Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : A7: Long Exposure Noise Reduction oder nicht?
McKinsky
13.12.2014, 20:42
Hallo zusammen,
Ich frage mich seit einiger Zeit, ob es sinnvoll ist die Long Exposure Noise Reduction Funktion bei meiner A7 an oder aus zu haben bzw. ab welchen Belichtungszeiten macht es Sinn diese einzuschalten? Die 1 Sekunde Vorgabe von Sony muss ja nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
Regelmäßig geht es bei mir um Aufnahmen bei ISO 50-200 außerdem ist es draußen zurzeit nicht besonders warm ...
Wie handhabt Ihr das? Immer an? immer aus? Nur ab Belichtungszeit x Sekunden an?
Freue mich auf Euer Feedback.
Gruß Claus
der_knipser
13.12.2014, 21:02
Das kommt ganz auf Deine Ansprüche an. Mach doch einfach mal ein paar Probeaufnahmen mit/ohne und vergleiche sie nur für Dich selbst.
Anstatt "ordentliches" Motiv kannst Du auch mal den geschlossenen Objektivdeckel fotografieren, also bewusst Schwarzbilder machen. Wenn Du diese mit/ohne Nachbelichtung aufnimmst, dann siehst Du ziemlich deutlich, wieviel diese Berechnung tatsächlich bringt. Je nach realem Motiv sieht man die Unterschiede nicht deutlich.
Die Erfahrung, die Du aus den Probeaufnahmen gewinnst, ist sicher wertvoller als alle Kommentare von anderen.
der_knipser
14.12.2014, 03:32
Die Erfahrung, die Du aus den Probeaufnahmen gewinnst, ist sicher wertvoller als alle Kommentare von anderen.Die Testreihe mit den Schwarzbildern habe ich gerade mit meiner A77 durchgeführt. Nicht ganz vollständig, und auch nicht mit allen möglichen Einstellungen, aber immerhin mit einer Reihe von praxisrelevanten Einstellungen. Für den Test habe ich mir eine halbe Stunde Zeit genommen, und das Ergebnis ist mir sehr viel wert. Es hat teilweise überzeugende Ergebnisse gebracht, aber teilweise auch sehr erschreckende. Ich bin sehr froh, dass ich den Test aufgrund dieser Forumsfrage durchgeführt habe. Ich weiß zukünftig ziemlich sicher, wann ich die Langzeit-RM unbedingt einschalte, aber ich weiß auch genau, wann ich sie auf keinen Fall gebrauchen werde.
Mein Ergebnis werde ich hier nicht mitteilen, denn ich weiß nicht, ob das auf andere Kameras übertragbar ist. Für mich ist diese Erfahrung jedenfalls sehr, sehr wertvoll.
Mein Ergebnis werde ich hier nicht mitteilen, denn ich weiß nicht, ob das auf andere Kameras übertragbar ist...Das finde ich aber schade, denn zumindest auf die A77 könnte man das sehr wohl übertragen.
McKinsky
14.12.2014, 10:11
Moin,
Ich hatte das neulich mal mit einem "ordentlichen" Motiv probiert und Vergleichsaufnahmen gemacht. Belichtungszeiten bis 20 sec., Bilder aber eher zur blauen Stunde. Da habe ich (möglicherweise auch wegen kurzfristiger Blindheit) keine nennenswerten Unterschiede gesehen.
Das mit dem Objektivdeckel wäre natürlich cleverer. Mal sehen, wann ich dazu komme das zu testen.
Gruß Claus
P.S. Den Faktor der eigenen Blindheit umgehe ich so wohl nicht ...
der_knipser
14.12.2014, 17:04
Das finde ich aber schade, denn zumindest auf die A77 könnte man das sehr wohl übertragen.Okay, dann probier mal die Langzeit-RM der A77 bei ISO 12800 und 30 sec.
Anstatt der erwarteten Besserung tritt eine sehr derbe Verschlechterung ein. Ohne RM gibt es einige Stellen mit hell strahlenden Pixeln. Mit RM ist das Display komplett bunt.
Ausgehend von dieser Einstellung (über deren praktischen Sinn man geteilter Meinung sein kann), kann man die Grenzen seiner eigenen Kamera austesten, wie weit man ISO und/oder Belichtungszeiten runterschrauben muss, um in brauchbare Bereiche zu kommen, in denen die RM zumindest eine kleine sichtbare Verbessrung bringt.
Beim Deckeltest ist mir auch aufgefallen, dass eine Menge heller Pixel ausgemerzt werden, jedoch an anderen Stellen wieder schwächere helle Pixel entstanden sind, die vorher nicht dort waren. Die Langzeit-RM scheint also grundsätzlich eine gute Hilfe zu sein, aber der Sensor verhält sich anscheinend nicht immer konstant, auch nicht bei nahezu unveränderten Umgebungsbedingungen.
Die Langzeit-RM scheint also grundsätzlich eine gute Hilfe zu sein, aber der Sensor verhält sich anscheinend nicht immer konstant, auch nicht bei nahezu unveränderten Umgebungsbedingungen.Danke für den Hinweis!
Und genau darum habe ich ja auch nachgefragt, denn bei meinen Astroaufnahmen verhält sich die A77 auch manchmal "eigenartig": sogar bei einem nachträglich Abzug von Dunkelbildern entstehen hellere Bildpunkte und andere Artefakte...:?
der Sensor verhält sich anscheinend nicht immer konstant, auch nicht bei nahezu unveränderten Umgebungsbedingungen.
Nun ... zunächst einmal bekommst du mit dem Dunkelbildabzug prinzipiell nur Rauschen im Ortsbereich weg (Hotpixel, Sensorglühen), aber kein Rauschen im Zeitbereich (thermisches Rauschen). Ersteres kann man fast vollständig eliminieren, letzteres addiert sich aber mit dem Faktor √2, was rein rechnerisch einer Verschlechterung um eine halbe ISO-Stufe entspricht. Du hast also prinzipbedingt immer irgendwo einen Punkt, an dem das Verhältnis aus Nutzen und Schaden umkippt, abhängig von ISO-Wert, Temperatur, Pixelgröße und Zeit. Dabei beeinflussen sich die Variablen auch noch gegenseitig – ein höherer ISO-Wert ergibt z.B. eine kürzere Zeit, dadurch könnte es insgesamt sowohl schlechter als auch besser werden.
Dazu kommt dann noch die thermische Vorgeschichte. Wenn die Kamera zu Beginn noch nicht richtig "warmgelaufen" war, ist der Sensor am Ende der regulären Belichtungszeit wärmer als am Anfang, und am Ende des Darkframes noch wärmer als während der eigentlichen Aufnahme. In dem Fall könnte durch das Dunkelbild tatsächlich zusätzliches Rauschen ins Bild kommen. Selbst bei ansonsten gleichen Bedingungen kann das Ergebnis dann bei der zweiten Aufnahme schon wieder anders aussehen als bei der ersten. Das wäre also eine regelrechte Sisyphus-Arbeit, da die genauen Grenzen ermitteln zu willen.