Verpasste Gelegenheiten

[RRibitsch]

Hallo!

Vor zwei Tagen war ich mit dem Hund nach der Arbeit eine Runde unterwegs, es war so gegen 16.15 h. Der ganze Tag war relativ stark bewölkt und die Sonne war zu diesem Zeitpunkt bereits hinter den Bergen im Süden verschwunden. Und doch noch dürfte das Sonnenlicht eine größere Lücke durch die Wolken gefunden haben. Die Petzen, ein Berg in den Karawanken wurde plötzlich von den letzten Sonnenstrahlen erfasst. Es bot sich ein traumhaftes Bild, der frisch vom Schnee bedeckte Berg hell und klar im orangen Abendlicht, darüber und dahinter sorgten dunkle Wolken für den passenden Kontrast. Das ganze Spektakel dauerte ein paar Minuten bevor die Sonnenstrahlen endgültig verschwunden waren. Schon ärgerlich, hätte ich dies in irgendeiner Weise nur geahnt, hätte ich eine halbe Stunde Zeitausgleich genommen und wäre mit der Kamera parat gestanden.


Ob ich je wieder zu einer solchen Gelegenheit kommen werde scheint fraglich, zumal hier so viele Faktoren zusammenspielen müssen und auch ich müsste zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, was an Werktagen sehr schwierig ist.

Andererseits hat mich dieses Erlebnis motiviert, dass es doch möglich sein muss, solches Motiv umzusetzen.

Ich denke, dass es vielen von Euch auch schon ähnlich ergangen ist, oder?

LG
Robert

[Dana]

Grundsätzlich, wenn ich Autobahn fahre und die Kamera sicher im Kofferraum liegt oder wenn ich keine dabei habe.

Dann rennen sich die Rehe auf den Wiesen vor Menge über den Haufen, fächert sich fein Bodennebel, kommt die Sonne noch in schönsten Strahlen dazwischen durch, gibt es Doppelregenbögen, goldgleißende Lichtverhältnisse, Bussarde, die auf Beute abstoßen...

Ich darf nicht weiter dran denken.

Schokolade...Blumenwiese...Sonnenschein...alles ist gut...

[RRibitsch]

Hallo Dana!

Ich habe ja hier erst kürzlich von meinem Frust gesprochen, dass es im Netz so tolle Bilder gibt, welche man selbst so schnell wohl nicht zusammenbringt. Hätte ich dieses Motiv umsetzen können, wäre es wohl der erste Schritt in diese Richtung gewesen.

Ich bin diesbezüglich ja noch ein relativer Neuling, daher ist der Ärger über die verpasste Gelegenheit wohl noch schlimmer. Die verpassten Gelegenheiten gab es in der Eisenbahnfotografie auch immer, doch es boten sich immer wieder Möglichkeiten dies nachzuholen, da hier die Kriterien nicht so groß waren.

LG
Robert

[sirkrieger]

Mein verpasstes Highlight.

Ein Feld auf einem Hügel hinter dem gerade die Sonne untergeht. Auf der Spitze des Hügels ein Kran dessen Haken genau am obersten Punkt der Sonne hängt. Hab ich mich geärgert.

[RRibitsch]

Vielleicht sollten wir Bilder malen, das funktioniert auch aus dem Gedächtnis:D

[werbung]

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich auf den Gilly Inseln in Indonesien am Strand lag und plötzlich Delphine zwischen meiner und der Nachbarinsel durchschwommen und 10 min lang munter aus dem Wasser sprangen und Kunststücke zeigten (glaub die treiben so Fischschwärme zusammen)

Meine Kamera war im Bungalow, der ca 10 min zu Fuß weg war... :(

Das hat mich vielleicht geärgert.
Wollte schon fast kurzfristig ein Fischerboot chartern und mich zu den Delphinen fahren lassen.

[About Schmidt]

Vielleicht sollten wir Bilder malen, das funktioniert auch aus dem Gedächtnis:D

Ich kann nicht malen, darum fotografiere ich! Ich habe dafür fast immer meine RX100 dabei. Aber seit dem ich das mache, gibts keine Motive mehr. ;)
Gruß Wolfgang

[steve.hatton]

Manchmal gibt`s auch Situationen die man einfach - OHNE KAMERA - betrachten und genießen sollte.

[Dreamdancer77]

Genau die gleiche Situation hatte ich dieses Jahr im Dänemark Urlaub. Ich war gerade auf dem Weg von Blokhus nach Hanstholm als auf der Landstraße 11 ein AWACS im Landeanflug auf die Airbase Aalborg West fast schon im Tiefflug ankam. Schnell auf dem Seitenstreifen angehalten, die 77er aus dem Kofferraum geholt, das 70400'er aufgeschnallt und ... Flugzeug war weg :(.

[macroschnecke]

Wie steve.hatton sagt! Das nannte mal jemand: mit dem Herzen fotografieren!
. . . aber trotzdem hat es auch mich geärgert, dass ich morgens auf dem Weg zur Arbeit keine Zeit hatte, den Kanal mit Schiff, Sonne und Nebel aufzunehmen ;-(
Bin am nächsten Morgen (Samstag) extra früh auf und um die gleiche Zeit dort langgefahren - da war natürlich nichts!

[der_knipser]

So weit sind wir schon: Fotografen ärgern sich, wenn sie etwas sehr Schönes und Einmaliges sehen.
Eigentlich sollte das etwas zum Freuen sein, oder bin ich jetzt verkehrt? :shock:

[minfox]

ein Berg in den Karawanken wurde plötzlich von den letzten Sonnenstrahlen erfasst.Ostwestfalen-Lippe hat einen großen Vorteil gegenüber Kärnten: Hier in OWL gibt es nicht so viele Gelegenheiten, die ich verpassen kann. Ergo: Deutlich weniger Anlässe, sich zu grämen ;)

[Zaar]

Ich fürchte fast, von meiner schlimmsten verpassten Gelegenheit weiß ich nichts ;)

Aber natürlich hat es immer wieder Momente gegeben, in denen ich mich sehr geärgert habe, keine Kamera dabei zu haben. Deshalb begleitet mich meine NEX-3N jetzt auch immer ...

[BeHo]

So weit sind wir schon: Fotografen ärgern sich, wenn sie etwas sehr Schönes und Einmaliges sehen.
Eigentlich sollte das etwas zum Freuen sein, oder bin ich jetzt verkehrt? :shock:

Nein, bist Du nicht. Ich genieße dann die Situation und denke mir danach, dass jetzt die Kamera zur Hand gehabt zu haben nicht schlecht gewesen wäre. Wobei man solche Situationen ohne Kamera viel intensiver genießen kann. Letztendlich überwiegt bei mir immer die Freude über das Erlebnis. :D

[s2krevs9k]

Ja ich glaube diese Situationen hatten wir alle schon.

Ich hatte vor etwa 2 Jahren die Situation, an einem Sommerabend zog ein Gewitter auf, dunkelschwarze Wolkentürme, die Blitze zuckten, und hinter der Gewitterfront wars schon wieder klar, so dass der tieforangene Abendhimmel zwischen Horizont und Wolkendecke eingefasst war und die Wolken von unten orange erleuchtete. Ein Naturschauspiel sondergleichen! :shock:

[Mangfalltaler]

Manchmal gibt`s auch Situationen die man einfach - OHNE KAMERA - betrachten und genießen sollte.

Ja, damit tröste ich mich auch immer hinterher. :roll:

Gruss Ralf

[prodo]

Am Dienstag auf dem Weg zur Arbeit. - Sonnenaufgang, blutrot hinter den wilden Wolken verteilt.
Mein erster Gedanke war "Schei... die Kamera liegt zu Hause".
Dann dachte ich "Was soll's, ist nicht mehr zu ändern". Ich habe mir die 5 Minuten gegönnt, hab angehalten, bin ausgestiegen und konnte das Schauspiel genießen.

[Mainecoon]

Manchmal ist es vielleicht ganz gut, wenn wunderschöne Motive "nur" in unserem Kopf gespeichert werden können. Ich hechele manchmal solchen Anblicken so hinterher, dass ich ganz vergesse, sie einfach nur zu genießen.

[Ellersiek]

Es kann aber auch anders ausgehen:
Mir flog im Urlaub '91 ganz zufällig an nicht erwarteter Stelle ein Kolibri vor die Linse. Leider war ich damals mit meiner Canon A1 unterwegs und mit dem manuellen Fokus einfach nicht flott genug.

Das hat mich so brutal geärgert, dass ich nach der Rückkehr die bis auf den fehlenden Autofocus tolle A1 in die symbolische Ecke geworfen habe, mir den Markt und meinen Kontostand angeschaut habe und ich mich so für Minolta (Dynax 7xi) entschieden habe.

Sie hatten damals so neumodischen Schnickschnack mit Fuzzy-Logik (unscharfe Logik) beim Autofokus, lies sich mit Chipkarten erweitern und mit dem motorischen Zoom der xi-Objektive, bei dem man durch den Sucher bis kurz vor der Aufnahme einen größeren Bildbereich hatte als der, der anschließend fotografiert wurde. Der nachher fotografierte Bereich wurde im Sucher durch einen Rahmen markiert. So sollte man dann den Auslöser durchdrücken können, wenn die sich bewegenden Motive (z.B. die Kinder) im Bildausschnitt waren.

Der Auofokus hat mich, so weit ich mich erinnern kann, nie im Stich gelassen, die Chipkarten waren bis auf die Bracketing-Funktion eigentlich rausgeworfenes Geld und diese Motor-Zoom-Funktion habe ich nie genutzt.

Letzendlich hat mich diese verpasste Gelegenheit zu Minolta (irgendwann die Dynax 7 - eine der tollsten KB-Kameras, die jemals auf dem Markt waren) und zur Alpha 900 gebracht, wofür ich dem Kolibri bis heute dankbar bin.

Gruß
Ralf

[Vanda]

Hallo,

das spricht jetzt ein wenig gegen unser Hobby aber vielleicht nimmt man die Eindrücke ohne Kamera viel intensiver war - man kann sie genießen!

Hat man die Kamera dabei, hat man schnell die Technik im Kopf - welche Blende, welche Brennweite, welche Verschlußzeit,...schnell, schnell Fotos machen bevor die Stimmung (die Sonne) weg ist - und die Emotionen, der Genuß dabei wird in den Hintergrund gedrängt (ich bekomme das oft genug zu hören: "Gib die Kamera weg und genieße einfach").

Vielleicht sind die Situationen mit und ohne Kamera oft gar nicht so unterschiedlich, sondern nur unsere Wahrnehmung ist unterschiedlich.

Was ich sagen will, man blickt fünf mal in der Woche Richtung Karawanken (ich tue das auch jeden Tag wenn ich von der Arbeit nach Hause fahre. Ja eigentlich vielfach bei der Arbeit, wenn ich aus dem Fester sehe und der Blick über den spiegelnden Wörthersee schweift... :top:).
Also fünf mal sieht man sie, vier mal hat man die Kamera dabei und denkt sich, soll ich jetzt ein Foto machen oder nicht, mit welcher Blende wäre gut, wo stelle ich das Auto ab, naja die Wolke stört doch ein wenig, das Licht könnte noch ein klein wenig optimaler sein....
Ein mal hat man die Kamera dann nicht dabei und man ärgert sich weil gerade jetzt, heute, die 'perfekte Stimmung' da ist.

In Wahrheit, war die Stimmung vielleicht an allen fünf Tagen genau dieselbe.....

Mir geht es oft umgekehrt (aber am Ende ist es dasselbe) man sieht oft und oft ein Motiv, denkt sich, das wäre das perfekte Bild. Nimmt dann endlich mal die Kamera mit und plötzlich erscheint einem das Motiv/die Stimmung plötzlich gar nicht mehr so toll.

Keine Frage, es gibt oft Situationen die sich nicht so schnell wiederholen und es wirklich ärgerlich ist, die Kamera nicht dabei gehabt zu haben, aber oft 'redet man es sich vielleicht auch ein' und ärgert sich umsonst, das sollte man nicht tun.

vg Wolfi

[About Schmidt]

So weit sind wir schon: Fotografen ärgern sich, wenn sie etwas sehr Schönes und Einmaliges sehen.
Eigentlich sollte das etwas zum Freuen sein, oder bin ich jetzt verkehrt? :shock:

Natürlich freue ich mich, wenn ich was einmaliges sehe und dazu braucht es nicht mal eine Kamera. :) Ärgern tue ich mich nicht über das Erlebte, sondern über das nicht vorhandene Foto.
Bei einem der wichtigsten Ereignisse im leben eines Mannes, der Geburt seiner Tochter, hatte ich bewusst gar kein Fotoapperat dabei. Ich wollte mich damit nicht ablenken, dafür hatte ich in diesem Moment eh kein Nerv. So ein Ereignis brennt sich so tief in einen ein, das kann man sowieso nicht fotografisch festhalten.

Gruß Wolfgang

[steve.hatton]

Zum Thread das passende "Gegenteil":

http://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=139407&referrerid=18753

[RRibitsch]

Hallo!

Ja, ich habe den Eindruck auch ohne Kamera genossen und dieser ist immer noch in meinem Kopf gespeichert. Es stimmt schon, dass man ohne Kamera solche Situationen besser geniesen kann als wenn man durch die Technik abgelenkt wird - doch mit Foto hätte ich diesen Genuss am Bildschirm, falls ich das Motiv so wie gedacht umgesetzt hätte.

Auf der einen Seite eine verpasste Gelegenheit, andererseits wieder Ansporn es doch noch mal zu schaffen.

LG
Robert

[DerJo]

Ostwestfalen-Lippe hat einen großen Vorteil gegenüber Kärnten: Hier in OWL gibt es nicht so viele Gelegenheiten, die ich verpassen kann. Ergo: Deutlich weniger Anlässe, sich zu grämen ;)

Wir haben hier zwar keine goldgelben Berge, aber wenn ich morgens auf dem Weg zur Arbeit mal wieder ein Reh im Frühnebel zum goldgelb strahlenden Maisfelder laufen sehe... da hätte ich schon liebend gerne die Kamera auf dem Stativ :)