Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : alle Rechte abtreten
der_knipser
10.11.2014, 16:33
Was soll man davon halten? Geht das überhaupt? Und was sind die Folgen daraus?
http://www.hochheim-feiert.de/Fotowettbewerb.150.0.html
Mitgemacht beim Fotowettbewerb!
„Mein schönstes Foto vom 530. Hochheimer Markt“
Lassen Sie sich vom Markttreiben inspirieren und schicken uns Ihren schönsten Hochheimer Markt Schnappschuss unter dem Stichwort „Fotowettbewerb“.
Einsendeschluss ist Freitag, 28. November 2014
Die Teilnahme lohnt sich!
Neben einer Ausstellung im Hochheimer Rathaus winken auch tolle Preise.
Ihr Foto senden Sie bitte an: info@hochheim-feiert.de.
Sie haben aber auch die Möglichkeit, Ihr Foto auf einem Datenträger in das Büro des Veranstalters zu senden und/oder dort abzugeben. Mit dem Zusenden des Bildes erklärt sich der Absender mit der Veröffentlichung einverstanden, tritt sämtliche Rechte am eingesendeten Bildmaterial ab und nimmt am Wettbewerb teil.
Wir freuen uns auf viele tolle Bilder und wünschen viel Vergnügen auf dem 530. Hochheimer Markt!Ist es überhaupt möglich, ALLE Rechte eines Bildmaterials abzutreten? Reicht hier nicht nur ein Nutzungsrecht? Auch das Urheberrecht? Dazu das Eigentumsrecht? Welche Ansprüche kann der neue Rechteinhaber an den Fotografen stellen, wenn dieser ein eingesendetes Bild auch anderweitig veröffentlicht?
Ich finde die Bedingungen extrem heftig.
Und was sind eigentlich "tolle Preise"?
fhaferkamp
10.11.2014, 16:41
Im Bildercafé war der Thread falsch, da es ja nicht um ein konkretes Bild geht; ich habe ihn mal hierhin (http://www.sonyuserforum.de/forum/forumdisplay.php?f=12) umgelagert.
Karsten in Altona
10.11.2014, 16:43
Ich glaube hier hat einfach jemand ohne viel Ahnung vom Urheberrecht sichergehen wollen und einfach geschrieben: Ihr gebt alle Rechte ab, egal ob das jetzt geht oder nicht geht, oder ob es notwendig bis sinnvoll ist für einen solchen Wettbewerb. Einfach Mal Pauschal komplett absichern, damit man nachher nicht verklagt werden kann.
Hallo Gottlieb, das geht natürlich nicht.
Die Urheberpersönlichkeitsrechte (§§ 12 ff UrhG) kann man z.B. nicht abtreten. Dazu gehört u.a. das Urhebernennungsrecht. Auf die kann man allenfalls verzichten.
Die Nutzungsrechte an dem Bild kann man übertragen, d.h. einräumen. Das würde bedeuten, wenn man ein exklusives Nutzungsrecht einräumt, dass der Ausrichter des Wettbewerbs dein Bild zukünftig z.B. vervielfältigen, verbreiten und ausstellen darf und Rechtsverstöße im eigenen Namen verfolgen kann - völliger Quatsch und bei einem Wettbewerb total überkandidelt - die Einräumung eines einfachen, zeitlich und örtlich unbeschränkten Nutzungsrechts hätte völlig gereicht.
Nichtsdestotzrotz würde ich da nichts einreichen... Ich behaupte mal, die Klausel könnte in dieser Form sogar unwirksam sein. Allerdings hat man sich dann erstmal mit diesem Quark einverstanden erklärt und muss sich im Zweifel mit diesem hochprofessionellen Ausrichter rumärgern.
André 69
10.11.2014, 16:47
Hi Gottlieb,
der Text klingt vermutl. deshalb so heftig, da der Textersteller sich des dort geschriebenen Wortes vermutlich nicht ganz bewusst ist. Das wird eine oberflächliche Formulierung sein, auf die man sich vermutl. berufen möchte, daß man mit den Bildern alles machen kann, nichts zahlen will, etc ...
Wer allerdings mit dieser Formulierung einverstanden ist, hat es ja auch nicht anders gewollt.
Gruß André
der_knipser
10.11.2014, 16:57
Wir fuhren gestern auf dem Rückweg von unserer Fototour an diesem Rummel vorbei, der gemäß Wikipedia zu den größten deutschen Herbstfesten zählt. Das sah von weitem schon imposant aus, aber der Rückstau reichte in beiden Anreiserichtungen schon bis zur Autobahn. Also nix wie wech!
Jemand, der imstande ist, so ein Riesen Volksfest auf die Beine zu stellen, setzt einen Praktikanten(?) daran, den Fotowettbewerb auszuschreiben? Ich finde das nur lächerlich. Unter vernünftigen Bedingungen hätte ich sicher Spaß daran, mit ein paar Bildern an einem Wettbewerb teilzunehmen, und einen winkenden Preis abzusahnen. :crazy: :winke-winke:
Danke für eure aufschlussreichen Beiträge!
Jemand, der imstande ist, so ein Riesen Volksfest auf die Beine zu stellen, setzt einen Praktikanten(?) daran, den Fotowettbewerb auszuschreiben?
Das war kein Praktikant, sondern ein Jurastudent im 1. Semester. Da denkt man noch, man kann alles!
Dimagier_Horst
10.11.2014, 17:18
...hier hat einfach jemand ohne viel Ahnung vom Urheberrecht sichergehen wollen und einfach geschrieben...
Hier kann es so sein. Im Allgemeinen glaube ich das nicht. Einige Fremdenverkehrsvereinigungen veranstalten gerne Wettbewerbe mit vergleichbaren Konditionen, um für lau an ihr Werbematerial zu kommen. Dieses Denken kommt langsam auch in Handel und Industrie an. In der Industrie werden dazu interne Wettbewerbe unter den Mitarbeitern ausgeschrieben. Da kommt einiges gutes Material zusammen, die Mitarbeiter sind richtig motiviert!
Karsten in Altona
10.11.2014, 17:21
Das stelle ich auch gar nicht infrage. Ich wollte nur sagen, dass jemand wahrscheinlich ohne Detailwissen die Formulierung gemacht hat und dabei etwas ... sagen wir vereinfacht hat. Marie hat das ja schon ganz schön beschrieben, was geht und was nicht. Die Intention ist aber schon eindeutig. Dein Bild kann was gewinnen, aber egal ob Gewinn, oder nicht, wir können es für alles mögliche für umsonst benutzen. Das ist der Wetteinsatz.
Bringt nur nicht viel, wenn so eine "Abtretung" rechtlich gar nicht möglich ist...
Klar generieren Wettbewerbe billiger Werbefotos als Stockfotografie oder bezahlte Fotografen. Dann ist man aber auch so clever und lässt sich wirksam ein exklusives, unbeschränktes Nutzungsrecht an den Fotos inräumen und kommt nicht mit so einem laienjuristischen Geschmiere daher.
André 69
10.11.2014, 17:23
Hallo Horst,
daß sie das alles ganz bewusst für lau haben wollen ist ja gar nicht die Frage, eher die Formulierung "alle Rechte" ...
Solche Ich-will-deine-besten-Bilder-für-lau-Wettbewerbe gibt es doch alle Nase lang, neulich erst hier im Wohngebiet ...
Gruß André
Oh, solche Bildsammel-Aktionen habe ich häufig bei Uni-Einrichtungen erlebt.
Wenn ein Referat kein Budget für einen professionellen Fotografen hat, eine Broschüre zu Selbstkosten bebildert und gedruckt werden soll, die Wettbewerbsbedingungen von einem Hiwi ausformuliert werden, dann kommt sowas bei heraus.
Hobbyfotografen, die sich mit den zweifelhaften Bedingungen durch Bildeinreichung einverstanden erklären, verlieren trotzdem nicht viel. Sie leben ja nicht von ihren Bildern.
Erst beim Nachfragen stellte sich heraus, dass die "Veranstalter" eigentlich keine Ahnung vom Nutzungsrecht hatten.
Ahnungslose "nutzen" Ahnungslose aus. Die Ausführung ist unbeholfen, aber gute Absicht dahinter.
Viel bedenklicher finde ich den Trend, dass Arbeitgeber die eigenen Mitarbeiter immer häufiger als Bildlieferanten entdecken und nutzen.
Die unter den Mitarbeitern ausgeschriebenen Wettbewerbe dienen häufig allein dem Zweck, kostenlos an hochwertiges und frei verwendbares Bildmaterial zu kommen. Und "kostenlos" ist in jedem Fall günstiger, als die günstigste Microstock-Agentur.
Die Teilnahmebedingungen, die mir bisher untergekommen sind, waren sehr großzügig und umfänglich formuliert. Für den Arbeitgeber, nicht für den Fotografen.
Hier werden häufig Ahnungslose durch Wissende ausgenutzt und das ist ein qualitativer Unterschied zu dem Beispiel oben.
Ähnlich ist das dann mit der Wertschätzung gestellt, frei nach dem Motto, was nichts kostet ist nicht wert.
Ganz abgesehen von der Problematik, dass die Vorgabe "macht mal paar Bilder von eurem Arbeitsplatz" manchmal katastrophal mit der Vorgabe "in der Firma/ am Einsatzort darf nicht fotografiert werden" kollidieren kann. Das Risiko trägt der Mitarbeiter.
"Mit der Einreichung Ihrer Bilder erklären Sie sich einverstanden mit..."
Nach meiner Erfahrung grenzt die Teilnahme an solchen Bildsammel-Aktionen häufig an Selbstausbeutung. Ich mache da einen großen Bogen drum.
Bei konkreten Aufträgen mit Vorbesprechung, z.B. Dokumentation einer Veranstaltung (mit wenigstens Nennung der Bildautoren), geht es deutlich fairer zu.
Zu der Floskel "alle Rechte abtreten":
Grundsätzlich und soweit ich weiß, ist es bei unseren amerikanischen Freunden möglich, auch Urheberrechte abzutreten.
In Deutschland ist das, soweit ich weiß, nicht möglich.
Aber dass die Teilnahmebedingungen bei solchen Aktionen verschwommen/ fragwürdig formuliert sind, ist nichts neues. ;-)
Viele Grüße
Aleks
Dimagier_Horst
11.11.2014, 17:23
Ach, wer achtet schon darauf, ob ein Vertrag überhaupt Bestand hat? Dem, der nörgelt, wird das noch einmal unter die Nase gehalten und Ruh`ist. Da kann man sich gleich den Juristen sparen; kostet ja auch Geld :D.
In Zeiten, wo Anwälte die salvatorische Klausel vergessen und Notare bei der Beurkundung fragen stellen wie: "Müssen wir wirklich den ganzen Vertrag verlesen....?", ist der zwar nie umsonst. Aber oft vergebens :crazy:.
Ich freue mich trotzdem für den Michel, wenn er mit stolz schwellender Brust Wettbewerbe mit solchen Bedingungen gewinnt :top:.