PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : William Klein - ein Portrait


cdan
30.04.2012, 20:16
Wie porträtiert man einen großen Fotografen wie William Klein (http://de.wikipedia.org/wiki/William_Klein) und wird ihm mit dem Bild gerecht? Es hat jetzt ein paar Tage gedauert bis aus der groben Idee und etlichen Entwürfen dieses Foto wurde.

1483/20120426-DSC00172.jpg
-> Bild in der Galerie (http://www.sonyuserforum.de/galerie/details.php?image_id=145969)

XG1
30.04.2012, 20:53
Passt doch super. Das ist doch mal ein Portrait, wo sich die offenbar intensive Vorarbeit voll ausgezahlt hat. Ist der Mann eigentlich noch aktiv? Wer ist der "Interview- bzw. Gesprächspartner"?

Dana
30.04.2012, 21:02
Ich kenne ihn zwar nicht persönlich, aber es sieht danach aus, als habest du sein Wesen wunderbar eingefangen.

Dieses weiße Haar und dieser überaus wache Blick...so jung...so interessiert, so intelligent.

Ganz toll - und ich wette, würde er sein Portrait von dir kennen, er würde es schätzen.

Eine Frage: warum das Korn?

tino79
30.04.2012, 21:12
Total klasse finde ich das Portrait. Für mich zeigt es zum einen jemanden, der wohl gerade auf jemanden gestoßen ist, der wirklich noch Interesse daran bekundet, wie mal alles angefangen hat, wie es früher war, und der wohl gerade entsprechende Wertschätzung entgegengebracht hat.

Und nun ist der Moment eingefangen, wo William Klein anfängt mit: "Oh ja, damals..." und dann voller Begeisterung erzählt.

Und der Hintergrund... Puh, keine Ahnung was da zu erkennen ist und was ein Fotograf damit soll. Aber es schaut so aus als wurde vom Interviewer für das Interview bewusst ein Raum gewählt, der für den Fotografen von Bedeutung ist bzw. der Fotograf hält sich dort immer noch entsprechend oft und gerne auf und er hat den Interviewer zu sich dort hin bestellt. Jedenfalls sieht es auch so aus, als wäre der Hintergrund irgendetwas aus alten Zeiten.

Puuuhh, und jetzt frage ich mich gerade, wieso mir auf einmal sooooooo viel zu einem Bild einfällt. Entweder hast Du was gewaltig richtig gemacht oder einer ohne Ahnung hat gerade einfach mal nen Redeschwall :)

hennesbender
30.04.2012, 22:10
Also für mich sieht der Gesichtsausdruck eher nach "Ups, jetzt hab ich mich doch aus Versehen auf meinen Hut gesetzt" aus... :D

Dana
30.04.2012, 22:19
Nee, Hennes...er guckt erinnernd, wach, präsent. Also da das reinzuinterpretieren, was du da gesagt hast, ist echt http://www.smilies.4-user.de/include/Essen/smilie_essen_066.gif

:mrgreen:

BeHo
01.05.2012, 02:11
Mein Blick geht unwillkürlich immer zum Jüngeren nach rechts. Ist vielleicht auch der Uhrzeit geschuldet. Ich muss mir das Bild die nächsten Tage wohl noch mal ansehen.

XG1
01.05.2012, 09:55
Das finde ich nicht überraschend. Schließlich sitzt er ihm zugewandt, auch wenn er ihn nicht direkt anschaut, was man aber für den nächsten Moment erwarten würde.

Dana
01.05.2012, 09:57
Witzig...mein Blick KLEBT förmlich an diesem alten, irgendwie weisen Gesicht...

mrieglhofer
01.05.2012, 10:08
Ich kenne ihn praktisch nicht.
Ich nehme an, dass du das im Rahmen einer Reportage gemacht hast und nicht gestellt. Für eine Reportage ist es gut eingefangene Athmosphäre. Da stört auch nicht, dass hinten Leute durchs Bilder laufen und der Porträtierte woanders hin schaut. Die Stühle könnte man mit seinem Filmschaffen in Verbindung bringen, wobei ich keine Ahnung habe, ob das zu seinem Stil passt.

Für ein gestelltes Porträt wäre es mir zuwenig.

RainerV
01.05.2012, 10:50
...
Für ein gestelltes Porträt wäre es mir zuwenig.

Interessant, wie unterschiedlich die Sichtweise doch sein kann.

Daß es nicht gestellt ist, macht dieses Bild in meinen Augen erst zu dem was es ist. Ein gelungenes Portrait eines Mannes, der mit weit aufgerissenen Augen in ein Gespräch vertieft ist und an alles andere denkt als "lächelnd" in die Kamera zu schauen. Vermutlich hat er Christian in dem Moment nichtmal wahrgenommen. Im Gegensatz zum gestellten Porträt eben eine Momentaufnahme aus dem "wirklichen" Leben und nicht die "Unterbrechung" des realen Lebens um für ein Foto zu posieren. Daß da dann irgendjemand im Hintergrund durchs Bild läuft ist kein Mangel, den man tolerieren kann, sondern das ist eben eine Gegebenheit dieses Moments und macht das Bild noch lebendiger. Der Gesprächspartner rechts lenkt mich etwas ab. Zum Gespräch gehören zwar zwei Personen, dennoch stört er mich. Ich empfinde auch Unschärfe VOR dem Hauptmotiv fast immer als störend, dahinter aber fast immer als sehr bildwirksam. So auch hier. Der Hintergrund ist perfekt. Man sieht noch was, und kann sich auch den Saal in dem die beiden sitzen "vorstellen", aber der Fokus liegt auf dem "alten" Mann.

Die Schwarz-Weiß-Umsetzung paßt. Kein übertriebener "Vintage"-Effekt, aber doch eine leichte Warm-Tönung wie auf entsprechendem Foto-Papier, passend dazu auch der sehr moderat "ausgefranste" Rand. Zu älteren Menschen, paßt dieses Stilmittel, das eben in vergangenen Tagen mal Stand der fotografischen Technik war, perfekt.

Mein Fazit:
Ein sehr beeindruckendes Portrait, das vor allem wirkt, weil es eben nicht gestellt ist. Ja, das "hundertmal" stärker wirkt, als jedes gestellte Portrait.

Rainer

cdan
03.05.2012, 08:40
Erst einmal danke, dass ihr euch so intensiv mit dem Bild befasst habt.

Eine Frage: warum das Korn?

Manchmal entwickelt man sich zurück oder besinnt sich vergangener Tage. Früher habe ich für Portraits extra grobkörnigen Schwarzweißfilm genommen. Heute geht das digiteal recht ordentlich. Mir passte es für dieses Portrait so am besten und gefällt mir.

Puuuhh, und jetzt frage ich mich gerade, wieso mir auf einmal sooooooo viel zu einem Bild einfällt.

Das ist das Ziel bei vielen meiner Bilder. Sie sollen Geschichten erzählen und dem Betrachter Raum zur eigenen Interpretation liefern. Wenn ein Bild das kann, dann funktioniert es.

Daß es nicht gestellt ist, macht dieses Bild in meinen Augen erst zu dem was es ist. Ein gelungenes Portrait eines Mannes, der mit weit aufgerissenen Augen in ein Gespräch vertieft ist und an alles andere denkt als "lächelnd" in die Kamera zu schauen.

Danke Rainer! Ja, es ist nicht gestellt. Von William Klein habe ich an dem Abend mehrere Bilder aufgenommen, keines war so stark im Ausdruck wie dieses. Aufgenommen wurde es während einer Gala im Rahmen der Sony World Photography Awards, bei denen William Klein für "Außergewöhnliche Leistungen für die Fotografie" ausgezeichnet wurde. Zwei Tage später habe ich noch einmal ganz in Ruhe Portrais von ihm gemacht, doch die waren gestellt und wirken bei Weitem nicht so intensiv.

Jan
03.05.2012, 10:27
Mir sind die Augen zu betont (Schärfe, Reflex, EBV?), dadurch habe ich auch als erstes die Assoziation mit dem Hut.
Wenn der Blick etwas natürlicher wäre, würde das Bild evtl. auf mich passender wirken.
Jan