Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dachau
Guten Abend,
Bilder aus der KZ-Gedenkstätte Dachau, die mir heute noch nachgehen...
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Dat Ei
Hallo Frank,
ich habe letztens im Radio eine interessante Diskussion über die Frage gehört, ob man Orten die Schrecken ansehen kann, die dort passiert sind (da ging es unter anderem um Utøya etc.). Letztlich gab es da geteilte Meinungen wobei die Mehrzahl meinte, dass es eher nicht möglich ist. Deine Bilder erinnern mich gerade an diese Diskussion.
Aber erst einmal zu den Bildern: Bei Bild 1 und Bild 2 erkenne ich nicht, was mich jetzt explizit auf ein Konzentrationslager oder sogar auf Dachau speziell schließen lassen könnte. Mit dem Titel im Hinterkopf und als "vorbereitende" Bilder für Bild 3 haben sie aber hier mMn ihre Berechtigung. Bild 1 gefällt mir da noch besser und transportiert für mich auch mehr Eindrücke aus der Zeit. Dass es gefühlt nicht ganz gerade ist finde ich auch in Ordnung hier.
Bild Nr. 3 gefällt mir ausgesprochen gut. Vielleicht liegt es daran, dass ich noch nie in Dachau war und auch nie Bilder vom KZ gesehen habe aber ich finde es von der Bildwirkung, der technischen Ausführung und von der Bearbeitung wirklich herausragend :top::top: Was stellt es eigentlich genau dar? Man fühlt sich wirklich wie in einem dunklen Loch, das Licht im Blick und doch die Gewissheit, dass es sehr weit - vielleicht für immer - außer Reichweite ist.
Dieses Bild lässt mich wirklich (vielleicht auch mit Hilfe der Eindrücke aus Bild 1 und 2) schaudern und selbst wenn man Orten den Schrecken, der dort passiert ist nicht gleich ansehen kann - deinen Bildern hier kann man es im Gesamtbild definitiv auch wenn sie es nicht direkt darstellen.
Gruß,
Jannik
chewbaecker
09.09.2014, 11:28
Wenn ich mich recht erinnere ist Bild drei
ein Blick aus der Jüdischen Gedenkstätte welche
auf dem Gelände erbaut worden ist.
Hier geht es eine Rampe hinunter in einen runden Raum an dessem hinteren Ende
ein Blick nach oben durch eine Art "Kamin" möglich ist.
Ich habe vor Jahren die KZ-Gedenkstätte Dachau besucht.
Deine Bilder kann ich sehr gut nachvollziehen. Sie zeigen nicht die bekannten Dokufotos sonder transportieren Emotionen, die man bekommt, wenn man durch die Anlage geht. Das Grauen entsteht im Kopf ...
@chewbaecker: ich frage jetzt lieber nicht, was damals durch diesen Kamin geschickt wurde ...
Guten Tag,
Joachim hat es bereits richtig geschrieben: das 3. Bild zeigt einen Teil der jüdischen Gedenkstätte in Dachau. Die Rampe führt hinunter ins Dunkle. Im Inneren der Gedenkstätte brennt ein Ewiges Licht. Von oben dringt das einzige, nennenswerte Tageslicht in den Raum. Man blickt zwangsläufig nach oben und erkennt am Ende des Tunnels im Gegenlicht eine siebenarmige Menorah, ein Sinnbild des Judentums.
Jannik, ich gebe Dir völlig recht, dass man Bild 1 und Bild 2 für sich gestellt nicht unbedingt nach Dachau oder einem anderen KZ verorten muss oder kann. Die Bilder müssen in einem Kontext mit anderen Bildern oder ein paar wenigen Worten stehen. Dann aber kann man m.E. eine gewisse Stimmung vernehmen.
Dat Ei
Moin, moin,
@chewbaecker: ich frage jetzt lieber nicht, was damals durch diesen Kamin geschickt wurde ...
diese Gedenkstätte wurde erst 1967 errichtet.
Dat Ei
lubografie
09.09.2014, 15:46
..,ob man Orten die Schrecken ansehen kann, die dort passiert sind. Letztlich gab es da geteilte Meinungen wobei die Mehrzahl meinte, dass es eher nicht möglich ist.
Dann fahr mal nach Auschwitz, schaue Dir die Berge von Knochen, Haaren, Klamotten, Brillen und leeren Gaskartuschen an, überlege Dir in der Gaskammer und Krematorium, wie und warum die Fingernägelspuren an den Wände und Decken gelangt sind und lies Dir dazu die ganzen Dokumente, Aufzählungen, Befehls- und Bestrafzettel durch, die dort als Zeitzeugen und damit in deutsch ausgestellt sind. Ganz zu schweigen von den Bildern der Häftlingen damals.
Natürlich ändern die Dinge nichts an dem Ort selber, deshalb kann man es ihm selber wohl nicht ansehen. Aber es verändert die Sichtweise darauf erheblich.
die mir heute noch nachgehen...
Mir ergeht es heute auch noch so. Mir fiel das Bilder machen dabei allerdings schwer und ich habe es sein gelassen.
Mainecoon
09.09.2014, 23:23
@lubografie Ich kann gut verstehen, dass du an diesem Ort nicht fotografieren konntest. Als ich Mauthausen vor vielen Jahren besuchte, war dort eine spanische Familie, die Selfies machte. Ich war fassungslos.
Es ist eine Gradwanderung. Wäre es besser gewesen, die Amerikaner hätten keine Fotos von den Leichenbergen in Dachau gemacht? Von den Bulldozern, die die skelettartigen Leichen bergeweise in Gruben schoben? Nein.
Ich habe mal die Fotos eines Laien ausgewertet, eines Offiziers im II. WK, der in Polen stationiert war. Die üblichen Kameradenfotos, feuchtfröhliche Feiern, Weihnachten an der Front, Vorgesetzte und Kameraden. Und plötzlich, mitten drin, vier, fünf Fotos russischer Gefangener, die sich gegen die Kälte auf freier Fläche kleine Höhlen gebaut hatten. Überdimensionale Maulwurfshügel mit ausgemergelten Männern mit großen Augen darin. Diese Bilder hätten ihren Fotografen vor ein Kriegsgericht bringen können. War er ein Nazi? Warum hat er diese Bilder gemacht? Ich habe es nicht herausfinden können.
Dat Ei hat respektvolle Fotos gemacht. Er hat sich nicht mit der Motivwahl in den Vordergrund geschoben. Hätte er sie machen müssen? Für sich, ja. Hätte er sie zeigen müssen? Ich meine, nein.
Gruß
Mainecoon
lubografie
10.09.2014, 08:06
Ich denke nicht, dass man aus heutiger Sicht die Dinge damals begreifen kann. Natürlich kann man sie im Nachgang bewerten, aber sich in einen Beteiligten hineinversetzen, egal welche historische Position er damals bezogen hat, beziehen musste, ne… solche Extreme werden nur die Wenigsten in unseren Breiten erfahren. Und das ist auch gut so!
Ob man Fotos macht oder nicht, kann ja jeder für sich entscheiden. Die hier Eingangs gezeigten, zeigen ja im Grunde nichts. Sie drücken nur eine Stimmung aus und mit einer anderen Beschriftung, würden wir diese Sätze hier nicht schreiben. Technisch gibt es eh nichts zu meckern.
Und selbst, wenn man diese ausgestreckte-Arm-Fotos verursacht, ist im Grunde damit auch nichts geschehen. Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts darf man nicht vergessen und aus Ihren Fehlern lernen, das wurde so auch zahlreich gemacht, aber warum muss das immer mit Schuldgefühlen einhergehen?