste Abbildungsleistung liegt bei brauchbaren Wechsel-Objektiven meist bei ca 1-3 Blendenstufen abgeblendet. Bei Zoomobjektiven kann das mit der Brennweite variieren.
Wo "genau" die beste Abbildungsleistung des Objektivs ist, ist ziemlich unterschiedlich. Bei "schlechten" Objektiven und oft auch bei Kompaktkameras, kommt man mit der "besten Abbildungsleistung" sogar in den Bereich des Beugungsscheibchens.
Bei Minisensoren mit ca 1/2,3" mit 16 MP, oder gar noch mehr, ist das Beugungsscheibchen wegen des deutlich geringeren Pixelpitch schon ab ca. Blende 2,8- 4 (ja, das ist da oft schon Offenblende) wirksam.
Aber wenn meine Frage wirklich so dumm ist, dann werde ich den Mod bitten dies zu löschen. Hier wird (fast) nix gelöscht. Erst recht keine "dummen Fragen" ;)
Vielen Dank. Habe mir jetzt die graufilter für das sigma (72mm) 1.8 bestellt und für 6€ einen zwischenring für das (keinesfalls schlechte) sal 16-105. So kann ich mit beiden objektiven testen, vlt. schon beim Jahrestreffen in Hamburg.
der_knipser
09.05.2015, 20:29
Der 1,8er Graufilter schluckt 6 Blendenstufen, bzw. bringt einen Zeitfaktor von 64. Das ist für Belichtungszeitverlängerungen schon brauchbar. Je nach Anwendungszweck ist das aber schnell zu wenig. Wenn Du z.B. bei gutem Tageslicht bei ISO 100 und Blende f/11 eine Belichtungszeit von 1/250 sec hast, kommst Du mit dem Filter auf 1/4 sec. Das reicht für manche Zwecke aus, für andere eher nicht. Du könntest vielleicht um 2 Blenden weiter schließen, also auf f/22, dann kommst Du auf 1 sec, und falls Deine Kamera bis ISO 50 reicht, kommst Du auf 2 sec. Bei f/22 ist bei den meisten Motiven die Beugungsunschärfe schon sehr stark sichtbar. Dann kommt es auf das Motiv an, wieviel Unschärfe es verträgt.
Mit einem 1000er Filter (ND 3,0 oder 10 EV) kommst Du schon auf die 16-fache Belichtungszeit wie mit dem 64er Filter.
Der 1,8er Graufilter
Ich glaube, er meinte mit 1,8 die Lichtstärke des Objektivs, nicht die Stärke des Graufilters.
Ja, ich habe das Haider Set aus ND 8 (Portraits bei Offenblende am Tag), ND 64 (bin mir noch nicht sicher wo ich dies in der Praxis benötige) und ND 1.000 (Hamburger Rathaus Menschenleer bekommen) bestellt.
deep_dark_blue
09.05.2015, 23:02
... und ND 1.000 (Hamburger Rathaus Menschenleer bekommen) bestellt.
Bitte bedenke, dass Du mit dem ND 1.000 tatsächlich nur das Münchner Rathaus menschenleer bekommst, für's Hamburger brauchst Du 3 Blenden mehr, das liegt nämlich näher am Polarkreis :twisted:
Mit ND 64 kannst Du die Rheinfälle mit diesem schönen soften fliessenden Wassereffekt knipsen, für die Niagara-Fälle brauchst Du dann allerdings ND 64,3
sorry, aber das konnte ich mir gerade nicht verkneifen :itchy:
sorry, aber das konnte ich mir gerade nicht verkneifen :itchy:
Etwas Newbiebashing muß man abkönnen [emoji3]
deep_dark_blue
09.05.2015, 23:20
Etwas Newbiebashing muß man abkönnen [emoji3]
:D
screwdriver
09.05.2015, 23:25
Etwas Newbiebashing muß man abkönnen [emoji3]
Das ist kein Bashing. :roll:
Das ist (liebevolle) Frotzelei. :top:
Hansevogel
10.05.2015, 19:59
(Hamburger Rathaus Menschenleer bekommen)
Das Rathaus oder den Rathausmarkt? ;)
Bei Letzterem reicht der laute Ruf 'Bombenalarm'. :mrgreen:
Gruß: Joachim
SpeedBikerMTB
11.05.2015, 11:48
Mir ist aufgefallen, dass mein altes Minolta 28-135/4.0-4.5 bei Blende 16 absolute Top Schärfe liefert, es hängt bei 16 u. 22 mein Sony Zeiss 24-70/2.8 glatt ab.
Aber bei dem Haider Filtern Grau Filtern habe ich schon ziemliche nieten gezogen. Wirkte sich besonders bei hoher Brennweite aus. Seiter nur mehr Hoya, ist auch noch bezahlbar.
Hatte den Haider 77mm an einem 400mm da konnte man sogar im Sucher sehen wie unscharf er war.
Lg Speedbikermtb
Werde wohl auch das Haider Pro nehmen. Kosten zwar 30€ mehr aber die Chance eine Niete zu ziehen sollte geringer sein. Werde sie aber nur bis 50mm (APS-C) verwenden, da sollte es hoffentlich nicht so schlimm werden.
Mario190
11.05.2015, 12:49
meint ihr zufällig Haida?
Könnte über meine (77mm Slim) nichts negatives berichten. Hatte sie aber auch noch nicht bei hoher Brennweite und überhaupt noch nicht viel verwendet, werde ich die Tage mal austesten.
Ja, Haida. Blöde Autokorrektur
Also ich habe die Haida Pro II als 5er Set 82mm und kann keine negativen Einflüsse feststellen.
Dazu gibt es ja auch diverse Tests und da liegen die neuen Haida vor z.b. B+W...
Um keinen neuen Thread aufzumachen...
Der Nd 1000 Filter reicht nicht ganz, ich kriege die Leute und Autos nicht weg. Ich habe noch einen Nd 8 filter und diese lassen sich inneinanderschrauben und gemeinsam nutzen. Macht es einen Unterschied in welcher Reihenfolge man sie verendet?
der_knipser
21.05.2015, 09:58
Macht es einen Unterschied in welcher Reihenfolge...1000 x 8 = 8000
8 x 1000 = 8000
der_knipser
21.05.2015, 10:01
...
Der Nd 1000 Filter reicht nicht ganz, ich kriege die Leute und Autos nicht weg...Das geht auch mit 2 Filtern nicht. Wirste schon merken... ;-)
Gottfried das die lichtabsortion gleich ist ist mir klar. Ich dachte es gibt vlt ein Unterschied ob das Licht erst in einen starken und dann in einen schwachen Filter fällt oder andersrum
der_knipser
21.05.2015, 10:03
Ausprobieren gibt Dir die beste Antwort. Hast doch beide Filter zur Hand.
Ich bin im Urlaub und ohne pc. Auf dem Bildschirm erkenne ich keinen Unterschied. Und bevor ich ein Fehler mache an einem standort wo ich nicht wieder herkomme frag ich einfach. So weiß ich das bei mehreren filtern die Bilder Vignettieren, aber vlt. Ist es tatsächlich egal
Mario190
21.05.2015, 10:32
Theoretisch könnte es von Vorteil sein, den stärksten Filter ganz vorne zu haben. Sollte es zu Reflexionen zwischen den Filtern kommen, so ist durch diese Variante weniger Streulicht vorhanden.
Praktisch handhabe ich das aber immer so, dass ich den lichtdurchlässigsten Filter als letztens montiere. Vorteil: Merke ich, dass zu viel Licht geschluckt wird, ist es einfacher etwas mehr durchzulassen.