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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Etwas Melancholie ...


perot
10.09.2013, 19:36
Ein Bild aus unserem letzten längeren Urlaub:
Maori-Friedhof in Rotorua, Neuseeland

827/Maori_graveyard_Rotorua.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=180451)

Cheers Peter

PS.: Sehe grade, dass der GIMP die ganzen EXIFs beseitigt hat :(
Hier also das Nötigste: A900, SAL-2470Z, f/4 bei 1/350s mit ISO200, bei f=40mm

perot
12.09.2013, 16:00
Hätte ich dazuschreiben müssen, daß ich mir Kritik und Kommentare wünsche?
Nun kommt schon, kann doch nicht jeder keine Meinung haben ...

Cheers Peter

NightOwlIrish
12.09.2013, 17:07
Also ich sag es mal so, das Bild könnte von mir auch sein und ist halt ein typisches Urlaubsbild.

Hat nichts Besonderes was mir gefällt oder auch nicht gefällt.

Dana
12.09.2013, 21:39
Lieber Peter.

Keine Antworten ist auch eine Antwort. "Keine Antworten" bedeutet meist, dass das Bild technisch ok ist, man also nicht motzen kann, inhaltlich aber absolut nix hergibt, worüber man groß reden könnte. Also klickt man es zu.

Dein Bild ist so ein Bild. Nimm mir das nicht krumm, bitte. Es ist ein Urlaubsknipsbild, das alles mögliche zeigt. Für mich ein Reportagefoto des Ortes, wo du warst. Vor allem kann ich es null mit dem Titel in Verbindung bringen.

Wo ist für dich da Melancholie? In dem rosa Himmel? Warum dann so viel anderes auf dem Bild? In diesem Holz"bogen"? Oder dem Straßenpflaster? Der einsamen Möwe am Himmel? Oder vielleicht doch, weil hinter diesem Bogen fast unkenntlich ein Friedhof/Ruheplatz/Totendenkmal ist?

Wenn du den Betrachter einladen möchtest, in deine Seele zu schauen, während du das fühlst, dann musst du ihm im Bild auch die Möglichkeit dazu geben.

1. WAS genau willst du zeigen? Das alles?
2. reduziere dich auf das, was du zeigen willst. Nimm dir Zeit und schau, was genau es ist, das dich berührt hat.
3. versuche dich fotografisch anzunähern.
4. überlege immer auch, wie es auf Menschen wirken könnte, die NICHT da waren, wo du warst. Die nicht die Luft gerochen haben, das Umfeld wahrnehmen konnten. "Kann ein Betrachter meinen Gefühlen folgen?"

Ich denke, dann kommt mehr bei rum.

perot
12.09.2013, 22:46
Wo ist für dich da Melancholie? In dem rosa Himmel? Warum dann so viel anderes auf dem Bild? In diesem Holz"bogen"? Oder dem Straßenpflaster? Der einsamen Möwe am Himmel? Oder vielleicht doch, weil hinter diesem Bogen fast unkenntlich ein Friedhof/Ruheplatz/Totendenkmal ist?


Ist das so unkenntlich? Ich wäre jetzt der Meinung, es wäre deutlich, sogar, wenn ich es nicht dabeigeschrieben hätte.

Meine leicht melancholische Stimmung beim Betrachten kommt von der Beziehung zwischen dem Friedhof und dem pastellfarbenen Himmel (der für mich als Ende des Tages sinnbildlich das Ende des Lebens - dargestellt durch die Gräber - widerspiegelt) sowie der einsamen (ein weiteres dazu passendes Motiv) wegfliegenden Seemöve. Aber vielleicht hast Du Recht: Vielleicht hätte man vor Ort dabeisein müssen, um das Gefühl nachzuvollziehen. Ich hatte den Eindruck, das Bild gibt das auch so her, aber wahrscheinlich täusche ich mich da.

Auf jeden Fall: Danke für die Aufklärung;)

Cheers Peter

BeHo
12.09.2013, 23:34
Dass dies ein Friedhof ist, ist meiner Meinung nach schon klar erkennbar. Vielleicht verwirrt es einen ja, dass ein Maori-Friedhof so aussieht (z.B. das Pflaster), und diese moderne Bauweise ruft ja nicht unbedingt Melancholie in einem wach.

Das Bild hätte ich so ähnlich wohl auch gemacht. Vielleicht hätte ich es auch gezeigt, dann aber ohne künstlerischen Anspruch (den ich Dir nicht unterstelle). Dokumentarische Fotos sind ja wirklich nichts schlechtes. Noch dazu bei dem schönen Licht. Die emotionale Ebene hast Du mit dem Bild bei mir zwar nicht erreicht, aber durchaus die intellektuelle, die gerne etwas über andere Länder erfährt. Vielleicht hast Du ja noch ein paar Infos zur Religion der Maori und speziell zu dem Friedhof? Ist ja auf jeden Fall ein christlicher Friedhof. Sind da vielleicht noch Elemente der ursprünglichen Kultur vorhanden? Das sind für mich so Gedanken, die mir hier in den Sinn kommen.

Danke fürs Zeigen
Bernd

Dana
13.09.2013, 07:17
Peter, ich lese oft erstmal keine Begleittexte, um das Bild wirklich pur zu betrachten und mir fiel der Friedhof erst später auf. Ich sah zuerst: rosa Himmel, Bogen, "Waschbetonbodenplatten". Und genau das meinte ich mit Reduktion. Dieses Bild ist lediglich eine Reportage von dem, was es da gab. Das Gefühl kommt für den Außenstehenden, so meine persönliche Meinung, nicht rüber. Was müsste also weg, damit man sich mehr auf Atmosphäre und den Friedhof konzentriert? Welche anderen Aspekte gehörten heraus gearbeitet?

Man merkt an deinem "Danke für die Aufklärung", dass du etwas getroffen scheinst. Das ist wirklich nicht meine Absicht. Es gibt eben einen Unterschied zwischen dem Genuss einer Situation und einem guten Foto. Ich bin inzwischen eher so, dass ich so eine Situation voll genieße und sie ins Herz setze und dann überlege, welcher Part der Situation sich für ein Bild eignet. Im allerbesten Fall decken sich Situation und Bild...aber das passiert nicht immer.

Wolfgang_0455
13.09.2013, 08:08
Moin @Perot

Auf dein Bild bin ich über das Thema in der Rubrik gestossen.
Ich habe es geöffnet ohne deine Beschreibung zuvor zu lesen.

Weißt du, wo ich dann gleich hängen geblieben bin?
Bei der geschnitzten Holzkonstruktion und den beiden figürlichen Darstellungen vorn links und rechts; die tragenden Elemente also.

Leider kam auch recht schnell die Erkenntnis:
rechts wird die Holzkonsturktion aber heftig unscharf.

Der Hintergrund insgesamt ist weder richtig scharf noch richtig unscharf (hier auf meinem Bildschirm).

Leider fand ich auch keinerlei Bezug für mich zur "Melancholie",
mag aber daran liegen, dass ich nicht selber an dem Ort war und daher keinerlei Verbindung dazu habe, so wie du halt.

perot
13.09.2013, 20:06
Man merkt an deinem "Danke für die Aufklärung", dass du etwas getroffen scheinst.

Keineswegs. War schon so gemeint. Daß es einen Unterschied macht, ob man mit vor Ort war oder nicht, war mir schon bewusst, aber daß die Diskrepanz (vielleicht nur in diesem Fall) so groß ist, war mir halt nicht klar. Daher: Danke für die Aufklärung. Ich finde es nicht immer einfach, diesen Effekt einzuschätzen.

Was ich wirklich schade fand, ist, dass die gesamte Kritik darauf reduziert wurde, dass es sich um ein "Urlaubsbild" ohne künstlerische Ambitionen handelt. Natürlich ist es genau das. Aber damit findet es sich in guter Gesellschaft mit vielen anderen Bildern hier im Forum, bei denen den Kritikern auch etwas Verbesserungswürdiges auffällt, oder wenn schon nicht das, dann wenigstens ein Hinweis auf einen gelungenen Punkt. Aber vielleicht habe ich die Reaktion auch provoziert, indem ich nochmal nachgefragt habe.

rosa Himmel, Bogen, "Waschbetonbodenplatten".
...
Was müsste also weg, damit man sich mehr auf Atmosphäre und den Friedhof konzentriert?

Der gepflasterte Boden ist ganz klar eine Schwachstelle des Bildes (siehe oben: Es gibt also Kritikpunkte!). Vielleicht hätte ich versuchen sollen, ihn einfach freizustellen und weichzuzeichnen, um eine strukturlose graue Fläche zu erreichen. Ich bin jedoch kein großer Freund solcher Manipulationen.

Wichtig war mir aber der wunderschöne Bogen, der als Tor-artige Struktur seine eigene Symbolik hinsichtlich Friedhof hat (die meisten, zumindest alle religiösen Menschen, stellen sich das Ende des Lebens als Tor in eine neue Welt vor). Damit war der Pflasterboden nicht völlig vermeidbar. Ich hätte ihn durch einen tieferen Kamerapunkt reduzieren können, aber a) wären nur noch wenige Gräber zu sehen gewesen, b) die kleine "Kapelle" im Hintergrund wäre nur noch zur Hälfte da, c) statt den Obelisken in das Tor einzupassen hätte ich ihn zu einem Zwerg im Vergleich zu dem Tor degradiert und d) die Möve wäre weg gewesen.

Ich habe natürlich mehr Bilder von diesem Friedhof, und vielleicht hätten Einige davon Dir besser gefallen. Aber - what's the point? Ich wollte Eure Meinung zu diesem Bild (welches mich besonders anspricht). Deshalb sind Ratschläge der Art "Überleg, wie Du ein ganz anderes Bild machen kannst" auch Antworten auf eine nicht gestellte Frage.

Verzeih mir, falls ich mit diesem Anliegen im falschen Forum gelandet sein sollte. Ich bin noch nicht lange hier.

Cheers Peter

perot
13.09.2013, 20:19
rechts wird die Holzkonsturktion aber heftig unscharf.

Der Hintergrund insgesamt ist weder richtig scharf noch richtig unscharf (hier auf meinem Bildschirm).

Das wundert mich jetzt sehr. Für mich wirkt es scharf. Ich habe gerade auch das Originalbild überprüft: Auch in der rechten Figur kann man fast noch sehen, wo der Bildhauer den Beitel angesetzt hat. Sogar die "Kapelle" im Hintergrund ist noch beinahe scharf. Deutlichere Unschärfe findet sich erst jenseits des Wassers.

Leider fand ich auch keinerlei Bezug für mich zur "Melancholie",
mag aber daran liegen, dass ich nicht selber an dem Ort war und daher keinerlei Verbindung dazu habe, so wie du halt.

So sieht's wohl aus. Vermutlich hast Du in meinen anderen Postings gelesen, was an diesem Bild mich melancholisch macht ...

Cheers Peter

perot
13.09.2013, 21:00
Dass dies ein Friedhof ist, ist meiner Meinung nach schon klar erkennbar. Vielleicht verwirrt es einen ja, dass ein Maori-Friedhof so aussieht (z.B. das Pflaster), und diese moderne Bauweise ruft ja nicht unbedingt Melancholie in einem wach.

Vielleicht ist die Bildbezeichnung etwas irreführend. Ich glaube, es handelt sich nicht um einen traditionellen Friedhof für normale Maori-Leute (da wäre das Pflaster wohl wirklich sehr ungewöhnlich). Wenn ich das richtig verstanden habe (nicht alle Inschriften waren englisch und Te Reo Maori spreche ich nicht ;) ), dann handelt es sich um einen Friedhof für Maoris, die als Soldaten "für Neuseeland" das Leben ließen.

Vielleicht hast Du ja noch ein paar Infos zur Religion der Maori?

Ich weiß nicht sehr viel über die Maori-Religion. Vielleicht sollte ich von Religionen reden, da je nach Stamm wohl schon einige Unterschiede bestehen. Insgesamt ist es eine Naturreligion, in der Götter mit Naturobjekten identifiziert werden. So stammt alles von Rangi (Himmel, bzw. Gott des Himmels) und Papa (Erde, bzw. Gott der Erde) ab. In den Geschichten dazu scheint auch alles in dem weiten Spektrum zwischen Mythen (übernatürliches, Götter, etc.) und Historie (beweisbar tatsächliche Geschehnisse) vertreten zu sein. Besonders ausführlich, aber vermutlich auch ausgeschmückt sind Geschichten zur Ankunft der Maori in Aotearoa ("Land der langen weißen Wolke" = Neuseeland).

Sind da vielleicht noch Elemente der ursprünglichen Kultur vorhanden?

Natürlich! Die geschnitzten hölzernen Elemente sind ausgesprochen Maori-typisch, gerade auch die Anordnung zu einem Tor-artigem Durchgang. Auch der Stil der Darstellungen, der ja seine Verwandtschaft mit polynesischen Äquivalenten nicht verleugnen kann, ist sehr typisch. Desgleichen die Statue im Hintergrund, der der Fahnenmast aus dem Kopf wächst (hier kein fotografischer Fehler, das ist keine Perspektive, sondern wirklich so).

Ob aber traditionell auch in dieser Form (evtl. mit Steinhaufen statt der hier gezeigten Sarkophage) bestattet wurde, weiß ich nicht.

Cheers Peter

BeHo
13.09.2013, 21:15
Danke für die lehrreichen und interessanten Infos.

Da verstehe ich jetzt - hoffentlich - die Art des Friedhofes.