Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wie weit darf man für seine Fotos gehen?
Schranzie
11.11.2013, 01:36
Nabend zusammen,
wieder einmal bot sich mir dieses Motiv beim Heimweg. Hier in der Altstadt gibt es einen Nobel Juwelier, welcher hinter hohen Arkaden ist (diese Torbögen nebeneinander, heisst doch so, oder!?). In genau dieser trockenen, einigermassen Windgeschützten Stelle liegt regelmässig eine Obdachlose, umgeben von protzigen Plakaten, Gold im Überfluss usw. und schon so manches mal habe ich mir gedacht dass es eigentlich irgendwie ein Motiv zum nachdenken wäre…
Um Erlaubnis brauche ich diese Frau jedoch nicht zu fragen, die werde ich garantiert nicht bekommen, ich habe schon einmal wegen ihr die Polizei gerufen (hatte einfach mal Jemanden eine ins Gesicht geschlagen…).
Trotzdem spiele ich irgendwie mit dem Gedanken da einfach mal Abends hingehen, ein Foto so schiessen dass das Gesicht nicht erkennbar ist, andererseits finde ich es irgendwie auch ziemlich, ähm ja bescheuert das „Leid“ anderer Menschen einfach so für ein Hobby aus zu nutzen.
Was sagt ihr dazu, würdet ihr das einfach ablichten oder doch eher nicht?
screwdriver
11.11.2013, 02:26
Was sagt ihr dazu, würdet ihr das einfach ablichten oder doch eher nicht?
Auch "ohne Gesicht" wäre die Person anhand der Umgebungsumstände wohl eindeutig erkennbar und damit ist so ein Bild ohne Genehmigung nicht tauglich für die Öffentlichkeit.
mrieglhofer
11.11.2013, 02:30
Willst es an die Wand hängen? Oder was willst damit machen.
Wenn du etwas ändern willst, fällt es eh unter die entsprechenden Pressefreiheiten. Künstlerisch unter die Kunstausnahme. Dann hätte ich dann auch kein schlechtes Gewissen. Aber nur um zu Zeigen, was du für ein gutes Auge hast, hielte ich es für verwerflich. Ist so ähnlich wie bei einem Unfall. Auch da gibt es berechtigte Notwendigkeiten für Bilder, aber die, die das dann als Schaulustige fürs Album fotografierenm, die müssen schon einen weg haben.
christkind7
11.11.2013, 07:47
Frage dich selbst ob Du in so einer Lebenssituation aufgenommen werden möchtest. Wer weiß welches Schicksal Sie erlitten hat. Für mich ist dies ein No Go.
Was sagt ihr dazu, würdet ihr das einfach ablichten oder doch eher nicht?
Schlicht und ergreifend: Nein.
Auch ein(e) Obdachlose(r) hat Persönlichkeitsrechte.
Und du sagst es doch selbst, dass du es nicht gut (in deinen Worten "bescheuert") findest.
Also, lass es.
Geh lieber her und drück ihr eine warme Mahlzeit in die Hand.
Schranzie
11.11.2013, 08:31
:top: Tiptop, dann lass ich das mal sein und werde mich hinterher nicht darüber ärgern "Was für ein aussagekräftiges Bild ich hätte schiessen können"!
Was das mit der warmen Mahlzeit in die Hand drücken angeht: Die Frau gehört gehört definitiv in die Kategorie der Menschen welche freiwillig auf der Strasse leben. Schon mehrere Leute haben ihr Hilfe angeboten, angeboten welche sie nicht annehmen wollte. Sie nimmt nur Bargeld.
Dass sie momentan dort wohnt sage ich weder den Ladenbesitzern, noch dem Grundstückseigentümer (sind zufällig auch meine Vermieter). Das ist vorerst mal genug was ich für sie tue…
fallobst
11.11.2013, 10:53
...Die Frau gehört gehört definitiv in die Kategorie der Menschen welche freiwillig auf der Strasse leben. ...
Niemand wohnt freiwillig auf der Straße, wenn selbst die betroffenen Personen manchmal so etwas behaupten, ist es Trotz, um eine Eigenständigkeit zu demonstrieren, die aber keiner Belastung standhält. Wenn solch eine Situation für längere Zeit anhält, ändert sich wie bei allen anderen Personen auch die Persönlichkeit und die Obdachlosigkeit wird quasi Teil der eigenen Identdität und wird auch so nach außen dargestellt. Das führt dann zu dem Missverständnis, dass diese Personen angeblich freiwillig so leben. Ein schönes Argument, um die gesellschaftliche Hintergründe für solche Schicksale auszublenden und Alles auf die persönliche Ebene des Betroffenen zu reduzieren.
Es grüßt Matthias
Komisch das wir uns in unserem Lande über solche Bilder Gedanken machen - aber dann oft in fremden Ländern mit dem Teleobjektiv Menschen aus der dritten Reihe fotografieren.
Mach dein Bild
Mach es so das es diesen Misszustand aufzeigt
Zeig es der Welt.
Vielleicht verändert sich etwas durch dein Bild.
Nur mach nicht das Bild weil du "GEIL" auf ein tolles Bild bist.
Schranzie
11.11.2013, 11:12
Ich weiss wie hart und Asozial das von mir klingen mag, aber irgendwie verstehe ich solche Leute einfach nicht. Die sind sagen wir mal grob, sie einen ziemlich rauhen Umgangston (sicherlich notwendig um auf der Strasse zu leben) aber warum muss diese Frau einem Passanten ins Gesicht schlagen nur weil auf die Frage nach 50 cent sagt "sie können doch genauso wie ich arbeiten gehen, warum soll ich für sie arbeiten".
Bei uns in Konstanz ist es prinzipielle kein grosses Problem Arbeit zu bekommen, wenn man denn will. Auch ich habe mal für 7€/h gearbeitet - nach 2 Tagen wurde es mir aber zu blöd…
Als ich damals in einem Gemeinnützigen Verein Jugendvorstand war hatte auch ein Odachloser in dem Überdachten Teil unseres Vereinsheimes übernachtet. Ich habe es lange Zeit geduldet, war ja auch kalt und windig. Als dieser jedoch 11 und 12 Jährigen Mädchen Beschimpfungen um den Kopf geworfen hatte, von denen die hoffentlich nicht wissen was das ist und uns anschliessen allen gedroht hatte habe ich die Polizei geholt und er hatte ein Platzverbot bekommen. Die Polizisten haben auch ihm angeboten in einer der Notunterkünfte zu übernachten, es waren noch Plätze frei, aber das wollte er nicht. Stattdessen waren wir die Kapitalistischen Schweine die ihn, einen Wandersmann, dazu zwingen in der Kälte unter freiem Himmel zu übernachten -.-
Ein früherer Jugendfreund von mir, welcher inzwischen in die Linke Szene gewandert ist hatte mir auch mal erklärt "Alter, warum soll ich arbeiten gehen? ein sonniger Tag in der Fussgängerzone mit Gitarre 120-150€". bei der Menge an Geld in seiner Gitarrentasche will ich ihm das nichteinmal streitig machen. Stellt euch doch mal irendwo in die nähe von so Jemandem und beobachtet den mal eine viertel Stunde lang. Wie viele Leute schmeissen da Geld rein, und dann meist nicht diese roten Geld Stücke, sondern die zweifarbigen!
Dort wo ich aushilfsweise arbeite kommen auch regelmässig Leute, die man sonst auf der Strasse betteln sieht und wollen Geld wechseln. Kleingeld, also Münzen in 20 oder 50 Euro Scheine -.-
Bei der Menge was da zusammen kommt könnte man sogar ein neues Leben anfangen…
Schranzie
11.11.2013, 11:19
Mach dein Bild
Mach es so das es diesen Misszustand aufzeigt
Zeig es der Welt.
Vielleicht verändert sich etwas durch dein Bild.
Nur mach nicht das Bild weil du "GEIL" auf ein tolles Bild bist.
Natürlich ist es ein Misszustand, es würde mir jedoch irgendwie nicht zeigen, dass die Art wie man diesen Leuten hilft/helfen will so einfach nicht funktioniert.
Ich würde behaupten den Menschen auf der Strasse hilft man nicht indem man ihnen Geld oder eine warme Mahlzeit anbietet (das lehnen die hier nur ab und wollen stattdessen das Geld dafür).
Man sollte ihnen vielmehr zeigen wie sie ihren Beitrag in der Gesellschaft leisten könnten. Dafür müsste die Dame aber doch an einen anderen Hintergrund als den Juwelier…
Google doch mal "Geld statt Essen" ...
Schranzie
11.11.2013, 11:52
:shock: In meinen Augen ein Rückschritt, auch wenn es nur etwas für Asylbewer ist.
Warum:
Ganz einfach, nur die wenigstens kaufen mit den Zetteln sinnvoll ein!
Ich arbeite 1x pro Woche im Filialbüro in einem ehr grossen Warenhaus. 90% der Leute die mit diesen grünen Zetteln vom Sozialamt kommen kaufen sich dafür Dinge, die ich mir selber nicht leisten kann, als da wären z.B. ein Leder Gürtel für 50€, Daunenjacke usw.
Nur wenige kaufen die günstigen reduzierten T-Shirts, bevorzugt werden da Marken wie Jack & Jones oder Levi's.
Einmal wollte ein Ehepaar mehrere dieser Scheine zusammen nehmen (von Ihr, von Ihm und für Lebensmittel) um davon dann eine einzige Lederjacke zu kaufen!
Mit Bargeld wäre es möglich, mit den Scheinen zum Glück nicht.
Es sollte auch weiterhin so bleiben, dass ein bestimmter Betrag nur für Lebensmittel ist und die Gutscheine für Bekleidung nicht übertragbar sind. sonst wird damit auch nur "gehandelt".
Ich kann mich daran erinnern vor einiger zeit mal eine Studie gelesen zu haben, es wurden in mehreren Drittweltländern einigen Famillien das Fleisch und der Reis bezahlt, dass sie sich auch Gemüse kaufen konnten. Stattdessen hatte dann nach einem Jahr eine marode Holzhütte in Marokko einen Fernseher mit DVD Player mit 5.1 Anlage. Zum essen gab es weiterhin nur Reis, immerhin mit Fleisch, Gemüse fehlte weiterhin…
Ich glaub du denkst einfach zuviel nach beim Fotografieren.
Geniess doch deine Hobby und mach es dir ned zu kompliziert.
Stell dir vor du müsstest des auf beruflichen Gründen in Bilder fassen !!!
Ob man Bettler und Obdachlose fotografieren sollte oder nicht, ist ein polarisierendes Thema, das immer beide Seiten der Argumentationskette finden wird. Und es wird immer die geben, die ein sehr mulmiges Gefühl im Bauch haben, wenn sie das diskutieren und die, die damit kein Problem haben.
Beide Seiten sind durchaus legitim.
Ich persönlich würde. Habe auch schon.
Das waren dann Bilder, die die Bettler nicht voll erkennbar zeigten, ins Stadtbild "eingepasst", was sie ja leider sind. Ich habe diese Fotos geschossen, weil sich mir das Bild sowieso in den Kopf eingebrannt hatte. Ich habe auch schon eine Obdachlose gefragt, ob sie mit mir eine Serie schießen würde für Geld und musste mich dann übelst beschimpfen lassen. Passiert. Andere dafür sind offener, wenn sie auch oft keine Fotos von sich wollen.
Trotzdem würde ich es wieder machen, wenn ich der Meinung bin, es könnte sich für mich persönlich lohnen. Die Fragen nach "was bringt dir denn sowas??" oder "fühlst du dich dann nicht total schlecht??" kann ich beantworten. "Bringen" tut es mir nichts. Und JA, ich fühle mich dann durchaus schlecht. Aber nicht, weil ich das Bild gemacht habe. Ich habe dann eine starke Beziehung zu dem Bild und muss diesen Zustand für mich "aushalten".
Das ist kein Sensationstourismus und kein Aufgeilen an diesen Kontroversen. Es ist dann einfach ein Motiv, das ich gesehen habe, das sich mir eingebrannt hat und das ich gerne ablichten wollen würde.
Hast du schon mal überlegt, dich ihr einfach mal anzunähern, auch wenn sie ziemlich ruppig ist? Geld wird da sicher ein guter "Transmitter" sein. Erkläre ihr dein Motiv, deine Gedanken dazu und frage sie, ob sie dir für 10 Euro erlaubt, dieses Bild zu schießen, ohne dass man ihr Gesicht sieht zB. Wer weiß, was sich für ein Gespräch ergibt? Man muss ihr ja nicht gönnerhaft kommen, sondern kann einfach in Dialog treten.
Sowohl Gottlieb als auch ich haben schon mit Obdachlosen gesprochen. Oder zugehört. Das kann interessant und sehr lehrreich sein.
deranonyme
11.11.2013, 12:41
Ich glaub du denkst einfach zuviel nach beim Fotografieren.
Geniess doch deine Hobby und mach es dir ned zu kompliziert.
Stell dir vor du müsstest des auf beruflichen Gründen in Bilder fassen !!!
Ich finde es gut das Ollie nachdenkt und finde es auch nicht zu viel. Die Erfahrungen die er gemacht hat sind leider auch die, die einige von uns, manchmal in abgewandelter Form, auch schon gemacht haben. Man muss zwar aufpassen, dass man sie nicht bedenkenlos jedem überbügelt, da es überall Ausnahmen gibt, aber bei vielen Diskussionsrunden im TV kann man erleben wie kontrovers solche Themen diskutiert werden können. Da gibt es keine Generallösung, sondern nur Einzelfälle. Ebenso bin ich davon überzeugt, dass du nur Menschen helfen kannst, die möchten dass du ihnen hilfst. Leider haben einige davon ein anderes Verständnis von Hilfe, als der Helfer es eigentlich hat. Ich kenne solche Fehleinschätzungen auch aus meinem Umfeld, wo die Hilfe dann für die falschen Belange missbraucht wurde. Das hat auch mich vorsichtig gemacht....
Ansonsten, wenn du das Foto nur für dich willst, kein Problem. Alles andere ist, so wie ich das verstehe, ein Frage der geplanten Verwendung.
erwinkfoto
11.11.2013, 15:59
Ich fotografiere sehr viel auf der Strasse. Wenn es nicht anders geht, fotografiere ich die Person so, dass man diese nicht erkennen kann. Mit obfachlosen rede ich oft, jedoch meistens, wenn ich nicht fotografiertechnisch unterwegs bin.
Oft hatte ich Diskussionen und Auseinandersetzungen mit "nicht-obdachlosen", Betrüger, Fixer und so weiter. Überraschenderweise hatte ich dabei eine Kamera sehr selten dabei.
Bei obdachlosen habe ich auch mal ein "nein" bekommen. Respektiere ich, wenn es in dieser Form ist. Bei einigen Obdachlosen wurde aber meine Frage nicht mal verstanden (deutsch ist schwer, wirklich), aber manchmal verständigt man sich.
Ich fotografiere viel lieber Strassenmusikanten. Alle Vorurteile ggü Obdachlosen vorweg:
Sie arbeiten für ihr Geld, sind meistens viel offener wenn man nach einem Bild fragt und sind oft froh zu sehen, was rauskommt. Viele wollen aber keinen Bild haben und freuen sich, wenn dir die Musik gefällt (aus diesem und NUR aus diesem Grund spendiere ich Geld, nicht des Fotos wegen, da trenne ich beides deutlich voneinander ab. Das Bild mache ich nur nach Zustimmung und ohne die Musikanten aus ihrer Routine rauszumehmen).
Vielleicht kann ich heute Abend* Bilder zeigen, wenn Ollie (Schranzie) dies erlaubt.
*= Uni...
Liebe Grüße,
Erwin
andreasibiza
11.11.2013, 16:39
Also hin und her. Ich finde, dass Obdachlose ja nun mal leider auch festen Bestandteil unserer Gesellschaft bilden. Ist halt immer die Sache, wie man das dann respektiert.
Hier auf Ibiza gibts davon ja auch einige und ich muss sagen, dass ich nach ein paar netten Worten (die auch ehrlich nett gemeint waren und nicht nur Mittel zum Zweck) und ner Kippe oder 3-4€ oder nem Kaffee oder sonstwas in den meisten Fällen gute Blicke in die Kamera bekomme. Merke ich, dass es der Person total peinlich ist auf der Strasse zu leben, lass ich auch die Finger vom Auslöser.
Ich habe so aber echt nette Leute kennengelernt und bin froh darüber, dass sich mein Weitwinkel:lol: durch die Fotografie deutlich vergrössert hat.
Und nochwas. Da die Leute ja meist an den gleichen Ecken sitzen, kann ich nur empfehlen beim nächsten Mal einen Abzug (nur nicht allzu gross;-)) mitzunehmen. Haben sich bis jetzt alle drüber gefreut.
Also dann, wer knipsen will muss freundlich sein.
Andreas
Fällt sowas nicht unter Dokumentation des Zeitgeschehens?
@Erwin. @Andreas:
Ich hatte dem TO abgeraten, weil er selbst schon im Eingangsbeitrag schrieb, dass er (aus gegebenem Grund) nicht fragen wollte.
Es spricht generell aus meiner Sicht nichts dagegen, zu fragen und dann zu fotografieren.
Einfach heimlich zu fotografieren mag ich persönlich nicht (wobei ich das niemandem unterstelle, so vorzugehen), selbst, wenn ich das Bild gar nicht veröffentlichen will.
Das muss aber jeder für sich selbst abwägen.
Fällt sowas nicht unter Dokumentation des Zeitgeschehens?
Es wurde weiter oben schon mal erwähnt, dass man es unter diesem Stichwort laufen lassen könnte. Oder Kunst.
Dennoch, ich hätte ein schlechtes Gefühl dabei. Stell dir vor, du wärest an der Stelle der/des Fotografierten. Und in der gleichen Lebenssituation. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es dir gefallen würde, heimlich fotografiert zu werden. Gut, du würdest es wahrscheinlich nicht mitbekommen (da heimlich geschehen).
Aber irgend etwas soll doch mit dem Bild geschehen. Nur für mich Privat brauche ich so ein Bild nicht. Also, was passiert? Wird es irgendwo veröffentlicht? Wird es gar als Plakat irgendwo aufgehängt? Kann es sein, dass die/der Fotografierte es dann sieht und doch erfährt? Alles nur hypothetisch.
Vielleicht gehe ich mit meinen Überlegungen zu weit, ich weiß es nicht ...
Hallo Ollie
Es scheint dich schon sehr danach zu drängen, dieses Bild zu machen.
Deine Ambitionen hierzu hast du aber noch nicht wirklich kund getan.
Was möchtest du mit dem fertigen Bild darstellen?
Die krassen Gegensätze? Jedes Bild oder Foto sollte seine eigene Geschichte erzählen.
Und deine Geschichte hierzu würde mich schon interessieren.
Vielleicht ergibt sich ja doch eine Möglichkeit. Frag sie einfach. Erklär das Warum - eventuell bekommst du kein Nein zu hören.
Darf ich hier mal einen Bild verlinken, welches mich zu diesem Thema angesprochen hat?
(Link funktioniert leider nur mit FC-Anmeldung)
Schranzie
11.11.2013, 23:57
Eigentlich wollte ich mit diesem Bild darstellen wie unterschiedlich das Geld verteilt ist, auf der einen Seite Geld im Überfluss, dass man sich davon überteuerten Schmuck kaufen muss, auf der anderen Seite Armut.
Nur bei dem was ich hier aus den meisten Forumsbeiträgen herauslese würde dieses Bild wohl einfach nur bezwecken dass jeder einfach denkt "die arme Frau". Und auch weiterhin würde sich niemand Gedanken machen in der Art von "wie könnte man diesen Leuten helfen sich dauerhaft selbst zu helfen", sondern vermutlich würde es vielmehr einfach nur Gedanken wie "Mensch, ist das Geld ungerecht verteilt, der Frau sollte man auch etwas davon abgeben!" auslösen.
Deswegen, und weil es schlichtweg einfach falsch wäre diesen Missstand für ein "tolles Foto" zu missbrauchen werde ich es dann wohl doch lassen.
Wer zu diesem Thema Bilder hat darf sie gerne posten, jedoch hoffe ich dass die Personen darauf auch mit dem Bild einverstanden gewesen sind.
Generell muss ich sagen, kommen hier richtig gute Gedankengänge zusammen :top:
Man merkt eben doch dass die Mitgleider hier etwas erwachsener sind als die Meisten in meinen Freundeskreis, da gibts nur "Mach halt, ist doch selber schuld" oder "Nein man, dass man Obdachlos ist kann schneller gehen als du denkst - die haben sich das bestimmt nicht ausgesucht".
Deswegen, und weil es schlichtweg einfach falsch wäre diesen Missstand für ein "tolles Foto" zu missbrauchen werde ich es dann wohl doch lassen.
Ein Foto muß nicht unbedingt "toll" sein, wenn du damit auf einen, für dich erkannten Missstand aufmerksam machen willst oder kannst.
Ein Beispielfoto gefällig?
Nutze die Suchmaschine (Bildersuche) deiner Wahl mit "napalm vietnam girl".
Dieses Foto ist nicht mit Sicherheit nicht "toll" im Sinne unserer sonstigen Gewohnheiten (wenn ich mich so ausdrücken darf) - aber es ist dokumentarisch gesehen - einzigartig.
Jedoch schätze ich deine Einstellung zur Würde anderen Gegenüber, wenn du für dich erkennst, das man eine bestimmte Situation nicht für die eigenen Zwecke missbrauchen sollte :top:
Sind nicht alle Menschen gleich? Blöd, die Ausreden nicht fragen zu müssen...
erwinkfoto
13.11.2013, 04:04
Ich hatte versprochen, Bilder zu zeigen :)
Da ich einer der JPEGs gerade nicht ausfindig machen kann (sorry, Umstrukturiere meine Ordner zZt.), verlinke ich sie mal von meiner FB-Seite aus (wenn das ok ist).
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=638636642828032&set=pb.293967630628270.-2207520000.1384304706.&type=1&theater
https://www.facebook.com/photo.php?fbid=638636809494682&set=pb.293967630628270.-2207520000.1384304706.&type=1&theater
ps: Wollte sie mit Thumbnail einbinden, aber ich bin schlicht und ergreifend zu müde dafür...
Viele Grüße,
Erwin
Sind nicht alle Menschen gleich? Blöd, die Ausreden nicht fragen zu müssen...
Hö? Was hat das denn miteinander zu tun?
Es geht doch hier eher ums "Recht am Bild", wann es greift und wann nicht. Wenn ich jemanden (ganz gleich, wen) fotografiere, muss ich folgende Dinge beachten.
GANZ grob (da gibt es 24562948756 Abwandlungen)
Ist es ein Portrait von IHM? = fragen, sonst geht nix.
Ist er eindeutig erkennbar und eher bildbestimmend? = fragen, sonst geht nix.
Ist er jemand, der sich absichtlich der Öffentlichkeit preisgibt und somit damit rechnen muss, fotografiert zu werden? = fragen nicht unbedingt nötig, aber nett.
Ist er jemand, der unerkennbar und ins Stadtbild oder eine Menge eingepasst ist? = fragen nicht nötig.
Ist er komplett unerkennbar, aber bildbestimmend? = fragen nicht nötig.
Dies alles gilt NUR für öffentliche Plätze.
Wenn also ein Obdachloser irgendwo zusammen gekauert liegt oder sitzt und ihr nehmt ihn als "Bild im Bild", ist das genauso legitim, auf den Auslöser zu drücken, wie wenn es ein Kind mit Luftballon auf der Straße von hinten ist oder ein Pärchen, das unerkannt irgendwo langwandelt und ein Motiv bietet. Das hat doch nichts mit "Gleichheit" zu tun. Da muss man bei niemandem fragen.
Anders sieht es aus, wenn der Obdachlose gut erkennbar ist. Da MUSS gefragt werden (was bei Größen unseres Landes übrigens nicht so ist, wenn sie sich in der Öffentlichkeit bewegen und von Paparazzi erwischt werden...soviel zum Thema "Gleichheit"...).
Insgesamt ist fragen doch auch nix, was einem irgendwie was abschneidet. Ich fragte mal einen Platzhüter, der unglaublich interessant aussah, ob ich ihn fotografieren dürfe, der handelte dann mit mir sogar grinsend einen "Betrag" aus (es waren zwei Euro). Das Schöne ist, wenn jemand zustimmt, hat man dann auch schon eine winzige Brücke zu ihm gebaut und die Fotos werden "anders". Klar, man kann auch derbe eine gegen die untersten Rippenbögen kriegen...ist dann halt so. Dann bleibt man freundlich, entschuldigt sich und geht weiter.
Aber das Problem, mit anderen Menschen, die fremd sind, einfach so ins Gespräch zu kommen, ist ja keins, das erst bei den Obdachlosen anfängt...
Schranzie
13.11.2013, 17:19
Offtopic: gab es da nicht mal noch irgend soeine Regel, dass es ab 5 Personen auf einem Bild egal, wenn da zufällig jemand Anderes mit drauf ist?
Das Thema mit der Obdachlosen dürfte sich ohnehin erledigt haben nachdem sie die Vermieterin gestern beschimpft hatte…
So eine Frechheit auch, da wird sie einfach geweckt weil die Besitzerin des Hauses in Selbiges hereingehen will.
Offtopic: gab es da nicht mal noch irgend soeine Regel, dass es ab 5 Personen auf einem Bild egal, wenn da zufällig jemand Anderes mit drauf ist?
Das ist ein Irrglaube, der sich hartnäckig zu halten scheint und nur unter bestimmten Umständen gilt. Schau mal HIER (http://www.rechtambild.de/2011/02/der-irrglaube-uber-gruppenfotos/).
About Schmidt
13.11.2013, 17:43
Eigentlich wollte ich mit diesem Bild darstellen wie unterschiedlich das Geld verteilt ist, auf der einen Seite Geld im Überfluss, dass man sich davon überteuerten Schmuck kaufen muss, auf der anderen Seite Armut.
Da braucht man nur die Tageszeitung aufzuschlagen. Gestern und heute sah ich in den Nachrichten Berichte über die Folgen des Wirbelsturmes auf den Philippinen. An den Straßen lagen aufgedunsene Körper. So was hätte man vor Jahren noch nicht gezeigt, höchstens tote Tiere. Unsere Regierung hat, nachdem man Milliarden mit dem Drohnenprojekt versenkt hat, im Hinterkopf sollte man immer haben 1 Milliarde sind 1000 Millionen!:shock:, tatsächlich 1,5 Mio als Soforthilfe zur Verfügung gestellt.
Anderes Beispiel:
Ein Fußballspieler eines Bundesligaclubs reißt sich das Kreuzband ab. Die Tageszeitung berichtet darüber auf Seite 1 und zwar über eine viertel Seite, weil er den Rest der Saison ausfällt. Am gleichen Tag kam ein Familienvater auf der Dillinger Hütte ums leben, weil er verschüttet und erdrückt wurde. Dies stand im Regionalteil und der Artikel hatte 5 Spalten von 6cm breite.
Unsere Gesellschaft ist in einer Schieflage und daran ändert auch dein Foto nichts. Von daher ist es egal ob du es machst oder nicht. Man muss die Person ja nicht so zeigen, dass man sie erkennt. Aber zeigen darf man so was allemal. So jedenfalls meine Meinung.
Gruß Wolfgang
...Unsere Gesellschaft ist in einer Schieflage und daran ändert auch dein Foto nichts. Von daher ist es egal ob du es machst oder nicht. ...
Die Gesellschaft sind aber wir. Und wer sonst sollte sich bzw. etwas ändern :)
Mir ging es oben (@DANA) hauptsächlich ja (auch) darum, darauf hinzuweisen, das man eben GANZ EINFACH fragen soll - und nicht überlegen darf - weil man da im Kopf schnell geringschätzig denkt - normale Regeln zu übergehen.
Sorry! - ist so einfach mit guten Ratschlägen, kostet nix und beruhigt das Gewissen, - hätte lieber nix geschrieben!
About Schmidt
13.11.2013, 19:32
Sorry! - ist so einfach mit guten Ratschlägen, kostet nix und beruhigt das Gewissen, - hätte lieber nix geschrieben!
Ne du, das ist vollkommen ok und war weder gegen dich noch gegen jemand anderen gerichtet! Ich habe lediglich das wiedergegeben, was ich darüber denke. Ob so ein Foto jemand macht oder nicht, muss er mit sich selbst ausmachen.
Gruß Wolfgang
Mir ging es oben (@DANA) hauptsächlich ja (auch) darum, darauf hinzuweisen, das man eben GANZ EINFACH fragen soll - und nicht überlegen darf - weil man da im Kopf schnell geringschätzig denkt - normale Regeln zu übergehen. Da rennste bei vielen von uns offene Türen ein, denke ich mal. Und RECHT haste auch!
Sorry! - ist so einfach mit guten Ratschlägen, kostet nix und beruhigt das Gewissen, - hätte lieber nix geschrieben! Wieder "hö"?
screwdriver
13.11.2013, 20:08
Ist er eindeutig erkennbar ...
..reicht völlig für das "Recht am eigene Bild".
Das kann sich durchaus auch an anderen Dingen als dem Gesicht festmachen.
Dieses "Recht am eigenen Bild" gibt es so längst nicht überall.
So bist du z.B. in den USA "zum Abschuss freigegegeben" sobald du dich auf öffentlichem Boden befindest.