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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Verständnisfrage: CA so einfach eliminieren - und alles ist o.k.??


Knipseknirps
31.03.2012, 10:08
Hallo,
mich beschäftigt schon länger eine Frage.

Soweit ich das verstanden habe, sind chromatische Aberrationen (CA) Ausdruck von Unschärfe, da bestimmte Farben unterschiedlicher Wellenlängen nicht so gebrochen werden, dass sie auf einen Fokuspunkt zusammen treffen.
Dies wird je nach Aufbau der Linsen in einem Objektiv besser oder schlechter erreicht.

Am Beispiel des Minolta 2,8/200 G APO lässt sich zum einen sicher zweifellos sagen, dass es sich hier - trotz des Auftretens von CA bei f 2,8 - 4 - um ein ausgezeichnet auflösendes Objektiv handelt.

Oft wird in Testberichten zwar auf das Auftreten von CA bei einem Objektiv hingewiesen, doch sogleich betont, dass diese Abbildungsfehler leicht in der EBV beseitigt werden können.

Ist es nun tatsächlich so, dass ich allein durch die Entfernung der lila Ränder den eigentlichen Abbildungsfehler beseitige?
Oder muss man das hier doch differenzierter sehen?

Weiß jemand eine einleuchtende Antwort ;)?

mrieglhofer
31.03.2012, 11:17
Das ist nicht Unschärfe. Das sind die rot/grünen Ränder, weil die Bilder der einzelnen Farben nicht gleich groß übereinanderliegen. Die Beseitigung ist einfach, da einfach die Bildgröße je Farbe angepasst wird, bis es passt.

Die Lila Ränder lassen sich m.W. nach nur durch Entsättigen beseitigen. Aber da weiß ich nicht Bescheid.

Superwideangle
31.03.2012, 11:19
Hallo Knipseknirps,
ich hatte hier kürzlich eine ähnliche Frage, (auch zum selben Objektiv):

http://www.sonyuserforum.de/forum/showthread.php?t=115502

Meine Zusammenfassung:
- den Abbildungsfehler macht das Objektiv, der ist passiert und nicht vermeidbar
- in der EBV können sichtbare CAs zum Teil korrigiert werden. Es gibt laterale CAs und longitudiale CAs (Farbfehler quer und längs zur optischen Achse);
- wie Du aus meinem Thread vielleicht entnehmen kannst, hängt es vom Objektiv und von der Aufnahmesituation ab, ob per EBV die CAs (häufig blaue Ränder) abgeschwächt bzw beseitigt werden können. Nach meinem Eindruck sind i.d. EBV (ich arbeite nur mit Lightroom 3) nur laterale CAs weg zu bekommen (sozusagen die "scharfen" blauen Ränder); longitudinale CAs (LoCAs), also "unscharfe" blaue Ränder", heißt: der blaue Bildanteil, der weiter hinten oder weiter vorne scharf fokussiert wurden, sind m.E. nicht verbesserbar. Am Beispiel der Märzenbecher: hier konnte ich mittels CA- Korrektur nichts verbessern, so dass letzlich nur das Abschwächen (Farbsättigung herunter für blau / lila) geholfen hat, die störenden blauen Ränder abzuschwächen.
Ich hoffe, ich konnte den Sachverhalt verständlich darstellen...;)

Grüße
Helmut

Anaxaboras
31.03.2012, 11:56
Laterale CAs oder Farbquerfehler = zu den Bildrändern hin zeigen sich Farbsäume an Kontrastkanten. Bei Sony- und Zeiss-Objektive sind diese vorwiegeng magenta oder grün. Bei Canon-Objektiven sind sie vorwiegen blau/gelb.

Longitudiale CAs ("Locas") oder Farblängenfehler = an Kontrastkanten im Übergangsbereich von scharf zu unscharf abgebildeten Bildbereichen zeigen sich Farbsäume.

Alle Automatik-Korrekturen wie in Lightroom, Photoshop etc. können nur laterale CAs entfernen. Welche Farbe diese haben, spielt dabei keine Rolle. Locas lassen sich nur manuell korrigieren, etwa durch Entsättigen der Kontrastkante.

Martin

mrieglhofer
31.03.2012, 11:57
Also nach meinem Verständnis schaut das aber ein wenig anders aus.´

Chromatische Abberation (lateral CA):
Die chromatische Aberration (von griech. chroma, die Farbe und lat. aberrare, abschweifen; in der Fotografie oft abgekürzt mit „CA“) ist ein Abbildungsfehler optischer Linsen, der dadurch entsteht, dass Licht unterschiedlicher Wellenlänge oder Farbe verschieden stark gebrochen wird. Dabei entstehen in Aufnahmen besonders an Hell-Dunkel-Übergängen grüne und rote Farbsäume (Farbquerfehler), bzw. das Bild wirkt unscharf und dunstig (Farblängsfehler).

Das kann praktisch jedes vernünftige Programm korrigieren, wenn ein entsprechende Profil vorliegt oder es muß händisch eingestellt werden. Das ist die übliche rot/grün Korrektur.

Purple Fringing (Axial bzw. longitudinal CA):
In photography, and particularly in digital photography, purple fringing (sometimes called PF) is the term for an out-of-focus purple or magenta "ghost" image on a photograph. This defect is generally most visible as a coloring and lightening of dark edges adjacent to bright areas of broad-spectrum illumination, such as daylight or various types of gas discharge lamps.

Ist zwar auch ein Teil der CAs, aber deutlich schwerer zu entfernen. Meist eben nur durch Entsättigung. Es gibt Plugin dafür, die ganz gute Ergebnisse bringen.

Edit: Sorry, habe ich vergessen. die Zitate sind aus Wikipedia.

Anaxaboras
31.03.2012, 12:23
Ich liebe Zitate ohne Quellenangabe :D.

Mal abgesehen davon, dass hier behauptet wird, CAs treten immer in Rot-Grün-Kombination auf, ist das aber doch kein Widerspruch zu dem, was ich geschrieben habe :zuck:?

Ob und in welcher Stärke und Farbe sich CAs zeigen, hängt vor allem von der Art und Güte der apochromatischen Vergütung ab. Zwei Farbpaare lassen sich noch mit relativ geringem Aufwand mit entsprechenden Vergütungen korrigieren, alle drei theoretisch möglichen jedoch nicht. Daher kommt es, dass auch gute Objektive gerne CAs mit einem Farbpaar zeigen.

In Photoshop lassen sich mit den "Objektivkorrekturen" die drei Farbpaare Rot/Cyan, Grün/Magenta und Blau/Gelb korrigieren. Lightroom 3 und ACR bix 6.x korrigieren Rot/Cyan und Blau/Gelb.

Nach meiner Erfahrung treten bei Sony- und Zeiss-Objektive vor allem die Paare Grün/Magenta auf (sorry, wenn ich mich da in meinem ersten Post unklar ausgedrückt habe), sie lassen sich in ACR auch via Rot/Cyan korrigieren. Die von mir getesteten Canon-Objektive zeigen hingegen vorwiegend Blau/Gelb-Säume.

Martin

Superwideangle
31.03.2012, 12:46
...hängt vor allem von der Art und Güte der apochromatischen Vergütung ab.
Martin

Einspruch Euer Ehren;
CAs entstehen alleine aufgrund der Linsenfehler (Dispersion) und nicht der Vergütung.
Apochromatisch korrigiert heißen Objektive dann, wenn sie für mehr als 2 Farben ("Standard-Korrektur)", i.d. Regel 3 Farben, auskorrigiert sind (siehe Wiki: Stichwort "Apochromat").
Die Vergütung aller Linsen, die sich ausschließlich um das "Entspiegeln", also den Reflexionsverlust an jeder Glas-Luft-Grenzschicht, kümmert, beeinflußt wohl die Farbwiedergabe des Objektives, jedoch vollflächig. -und das hat m.E. nichts mit farbigen CA-Rändern zu tun.

Im Deiner ersten Antwort hast Du´s finde ich gut auf den Punkt gebracht!:top:

Grüße
Helmut

Anaxaboras
31.03.2012, 15:07
OK, jetzt habe ich auch noch einmal Wikipedia bemüht. Unter Chromatische Aberration (http://de.wikipedia.org/wiki/Chromatische_Aberration) heißt es:

Durch Kombination von Linsen aus Gläsern verschiedener Dispersion kann dieser Fehler korrigiert werden. Werden dabei die am stärksten voneinander abweichenden Wellenlängen beziehungsweise die Grundfarben Rot und Blau zusammengeführt, spricht man von einer achromatischen Korrektur oder einer achromatischen Linse, das heißt, das System hat für beide Farben dieselbe Schnittweite.

Wird zudem die Grundfarbe Grün mit den beiden anderen zusammengelegt, handelt es sich um eine apochromatische Korrektur. Sie wird erreicht, indem die beiden Linsen so dünn sind, dass sie keinen Abstand mehr voneinander haben. Damit ist der Farbquerfehler korrigiert. Dies ist nur bei sehr hochwertigen - und entsprechend teuren - optischen Systemen möglich, wie zum Beispiel bei einem apochromatischen Objektiv. Derartige Objektive führen oft, aber nicht immer, die Abkürzung „Apo“ im Namen.

Ich war also insofern auf dem Holzweg, dass ich jetzt die Korrektur der CAs der Vergütung zugeschrieben habe. Es ist aber tatsächlich die Dispersion unterschiedlicher Glassorten, die dafür verantwortlich ist.

Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass CAs eben nicht immer in Rot-Grün-Kombination auftreten - darum ging es mir ja eigentlich.

Martin

mrieglhofer
31.03.2012, 15:53
Hast schon recht, können prinzipiell jede Farbe haben. Sind aber in der Regel die Farben mit kurzer und mit langer Wellenlänge, die am meisten abweichen. Überkorrigiert können es auch andere sein. Logischerweise, weil die Dispersion ja von der Wellenlänge abhängt.
Die Korrektur erfolgt mit Reglern der Komplementärfarben. Da sind halt meist nur rot/grün (von mir aus magenta/cyan) und blau/gelb implementiert, weils damit ausreichend geht.

Nur die Purpurflecken oder Violetten Flecken an hohen Kontrastn gehen halt damit nicht weg. Purple Fringing geht aber mit Plugins zum Teil weg.

Knipseknirps
31.03.2012, 18:10
Danke für die guten Antworten!!

Ist es aber nun so, dass trotz des Auftretens von lateralen CA ein richtig knackscharfes Bild vorliegen kann - und ich nur den störenden Farbrand, soweit wie möglich, eliminieren muss :roll:?

Ich dachte, sobald CA vorliegen, deutet das (zwangsläufig) auf ein eher unscharfes Bild hin, weil die Kanten nicht knackig sind... - da hilft ja dann eigentlich nicht einfach nur die Entfernung der Farbsäume; oder doch?
Vielleicht liegt da bei mir einfach noch ein kleines Verständnisproblem vor beim Zusammenhang zwischen Auflösungsvermögen, landläufig Schärfe, und CA vor.

Superwideangle
31.03.2012, 19:54
Danke für die guten Antworten!!

Ist es aber nun so, dass trotz des Auftretens von lateralen CA ein richtig knackscharfes Bild vorliegen kann


Ja- bei lateralen CAs: wenn richtig fokussiert: dann ist und bleibt das Bild scharf;
die Kanten (umso deutlicher je weiter zum Rand des Bildes) zeigen halt ggf . die Farbsäume; wie zuvor erläutert ist beim Auftreten lateraler CAs das (scharfe) Bild je nach Farbe minimal größer oder kleiner, was dann die Farbsäume ergibt. Das kann mittels EBV gut korrigiert werden.

LoCAs dagegen bedeuten, dass die beste, eingestellte Schärfe nicht für alle Farben stimmt; hier versagt dann i.d.R. die EBV, Säume müssen mit Entsättigen der betroffenen Farbe nachgebessert werden.
claro?

Grüße
Helmut

Knipseknirps
31.03.2012, 23:52
Aah, klaro :)

Das alles war sehr erhellend für mich :top: