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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Don't be a Maybe!


konzertpix.de
25.05.2013, 10:22
Der Artikel hat so recht...

http://www.welt.de/debatte/kommentare/article13939962/Generation-Maybe-hat-sich-im-Entweder-oder-verrannt.html

Wie konnten wir uns nur vor drei, fünf, zehn Jahren etwas kaufen, ohne hierzu unzählige andere Leute bis ins Unendliche zu löchern?

Zum Glück können das ein paar wenige heute noch immer - selber entscheiden, was für einen richtig ist. Sonst gäbe es nur noch Fragen, aber keine Antworten mehr.

Sofian
25.05.2013, 13:50
Klar, ein 29-jähriger Volontär beim Axel-Springer-Verlag soll uns hier die Augen öffnen? Damit trifft er sicher die Zielgruppe der 40 bis 50-jährigen die eifrig nicken und sagen: "Jaja, die Jugend von heute ist so verkommen und antriebslos."

Da ich zu der besagten Gruppe gehöre, gebe ich gerne meine Meinung dazu ab. Sicherlich, der Autor hat in vielen Punkten sicher Recht. Aber ob der Schluss, den er zieht so richtig ist...

Schlimm ist doch, dass man heute abgesehen von den Einflüssen und Erwartungen seitens Familie, Lehrer und Freunden noch unter dem omnipräsenten medialen Einfluss steht. Die "Individualisten" sind keine, denn ein individueller Klingelton oder ein individuell konfigurierter Homescreen auf seinem iPhone ist kein Ausdruck von Individualität, sondern ein Zeichen von vielen, dass die zunehmende Außensteuerung überhand nimmt.

Am Ende ist es unser Wirtschaftssystem, was den Werdegang der Jugendlichen bestimmt. Von kleinauf (und dank Smartphone ab 10 Jahren auch gut möglich) wird den Adoleszenten vorgeschrieben, was sie besitzen haben und wie oft sie das doch auch austauschen müssen. Damit man sich das alles leisten kann, muss man sich hochgradig ausbilden und einen gut dotierten Job ausüben. Ich möchte hier nochmal dazu sagen, dass meiner Meinung nach ein Universitätsabschluss z.B. als Betriebswirt für mich zunächst KEINE Rückschlüsse auf die Intelligenz oder Bildung eines Menschen gibt.

Jetzt wird diesen armen Teufeln vorgeworfen, sie seien identitätslos und ohne Rückgrat. Wann hatten sie denn Zeit die Identität zu finden? Im durch getakteten Studium sicher nicht mehr. Und wie Arbeitgeber schon am Campus die jungen Leute beeinflussen und in eine "betriebsfreundliche" Einstellung manipuliert werden, das ist vielen nicht bewusst. Kein Wunder, dass man sich irgendwann wundert, dass 12 Stunden Business Cases rechnen irgendwie doch nicht das Leben erfüllend machen.

Und was spricht bitte dagegen, in den Tag zu leben? Klar, das passt nicht in unser deutsches, biederes Weltbild... Am besten man hat mit 12 schon seine Rente geplant, spart für das Eigenheim und sucht die Frau fürs Leben...

Wo ist die Toleranz? :flop: Das ist für mich der entscheidende Punkt! Uns wird vorgegaukelt, dass das Leben nach einem Schema oder Plan laufen muss, am Besten mit festgelegten Stationen. Wir detailverliebten Deutschen fahren da natürlich besonders drauf ab. Aber so muss das nicht sein!! Lasst doch die Leute ihr Leben leben, wie sie es möchten... Und warum sollte man nicht in den Tag leben? In anderen Kulturkreisen ist das geläufig, es würde wohl niemand auf die dreiste Idee kommen, diese traditionellen Menschen als "identitätslos" oder unentschlossen zu bezeichnen.

Meiner Meinung nach sollte man einfach entspannt und tolerant sein: Nur, weil etwas nicht machen würde oder nicht nachvollziehen kann, muss es deshalb nicht falsch sein!!! Und es nervt, dass es für manche nur einen Weg gibt und das ist zufällig der eigene...

Shooty
25.05.2013, 15:15
Wie konnten wir uns nur vor drei, fünf, zehn Jahren etwas kaufen, ohne hierzu unzählige andere Leute bis ins Unendliche zu löchern?


Ohne nun den Artikel gelesen zu haben möchte ich zu dieser Aussage nur schnell etwas anmerken ...
Heute sind Produkte einfach so schnelllebig das man sich in gewissen Bereichen nichtmehr auskennen kann und daher gerne mal nachfragt ob jemand hier oder dort schon Erfahrungen hat. Vielen Testberichten sonst wo ist nemlich auch weniger zu trauen wie einem Menschen den man kennt und weis was er für Ansprüche hat.
Ein "XX ist unbrauchbar" von jemandem dessen Masstäbe ich nicht kenne ist schlichtweg nutzlos für mich. Kenne ich aber jemanden den ich in diesem Bereich "XX" Einschätzen kann siehts anders aus ...

konzertpix.de
25.05.2013, 15:19
Wir bilden den Artikel auf unterschiedliche Bereiche ab, daher deine andere Interpretationsweise. Ich sehe darin in erster Linie die Unfähigkeit, eigenständige Entscheidungen zu treffen.

Viele Kinder wollen den Beruf x oder y einschlagen. "Ich will einmal später Eisenbahnschaffner werden!"

Das ist bestimmt, das zeigt eine Entscheidung, die man getroffen hat - auch wenn sie früher oder später aus verschiedenen Gründen über den Haufen geworfen wird.

Kinder sagen aber nicht "Meinst du, es wäre gut für mich, wenn ich vielleicht mal Eisenbahnschaffner werden könnte?"

Das zeugt von Unsicherheit. Wir hatten diese früher, als wir klein waren, noch nicht und ich hoffe, ein Großteil der heutigen Kinder braucht sich darüber auch heute noch keine Gedanken machen. In welcher Phase kommt es dann dazu, daß sich so eine Unsicherheit im Leben breit macht? Dort sollte angesetzt werden mit der Hilfe, sonst ist man später nicht in der Lage, sich sein Leben selber gestalten zu können.

Das ist meine Sichtweise des Artikels. Und ich finde es gut, wenn ein 29jähriger das auch schon so sieht, es gibt einem Hoffnung, denn in dem Alter hat man noch viel Zeit vor sich, um die notwendigen Veränderungen in Angriff zu nehmen.

konzertpix.de
25.05.2013, 15:23
Shooty, auch früher gab es Objektive von Hersteller A und B, die sich brennweitenmäßig überschnitten. Es gab verschiedene Kameras, mit denen man fotografieren konnte und es auch heute noch kann, wenn sie nicht defekt sind.

Hatte man zu den Zeiten vor den Internetforen auch so gezaudert wie heute? Nein. Man informierte sich vor Ort, ging in mehrere Läden, ließ sich einiges zeigen und traf dann eine Entscheidung. Nein, man ließ die Entscheidung nicht jemand anderes treffen, wie es heute ständig der Fall zu sein scheint, sondern man entschied selber.

André 69
25.05.2013, 15:36
Kinder sagen aber nicht "Meinst du, es wäre gut für mich, wenn ich vielleicht mal Eisenbahnschaffner werden könnte?"

Hi Rainer,

vorweg, ich kann Dich verstehen!
Aber woher soll denn diese Entscheidungsfreudigkeit und das darauf hinarbeiten kommen?
Gibt es bei uns noch Vorbilder die genau das vormachen? Ich sehe keine mehr, man hört jedes Jahr wieder irgendwelche populistische Phrasen, nur auf Außenwirkung bedacht.
Und prescht tatsächlich mal einer vor (Beispiel Politik) - was zwar meistens auch nur populistisch ist - dann rudert er binnen 3 Tagen wieder zurück, nach 7 Tagen behauptet er das Gegenteil!
Gut wir haben gerade wieder Wahljahr, da biegen sich eh gerade wieder die Balken bis es kracht - aber Vorbilder sehe ich keine.
Auf Arbeit kann es einem aber genau so gehen, daß man für eine Entscheidung "verprügelt" wird, die zu diesem Zeitpunkt zwar richtig war, aber dann ein Rohrkrepierer wird, weil keiner die Entscheidung mitträgt. Das passiert einem nur einmal, man wird vorsichtig (um es vorsichtig auszudrücken).
Ein Spiegel der Gesellschaft ...

Gruß André

konzertpix.de
25.05.2013, 15:44
Hmm...

Vorbilder... André, ich verstehe dich und deine Fragen. Und mir fehlt hier die passende Antwort. Ich wüsste spontan auch niemanden, der als Vorbild für eine ganze Generation dienen könnte :(

Shooty
25.05.2013, 15:44
Shooty, auch früher gab es Objektive von Hersteller A und B, die sich brennweitenmäßig überschnitten. Es gab verschiedene Kameras, mit denen man fotografieren konnte und es auch heute noch kann, wenn sie nicht defekt sind.

Hatte man zu den Zeiten vor den Internetforen auch so gezaudert wie heute? Nein. Man informierte sich vor Ort, ging in mehrere Läden, ließ sich einiges zeigen und traf dann eine Entscheidung. Nein, man ließ die Entscheidung nicht jemand anderes treffen, wie es heute ständig der Fall zu sein scheint, sondern man entschied selber.

Ja recht hast du, aber heut fängts ja schon damit an das in den Läden kein Personal mehr vorhanden ist das uns beraten kann. Selbst in den Fotofachgeschäften hier fällt mir FAST kein Beispiel von jemandem ein der wüsste mich gescheit zu beraten.

Ich hab ein Handy gesucht wie man villeicht mitbekommen hat ... Natürlich war ich auch in ein paar Läden und nirgends hab ich mich nur ansatzweise in irgendeiner Form beraten gefühlt. .... nein es wurde mir sogar noch falsches erzählt (das weis ich weil ich mich vorher auch informiert hatte).

Dann gehts weiter dann natürlich früher die Kameras auch schon immer neu waren, aber dort gab es eben nicht x verschiedene Modelle die sich firteljährlich wieder überholten ....

Also ich find das ein schwieriges Thema, verstehe einerseits das man sich natürlich selbst informieren muss. Andererseits stimmen viele Infos mittlerweile auch nichtmehr die man findet ... ich führe da gerne mein Sigma DP1 kauf an bei dem auf der Sigma HP Stand das sie Iso 1600 kann .... kann sie aber nich ... war ein Fehler ... :flop:

Letztendlich weis man nie ob die Info richtig ist und das is scho traurig, also jemanden Fragen der es live probiert hat ^^

eddy23
26.05.2013, 00:10
Klar, ein 29-jähriger [...]
und das ist zufällig der eigene...

Top Text! Du sprichst mir aus der Seele :top:
Hab den Artikel nicht gelesen, zeitmangel. und die anderen Beiträge hier auch nicht, mach ich noch :D :P
Aber Sofian trifft es haarscharf! :top:

About Schmidt
26.05.2013, 09:49
Was mich zunehmend ärgert, ist nicht die Unentschlossenheit, sondern dass viele scheinbar den Glauben daran verloren haben, etwas verändern zu können. Immer wieder die Argumentation, daran kann man sowieso nichts ändern, statt mal in die Hände zu klatschen und zu sagen, so, jetzt erst recht.
Das ganze ist knapp gefolgt von Menschen, die mir mein Leben schwer machen, weil sie alles besser wissen, sich als Privatpolizei aufspielen oder ständig mit erhobenem Zeigefinger einen bevormunden wollen. Dann geht doch in den Wald und grinst die Bäume an, aber lasst mir bitte meine Ruhe.

Nach wirklichen Vorbildern sucht man, zumindest in Deutschland, meist vergebens. Meist wirken diese im Verborgenen oder werden nicht "bekannt", weil man es seiten der Medien nicht für nötig erachtet.

Gelobt werden da Auftritte von Prominenz, wenn sie mal ihren Namen für einen guten Zweck her gibt, sonst aber den Ar... nicht hoch bekommt.

Typisch Deutsch halt.
Gruß Wolfgang