Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Automatikmodus "Expose to the right"
RamsesVD
15.10.2012, 23:42
Hallo!
Wieso gibt es eigentlich keinen automatischen Belichtungsmodus der entsprechend "expose-to-the-right" belichtet??
Mir fällt eigentlich kein Grund ein, warum das nicht möglich sein sollte und auch keine Kamera die so etwas bietet.
Schießlich wird bspw. bei A65 schon im Sucher das Live-Histogramm angezeigt. Nun müsste nur noch entsprechend das Histogramm von der Kamera ausgewertet und die Belichtungkompensation so angesteuert werden, dass die Lichter am rechten Rand des Histogramms zum Liegen kommen.
Jemand ne Idee wieso es das nicht gibt?? :? Ich könnte es brauchen.
Moin, moin,
Wieso gibt es eigentlich keinen automatischen Belichtungsmodus der entsprechend "expose-to-the-right" belichtet??
ich vermute, dass es mehrere Ursachen hat.
Expose-To-The-Right ist zwar eine schöne, griffige Merkregel, aber so einfach sie ist, so falsch kann sie sein. Zunächst einmal muß man sich vor Augen führen, welches Histogramm man sich anschaut und was es aussagt. So kennt man beispielsweise Histogramme, die die Luminanz anzeigen, welche, die die RGB-Anteile oder die Anteile von 7 Farben zeigen. Das einfache Luminanzhistogramm ist zwar schnell zu erfassen, und beugt vermeindlich vor Überbelichtungen vor, kann aber bei Bildern mit sehr gesättigten Farben hoffnungslos daneben liegen und zu einem Clipping führen, wenn man "Expose To The Right" beherzigt.
Aus photographischer Sicht ist "Expose To The Right" auch nicht der Weisheit letzter Schluß. Moderne Kameras versuchen die Intention des Photographen zu erahnen und berücksichtigen die Platzierung des Fokus, die Verteilung des Lichts und versuchen anhand von Motiverkennungen und einer kleinen Datenbank die Belichtung zu optimieren. "Expose To The Right" als möglicherweise optimale Ausnutzung des Dynamikumfangs ist zu grobschlächtig. Stell Dir vor, Du willst einen schwarzen Pudel vor einem dunkelgrauen Hintergrund photographieren. Was würde bei "Expose To The Right" passieren?
Zu guter Letzt haben einige Kameratechnologien gar nicht die Möglichkeit, vollständig und in feiner Granularität das Licht auf der gesamten Bildfläche zu messen, weil sie z.B. nur in bestimmten Bereichen oder zu wenige Meßzellen haben.
Alle heutigen Meßmethoden, die über die Kamera laufen (Objektmessung), haben ihre Grenzen und Fehler. Keine kann erahnen, was der Mann hinter der Kamera wirklich will. Manchmal muß man sogar bewußt falsch belichten, um die Intention umzusetzen, um wichtige von unwichtigen Bildteilen zu trennen, um Kompromisse einzugehen.
In welchen Situationen sieht Du welche Form von "Expose To The Right" als die ultimative Meßmethode an?
Dat Ei
mrieglhofer
16.10.2012, 13:09
Na ja, ganz kan nich da nicht zustimmen. "Expose to the right" wäre an sich in jedem Fall die optimale Meßmethode, wenn es nur um geringes Rauschen geht. Allerdings auch nur da. Zusätzlich ist natürlich meist eine Nachbearbeitung erforderlich.
Was allerdings auch nicht heißt, dass die Sony/Minolta Methode "Expose to the left" insbesondere bei Blitz besser wäre. Wenn ich mir da das Histogramm anschaue, liegt es bei BLitz in der Regel deutlich linkslastig und rechts sind dann meist noch 1-2 Blenden frei. Klar, damit ist die scheinbare Empfindlichkeit höher, der Blitz geht weiter und Umgebungslicht wird besser dazugemischt.
Als Automatik wäre das m.E. nicht sinnvoll. Aber gerade bei Aufnahme bei schlechtem Licht kann man damit das Rauschen schon deutlich absenken. Allerdings ist man dann halt auch faktisch mit niedrigeren ISO unterwegs. Deswegen ist das ja auch so.
Moin, moin,
"Expose to the right" wäre an sich in jedem Fall die optimale Meßmethode, wenn es nur um geringes Rauschen geht.
bei welchem Histogramm? Und wie verhinderst Du ein Clipping auf einzelnen Farbkanälen, wenn Du ein "Expose-To-The-Right" anhand eines Luminanz-Histogramms umsetzt?
Dat Ei
Habe ich nur eine einzig helle Lichtquelle in einer ansonsten sehr dunklen Szene (Nacht, Dämmerung und irgendwo eine Lampe, oder eine Innenraumszene und ein helles Fenster im Bild), dann wird Expose to the Right schnell versagen und zu einem stark unterbelichteten Bild führen. Sieht man sehr schnell, wenn man mal eine Spot-Belichtungsmessung auf eine sehr helle Stelle macht.
Rainer
...Und wie verhinderst Du ein Clipping auf einzelnen Farbkanälen, wenn Du ein "Expose-To-The-Right" anhand eines Luminanz-Histogramms umsetzt?
...
Auf dem Luminanzkanal ein ETTR zu machen, hieße ja erstmal, daß ein Demosaicing und ein Weißabgleich durchgeführt werden müßte. Und natürlich - und das willst Du ja wohl auch andeuten - ist dann ein Clipping der einzelnen Farbkanäle nicht möglich und führt bei "monochromen" Szenen zu einer vorhersehbaren "Belichtungskatastrophe".
Müßte man wohl einfach die Belichtung so steuern, daß jedes einzelne Rohdaten-Pixel nicht übersteuert. Kann ein sehr "dunkles" Bild werden.
Rainer
Auf dem Luminanzkanal ein ETTR zu machen, hieße ja erstmal, daß ein Demosaicing und ein Weißabgleich durchgeführt werden müßte.
Damit unterstellst Du eine Messung über den Bildsensor. Es soll noch Kameras geben, die einen klassischen Spiegel besitzen...
Auch bei alten Handbelichtungsmessern traten Probleme bei monochromen Licht auf. Die Kennlinien waren alles, nur nicht linear und Wellenlängen unabhängig.
Und natürlich - und das willst Du ja wohl auch andeuten - ist dann ein Clipping der einzelnen Farbkanäle nicht möglich und führt bei "monochromen" Szenen zu einer vorhersehbaren "Belichtungskatastrophe".
Hier kann ich Dir nicht folgen und vermute ein "nicht" zuviel?!? :roll:
Müßte man wohl einfach die Belichtung so steuern, daß jedes einzelne Rohdaten-Pixel nicht übersteuert. Kann ein sehr "dunkles" Bild werden.
In der Tat, in der Tat. ETTR ist keine Allheilmittel, wie jede andere Belichtungsmessungs- und bewertungsmethode auch...
Dat Ei
RamsesVD
16.10.2012, 22:44
Schön, dass es ein paar gute Kommentare gibt, Danke dafür.
Nohmal kurz wie ich auf die Frage nach einer "ETTR-Automatik" kam:
Meistens fotografiere ich im Modus Zeitautomatik (A), d.h. Blende fix und Zeit von der Automatik mit Mehrfeld-Belichtungsmessung. Bei kontrastreichen Motiven, bspw. dunkleres Motiv bei hellem Himmel und Kontolle über das Histogramm der Kamera wird dann sehr häufig der helle Motivteil (Himmel) überbelichtet (Clipping wird durch Kamera auf den Lichtern angzeigt). Durch Gegensteuern mit der Belichtungskompensation (Bsp. -1.0) gelingt es dann häufig, das Clippling in den Lichtern zu verhindern, ohne dass die Schatten dabei absaufen. D.h. der Sensor ist grundsätzlich in der Lage den Kontrast des Motivs zu bewältigen. Häufig ist dann zwar für eine ausgewogene Darstellung in der Nachbearbeitung noch eine Anhebung der Schatten erforderlich, aber zumindest gehen keine Details in den Lichtern schon bei der Aufnahme verloren.
D.h. häufig bin ich eben die Automatik selbst:
1) Aufnahme bei +/-0.0
2) Kontrolle Clipping auf dem Display -> Lichter ausgefressen
3) Aufnahme bei -0.7
4) Kontrolle Clipping auf dem Display -> Lichter immer noch bischen ausgefressen
5) Aufnahme bei -1.0
6) Kontrolle Clipping auf dem Display -> jetzt passt's und die Schatten zeigen auch noch kein Clipping.
Ich fotografiere übrigens mit der A65. Meine erste mit SLT und Live-View und hatte eigentlich sogar beim Kauf gehofft/erwartet, dass es so etwas geben müsste wie eine Clipping-Warnung im Live-View-Modus bzw. Sucher VOR dem Auslösen und nicht erst bei der anschließenden Anzeige des Bildes. Ein Live-Histogramm gibt es zumindest, aber dieses ist meiner Meinung nach nicht wirklich zu gebrauchen, da die Auflösung zu gering ist und abgeschnittene Lichter/Schatten nicht angezeigt werden.
Klar ist mir auch, dass auch eine solche ETTR-Automatik nicht für jedes Motiv geeignet sein kann, woher soll die Kamera auch wissen, was in meiner kreativen Birne gerade vorgeht.
Vielleicht wäre statt dem Begriff "ETTR-Automatik" auch besser "Max-Dynamik-Ausnutzung-Automatik". Von mir aus auch "ETTL-Automatik" hauptsache kein Clipping von Lichtern und Schatten, wenn der Dynamikumfang des Motivs in die Dynamikumfang des Sensors passt... Ihr versteht, was ich meine??
Vielleicht wäre statt dem Begriff "ETTR-Automatik" auch besser "Max-Dynamik-Ausnutzung-Automatik". Von mir aus auch "ETTL-Automatik" hauptsache kein Clipping von Lichtern und Schatten, wenn der Dynamikumfang des Motivs in die Dynamikumfang des Sensors passt... Ihr versteht, was ich meine??
Bei mir und meiner A65 heißt das Histogramm mit DRO.
Du scheinst schon seltsame Motive zu suchen. Zu dem kommt dann ja noch deine Belichtungsmessmethode: Mehrfeld, Mittenbetont und Spot belichten dieselbe Szene bekanntlich unterschiedlich. Das Histogramm geht aber auf ds gesamte Bild und die nachfolgende Clippinganzeige auch.
Und Clipping muss nicht grundsätzlich bekämpft werden. Keine bildaussagenrelevante Info, also egal.
Und das Clipping, welches du in Kamera beurteilst wird sich vermutlich mal wieder auf das JPEG beziehen. Bei RAW sieht es dann ja doch wieder komplett anders aus.
Bei kontrastreichen Motiven, bspw. dunkleres Motiv bei hellem Himmel und Kontolle über das Histogramm der Kamera wird dann sehr häufig der helle Motivteil (Himmel) überbelichtet
Und das ist ja auch nicht der Standard. Für diese Motive ist sowieso deine Kreativität entscheidend. Und die Bildkontrolle.
Ansonsten gibt es hier wiederum (jpeg) die Empfehlung (ich glaube es war wus) den Himmel korrekt zu belichten und DRO hinzunehmen.
bydey