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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fällt es Euch leicht, die Qualität Eurer eigenen Bilder zu beurteilen?


ritch
07.03.2015, 19:45
Ich tue mir extrem schwer damit, zu beurteilen ob eines meiner Bilder gut oder schlecht ist - besonders, wenn die Fotos gerade erst gemacht sind. Nehme ich ein älteres Foto zur Hand (oder öffne es am Bildschirm), ist die Distanz dazu offensichtlich größer, sodass mir die Beurteilung leichter fällt.

Wie geht es Euch damit?

Um die Diskussion zu würzen, lege ich gleich 2 Fotos bei, die erst vor 2 Wochen bei der "Masters of Dirt"-Show in Wien entstanden sind. Ich finde diese beiden - nach reiflicher Überlegen - recht gelungen...

800/MoD_2015_29_klein2.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=221243)

852/MoD_2015_50_klein.jpg
→ Bild in der Galerie (http:../galerie/details.php?image_id=221244)



Gruß,
ritch

screwdriver
07.03.2015, 20:33
Ich tue mir extrem schwer damit, zu beurteilen ob eines meiner Bilder gut oder schlecht ist -

Wie geht es Euch damit?


Ich unterscheide deutlich zwischen technischer und künstlerischer Qualität.

Ersteres ist ziemlich einfach zu "messen".
Letzteres ist obliegt oft dem subjektiven Blick des Betrachters und verzeiht sogar manchmal erhebliche technische Mängel.
Hingegen kann ein "makelloses" Bild sogar abschreckend steril wirken.

Ich tendiere dazu, für mich die Messlatte eher höher anzusetzen als es der zufällige Betrachter tut und die (besondere?) Situation in annehmbarer Qualität zu zeigen.

So finde ich den Fahrradfahrer von hinten in der "eingefrorerenen" Position mit Verlust der Geschwindigkeitsdynamik eher nicht so ansprechend obwohl das Bild rein technisch OK ist.

Nilsen
07.03.2015, 21:21
...desto schlimmer wird es.

Bzw wenn man sich an einem Bild über das Rauschen ärgert, dann nervt man sich immer mehr auch bie den anderen.
Wenn ich die Bilder bearbeite, dann schaue ich Sachen extrem genau an (muss ich teils machen z.B. bei Hautretouche) und dann nervt mich manchmal dies und das (technisch unvollkommene). Vielmals verschwindet dann der künsterlische Blick - denn den hatte ich 1-2 Tage zuvor beim Fotografieren und Kopf.
Wenn ich dann die Bilder 1-2 Wochen später oder ein Jahr später wieder anschaue, dann habe ich die Distanz und geniesse den künstlerischen Eindruck. Und das eventuell leicht vorhandene Rauschen stört gar nicht mehr.

Und für jemanden, der nicht von der Fotografie kommt, für den schauen die Bilder so oder so immmer gut aus. Wir sehen halt viel mehr und achten viel mehr auf Fehler, als aufs gesamte und auf das positive.

Grüsse
Harry

walt_I
07.03.2015, 21:44
Moin,

eins ist sicher, schlecht sind Deine Bilder mit Sicherheit nicht.
Wenn ich hier Landschaftsbilder oder gar Bilder von Haustieren sehe, bei denen absolut nichts auch nur erwähnenswert ist..... und wie diese Bildchen hochgelobt werden.. ach das süsse Hundchen.... das sind oft Bilder die jeder mit dem Handy machen könnte!
Deine Bilder sind genau in der richtigen Millisekunde aufgenommen :top:

L.G.
Walt

ritch
07.03.2015, 22:34
@ Screwdriver: die Unterscheidung technisch und künstlerisch ist ein guter Schlüssel. Ich denke, das Beherrschen der Technik ist die notwendige Basis, ab einem gewissen Grad kann Technikbesessenheit jedoch auch blockieren.

Danke sehr für den Hinweis zur Perspektive von hinten - das ist es, was ich meine. Irgendwie gefiel mir das Bild nicht zu 100%, aber selbst war ich zu "betriebsblind" um zu merken, warum!

@ Nilsen: sehe ich auch so, Distanz (zeitlich) lässt einen mehr genießen.

@ Walt I: Danke für das Lob! Zur richtigen Millisekunde: Ein Hoch auf das "Dauerfeuer" und der Möglichkeit, 100 Fotos kostenfrei zu schießen und zu verwerfen ;)

Gruß,
ritch

screwdriver
07.03.2015, 23:07
@ Screwdriver: die Unterscheidung technisch und künstlerisch ist ein guter Schlüssel. Ich denke, das Beherrschen der Technik ist die notwendige Basis, ab einem gewissen Grad kann Technikbesessenheit jedoch auch blockieren.

Da kann was dran sein. Eine vernünftige Technik, die allerdings "blind beherrscht" sein will, kann einen aber auch wieder bei der "Entfaltung der Kreativität" und die Konzentration auf den "richtigen Moment" entlasten.

Ich verwende auch gerne den schnellen Serienbildmodus. Zunehmend stelle ich aber fest, dass ich vermehrt genau nur das erste oder zweite Bild der Serie auswähle.
Mit rein manuellen Einstellungen und manuell fokussiert ist die Auslöseverzögerung bei 3-4/100s.

Danke sehr für den Hinweis zur Perspektive von hinten - das ist es, was ich meine. Irgendwie gefiel mir das Bild nicht zu 100%, aber selbst war ich zu "betriebsblind" um zu merken, warum!

Das kenne ich auch. Wenn man "Live und in Farbe" dabei war, erzeugt jedes Bild eine Erinnerungssequenz, die dem aussenstehenden Betrachter fehlt. Das muss man in gewisser Weise lernen auszublenden um die Wirkung auf Andere besser beurteilen zu können. In einem anderen Kontext könnte dein Bild aber auch GENAU SO, wie es ist, den Nagel auf den Punkt treffen. Mit dem Titel "Abheben" ergibt sich evtl. schon eine ganz andere Sicht auf das Bildthema.
Ich habe inzwischen etliche Konzertberichte mit Bilderstrecke gemacht. Da lernt man, die "Geschichte des Konzerts" für die, die nicht dabei sein konnten, zu erzählen und nicht nur die "spektakulärsten" Bilder zu zeigen. Wenn dann u.U. auch noch die Bestätigung von Zuschauern aus dem Publikum kommt: "Genau so wars", dann hat man zumindest das Meiste richtig gemacht. ;)

ritch
08.03.2015, 19:15
Stimmt, die Kamera und die Technik muss man wirklich blind beherrschen - zumindest den Teil, den man für die eigene Art der Fotografie braucht. Dann wird die Kamera zu einem Instrument, dem man das beste entlocken kann, was sie hergibt - vergleichbar mit einem Musiker. Einem Lang Lang oder Gulda würde auch niemand sagen: "das war ein großartiges Konzert, Sie haben ein tolles Klavier..."

Würde übrigens zu gern wissen, wie viel Prozent von dem, was eine moderne DSLR kann, von einem ambitionierten Fotografen wirklich gebraucht wird. Aber das ist wohl eine andere Diskussion.

Zu dem Foto mit dem Radfahrer: die Überlegung, das ein Foto, das in einer bestimmten Situation / bei einer bestimmten Gelegenheit entstanden ist, eine ganz andere Wirkung bekommt, wenn man es beim Zeigen aus diesem Zusammenhang herauslöst, ist gut. Das wäre mal ein interssantes Thema für ein Projekt.

Gruß,
ritch