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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Google Latitude "weiß, was Du die letzten Wochen getan hast"


meshua
06.11.2011, 12:47
Hi,

Seit über 2 Jahren begleitet mich mein HTC Smartphone. Dass Mobilfunkanbieter seit Jahrzehnten wissen, wo sich Ihre Schäfchen befinden sollte allgemein bekannt sein. Auf die Spitze getrieben wurde dies in Deutschland mit der Vorratsdatenspeicherung, welche auf Abruf und richterliche Anweisung personenbezogene Profile für Strafverfolgungsbehörden erstellt. Man selbst kann offenbar nur durch Klage gegen seinen Mobilfunkanbieter (http://www.zeit.de/online/2009/35/vorratsdaten-spitz-telekom) an seine eigenen Daten herankommen. Dies zeigt, dass Datenschutzbestimmungen und Auskunftspflichten in der Praxis nicht das Papier Wert sind!?

Woanders ist man damit weniger zimperlich und gleichzeitig auskunftsfreudiger. Seit Mitte 2011 wurde Google's bekanntes Latitude (www.google.com/latitude) (Location Services) um eine History erweitert. Sicher ist, das jene Daten bereits seit der Einführung von Latitude verfügbar waren, nur eben nicht für Anwender sichtbar. Google hatte es nun vollbracht, die gesammelten Daten sinnvoll zu verknüpfen und dem Googlenutzer via persönlichem Googleaccount bereitzustellen - ganz ohne Klage.


http://www.d7d-impressions.com/gfx/Latitude_Flights_NOV2011_thm.png (http://www.d7d-impressions.com/gfx/Latitude_Flights_NOV2011.png)
Bild 1: Wann bin ich wohin geflogen?


Der Nutzen dieser Funktion hängt sicherlich stark von den eigenen Erwartungen und Bedürfnissen ab. Für mich sehe ich hierin eine digitale Gedächtnisstütze:


Wie lange hatte ich gestern noch gearbeitet?
Wo war das Shopping Center mit den tollen Preisen?
Welche Route bin ich damals gefahren?


http://www.d7d-impressions.com/gfx/Latitude_Places_NOV2011_thm.png (http://www.d7d-impressions.com/gfx/Latitude_Places_NOV2011.png)
Bild 2: Latitude Bewegungsprofil: GPS Tracker überflüssig?

Dabei muss man nicht ständig daran denken, manuell per Knopfdruck seine Position via GPS Tracker zu speichern. Das Telefon kümmert sich selbst darum - weil ich es so möchte und man im Grunde nur mit Gesichtsmaske und gänzlich *ohne* Mobiltelefon und Kreditkarte heutzutage anonym unterwegs sein kann. George Orwell würde sich bestätigt fühlen, wenn er sehen könnte, was bereits heute alles Realität geworden ist. Im Unterschied zur Vorratsdatenspeicherung kann man - zumindest offiziell - die Google- Historisierung seiner Daten per Klick abschalten. Zudem sind diese Daten weltweit und zu jeder Zeit verfügbar - nicht erst nach einer Klage und "nur" als Excel-Datei.

Sicherlich betrachte auch ich diese Funktion - neben dem persönlichen Nutzen - sehr kritisch. Zwar gebe ich personenbezogene Informationen an Google Preis, jedoch ist mir dies bewusst und erhalte hierüber auch aufbereitete, nützliche Informationen von Google zurück, wie eben die historischen Daten oder Verkehrsinformationen (Google Maps/Navigation). Dies gibt einen Vorgeschmack, wohin die mobile Entwicklung führen wird.

Wie steht ihr zu dieser Historisierungs-Funktion. Wird diese von euch genutzt, und wie? Was sind eure Bedenken und wie seht ihr die Zukunft solcher Services?

Viele Grüße,
Euer meshua

alberich
06.11.2011, 15:02
Wie lange hatte ich gestern noch gearbeitet?
Wo war das Shopping Center mit den tollen Preisen?
Welche Route bin ich damals gefahren?



Für so was und auch vieles andere nutze ich alte und bewährte Technik. Mein Hirn.

RainerV
06.11.2011, 15:21
Für so was und auch vieles andere nutze ich alte und bewährte Technik. Mein Hirn.
Ich bin da auch seeehr altmodisch. Allerdings sinkt mit zunehmendem Alter die Erfolgsquote.

Rainer

Yttrium
06.11.2011, 15:54
Ich finde es ganz schlimm, was die Smartphones mit einem machen. Wenn Freunde von mir für einfach Rechenaufgaben ihr Handy auspacken, zeigt es doch nur, wie die Verblödung bereits eingesetzt hat :flop: Wenn das Handy alles weiß, können wir unser Hirn ja verkümmern lassen :roll:

LG, Melanie

Theo Marquardt
06.11.2011, 15:56
Hallo zusammen,

wenn ich die Signatur des TE lese, hat der ganze bisherige kurze Faden eine unfreiwillige Komik.

LG

Theo

meshua
06.11.2011, 16:06
Für so was und auch vieles andere nutze ich alte und bewährte Technik. Mein Hirn.

Natürlich kann man sich i.d.R. an zeitnahe Ereignisse erinnern. Da das "Gehirn" nur begrenzt aufnahmefähig ist, trenne ich Wichtiges von Unwichtigem und speichere hierin Informationen durch Verknüpfungen untereinander. Ich nutze die Latitude-Informationen daher ergänzend, beispielsweise zum X-Check meiner Stundenabrechnung. Bei Fotoshows kann man auch noch Jahre später nachverfolgen, wo man überall gewesen ist (und die vorhandenen Bilder ggfls. örtlich genauer zuordnen).

Ich sehe Latitude als digitales Tagebuch und Ergänzung zu anderen Medien. Wo andere selbst schreiben, lasse ich schreiben und widme die so freigewordene Zeit anderen schönen Dingen :) Wie sagt man noch:

"Man muss nicht alles wissen. Man muss nur wissen, wo es zu finden ist." ;)


Beste Grüße,
Euer meshua.

Crimson
06.11.2011, 16:52
...können wir unser Hirn ja verkümmern lassen :roll:die Zeitform ist falsch, es ist längst zu spät ;)

rudluc
06.11.2011, 17:17
Wie steht ihr zu dieser Historisierungs-Funktion. Wird diese von euch genutzt, und wie? Was sind eure Bedenken und wie seht ihr die Zukunft solcher Services?

Ich finde Latitude klasse. Man kann bei einer Reise den Daheimgebliebenen immer mal seinen Standort mitteilen. Natürlich nicht jedermann, sondern nur den nächsten Vertrauten. Ich finde nichts Anrüchiges dabei.
Allerdings mache ich nur ungern vom "Einchecken" irgendwo Gebrauch.

Rudolf

baerlichkeit
06.11.2011, 21:05
Obwohl ich Google mit meinem Telefon (Android) intensiv nutze, kann ich mich weder mit Latitude noch zu sowas wie der Gesichtserkennung in Picasa anfreunden. Das ist mir dann doch zu viel in den Armen der Krake... Ich kann aber auch nicht begreifen warum manche Leute permanent irgendwo ein und auschecken. (Heißt das so?) Na ja, in Zeiten von Facebook und Co. ist das wohl der nächste Schritt :roll:

Übrigens, ich tracke wenn dann nur für mich auf meinem Gerät. Das mache ich vor allem beim Wandern sehr gerne. Ich sehe aber überhaupt keine Notwendigkeit darin, das live in die Welt rauszuzwitschern ;)

steve.hatton
06.11.2011, 21:17
Ich finde es ganz schlimm, was die Smartphones mit einem machen. Wenn Freunde von mir für einfach Rechenaufgaben ihr Handy auspacken, zeigt es doch nur, wie die Verblödung bereits eingesetzt hat :flop: Wenn das Handy alles weiß, können wir unser Hirn ja verkümmern lassen :roll:

LG, Melanie

Sofern man es statt des Gehirns benutzt , hast DU recht.

Kerstin
07.11.2011, 08:43
Wie lange hatte ich gestern noch gearbeitet?
Wo war das Shopping Center mit den tollen Preisen?
Welche Route bin ich damals gefahren?


http://www.d7d-impressions.com/gfx/Latitude_Places_NOV2011_thm.png (http://www.d7d-impressions.com/gfx/Latitude_Places_NOV2011.png)
Bild 2: Latitude Bewegungsprofil: GPS Tracker überflüssig?



Für das Bewegungsprofil würde ich alles in Kauf nehmen :)

dey
07.11.2011, 09:39
Hi,

ich glaube so etwas gibt es bei symbian (ich=Nokiauser) nicht.
Sollte es vorhanden sein, würde ich es ggf auch nutzen. Warum sollte nur Nokia, etc, den Nutzen haben.
Kann ich es abschalten würde ich es sofort tun. Ich misstraue diesem Logging extrem!

bydey

eddy23
07.11.2011, 13:43
Ich finde es ganz schlimm, was die Smartphones mit einem machen. Wenn Freunde von mir für einfach Rechenaufgaben ihr Handy auspacken, zeigt es doch nur, wie die Verblödung bereits eingesetzt hat :flop: Wenn das Handy alles weiß, können wir unser Hirn ja verkümmern lassen :roll:


Ich sehe die neuen Technologien und Services eher als nützlich, hilfreich, unterstützend und nicht als Ersatz für Hirn und Gedächtnis.
Jeder muss natürlich abwägen welchen Service er/sie nutzen und welches Gerät er/sie verwenden will. Doch Verblödung entsteht nicht durch Nutzung dieser... evtl Faulheit :oops::D
Abstraktes Parallel-Beispiel: Wenn man den Dorfbewohnern in Sri Lanka ne Mischmaschine (für Mörtel und Beton) zur Verfügung stellen würde, die aber weiterhin ihren Speis mit der Schaufel auf der Erde mischen würden, würde man sie als engstirnig, eingefahren bezeichnen.

Also warum die neuen Dienste nicht benutzen wenn sie doch hilfreich und genial sind?

rudluc
07.11.2011, 14:12
Ich glaube, man muss deutlich trennen, welche Informationen, die irgendwo aufgezeichnet werden, einem gefährlich werden können und welche nicht.
Das GPS-Logging halte ich nicht für bedenklich (wenn ich meine Standortwechsel nicht verheimlichen will), immerhin entscheidet man ja zum Glück noch selbst, wer diese Informationen überhaupt angezeigt bekommt.
Den E-Mailverkehr wickelt man ja schon seit Jahren über die Cloud ab, wo sind da die Bedenken?
Problematischer finde ich dagegen fest eingespeicherte Passwörter (für den Fall, dass man sein Smartphone einmal irgendwo liegen lässt oder gar verliert). Auch das Telebanking über Smartphone finde ich ein bisschen kribbelig.
Gefährlich sind auch Memos mit wichtigen Informationen, die man wegen eines schlechten Gedächtnisses auf dem Smartphone vorhält.

Rudolf

eiq
07.11.2011, 14:21
Problematischer finde ich dagegen fest eingespeicherte Passwörter (für den Fall, dass man sein Smartphone einmal irgendwo liegen lässt oder gar verliert). Auch das Telebanking über Smartphone finde ich ein bisschen kribbelig.
Gefährlich sind auch Memos mit wichtigen Informationen, die man wegen eines schlechten Gedächtnisses auf dem Smartphone vorhält.
Deshalb sollte man sein Smartphone auch mit einem Passwort schützen. Bei vielen Geräten kann man festlegen, dass die Daten nach x Fehlversuchen gelöscht werden bzw. man kann aus der Ferne ein Löschkommando senden, wenn man sein Smartphone verloren hat bzw. es gestohlen wurde.

PS: Beim iPhone bitte nicht den vierstelligen Zahlencode nutzen, da dieser in relativ kurzer Zeit geknackt werden kann. Ein z.B. achtstelliger Code erhöht die Sicherheit dort enorm.
http://www.heise.de/security/meldung/iPhone-Sperre-nahezu-nutzlos-1270786.html