Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : α37 Lichtstarke Festbrennweite bis 300€ - sinn oder unsinn?
Hi Leute,
Mein 50mm f1,8 hat mir zwar immer gute Bilder gebracht. Aber ich bin bereit einen Schritt weiter zu gehen und erhoffe mir mit mehr Brennweite mehr Freistellung und ein schöneres Bokeh für Portraits etc.
Ich habe letztens ein 135mm 1,8 Zeiss gesehen und die Ergebnisse haben mich umgehauen. Der Preis allerdings auch.. Also suche ich jetzt etwas, das zumindest ungefähr in diese Richtung geht aber bezahlbar ist :top:
Jetzt ist die Frage ob es in der Preisklasse überhaupt sinn macht. Es scheint fast so als wäre das Walimex 85 1,4 (oder auch Samyang 85 1,4) die einzige Wahl in dem Preisrahmen.
Taugt das was für den Preis? Oder lohnt es sich noch etwas zu sparen?
Gibt es überhaupt eine Alternative in dem Preisrahmen?
Und kriege ich damit mehr Freistellung wie z.B mit einem 90mm 2,8 oder einem 105mm 2,8? Oder wird das bei Portraits dann ähnlich aussehen?
Rein logisch sollte es ja bei 85mm f1,4 auch mehr Freigestellt als bei 50mm f1,8 sein.. Aber machen die 0,4 Blende und die 35mm so viel aus, dass man das deutlich sieht?
Ich würde mich freuen über ein paar Tips und Antworten zu meinen Fragen :)
liebe Grüße und einen schönen Abend an euch alle!
Wie wäre es denn mit dem SONY 85mm f2,8 oder dem Minolta 135 mm f2,8?
Beide lägen in Deinem Budgetrahmen (das Sony neu oder gebraucht, das Minolta logischerweise gebraucht).
Ich denke, der Tipp ist gut.
Noch ein Hinweis, das letzte Quentchen Lichtstärke braucht es nicht unbedingt, geringe Tiefenschärfe und Bokeh sind zweierlei, das eine betrifft die Quantität, das andere die Qualität.
Manche besonders lichtstarke Objektive haben bei Offenblende ein besonders unschönes Bokeh.
Neben dem Bokeh beeinflusst der Bildwinkel auch die Bildgestaltung, enger Bildwinkel, weniger Kram im Hintergrund. ruhigeres Bild, man kann auch (entsprechende Qualität von Optik und Sensor vorausgesetzt) weiter weg gehen und einen Ausschnitt vergrößern, das entspricht der Verwendung eines längerbrennweitigen Objektivs.
Jan
Danke für eure Antworten!
Das 85mm 2,8 wird aber auch nicht viel mehr freistellen als mein 50mm 1,8 oder gar mein 90m 2,8 Makro oder?
Das Minolta 135mm wäre eine Idee! 135 sind an meiner Kamera (nicht vollformat) halt auch schon sehr viel für ein Portrait z.B. Aber sicherlich noch im Rahmen und dem der Tiefenschärfe würde es ja nur zu Gute kommen
und @jan:
Danke! Ich dachte bisjetzt, dass Bokeh und Tiefenschärfe das gleiche wäre :mrgreen:
Wenn es möglich ist versuche ich natürlich auch das Motiv weiter vom Hintergrund zu entfernen um die Tiefenschärfe zu verringern wenn es möglich ist...
Die Blende hat zwar in erster Linie mit der Lichtstärke zutun aber trägt doch ebenso sehr zur Freistellung bei.
Da stellt sich halt die Frage ob ich dann mit 85mm 1,4 mehr Freistellung habe als mit 135mm 2,8. Was wiegt denn bei der Freistellung mehr? Brennweite oder Blende? Vorrausgesetzt es herschen die gleichen Bedingungen für ein Bild: Gleicher Bildwinkel etc. nur einmal 85mm 1,4 und einmal 135 2,8.. wo habe ich mehr Freistellung?
DeepBlueD.
28.04.2014, 19:41
Um die Unterschiede der Schärfentiefe bei den Brennweiten und Blenden zu sehen kannst du folgenden Rechner nutzen
http://www.dofmaster.com/dofjs.html
sir-charles
28.04.2014, 20:26
Je länger dir Brennweite ist, desto mehr Freistellung ist möglich.
Je lichtstärker das Objektiv ist, desto mehr Freistellung ist möglich.
Je dichter der Abstand zum Objekt ist, desto mehr Freistellung ist möglich.
Je weiter der Hintergrund vom Objekt entfernt ist, desto mehr Freistellung ist möglich.
Zu guter Letzt hilft hier noch ein möglichst großer Sensor.
Es gibt also 5 Gründe, wieso man „mehr“ freistellen kann.
2 Gründe kannst Du heute schon berücksichtigen, ohne dafür Geld ausgeben zu müssen.
Brennweite oder Blende?
Nehmen wir ein imaginäres Kopfportrait bei 85mm und 135mm.
Der Kopf soll bei beiden Aufnahmen gleich groß abgebildet werden.
Dabei muss mit 135mm ein größerer Abstand zum Kopf eingehalten werden als bei der Aufnahme mit 85mm. Hier gewinnt das 85mm 1,4 klar gegen das 135mm 2,8. Wenn beide aus der gleichen Entfernung aufnehmen wird es schon deutlich enger, hier gewinnt denoch das 85’er bei „meinen Portraitentfernungen“.
Aber das ist ohnehin müßig, wenn Du mit APSC-Sensor aufnimmst. Denn dann sind sinnvolle Entfernungen für Portraits bei 135mm meist ohnehin zu groß zwischen Dir und dem Portraitierten. Ein zugerufenes „Schau bitte mal über die linke Schulter“ wird sicherlich klappen, ist aber nicht jedem Portraitierten angenehm. Wer möchte schon angeschrieen oder nur laut angesprochen werden ?
Wenn Dir manueller Fokus dank EVF keine Probleme bereitet, ist das Walimex/Samyang sicherlich der Tipp für die schmale Börse.
Wenn aber AF notwendig ist, wird von vielen gerne bei APSC gerne das Tamron Makro 60mm 2,0 empfohlen. Ich empfehle für reine Portraitaufnahmen keine Makroobjektive, denn mancher Portraitierte moniert anschließend seine „scharfen“ Falten und ist nicht sehr „amused“. Von den Leuten, die ein Makro als Portraitlinse empfehlen, habe ich bislang auch noch keine Portraits von lebenserfahrenen Menschen gesehen. Insofern ist diese Empfehlung nicht von mir. Wenn sie denn Berücksichtigung findet, bitte nur mit entsprechender Vorsicht anzuwenden.
Ein offenes 85/1,4 ist dagegen seltenst „rattenscharf“.
Gruß
Frank
screwdriver
28.04.2014, 20:28
Gleicher Bildwinkel etc. nur einmal 85mm 1,4 und einmal 135 2,8.. wo habe ich mehr Freistellung?
Mit dem 135er.
Bemühe doch mal den Schärfentieferechner (click mich) (http://www.erik-krause.de/schaerfe.htm).
Ich frage mich allerdings, was das soll.
Willst du wirklich nur einen Teil des Gesichts scharf abbilden?
Bei Offenblende und 3mtr Abstand hat das 85er bei Bende 1,4 eine Schärfentiefe von ca 8,5 cm und das 135 bei Blende 2,8 von ca 6,5cm.
Für ein Portrait mit ca 40 x 60 cm bist du mit dem 85er ca. 200 cm weg und hast bei Blende 1,4 eine Scharfenteife von ca. 4cm.
Mit dem 135er musst du dafür auf ca. 330 cm Abstand gehen und hast bei Blende 2,8 eine Schärfentiefe von ca. 8 cm
Das Bokeh ist eine Beschreibung für den "verschwommenen" Hintergrund (und ggf. Vordergrund) eines Bildes ausserhalb des als "scharf" empfundenen Bereichs. Die Beurteilung des Bokeh ist oft sehr subjektiv und viele achten gar nicht darauf. Wer aber Bokeh-"Feteschist" :P ist, der will zumeist ein sogenanntes "cremiges" oder sehr weich verlaufendes Bokeh haben. Dazu trägt in aller Regel die Offenblende bei. Dann werden helle Stellen nämlich als "Ellipsen" (wovon der Kreis eine Sonderform ist) abgebildet und nicht als eckige Gebilde abhängig von der Anzahl der Blendenlamellen.
Viele, insgesamt sehr hochwertige Objektive, die schon bei Offenblende "scharf bis in die Ecken" abbilden, erzeugen oft ein relativ "unruhiges" oder körniges Bokeh.
FÜr die Fotografie mit Offenblende ist bei lichtstarken Objektiven die Schärfentiefe nur sehr gering. Oftmals zu gering um mit Offenblende zu fotografieren und damit ein "optimales" Bokeh zu erzeugen.
Abhilfe kann hier ggf. ein (variables) Graustufenfilter schaffen. Damit handelt man sich u.U. aber auch wieder andere Probleme ein. Unerwünschte Lichtreflexe z.B.
Einer der ausgewiesenen Bokehspezialisten hier ist cdan. Der hat schon unzählige Objektive "durch" und hat sicher so seine "Lieblinge", die er je nach Brennweite/ Bildwinkel einsetzt. Die NEXen und Co. ermöglichen dank Adaptierbarkeit fast aller Objektive eine fast unbeschränkte Auswahl.
Bis man "sein" Lieblingsobjektiv gefunden hat, ist es oft ein langer Weg.
Muss ich bei dem Rechner die Entfernung von mir bis zum Motiv abschätzen? Wenn es bei 85mm 2m entfernung sind wären es bei 135mm ja natürlich mehr entfernung wenn ich den gleichen Bildausschnitt möchte (du hast geschrieben c.a 3,3m). Wie kann ich mit dem Rechner ausrechnen wie weit ich bei zunehmender Brennweite weg muss?
Also habe ich bei dem 85mm f1,4 vom Nahpunkt bis zum Fernpunkt 4cm scharf und alles dahinter ist unscharf.
Habe ich bei 85mm f1,4 4cm Tiefenschärfebreich in dem Fall Nasenspitze + ein Teil des Gesichts und bei 135 f2,8 8cm das ganze Gesicht scharf?
Wie sieht es aber dann mit dem Bereich dahinter also dem Bokeh aus? Bei beiden gleich "verschwommen" bzw. freigestellt?
Laut dem Rechner hätte ich beim 85mm (mit 2m Abstand) bei f2,8 knapp 8cm Tiefenschärfe - und somit geanu so viel wie beim 135mm auf f2,8 mit 3,3m entfernung. Ich hätte ungefähr den gleichen Bildausschnitt. Wie unterscheiden sich die Bilder denn dann? Wie verhält sich dann das 85mm Bokeh gegen über dem 135mm Bokeh?
Ich müsste beim 85mm für ein Portrait aus 2m entfernung mindestens auf f4 ablenden um das ganze Gesicht scharf zu haben (c.a 10cm Tiefenschäfebereich). Mit dem 135mm aus 3,3m entfeung aber für den gleichen Tiefenschärfebereich nur auf f3,5. Somit wäre das Bokeh extremerbeim 135mm?
Also um es kurz zu fassen (und diesmal auch mit den richtigen Begriffen):
Ich möchte möglichst viel Tiefenschärfebereich und möglichst viel Bokeh im Hintergrund bzw. dem nicht scharfen bereich.
Wenn das was ich oben geschrieben habe stimmt müsste ich dafür eher auf Brennweite als auf Blende setzen?
screwdriver
29.04.2014, 06:38
Habe ich bei 85mm f1,4 4cm Tiefenschärfebreich in dem Fall Nasenspitze + ein Teil des Gesichts und bei 135 f2,8 8cm das ganze Gesicht scharf?
Ja, zumindet tendenziell.
Wie sieht es aber dann mit dem Bereich dahinter also dem Bokeh aus? Bei beiden gleich "verschwommen" bzw. freigestellt?
Bei unterschiedlichen Blendenwerte der beiden Objektive lässt sich das nur schwer abschätzen.
Wie "gut" das Bokeh ist, kann man nur im direkten Vergleich der beiden Objketive herausfinden.
Somit wäre das Bokeh extremerbeim 135mm?
Der unterschedliche Unschärfe-Eindruck ist kaum berechenbar.
Also um es kurz zu fassen (und diesmal auch mit den richtigen Begriffen):
Ich möchte möglichst viel Tiefenschärfebereich und möglichst viel Bokeh im Hintergrund bzw. dem nicht scharfen bereich.
Wenn das was ich oben geschrieben habe stimmt müsste ich dafür eher auf Brennweite als auf Blende setzen?
Tendenziell ja. Die Praktikabilität (begrenzter Platz) und der Bildeindruck - grösserer Abstand lässt das Motiv "flacher" wirken - setzen hier Grenzen.
Weniger Lichtstärke erhöht die Schärfentiefe ebenso wie geringere Brennweite.
Die ultimative Empfehlung gibt es nicht.
Man kommt nicht umhin, auszuprobieren, was für die eigene Art der Fotografie am Besten funktioniert. Von den individuellen Bokeheigenschaften der Objektive ganz zu schweigen.
screwdriver
29.04.2014, 06:43
Muss ich bei dem Rechner die Entfernung von mir bis zum Motiv abschätzen?
Die Motivgrösse lässt sich hier nicht als Vorgabe eingeben. Da muss man abschätzen und ggf. iterativ vorgehen oder selber(!) "rückwärts" rechnen. ;)
Der Faktor ergibt sich aus dem Quotienten der Brennweiten.
Muss ich bei dem Rechner die Entfernung von mir bis zum Motiv abschätzen? Wenn es bei 85mm 2m entfernung sind wären es bei 135mm ja natürlich mehr entfernung wenn ich den gleichen Bildausschnitt möchte (du hast geschrieben c.a 3,3m). Wie kann ich mit dem Rechner ausrechnen wie weit ich bei zunehmender Brennweite weg muss?
Also habe ich bei dem 85mm f1,4 vom Nahpunkt bis zum Fernpunkt 4cm scharf und alles dahinter ist unscharf.
Habe ich bei 85mm f1,4 4cm Tiefenschärfebreich in dem Fall Nasenspitze + ein Teil des Gesichts und bei 135 f2,8 8cm das ganze Gesicht scharf?
Wie sieht es aber dann mit dem Bereich dahinter also dem Bokeh aus? Bei beiden gleich "verschwommen" bzw. freigestellt?
Laut dem Rechner hätte ich beim 85mm (mit 2m Abstand) bei f2,8 knapp 8cm Tiefenschärfe - und somit geanu so viel wie beim 135mm auf f2,8 mit 3,3m entfernung. Ich hätte ungefähr den gleichen Bildausschnitt. Wie unterscheiden sich die Bilder denn dann? Wie verhält sich dann das 85mm Bokeh gegen über dem 135mm Bokeh?
Ich müsste beim 85mm für ein Portrait aus 2m entfernung mindestens auf f4 ablenden um das ganze Gesicht scharf zu haben (c.a 10cm Tiefenschäfebereich). Mit dem 135mm aus 3,3m entfeung aber für den gleichen Tiefenschärfebereich nur auf f3,5. Somit wäre das Bokeh extremerbeim 135mm?
Hallo und Willkommen hier.
Ich finde die Beiträge hier etwas belustigend - zumindest was den Titel des Threads angeht. Da fragt sich jemand über Begriffe durch, die ein erfahrener Fotograf im Laufe seiner Ausbildung gelernt hat und man nimmt an, dass der Fragende innerhalb ein paar Threads das dargebotene Wissen inhaliert und so abspeichert, dass er die Informationen nach Bedarf abrufen kann, wie nach einer jahrelangen Ausbildung.
OK, es gibt Wunderkinder, aber ich glaube nicht daran, dass der Threadersteller in der Praxis ohne Rechner, ohne Zettel, ohne Schreibgerät zu den gleichen Ergebnissen kommt, so wie er es hier nachrechnet ... :P
Also um es kurz zu fassen (und diesmal auch mit den richtigen Begriffen):
Ich möchte möglichst viel Tiefenschärfebereich und möglichst viel Bokeh im Hintergrund bzw. dem nicht scharfen bereich.
Auch wenn viele behaupten, Tiefenschärfe und Schärfentiefe sei das gleiche - nicht nur ich bin der Meinung, das stimmt nicht. Nach der deutschen Rechtschreibung bestimmt bei zusammengesetzten Hauptwörtern immer der hintere Teil das Objekt und der vordere Teil den Zweck oder Zusatand. Konkret gilt also:
Schärfentiefe: Der Hauptbestandteil ist die Tiefe. Deshalb gibt man so an, wie tief im Raum der Bereich der Schärfe ist - wie groß ist der scharfe Bereich.
Anders ausgedrückt kann man damit angeben, wie viele Zentimeter von der Nasenspitze weg ein Gesicht nach hinten scharf abgebildet wird.
Tiefenschärfe: Der Hauptbestandteil ist die Schärfe. Es gibt also an, wo in der Tiefe die Schärfe liegt - in welcher Ebene liegt die Schärfe.
Anders ausgedrückt gibt man damit an, in welcher Ebene das Bild scharf ist - z.B. bei einer Kamera die Filmebene oder bei den Digitalen der Bildsensor.
Man sieht also, dass sich aus der deutschen Sprache durchaus ein Unterschied der beiden Begriffe ergibt und es gar nicht das gleiche sein kann! :mrgreen:
LG Gerhard
Für Objektivfragen haben wir den Objektivbereich -> Schubs
In der Tat ist das alles ein wenig kompliziert für mich als Amateur :mrgreen:
Im Grunde wollte ich ja auch nur wissen mit welchem Objektiv ich für mein Budget die extremste Freistellung erwarten kann. Bzw. ob Brennweite oder Blende wichtiger für die Freistellung ist.
Oder ganz kurz gesagt: Ob das 135mm f2,8 oder das 85mm f1,4 mir mehr Freistellung Bieten kann :zuck:
screwdriver
29.04.2014, 17:30
In der Tat ist das alles ein wenig kompliziert für mich als Amateur :mrgreen:
Das sind doch die Meisten hier - mich eingeschlossen.
... ob Brennweite oder Blende wichtiger für die Freistellung ist.
Beides gleichermassen.
Oder ganz kurz gesagt: Ob das 135mm f2,8 oder das 85mm f1,4 mir mehr Freistellung Bieten kann :zuck:
Die Antwort musst du dir selber geben. Die ist nämlich abhängg von den Umständen.
Der Schärfentieferechener hilft dir dabei.
Nicht zuletzt ist die Naheinstellgrenze des Objektivs u.U. auch ein zu berücksichtigender Faktor.
Um herauszufinden, welches Objektiv das "schönere" Bokeh liefert, ist Ausprobieren angesagt. Je nach Prämisse kann das wichtiger sein als ein extreme(re)s Freistellungspotenzial bei praxisuntauglcher Schärfentiefe.
(...)
Auch wenn viele behaupten, Tiefenschärfe und Schärfentiefe sei das gleiche - nicht nur ich bin der Meinung, das stimmt nicht. Nach der deutschen Rechtschreibung bestimmt bei zusammengesetzten Hauptwörtern immer der hintere Teil das Objekt und der vordere Teil den Zweck oder Zusatand.
Wenn mir jemand etwas von Schärfentiefe oder Tiefenschärfe erzählt, ist für mich klar, daß stets "Depth of Field" gemeint ist - also jener Bildbereich, welcher noch scharf abgebildet wird. Derartige Spitzfindigkeiten kann man dann immer noch im karasek'schen Literaturzirkel bei einer Tasse Rondo breitklopfen. :cool:
Um aber auf die Ausgangsfrage zurückzukommen. Das Bokeh wird zwar auch durch das Objektiv bestimmt, andererseits kommt dem Hintergrund und dessen Abstand eine zentrale Bedeutung hierbei zu. Das Objektiv ist immer nur ein Werkzeug, was gezielt und richtig eingesetzt werden will. Mit einem 50/1,7er lassen sich auch aussagekräftige Bilder mit schön gerenderter Unschärfe erzielen.
Aber schaue dir erst einmal Portraits von bekannten Fotografen an: viele sind mit eine Blende von 3.2-4.0 entstanden. 1.7 und weniger ist eher die Minderheit...
meshua.
screwdriver
29.04.2014, 19:56
Aber schaue dir erst einmal Portraits von bekannten Fotografen an: viele sind mit eine Blende von 3.2-4.0 entstanden. 1.7 und weniger ist eher die Minderheit...
Da spielt die Auswahl(!) des richtigen[tm] Hintergrundes eine wichtige Rolle.
Mir ist auf jeden Fall klar, dass der Hintergrund, die Entfernung des scharfgestellten Motivs vom Hintergrund etc. auch eine große Rolle spielen.
Aber man muss ja trotzdem grob sagen können mit welcher Brennweite & Blende Kombination man das meiste Freistellungspotential hat.
Ich kann verstehen, dass ich ausprobieren muss um zu sehen welches Bokeh schöner ist. Aber welches Bokeh extremer bzw. welches Objektiv mehr Freistellung bietet müsste doch allgemein auf die Brennweite und Blende allgemein übertragbar sein.
Beispiel: Ich möchte draußen eine Person Fotografieren. Kopf und Schultern sind noch drauf. Hintendran ist Himmel und Wiese - für das Objektiv unendlich weit.
Ein Bild mit 85mm f1,4 und ein Bild mit 135 f2,8. Gleicher Bildausschnitt - Kopf und Schultern.
Welches Bild ist mehr Freigestellt?
Wie kann ich das denn mit dem Rechner ausrechnen? Der Tiefeschärfebereich ist ja im Prinzip was anderes.
Kopernikus1966
29.04.2014, 21:40
Aber man muss ja trotzdem grob sagen können mit welcher Brennweite & Blende Kombination man das meiste Freistellungspotential hat.
...
Wie kann ich das denn mit dem Rechner ausrechnen? Der Tiefeschärfebereich ist ja im Prinzip was anderes.
Ist es nicht. In welcher Einheit misst du die "Freistellung"?
Ich denke, der Tipp ist gut.Ich denke der Tipp ist nicht gut.
Für den Grad der Freistellung ist letztlich die absolute Öffnung entscheidend. Bei einem 50/1.8 liegt sie bei 50 geteilt durch 1,8 = 27,8mm. Mit dem 85/2.8 dann bei 30,4mm. Der Unterschied ist marginal. Das 60/2.0 liegt mit 30mm in der gleichen Größenordnung.
Das 85/1.4 hat dann 60mm, das 135/2.8 48mm also 25% weniger. Der Unterschied zwischen diesen beiden ist auch noch nicht gewaltig, dürfte aber schon eher sichtbar werden. Den oben genannten Kandidaten sind beide vom Freistellpotential her deutlich voraus. Noch besser wäre das 135/1.8 mit seiner Öffnung von satten 75mm, aber das liegt ja weit jenseits der 300 €.
Allerdings brauchst Du mit zunehmender Brennweite auch mehr Abstand des Hintergrunds vom scharf abzubildenden Motiv um gleich starke Unschärfe zu erzielen wie mit kürzeren Brennweiten. Es wird also nicht nur mehr Abstand zwischen Fotograf und Motiv benötigt, sondern auch dahinter!
Es gibt Fotografen die machen Portraits sogar mit 200 und 300mm (an VF), trotzdem würde ich für APS eher zu einer kürzeren Brennweite raten. Schon 85mm sind an APS-C recht lang.
Am letzten WE habe ich mal wieder mein altes Minolta 85/1.4 auf die A77 geschnallt und damit einige Gesichtsportraits geschossen. Es stimmt bei f1.4 ist die Schärfentiefe dabei sehr knapp, es reicht nicht um ein Gesicht von Nasenspitze bis z.B. Ohrenansatz scharf abzubilden. Die Schärfe war dabei in dem Bereich auf den ich scharf gestellt hatte trotzdem sehr gut, vielleicht nicht rattenscharf aber doch so gut dass meine Tochter (die ich neben anderen dabei fotografiert hatte, und die mit 23 noch eine sehr glatte Haut hat) spontan gemostert hat dass man ihre wirklich nicht nennenswerten Hautunreinheiten zu sehr sieht. Und das obwohl das Minolta zu den ausgewiesenen Portaitlinsen gehört! :eek:
Also ich meine: wenn ein Objektiv als Portraitlinse gilt, oder damit gemachte Fotos dem / der portraitierten schmeicheln dann liegt das u.a. daran dass eben genau nicht das ganze Gesicht scharf abgebildet wird. Denn sobald die Haut nur leicht unscharf abgebildet wird sieht sie gleich viel glatter und gleichmäßiger aus.
Natürlich sind auch viele Portraits in dieser Hinsicht nachbearbeitet. Früher nahm man dafür auch Portrayer-Filter die gezielt Hauttöne (nicht aber Augen etc.) weichzeichnen, vielleicht sollte ich (als EBV-Muffel) meinen Satz Minolta Portrayer auch mal wieder in meine Kameratasche packen damit ich sie bei derartigen Gelegenheiten zukünftig dabei habe.
Wegen der Abstände die ich bei dem erwähnten Shooting einhalten musste um zumindest die Gesichter ganz drauf zu kriegen dachte ich mir wenn ich bei APS-C bleibe muss ich mir wohl doch irgendwann ein neues 50/1.4 kaufen. Ich habe zwar schon eins, das alte Minolta 50/1.4 aus der gleichen, ersten AF-Generation von Minolta wie das erwähnte 85/1.4, aber das ist leider nicht so richtig gut. Manch einer würde vielleicht sagen "ist doch genau richtig für Portraits" wenn es nicht so richtig scharf ist, aber da bin ich anderer Meinung.
Ich denke wenn das kürzlich vorgestellte Sigma 50/1.4 Art mit A-Mount verfügbar wird werde ich mir das mal genauer anschauen.
Ist es nicht. In welcher Einheit misst du die "Freistellung"?
Freistellung heißt für mich wie sehr sich der Fokussierte Bereich vom Hintergrund abgrenzt.
Hier z.B https://www.flickr.com/photos/marlos87/8658019901 sehe ich eine extreme Freistellung
hier hingegen nicht https://www.flickr.com/photos/dpagb22/3614098976/in/photolist-6vncHj-at92sY-apdgFT-djz1ok-djz2eb-d5qCB9-65t844-7X5nRP-8Jth45-9veidN-nbisP-9o2q9x-8VbCkP-7D3VPt-aE6G17-ucD3W-j1EjL-4orq1J-9bQpYT-9YEc7i-8zzDnT-bJ7Tba-4EGyM3-9nNMNf-99zKQG-9DdgKM-4vns89-5S7unF-5S7uSM-fjkB5E-sp9W5-4sM1SG-7sUXHH-8A4od7-djyYnJ-47CW3k-6g9cqH-6HZMpc-9Zaa75-dGuVN1-fJ183R-7iZxTK-4voUuF-9gK4wv-bFA1q8-98UjuV-81GXjg-9ev5AP-adFXuf-8LAjK7
Nur allgemein zur Demonstration von meiner Definition von Freistellung. Das erste hat natürlich allgemein mehr Qualität, Schärfe etc. und ist nicht mit dem 2ten zu vergleichen - gar keine frage
@wus:
absolute Öffnung ist ein neuer Begriff für mich. Aber es macht für mich erstmal Sinn. Also könnte man so ungefähr das Freistellungspotential eines Objektivs berechnen?
Je mehr Öffnung desto mehr Bokeh? Das wäre eine Formel mit der ich mich anfreunden könnte :mrgreen:
Das mit den Portrais ist ein interessanter Einwand. Aber zu extreme Schärfe bei Portraits kann man doch in der Nachbearbeitung ganz gut in den Griff kriegen oder? Zumindest besser als bei fehlender Schärfe. Nachschärfen ist ja auch nur bis zu einem bestimmten Punkt schön anzusehen.
Ich möchte das Objektiv ja auch nicht ausschließlich fürn Portratis nutzen. Eher als allgemeines Freistell-Objektiv :top: Zu viel Schärfe würde mir nichts ausmachen - im Gegenteil. Bei einem reinen Portrait Objektiv hingegen wäre das war anderes. Aber in dem Fall könnte ich die "überflüßige" Schärfe bei Portraits eher verkraften als die Fehlender Schärfe bei z.B einem Foodfoto oder einem Objektfoto
screwdriver
29.04.2014, 22:10
Wie kann ich das denn mit dem Rechner ausrechnen? Der Tiefeschärfebereich ist ja im Prinzip was anderes.
Richtig. aber der macht die zu berücksichtigen Aspekte deutlich.
Was nützt eine extreme Offenblende, wenn das Objekt nur ungenügend scharf abgebildet wird?
Bei der Verwendung verschiedener Brennweiten für denselben Bildausschnitt sind unterschiedliche Objektabstände erforderlich. Damit geht mindestens ein Teil des grösseren Feistellungspotenzials eines längerbrennweitigen Objektivs verloren.
Direkt vergleichbar ist das nur bei gleicher (Offen-) Blende.
Und nochmal: Freistellen und Bokeh (click mich) (http://de.wikipedia.org/wiki/Bokeh) sind zwei ziemlich verschiedene Dinge, die zwar eine Egenschaft eines bestimmten(!) Objektivs bei bestimmter Brennweite sind, aber getrennt zu betrachten sind.
Dies für zwei verschiedene Objektive im Vergleich zu beschreiben ist nur subjektiv und im direkten Vergleich von erstellten(!) Bildern möglich. Die Eigenschaften nur theoretisch zu erörtern bringt nichts.
@wus:
absolute Öffnung ist ein neuer Begriff für mich. Aber es macht für mich erstmal Sinn. Also könnte man so ungefähr das Freistellungspotential eines Objektivs berechnen?
Je mehr Öffnung desto mehr Bokeh? Das wäre eine Formel mit der ich mich anfreunden könnte :mrgreen:Ja, grob gesagt stimmt das. Nur wie schon beschrieben, mit zunehmender Brennweite steigt auch der "Abstandsbedarf" vor und hinter dem Motiv.
Das mit den Portrais ist ein interessanter Einwand. Aber zu extreme Schärfe bei Portraits kann man doch in der Nachbearbeitung ganz gut in den Griff kriegen oder? Zumindest besser als bei fehlender Schärfe. Nachschärfen ist ja auch nur bis zu einem bestimmten Punkt schön anzusehen.Stimmt alles.
Ich möchte das Objektiv ja auch nicht ausschließlich fürn Portratis nutzen. Eher als allgemeines Freistell-Objektiv :top: Zu viel Schärfe würde mir nichts ausmachen - im Gegenteil. Bei einem reinen Portrait Objektiv hingegen wäre das war anderes. Aber in dem Fall könnte ich die "überflüßige" Schärfe bei Portraits eher verkraften als die Fehlender Schärfe bei z.B einem Foodfoto oder einem ObjektfotoDabei ist dann noch zu beachten dass die meisten 85er eine Nahgrenze von 0,85m haben. An VF (als ich noch Dias machte...) hat mich das öfters gestört weil man damit nicht nah genug an ein Gesicht rangehen kann um es formatfüllend abzubilden. An APS-C gilt das wegen dem um den Crop-Faktor von 1,5 verengten Blickwinkels des 85er nicht mehr, aber für so Sachen wie Food oder kleine Tiere könnte es immer noch zu wenig sein. Dein "Gut"-Beispiel des Eichhörnchens könnte so ein Fall sein ... es könnte vielleicht gerade noch so reichen (oder wenn man nachträglich ein wenig croppt), könnte aber auch knapp zu wenig sein.
Leider sind 50er da auch nicht viel besser, sie haben zwar mit typisch 40 oder 45 cm kürzere Nahgrenzen, aber durch den größeren Bildwinkel können sie deshalb auch keine größeren Abbildungsmaßstäbe erzielen.
Da wäre dann das Makro 60/2.0 vielleicht doch der beste Kompromiss für Dich. Wobei ich es nicht aus eigener Erfahrung kenne und nicht weiß wie schön es das Bokeh abbildet. Den oben gebrachten Einwand dass Makros oft nicht so schönes Bokeh machen kann ich aus eigener Erfahrung an anderen Makros bestätigen.
Käme auf einen Praxisversuch an. Oder vielleicht kann ja auch einer der Besitzer des 60/2.0 was dazu schreiben.
Ansonsten könnte man sich evtl. mit einem 50/1.4 oder 85/1.4 und Zwischenringen behelfen um kleine Sachen abzubilden. Das ginge auch mit Deinem 50/1.8 schon, ganz aufblenden kannst Du im extremen Nahbereich eh nicht weil sonst die Schärfentiefe zu klein wird.
@screwdriver:
Freistellen und Bokeh sind für mich nicht so verschieden. Das Bokeh stellt ja quasi ein Motiv frei.
Zumindest in dem Zusammenhang wenn ich mir extremere Freistellung oder extremeres Bokeh wünsch ist es doch eigentlich das selbe oder?
Das mit der Offenblende ist natürlich ein Argument. Aber ein Gesicht ist ja zum Glück noch ein Relativ "flaches" Motiv. Wenn die Ohren nicht scharf abgebildet sind ist das ja nicht so tragisch.
Bei einem Teller mit Essen hingegen wäre es schon störend wenn nur der halbe Teller scharf ist.
Deswegen hätte ich am liebsten ein Objektiv, dass eine gute Tiefenschärfe hat aber trotzdem eine extreme Freistellung. Der Bereich der Scharf sein soll soll richtig Scharf sein und der Bereich dahinter (also das Bokeh?) richtig unscharf
@wus:
Wenn der Abstandsbedarf steigt steigt ja auch der Abstand zum Hintergrund. Und das hat kommt dem Bokeh doch eigentlich eher zu Gute?
Oder muss ich bei einer weiteren Brennweite auch den Abstand zum Hintergrund erhöhen um ein ähnlcihes Bokeh zu kriegen?
Noch ein Beispiel ;) ...nur um zu wissen ob ich es richtig verstanden habe:
135mm f2,8 - Ich stehe c.a 3 meter vor dem Motiv und der Hintergrund ist 1m hinter dem Motiv
jetzt schnall ich das 85mm auf die Kamera, gehe ein paar Schritte zurück. Das Motiv bleibt aber wo es ist. Jetzt hat die Kamera ja mehr Abstand zum Hintergrund - also habe ich ein extremeres Bokeh ?
Oder müsste ich das Motiv jetzt auch weiter vom Hintergrund entfernen um ein ähnliches Bokeh zu erreichen?
Also im moment hört es sich eher nach dem 85mm 1,4 an. Da hätte ich eben auch den Vorteil mit 1,4 ein sehr lichtstarkes Objektiv für Nachtaufnahmen zu haben.. Außerdem eine praktischere Brennweite an nicht-VF.
Ich weiß allerdings immer noch nicht ob die Brennweite oder die Blende mehr zum Bokeh beiträgt. Nach der Formel von wus wäre es ja quasi halb-halb.
An der Stelle noch ein kleines Beispiel :mrgreen:
85mm f3,5 und 135mm f3,5.. mit dem 135mm so weit vom Motiv entfernt, dass ich den selben Bildausschnit haben wie beim 85mm. Dann habe ich beim 135mm logischerweise ein extremeres/verschwommeneres Bokeh, richtig? Denn ich habe ja mehr abstand zum Hintergrund ABER durch die Brennweite quasi den gleichen Abstand zum Motiv weil ich das Motiv ja scharfstelle und der Abstand zum Motiv dann ja keine Rolle mehr spielt. Oder gleicht sich das dann wieder aus? :zuck:
Das Thema ist echt kompliziert .. Ich will doch einfach nur knackscharfe Motive und komplett verschwommene Hintergründe :mrgreen:
screwdriver
29.04.2014, 23:09
Das Thema ist echt kompliziert .. Ich will doch einfach nur knackscharfe Motive und komplett verschwommene Hintergründe :mrgreen:
Dann sorge für genügend Abstand zwischen Motiv und Hintergrund oder wähle gleich einen unstrukturierten Hintergrund ohne Reflektionen.
Dann ist die Blendeneinstellung allein abhängig vom Motiv.
Für genügend Schärfe in genügender Tiefe ist eine ausreichend kleine Blendenöffnung zwingend erforderlich.
PS: Das mit dem Bokeh hast du offenbar immer noch nicht kapiert oder erst gar nicht den Link dazu gelesen..
Wie gesagt.. Abstand und Motiv und Hintergrund sind komplett gleich, nur das Objektiv und die Entfernung von Kamera zum Motiv verändert sich. Was trägt dann mehr zum verschommenen Hintergrund bei - Blende oder Brennweite?
Und zum Thema Bokeh: Doch habe ich und das hat meine Vorstellung vom Bokeh bestätigt. Boke(h) heißt: unscharf, verschwommen. Und um etwas freizustellen braucht man einen verschwommenen und unscharfen hintergrund im kontrast zu einem scharfen Motiv. Ob mit Bokeh dann die Optik oder die Stärke der unschärfe gemeint ist, ist ja in diesem Fall irrelevant
Was wäre denn dann der richtige begriff für einen unschärferen und verschwommeneren Hintergrund?
Ich seh schon so ganz hast Du mich noch nicht verstanden.
Du solltest zum Verständnis des Prinzips mal von folgendem Ansatz ausgehen: ich möchte ein Bild mit einem festen Abbildungsmaßstab mit Objektiven unterschiedlicher Brennweite in gleicher Größe abbilden. Also zum Beispiel ein Gesicht formatfüllend.
Logischerweise musst Du dann mit dem Objektiv mit der größeren Brennweite größeren Abstand einnehmen, und zwar um den gleichen Faktor mehr wie sich die beiden Objektive in der Brennweite unterscheiden. Also wenn Du beispielsweise mit dem 50mm auf 50cm kommst, dann werden beim 85mm 85cm benötigt.
Wenn wir von Blende 1,4 für das 50er ausgehen hat das eine Absolutöffnung von 35mm. Das Objektiv muss also eine Frontlinse von (mindestens) 35mm Durchmesser haben.
Stell Dir mal bildlich den Strahlengang vom oberen und unteren Rand der 35mm durchmessenden Frontlinse dieses 50/1.4 auf einen Punkt in der Schärfeebene in 50cm Abstand vor den Du scharf abbilden willst (von seitlich neben Kamera und Motiv aus gesehen), und dann verlängere diese beiden Strahlen nochmal 50 cm über diesen Punkt hinaus. Die Strahlen überkreuzen sich im Fokuspunkt und liegen dann in der gleichen Entfernung hinter dem Motiv wie weit auseinander? Richtig, wieder 35mm wie am Objektiv. Punkte(!) die in unserem Beispiel 50cm hinter dem Schärfepunkt liegen werden also statt punktförmig (was winzig klein wäre!) 35mm groß abgebildet. So entsteht die Unschärfe im Hintergrund.
Jetzt nehmen wir mal an Dein 85er hätte die gleiche Absolutöffnung wie das 50er, 35mm. Das liefe auf Blende 2.4 hinaus. Wie sähe dann der beschriebene Strahlengang aus? Wegen der größeren Entfernung zum Motiv (85 statt 50cm) wäre der Winkel wesentlich spitzer als beim 50er. Logischerweise braucht man deswegen auch hinter dem Motiv weitere 85 cm bis die Strahlen wieder gleich weit auseinanderlaufen wie am Objektiv - und nicht wie beim 50er nur 50cm. Erst dann haben die Unschärfekreise die gleiche Größe, das Bokeh also die gleiche Unschärfe wie mit dem 50/1.4 schon in nur 50cm Abstand hinter dem Motiv.
Das ist es was ich mit erhöhtem Platzbedarf hinter dem Motiv meinte, wenn man längere Brennweiten gleicher Absolutöffnung verwendet.
Wenn man statt Blende 2.4 beim 85 nun eine Maximalöffnung von 1.4 annimmt (Absolutöffnung von 60mm), dann wird dieser Strahlengang wieder entsprechend stumpfer. 85 cm hinter dem Motiv haben sie dann wieder den Abstand wie am Objektiv, also 60mm. Entsprechend groß sind dann die Unschärfekreise aus diesem Abstand.
Wenn man das höhere Freistellpotential das das 85/1.4 aufgrund seiner größeren maximalen Absolutöffnung bietet tatsächlich ausnützen will muss man also auch entsprechend mehr Raum hinter dem Motiv haben.
Es reicht also nicht nur mit der Kamera weiter weg vom Motiv zu gehen, dieses aber gleich nah am Hintergrund zu lassen wenn man eine längere Brennweite verwendet.
Die Abstände habe ich zur einfacheren Nachvollziehbarkeit (Kopfrechnen) gewählt. Mit diesen Abständen hast Du bei den angenommenen offenen Blenden schon extrem geringe Schärfentiefen, praxisnah ist das also nicht. Aber das Prinzip gilt auch für alle anderen Abstände, eben immer im Verhältnis der zu vergleichenden Brennweiten.
Wie andere schon andeuteten kann man die Offenblende von 1.4er Objektiven oft nicht zur Gänze auskosten, vor allem nicht im Nahbereich. Da kommt dann wieder Praxis und Erfahrung ins Spiel, wie Volker schon schrieb.
Oder Du spielst mal etwas intensiver mit dem von ihm verlinkten Schärfenrechner (http://www.erik-krause.de/schaerfe.htm). Wähle (für Deine Kamera) APS-C Format und gib für den Z-Kreis 0.02mm ein wenn Du auf Ausdrucke in normalen Größen abzielst (für einigermaßen Schärfe auf Pixellevel Deiner Kamera 0.005mm, das reduziert die Schärfentiefe dann aber nochmal heftig).
Es lohnt sich jedenfalls diese ganzen Zusammenhänge richtig verstehen zu lernen, für's erste durchaus auch nur in der Theorie, weil es einem dann in der Praxis wesentlich leichter fällt z.B. anhand unzureichender Bildergebnisse zu erkennen woran es hapert, und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen, damit das nächste Foto besser wird. Oder man sieht dann eben von vornherein worauf es ankommt und gestaltet seinen Aufbau - wenn es schon mal ein gezielt "komponiertes" Foto werden soll - gleich entsprechend.
...
Was wäre denn dann der richtige begriff für einen unschärferen und verschwommeneren Hintergrund?
Eventuell doch Bokeh?
... Was trägt dann mehr zum verschommenen Hintergrund bei - Blende oder Brennweite?
...
Beides in unterschiedlichster Form. Dazu kommt noch die Bauart des Objektives:
z.B. Anzahl und Form der Blendenlamellen. Beispiele kann man sich hier ansehen -
http://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=134932
... Ob mit Bokeh dann die Optik oder die Stärke der unschärfe gemeint ist, ist ja in diesem Fall irrelevant
...
Der obere Link hat mir gezeigt, dass gerade das Bokeh für jeden Betrachter anders optisch "schön" oder "unschön" in der Beurteilung ausfällt. Insofern ist es nicht wirklich irrelevant für das persönliche Empfinden.
Übrigens, der Unterschied zwischen f/1.8 und f/1.4 sind nicht 0,4 sondern 2/3 (zwei Drittel) Blendenunterschied, also fast eine ganze. Also bringt es schon mal was. Plus mit dem Unterschied der Brennweite sollte es definitiv merkbare Unterschiede geben. Fraglich ist jedoch ob du das Objektiv Offenblende scharf ist.
Schranzie
30.04.2014, 14:52
Eine Sache die TO bei der Wahl der Brennweite nicht vergessen sollte ist der Bildwinkel.
Die typische Portraitbrennweite von 85 ergiebt einen Bildwinkel von 28,6° an KB. 135mm an APS sind dagegen nur 12,2°.
Fotografiert man vor weissen Hintergrund spielt das keine Rolle. Ich nehme aber an, dass man den Hintergrund weiterhin erahnen sollte (ist die Person auf einem Boot, in einer Stadt, im Wald etc.). Da sollte man schon darauf achten, dass es nicht zu lang wird.
Ich würde es einfach mal mit dem Samyang/Walimex 85 1.4 probieren, wenn auch die Meinungen bezüglich der optischen Qualitäten weit auseinandergehen.
sir-charles
30.04.2014, 20:18
Freistellung heißt für mich wie sehr sich der Fokussierte Bereich vom Hintergrund abgrenzt.
Hier z.B https://www.flickr.com/photos/marlos87/8658019901 sehe ich eine extreme Freistellung
hier hingegen nicht https://www.flickr.com/photos/dpagb22/3614098976/in/photolist-6vncHj-at92sY-apdgFT-djz1ok-djz2eb-d5qCB9-65t844-7X5nRP-8Jth45-9veidN-nbisP-9o2q9x-8VbCkP-7D3VPt-aE6G17-ucD3W-j1EjL-4orq1J-9bQpYT-9YEc7i-8zzDnT-bJ7Tba-4EGyM3-9nNMNf-99zKQG-9DdgKM-4vns89-5S7unF-5S7uSM-fjkB5E-sp9W5-4sM1SG-7sUXHH-8A4od7-djyYnJ-47CW3k-6g9cqH-6HZMpc-9Zaa75-dGuVN1-fJ183R-7iZxTK-4voUuF-9gK4wv-bFA1q8-98UjuV-81GXjg-9ev5AP-adFXuf-8LAjK7
Nur allgemein zur Demonstration von meiner Definition von Freistellung. Das erste hat natürlich allgemein mehr Qualität, Schärfe etc. und ist nicht mit dem 2ten zu vergleichen - gar keine frage
Bild 1: 85mm.
Bild 2: 85mm.
Bild 1: F1,4
Bild 2: F4,2
Bild 1: Kürzere Distanz zum Objekt (das Objekt nimmt mehr Bildraum ein).
Bild 2: Längere Distanz zum Objekt (das Objekt nimmt weniger Bildraum ein)
Bild 1: Längere Distanz des Hintergrundes zum Objekt (im Vergleich zur Distanz zum Objekt).
Bild 2: Kürzere Distanz des Hintergrundes zum Objekt (im Vergleich zur Distanz zum Objekt).
Bild 1: APSC-Sensor.
Bild 2: Kompaktknipsensensor.
Die Exifs der genannten Bilder sind vorhanden.
Schau Dir noch mal die Bedingungen aus Beitrag #6 an.
Die Unterschiede sind dann nicht mehr so überraschend.
Zumal die Kombination der unterschiedlichen Bedingungen hier auch maßgeblich zum Bildeindruck beiträgt.
Hier sind 4 von 5 Parametern unterschiedlich gewählt. Die Brennweite ist gleich, doch was für ein Unterschied.
Es ist nicht ein Parameter (Brennweite oder Blende ?), der den Unterschied so auffällig macht. Es ist die geschickte Kombination unterschiedlicher Parameter, die ein Eichhörnchen toll oder banal aussehen lassen.
Lese Dir Deinen eigenen Thread nochmals in Ruhe durch.
Hier steht so viel an Information drin, die alle das gleiche ausdrücken wollen. Bei einer der Erklärungen sollte es bei stiller Lektüre Deinerseits auch durchaus mal klicken.
Hiermit schlage ich „wus“ offiziell als Kandidaten zum „Erklär-Bär-Award des Monats“ vor.
Denn er hat soviel von Deinen Fragen probiert zu erklären, das grenzt schon bald an eine Doktorarbeit (@wus: Damit wollte ich Deine Mühen nicht herab setzen – guttenbergen und so).
@mekbat: Danke für Dein „stilles Feedback“ zum „BoB“. Der „BoB“ war von mir gestartet worden, um Unterhaltung und/oder Erkenntnisgewinn zu erzeugen. Wenn der Thread Dir eine Erkenntnis gebracht hat, dann haben wir alle seine Unterhaltung gerne mitgenommen.
Gruß
Frank
P.S.: Wer ohne Objektivkauf viel „Hintergrundschärfe“ produzieren möchte, googelt mal nach „Brenizer-Method“. Den ersten deutschsprachigen Artikel dazu habe ich hier verlinkt:
http://blog.lichttraeumer.de/ryan-brenizer-und-das-fotodiner/
Damit reicht auch ein 50/1,8 aus.
@wus: Vielen Dank! Ich habe bisher gar nichts mit Theorie beim Thema Fotografie zutun gehabt. Jetzt leuchtet es mir ein was du meintest. Es ist logisch, dass man durch weitere Brennweite und Blende nicht direkt bzw. näher hinter dem Motiv eine Freistellung hat. Aber wie gesagt.. ich hatte da einfach ein komplett falsches Bild im Kopf, da Fotografie bis jetzt für mich ein rein praktsiches Thema war und sich meine praktsiche Erfahrung auch NOCH ziemlich in Grenzen hält Man findet zu dem Thema auch einiges an praktischen Beispielen im Netz. Inklusive eine optische Verdeutlichung deines letzten Beitrags.
Bild 1: 85mm.
Bild 2: 85mm.
Bild 1: F1,4
Bild 2: F4,2
Bild 1: Kürzere Distanz zum Objekt (das Objekt nimmt mehr Bildraum ein).
Bild 2: Längere Distanz zum Objekt (das Objekt nimmt weniger Bildraum ein)
Bild 1: Längere Distanz des Hintergrundes zum Objekt (im Vergleich zur Distanz zum Objekt).
Bild 2: Kürzere Distanz des Hintergrundes zum Objekt (im Vergleich zur Distanz zum Objekt).
Bild 1: APSC-Sensor.
Bild 2: Kompaktknipsensensor.
Die Exifs der genannten Bilder sind vorhanden.
Wie gesagt... :
Nur allgemein zur Demonstration von meiner Definition von Freistellung. Das erste hat natürlich allgemein mehr Qualität, Schärfe etc. und ist nicht mit dem 2ten zu vergleichen - gar keine frage
Ich wollte damit nur zeigen was ich unter dem Begriff Freistellen verstehe. Nichts weiter. SO unerfahren bin ich dann auch wieder nicht. :|
Du hast nicht ganz verstanden oder nicht genau gelesen was ich hier eigentlich wissen wollte :mrgreen:
Mein Ziel war es zu erfahren welche Linse das meiste Freistellungspotenzial für mein Budget bietet. Das habe ich dank wus recht schnell erfahren und zur Kenntnis genommen :) ...und jetzt weiß ich sogar auch noch warum das 85mm f1,4 das meisten Freistellungspotenzial hat und wie ich es am besten Ausreize :top:
Also wie gesagt vielen Dank für die Hilfe! Ich werde mich mal weiterhin in das Thema einlesen. Durch die Theorie spart man sich sicherlich einige fehlgeschlagene Versuche in der Praxis ;)