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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wozu sind Bilder da?


Hans1611
15.04.2013, 22:58
Ja, ganau, wozu sind sie da.

Ich geb jetzt mal keine Antwort auf die Frage, nicht zuletzt, weil ich keine Antwort habe.

Aber ich gebe Euch mal ein Beispiel, und zwar genau das, was mich zu diese Frage veranlaßt hat:

In meinem Treppenhaus über 2 Etagen habe ich seit "Menschengedenken" um die 30 Bilder hängen. Alle so ca. 30 mal 40 cm.

Faul wie ich war, wurden die Bilder in den letzten Jahren niemals aktualisiert.

Bis vor 3 oder 4 Wochen: Alles weg, was alt war und 30 neue Bilder her!

Ich fand`s toll.

Dann kam Besuch. 10 Leute. Die, die immer kommen.

Keiner sagt was.

Nur meine betagte Mutter, die wir mit ihren 86 Jahren mit vereinten Kräften das Treppenhaus hoch getragen haben:

"Das sind doch alles neue Bilder; wann hast Du die denn gemacht? Die sind aber schön."

Das hat mich schon etwas nachdenklich gemacht.

DerKruemel
15.04.2013, 23:03
Ich denke wenn Du das Bildformat geändert hättest oder die Bilder sehr viel anders hingehängt hättest als sie vorher hingen wäre es sicherlich eher aufgefallen.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier ;) Man sieht etwas das immer da ist und wenn sich das Objekt nicht deutlich ändert geht man davon aus das es noch das gleiche ist.
Deine Mutter hatte eine andere Perspektive auf das Treppenhaus als alle anderen Besucher und dadurch ist es ihr aufgefallen.


Obwohl ich weiß, das bei uns an der Arbeit die Bildergalerie monatlich gewechselt wird fällt es mir nicht immer sofort auf wenn neue Bilder dort hängen. Es kommt da immer drauf an wie unterschiedlich die alten/neuen sind. S/W zu knall bunt fällt halt mehr auf als s/w zu s/w.

konzertpix.de
15.04.2013, 23:20
Wozu verkünsteln wir uns mit unseren Bildern, wenn beim Schwelgen in Erinnerungen nicht das Traumbild vom Urlaubsgipfel, sondern die Knipsbilder der Reisetruppe beim Bilderabend bequatscht werden?

"Och, guck mal, die Tante Erna - weißt du noch, die hatte damals ne Magenverstimmung nach dem Abendessen!" heißt es dann und nicht etwa "ja, das war der Oberhammer, der Gipfel im Morgenrot war an jenem Mittwoch unglaublich schön anzusehen!"

Ich merke es selber auch immer wieder. Wenn ich ein paar mehr schlechte als rechte Fußballbilder vom Kick des Neffen mache, dann würde ich wohl die Hälfte oder gar mehr vermutlich entsorgen. Nicht, weil sie technisch misslungen sind, sondern weil mir die Szene nicht so recht gefällt, der Ball aus dem Bild ist, die Kids im Pulk bolzen und und und. Meine Schwester verbietet mir das - sie will alle Bilder haben, denn jedes einzelne davon erinnert sie früher oder später mal an ihren Sohn, dessen Freunde und so weiter.

Verstehe ich schon irgendwie, aber zufrieden bin ich deswegen mit den Bildern trotzdem nicht.

Das ist zwar nicht genau das, was du hier angesprochen hast, geht aber in dieselbe Richtung. Auch du hast dir genauestens deine Gedanken gemacht, welche Bilder du wie im Treppenhaus aufhängst - so, wie ich mir meine Gedanken über die Bilder als Gesamtwerk mache. Und deine Besucher sind daran vorbeigegangen, weil sie mit deiner Kunst einfach nichts zu tun haben.

Tja, das Los des Kreativen ;)

Dana
15.04.2013, 23:22
Menschen "tunneln", Hans.

Wenn du zB jemanden eine TUBE Senf kaufen schickst und dort gibt es nur unauffällige Gläser, kann es sein, dass derjenige ohne Senf nach Hause kommt und Stein und Bein schwört, es hätte dort keinen Senf gegeben.

So ist es auch mit Änderungen, wenn ungeschulte Augen irgendwas Verändertes sehen sollen. Die Menschen, die zu dir kommen, kommen zu euch. Sie kommen nicht zu den Bildern an der Wand. Das bedeutet, die Erwartungshaltung richtet sich nur auf euch, auf das Ankommen in eurer Wohnung. Wäre diese nun umdekoriert oder hättest du keinen Schnauz mehr, würde das sicher mehr auffallen. Im Gegenzug würden Fotografen, die diese Wand vielleicht auch schon mehrfach betrachtet haben, dies viel eher bemerken, weil sie eben dorthin gucken. Es fällt einem dann mehr auf, weil das "Tunnelsyndrom" Fotos mit einschließt.

Da fällt mir dann auch Otto wieder ein:

Schatz, fällt dir etwas an mir auf?
Ähm...ähm...du hast eine neue Frisur!!!
...nein...
Du...du...du hast ein neues Kleid an!!!
....NEIN...
Du...ähm...die Schuhe!

NEIN, ICH HAB NE GASMASKE AUF!!

;)

About Schmidt
16.04.2013, 07:40
Wir waren früher eine gemischte Gruppe von 18-20 Motorradfreunden. Da sich die Interessenlage aber unterschied, bildeten wir immer verschiedene Gruppen, mit denen man getrennt unterwegs war aber ein Ziel hatte und sich dort traf.
Ein Urlaub verbrachten wir in Arabba in den Dolomiten unweit der Ronda Sella, die wir natürlich auch fuhren. Daneben aber auch kleine Pässe, auf ehemaligen Militärstraßen, auf denen es eng zugeht, aber Landschaftlich viel her geben und es kaum Verkehr gibt.
So ergab es sich, dass zwei Gruppen exakt die gleiche Strecke, jedoch in entgegengesetzter Fahrtrichtung zurücklegten. Auf einem der Gipfel fand sich eine wunderschöne Almhütte, relativ neu, mit Kachelofen im beheizt, denn oben war es kalt. Davor ein kleiner, glasklarer Bergsee. Wir waren mit unseren Motorradklamotten gut eingepackt, weshalb wir unseren Cappuccino vor der Hütte genossen.
Beim gemeinsamen Abendessen in unserer Unterkunft wurde das erlebte erzählt, die Strecken besprochen usw. Da ja nun zwei Gruppen praktisch die gleiche Strecke gefahren waren, kam auch die Sprache auf diese wunderbare, kleine Bergalm. Verwundert musste ich feststellen, dass die anderen fünf weder die Alm, noch den kleinen See davor überhaupt gesehen hatten.
Ich bewegte mich immer mit dem Motorrad durch die Landschaft um diese zu erleben. In viele Ecken wäre ich mit dem Auto wohl nie gelangt. In einem Gespräch mit der anderen Gruppe stellte sich klar heraus, dass es ihnen ums fahren, und weniger um das Landschaftliche erleben geht. Die Landschaft bot, so drückten sie es aus, die ideale Voraussetzung für ihr Hobby. Nicht mehr und nicht weniger. Das fand ich zwar irgendwie schade, aber so unterschiedlich sind die Menschen halt. Was für den Einen ausgesprochen wichtig erscheint, wird vom Anderen nicht mal registriert.

Gruß Wolfgang

ingoKober
16.04.2013, 08:11
Kenne ich. Vor zwei Wochen habe ich ca 15 Bilder, die Teils 30 Jahre alt waren im Treppenhaus gegen aktuelle ausgetauscht (vor allem, weil ich noch nen Packen Din A 4 Fotopapier übrig hatte).
Gestern hat mein Sohn gemerkt, dass da ein neues Bild hing. Bei den anderen war er sich nicht sicher.....

Viele Grüße

ingo

Rob R.
16.04.2013, 08:27
Die Menschheit ist zu "schnell" und oberflächlich geworden.

Zur Eingangsfrage :

Für mich sind Fotos wie ein Lied für den Sänger, das Bild für den Maler oder Verse für den Poeten , deshalb interessieren mich auch keine Bilder vom Nachbarshund etc. In guten Fotos kann man sich verlieren , sie erleben , interpretieren , lesen !

DAFÜR sind für mich Bilder da... :top:

karwendelyeti
16.04.2013, 08:34
Ich war mit einem Kumpel im Karwendel unterwegs, am Freiungen Höhenweg. Er, der Kumpel, ist ein Renner und hat mit fotografieren wenig am Hut. Teilweise war er genervt von meinen fotografischen Stopps.
Tage später zeigte ich ihm Fotos der Tour, alle Bilder die ihn zeigten hatte ich entfernt.
Seine Reaktion, whow, was für eine geile Tour, wann warst du denn da unterwegs....

mrieglhofer
16.04.2013, 09:36
Tja , gibt genug Leute, die den Urlaub erst nachher genießen, wenn die Bilder fertig sind ;-) Irgendwann kommt man allerdings drauf, dass man die wichtigen Dinge auch ohne Bild im Kopf behält.

Für mich sind Fotos wie ein Lied für den Sänger, das Bild für den Maler oder Verse für den Poeten , deshalb interessieren mich auch keine Bilder vom Nachbarshund etc. In guten Fotos kann man sich verlieren , sie erleben , interpretieren , lesen !
Genau das ist der Punkt abseits der techn. Diskussion und Perfektion. Bilder, die Emotionen transportieren und berühren. Bei 99% der Bilder ist das Anschauen nicht der Mühe wert, weil außer scharf nichts rüberkommt. Die verschwinden aber eh in der nächsten Stunde im digitalen Nirvana.
Da gabs doch einmal jemanden: Wenn ich im Jahr 12 gute Bilder gemacht habe, ist ein gutes Jahr gewesen. Oder so.

Rob R.
16.04.2013, 10:14
Da gabs doch einmal jemanden: Wenn ich im Jahr 12 gute Bilder gemacht habe, ist ein gutes Jahr gewesen. Oder so.

Stimmt, A.A. hatte ausser einem sehr ausgeprägten Faible für Fotografie und deren Weiterentwicklung (Zonensystem z.B.) , auch eine sehr gute Einstellung zu Selbiger, nicht zuletzt hat er es mit der "Group f/64" erreicht daß Fotografie als Kunstform annerkannt wurde :top: