Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : α7 II Brennweiteneinstellung Steady Shot inside
Ratzemaus
09.05.2015, 07:59
Hallo,
was passiert eigentlich, wenn man die falsche Brennweite von adaptierten Linsen für den internen Bildstabi in der Alpha 7 II eingibt und wie löst ihr das bei Zoomobjektiven?
Danke,
Daniela
About Schmidt
09.05.2015, 08:34
Weitere Frage, was steht denn diesbezüglich in der Anleitung der Kamera?
Gruß Wolfgang
Ratzemaus
09.05.2015, 09:00
Auszug aus der wie immer nicht sehr hilfreichen Anleitung: "Wenn die Kamera keine Brennweiteninformation vom Objektiv erhalten kann, arbeitet die Bildstabilisierungsfunktion (SteadyShot) nicht richtig. Setzen Sie [SteadyShot-Anpass.] auf [Manuell] und passen Sie [SteadyS.Brennweite] an das verwendete Objektiv an."
Und nun??:(
Africa_Twin
09.05.2015, 09:49
Die Bildstabilisierungsfunktion (SteadyShot) arbeitet nicht richtig.
Nicht optimal.
Das ist alles.
About Schmidt
09.05.2015, 11:45
Ich würde sagen, da stellt man diese Funktion auf AUS und nutzt ein manuellen Steady Shot, also ein Stativ ;)
Gruß Wolfgang
Ratzemaus
09.05.2015, 15:28
Ich würde sagen, da stellt man diese Funktion auf AUS und nutzt ein manuellen Steady Shot, also ein Stativ ;)
Gruß Wolfgang
Keine bessere Idee????
Wie gesagt, wie macht ihr das dann.
Habe jetzt erst einmal eine Funktionstast mit der Steady-Shot Anpassung belegt, vielleicht geht das dann schneller.
Daniela
About Schmidt
09.05.2015, 16:29
Ich habe ja diese Kamera nicht, sondern mir nur ein paar Gedanken dazu gemacht und bin halt zu diesem Schluss gekommen.
Vermutlich hilft hier nur, die Brennweite beim Zoom abzulesen und den Wert (oder ein Wert nahe der Brennweite) manuell einzustellen. Oder auf den Steady Shot zu verzichten, also ihn aus zu stellen. Vielleicht wissen Besitzer der Kamera mehr.
Gruß Wolfgang
Kurt Weinmeister
09.05.2015, 16:52
Ich habe mir da nie Gedanken zu gemacht.
Wenn ich ein Altglas draufschraube, vergesse ich regelmäßig, irgendetwas einzustellen.
Wenn die Belichtungszeit zu lang für verwacklungsfreie Aufnahmen wird, stelle ich die ISO auf automatisch oder benutze ein Stativ.
Um herauszufinden, was passiert, müsstest Du wahrscheinlich erstmal einige Tests im grenzwertigen Bereich durchführen.
Ich befürchte aber, Du wirst keinen Unterschied feststellen.
Dann gehen wir doch mal in die mathematische Theorie.
Die absolute Verwacklung in Pixeln ist proportional zur Objektivbrennweite fo (ergibt sich aus dem Strahlensatz) und einem "Wackelfaktor" w, der u.a. von der Belichtungszeit und dem persönlichen Tatterich des Fotografen abhängt:
W = w·fo
Der "Wackelfaktor" w wird nun von den Bewegungssensoren der Kamera gemessen, und sie erzeugt damit einen entsprechenden Antiwackel gemäß der am Stabi eingestellten Brennweite fs:
W' = - w·fs
Es bleibt dann eine Restverwacklung gleich dem Absolutbetrag der Differenz:
Wdiff = abs(w·fo - w·fs) = w·abs(fo-fs)
Den Absolutbetrag nehmen wir hier, weil es auf dem fertigen Bild keinen Unterschied macht, ob ich jetzt von oben nach unten oder von unten nach oben gewackelt habe. Prozentual gemessen an der Verwacklung ohne Stabi bleiben also:
Wp = w·abs(fo-fs)/w·fo = abs(fo-fs)/fo = abs(1-fs/fo)
Der "Wackelfaktor" kürzt sich da netterweise heraus, d.h. die Effektivität des Stabis hängt nur vom Verhältnis aus eingestellter und tatsächlicher Brennweite ab.
Daraus ergeben sich verschiedene Grenz- und Sonderfälle.
fo = fs: Das ist der Idealfall, der Stabilisator arbeitet optimal und die Restverwacklung ist Null. Daß am Ende doch noch etwas übrig bleibt, liegt ausschließlich daran, daß w eben nie ganz exakt gemessen werden kann und sich dann nicht vollständig aus der Gleichung herauskürzt.
fo > fs: Es bleibt eine Restverwacklung, die mit zunehmender Objektivbrennweite ebenfalls zunimmt, aber immer kleiner als 1 bleibt. Der Stabilisator arbeitet nicht optimal, bringt aber auf jeden Fall immer noch eine Verbesserung, wobei der Nutzen mit zunehmender Objektivbrennweite asymptotisch abnimmt.
fs < 2·fo < 2·fs: Der Stabilisator arbeitet eigentlich zu stark. Die Objektivverwacklung wird überkompensiert, so daß sich am Ende doch wieder ein verwackeltes Bild ergibt. Die Verwacklung ist aber insgesamt noch nicht so stark wie ohne Stabilisator.
fo = 2·fs: Die vom Stabilisator erzeugte Störung ist genau so groß wie die Verwacklung ohne Stabilisierung, der Stabilisator also effektiv nutzlos.
fo < 2·fs: Die vom Stabilisator erzeugte Störung ist größer als die Verwacklung ohne Stabilisierung, der Stabilisator verschlechtert also das Bild, statt es zu verbessern.
Was heißt das jetzt aber für die Praxis? Die erste Erkenntnis liegt auf der Hand und überrascht nicht weiter: Der Stabilisator arbeitet nur dann optimal, wenn exakt die richtige Brennweite eingestellt ist. Die zweite Erkenntnis ist schon interessanter: Es schadet nichts, wenn am Stabilisator eine zu kurze Brennweite eingestellt ist. Schlimmstenfalls wird die Verwacklung nicht ganz ausgeglichen. Ebenfalls nicht kritisch ist es, wenn die tatsächliche Objektivbrennweite ein bißchen kürzer ist als der eingestellte Wert. Man sollte aber am Stabilisator niemals eine Brennweite einstellen, die mehr als doppelt so lang ist wie die tatsächliche Brennweite. Dann arbeitet er nämlich so stark, daß das Ergebnis sogar schlechter wird als ganz ohne Stabilisierung.
Für Zoom-Objektive haben wir also folgende Möglichkeiten:
Optimal: Nach dem Zoomen immer schön die Brennweite ablesen und im Menü entsprechend einstellen.
Nur für's lange Ende: Das Menü auf die längste Brennweite einstellen und nicht weiter als bis zur Hälfte dieser Brennweite herauszoomen.
Ausgeglichen: Das Menü auf 2·fmin·fmax/(fmin+fmax) einstellen. Dann ist die Überkorrektur am kurzen Ende genau so groß wie die Unterkorrektur am langen Ende. Erfordert allerdings einmalig etwas Rechenarbeit.
Kurz und schmerzlos: Das Menü einfach auf das Doppelte der kürzesten Brennweite einstellen. Oberhalb und unterhalb dieses Wertes nimmt die Effektivität des Stabilisators zwar ab und wird am kurzen Ende sogar Null, aber es wird garantiert nie schlechter als ganz ohne Stabilisierung.
Nehmen wir als Beispiel mein altes Sigma 75-250mm.
Optimal: Wechselnde Brennweiten zwischen 75 und 250mm, logisch. Auf der Zoomskala sind nur 75—100—150—250 Millimeter beschriftet, und da es ein Schiebezoom ist und der Zoomring die Skala verdeckt, sieht man nicht, wie weit man noch vom nächsten Skalenwert entfernt ist. Im Zweifelsfall nimmt man dann sicherheitshalber die nächstkleinere Brennweite an.
Nur für's lange Ende: Stabi einstellen auf 250mm, Brennweiten unter 125mm nicht benutzen. Bei 75mm wäre sonst die Verwacklung mit Stabilisator mehr als doppelt so groß wie ohne.
Ausgeglichen: Am Stabi 2·75·250/(75+250) = 115mm einstellen, bzw. den am nächsten liegenden einstellbaren Wert. Der Stabi wirkt dann sowohl am kurzen als auch am langen Ende nur zu 46% und bei 115mm natürlich zu 100%.
Kurz und schmerzlos: 150mm einstellen. Der Stabi wirkt dann am langen Ende zu 60%, bei 150mm zu 100% und am kurzen Ende gar nicht mehr.
Randnotiz: Das Ganze gilt natürlich auch für adaptierte Objektive am A-Mount. Das Problem dabei ist, daß sich dort bei den bisher erschienenen Kameras die Brennweite nicht eingeben läßt und der Stabilisator dann vermutlich eine feste Standardbrennweite annimmt, die aber nirgends dokumentiert ist. Unter der naheliegenden Annahme, daß diese Brennweite vermutlich 50mm beträgt, liegt die Schaden/Nutzen-Grenze bei einer Objektivbrennweite von 25mm. Ab 24mm und darunter sollte der Stabilisator also besser ausgeschaltet werden, wenn man keinen "gechipten" Adapter hat, der auf die korrekte(!) Brennweite programmiert ist.
*thomasD*
10.05.2015, 08:52
Wp = abs(1-fs/fo)
Die sogenannte Usch'sche Formel :P
Ratzemaus
10.05.2015, 18:49
Ich danke für die sehr ausführliche mathematische Antwort:top:
Die Quintessenz war für mich natürlich das Entscheidende.
Also mein Fazit: so genau an die Brennweite mit der Einstellung wie möglich und lieber etwas drunter bleiben. Im Zweifel also bei einem 70-200 die 70mm verwenden und mit 200 fotografieren, als umgekehrt.
Ich denke ich habe das so richtig verstanden:eek:
Schönen Sonntag,
Daniela
About Schmidt
10.05.2015, 19:21
Dann gehen wir doch mal in die mathematische Theorie.
Die absolute Verwacklung in Pixeln ist proportional zur Objektivbrennweite fo (ergibt sich aus dem Strahlensatz) und einem "Wackelfaktor" w, der u.a. von der Belichtungszeit und dem persönlichen Tatterich des Fotografen abhängt:
W = w·fo
Der "Wackelfaktor" w wird nun von den Bewegungssensoren der Kamera gemessen, und sie erzeugt damit einen entsprechenden Antiwackel gemäß der am Stabi eingestellten Brennweite fs:
W' = - w·fs
Es bleibt dann eine Restverwacklung gleich dem Absolutbetrag der Differenz:
Wdiff = abs(w·fo - w·fs) = w·abs(fo-fs)
Den Absolutbetrag nehmen wir hier, weil es auf dem fertigen Bild keinen Unterschied macht, ob ich jetzt von oben nach unten oder von unten nach oben gewackelt habe. Prozentual gemessen an der Verwacklung ohne Stabi bleiben also:
Wp = w·abs(fo-fs)/w·fo = abs(fo-fs)/fo = abs(1-fs/fo)
Der "Wackelfaktor" kürzt sich da netterweise heraus, d.h. die Effektivität des Stabis hängt nur vom Verhältnis aus eingestellter und tatsächlicher Brennweite ab.
....
Das ganze nennt sich dann die Uschche Schwingungsformel!
Hut ab
Gruß Wolfgang
Mal am Rande gefragt: Wird die eingestellte Brennweite eigentlich auch für die Belichtungsautomatik ausgewertet, so daß die Kamera z.B. bei 200mm versucht, die Zeit auf 1/200 zu halten und nicht gleich auf 1/60 hoch zu gehen?
Ratzemaus
15.05.2015, 15:35
Mal am Rande gefragt: Wird die eingestellte Brennweite eigentlich auch für die Belichtungsautomatik ausgewertet, so daß die Kamera z.B. bei 200mm versucht, die Zeit auf 1/200 zu halten und nicht gleich auf 1/60 hoch zu gehen?
Also habe das gerade mal probiert mit einem adaptierten 70-200er. Blendenvorwahl und AUTO-ISO passt die Kamera die Belichtung bei 70mm auf ca. 1/60sec, bei 200mm auf 1/250sec und bei 135mm auf 1/160sec an:top:
Daniela
Perfekt :top:
Danke für's Testen! :)
opticfreak
25.11.2015, 17:05
Neulingsfrage: Da ihr hier das Thema schon mal diskutiert habt, eine tangierende Frage.
Habe das Sigma 60 mm = C-Sensor. Der automatische Stabi der Alpha 7II funktioniert damit nicht, ich muss also manuell die Brennweite einstellen, aber welche? Gelten 60 mm oder per Cropfaktor 90 mm? Meine Testreihe beantwortet mir die Frag nicht eindeutig. Gruß, opticfreak