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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Linhof Großformat


Stefan4
09.09.2011, 14:23
Vorige Woche war ich hier auf einer Fotoausstellung einer Fotografin, die ich noch aus der Jugendzeit kenne und 30 Jahre nicht mehr gesehen hatte und die jetzt in Köln an der FH lehrt. Sie zeigte Schwarzweiß-Aufnahmen aus der Bretagne. Aufgebaut hatte sie einen Trümmer von Kamera, mit der sie die Aufnahmen gemacht hatte. Es war eine Linhof Techn ... irgendwas, Format glaube ich ca. 10x12 cm (?), aufgeschraubt auf einem alten wirklich schweren Linhof-Stativ. Die Großformatkamera hatte ein Schneider-Kreuznach-Objektiv Symmar mit einem Balgen. Von 150 mm/5,6-45 bis 265 mm/12-weiß nicht mehr. Das war erstmal alles interessant, riesig und schwer, wobei ich mich fragte, warum man sich das heute vom Gewicht her noch antut.

Es waren ungefähr 25 Fotografien auf Barytpapier, von denen mir nur ein bis zwei wirklich gefallen haben und ich mich immer wieder ertappte zu denken, ob das nicht doch auch User hier aus dem Forum hätten mit ihren DSLRs fotografieren können. Verschiedentlich war der Himmel stark überbelichtet, verschiedentlich die Tiefen zugelaufen. Sicherlich ist das Arbeiten in der Dunkelkammer weit schwieriger als an einem Computer, bezogen auf die Ergebnisse. Die Bilder waren schon gut gestaltet und scharf, aber mir fehlte oft die Schärfe, die ich heute kenne. Bei einigen Bildern sagte ich zu meiner Tochter, die auch dabei war, dass das Bild ist einen Hauch schief sei. Irgendwie hatte ich aber nicht den Mumm, das der Fotografenmeisterin zu sagen. Oder ist das Ganze einfach sauschwer zu fotografieren.

Geht das einem von Euch auch manchmal so, dass man sich dann nicht so recht traut, den Urheber an seiner Kritik teilhaben zu lassen.

Gruß Stefan

alberich
09.09.2011, 14:29
Geht das einem von Euch auch manchmal so, dass man sich dann nicht so recht traut, den Urheber an seiner Kritik teilhaben zu lassen.


Wenn der Urheber nicht danach fragt, sollte man es auch für sich behalten. Oder ist die eigene Meinung so elementar, als dass man sie in so einem Falle ungefragt verbreiten sollte? Ich denke nicht. Jemand macht etwas, so wie er es für richtig hält. Ich würde es eventuell anders machen. Also mach ich es anders. Fertig.

mrieglhofer
09.09.2011, 15:23
Na so einfach ist das nicht. Du verweigerst ihr damit die Möglichkeit, eine andere Sichtweise kennenzulernen und potentiell besser zu werden.

Ich denke, Kritik ist in jedem Fall angesagt. Man muß ja nicht mit der Mistgabel ins Gesicht fahren. Aber zu sagen, dass man meint, das die Lichter ausgefressen sind und ob sie das so wollte, finde ich jetzt nicht negativ. Es steht ja jedem frei, Kritik anzunehmen oder abzulehnen. Ebenso kann der Kritiker ja auch lernen. Vielleicht gibt es einen guten Grund dafür, dass sie so sind wie sie sind.
Nur Kritik nicht zu geben bzw. nicht zu kommunuzieren finde ich tlw. feige und unfair.

Stefan4
09.09.2011, 15:25
Ja, stimmt, die eigene Meinung ist nie so elementar, dass sie allein gültig ist, vor allem nicht in einem Bereich, bei dem es auch sehr stark auf Emotionen ankommt. Andererseits leuchtet auch die Argumentation von mrieglhofer ein. Ein Austausch von Meinungen, auch kritische, kann eine gute Horizonterweiterung nach sich ziehen.

Gruß
Stefan

alberich
09.09.2011, 15:42
Na so einfach ist das nicht.

Doch. So einfach ist das.
Es wird eh' viel zu viel auf Fragen geantwortet die keiner gestellt hat.
Wie oben schon erwähnt. Wenn es darum geht, dass ich gefragt werde, dann würde ich natürlich auch meine Eindrücke mitteilen, aber auf einer Ausstellung 'rumzulaufen und den Künstler ungefragt darauf hinzuweisen, dass die Lichter ausgefressen sind ist nicht mutig oder fair, sondern überheblich und lächerlich.
Wenn, wie in diesem Falle die Künstlerin, diese Bilder ausstellt, dann wird sie das genau so gewollt haben. Die Achtung habe ich vor jemandem der ausstellt. Wenn nicht, dann wäre das schade für Sie. Wenn es das Maximum ist, dass sie im Stande ist zu leisten? Auch gut. Und wenn es mir nicht gefällt? Ebenso gut.

Warum muss immer alles was mit einem selbst zu tun haben? Man kann doch auch einfach mal die Klappe halten und die anderen so machen lassen, wie sie es für richtig halten und nicht wie man selbst es für richtig hält. So unmündig, dass sie nicht wissen was sie tun und so verzweifelt, dass sie nur auf so gut gemeinte Ratschläge gewartet haben, sind viel weniger als die Ratgeber gemeinhin annehmen.

Würden die ewigen Ratgeber und Hilfesteller die anderen so wichtig nehmen wie sich selbst, würden sie viel mehr ihrer sog. Ratschläge für sich behalten und die Arbeit anderer in ihrer Gänze mehr respektieren.


Etwas anderes ist es, wenn, wie mir persönlich passiert, ein Besucher ungefragt auf mich zu kommt und mich fragt ob das Bild mit Absicht verkehrt herum hängt. :)
Ist wirklich passiert. Im Endstress vor einer Ausstellung, wie immer alles Spitz auf Knopf, wurde ein Bild, das nahezu vollkommen symetrisch ist, auf dem Kopf aufgehängt.
Dieser Hinweis hat mich gefreut und mir gleichzeitig verdeutlicht wie genau dieser Besucher sich die Bilder angesehen hat.
So etwas ist aber in der Tat ein kurioser Einzelfall und bezieht sich auf einen Lapsus und nicht auf die Arbeit als solche. Die Arbeit sollte man als Besucher grundsätzlich so respektieren wie sie ist, obwohl man eine Meinung dazu hat. Das mag für den einen oder anderen schwierig sein, ist aber dennoch möglich.

mrieglhofer
09.09.2011, 16:00
Dann frage ich mich, warum du/sie dann öffentlich ausstell(s)t.
Öffentlich ausstellen ist ein Statement. Ich zeige, wie ich die Welt sehe.
Und da mußt halt auch damit leben, dass ich sie anders sehe. Ich sehe das als Einladung zur Kommunikation, sonst tätest es ja nicht tun.
Oder machst du es nur, dass alle dir auf die Schulter klopfen sollen, dass du das so gut gemacht hast.
Dann einfach bei der Einladung reinschreiben, "Kritik an meinen Bilder ist unerwünscht, nur Jasager erlaubt." ;-)

alberich
09.09.2011, 16:02
Dann einfach bei der Einladung reinschreiben, "Kritik an meinen Bilder ist unerwünscht, nur Jasager erlaubt.".

Schön, dass Du so offen beschreibst, dass Du nichts verstanden hast.

hennesbender
09.09.2011, 16:06
Also ich für meinen Teil stehe regelmäßig in Theatervorstellungen auf und beschwere mich lauthals, wenn mir die Aufführung nicht gefällt... ist doch mein gutes Recht!...

Ok, bei der Kasperle-Vorstellung im Kindergarten neulich war das eventuell etwas übertrieben und peinlich... aber was raus muss, muss raus! :)

Elric
09.09.2011, 16:11
Jede Opernaufführung, Theateraufführung, Konzert, Film, usw. muss sich doch auch der Kritik von zum Teil beruflichen Kritikern stellen. Warum soll das denn nicht auch für eine Ausstellung gelten?
Wenn sich jemand mit seinen Bildern der Öffentlichkeit stellt, muss die Person das schon aushalten können.
2009 habe ich eine Ausstellung von Andreas Gursky in Krefeld angesehen. Viele seiner frühen Bilder waren meiner Meinung nach für die Tonne. Knipsbilder. Bestenfalls.
Seine neueren Werke allerdings zum Teil super genial. Mein persönliches Fazit war auch dementsprechend zwiespältig.

Wenn der Fotograf anwesend gewesen wäre, hätte ich das auch geäussert.

Jan
09.09.2011, 16:16
Nicht gefallen ist etwas anderes als 'kleinkarierte' Kritik an der Technik.

Ich denke, die Fotokünstlerin hat einen künstlerischen Anspruch. Wenn Bilder schief oder Lichter ausgefressen sind, gehört das zum Kunstwerk, ich kann das gut oder schlecht finden, das sollte man ruhig auch dem Künster sagen, wenn es interessiert kann man auch fragen, warum die Bilder so sind.

Jan

mrieglhofer
09.09.2011, 16:22
Schön, dass Du so offen beschreibst, dass Du nichts verstanden hast.
Na ja, wenn ich auf eine Ausstellung gehe, dann gehe ich schon davon aus, dass ich in der Zielgruppe bin. Also will mir der Künstler entweder was verkaufen oder er will sich verkaufen.
In beiden Fällen geht es wohl um mich, hoffe ich doch mal, sonst braucht er mich ja auch nicht einladen. Sonst wir er mir halt nichts verkaufen und/oder ich werde das nächste Mal halt nicht mehr hingehen. Dann kann es sich selbst was ausstellen.

Und wenn ich betroffen bin und gemeint bin, dann finde ich es auch fair, ihm zu sagen, obs mir gefällt und was mir nicht gefällt. Dann liegts an ihm, mir seine Sicht der Welt zu verkaufen oder auch nicht.

Klar, man muß auch nichts sagen. Nur wundert sich der Künstler halt dann, warum alle schön nicken und keiner was kauft. Das ist nicht meine Vorstellung von Kunst und Ausstellung.

Dimagier_Horst
09.09.2011, 16:22
...aber auf einer Ausstellung 'rumzulaufen und den Künstler ungefragt darauf hinzuweisen, dass die Lichter ausgefressen sind ist nicht mutig oder fair, sondern überheblich und lächerlich.
Sich das zu denken und stumm mitzunehmen ist genauso, wie wenn es ausgesprochen worden wäre.

Ich gehe nicht in eine Ausstellung, um meine Sichtweise bestätigt zu bekommen. Ich gehe in eine Ausstellung, um zu erfahren, wie ein anderer etwas sieht. Um neue Anregungen zu bekommen. Ob Lichter ausgefressen sind oder nicht ist vollkommen unwichtig. Wichtig ist, zu erfahren, warum sie so dargestellt werden. Alles andere überlasse ich denen, die das Zentrum des Wissens sind: den Kunstkritikern :lol: .

sven_hiller
10.09.2011, 10:46
Ich denke man kann, sofern sich ein ungezwungenes Gespräch über die Bildabsicht ergibt, sicher auch mal einen zurückhaltenden Abstecher in den technischen Randbereich machen.

Das sollte meiner Meinung nach aber nicht soweit gehen, die verwendete Technologie in Frage zu stellen bzw. diese vielleicht sogar zum Bewertungsmaßstab zu erheben. In dieses Licht sollte man sich selbst nicht stellen.

Ganz sicher hat der Künstler die Arbeitsweise bewußt gewählt, zweifellos auch mal bewußt den Schwerpunkt auf eine betonte Durchzeichnung der Schatten oder Lichter gelegt. Daß tatsächlich jedes Verfahren seine nicht nur technischen Grenzen hat, ob Groß- oder Kleinformat, analog oder digital, Farbe oder Schwarzweiß, ist völlig klar. Ob diese für den einen oder anderen eine Rolle spielen, vielleicht sogar den eigentlichen Reiz ausmachen, liegt im Standpunkt des jeweiligen Betrachters bzw. Anwenders.
Ähnlich ist es mit der Bildschärfe. Sie wird gerade digital nicht selten bis zur vibrierenden Überschärfung getrieben daß es in den Augen brennt. Der natürliche Seheindruck zeichnet die Welt doch eher einen Hauch weicher, ohne überhöhte Kontraste und "Schärfungsaura". Schärfe ist gut - solange sie nicht an den Haaren herbeigezogen wird. Ist aber eben dadurch auch Geschmackssache und durchaus nicht der kleinste gemeinsame Nenner auf dem man eine Kritik aufbauen sollte.

Gruß Sven

About Schmidt
10.09.2011, 12:30
Das ist sehr schwer zu beantworten,
vielleicht könnte man seine Kritik, warum wird das Wort Kritik immer nur als Negativ angesehen, darauf aufbauen, den Konsens zwischen dieser Art der Fotografie und der Heutigen zu suchen.
Möglicherweise ist es einfach nicht möglich, diese Aufnahmen so zu gestalten, dass ein ausgefressener Himmel ausgeschlossen wird. Klar, man könnte in der Dunkelkammer abwedeln, aber waren wir dabei? Über Fotos reden, seine berechtigten Fragen anzubringen und Vergleiche anzustellen, muss erlaubt sein, auch bei Fachleuten. Wer sich diesen Fragen zu stellen nicht bereit ist, darf seine Bilder nicht öffentlich zeigen, so meine Ansicht.
Ich war schon in einigen Ausstellungen, habe in meinen Augen hervorragende Aufnahmen und richtigen Mist gesehen. Aber ich denke, das ist doch genau so wie mit der Musik, das Stück das ich grausam finde, wird von anderen begeistert gehört. Es gehört halt auch ein großes Stück Toleranz dazu. Denn noch muss ich sagen dürfen, mir gefällt das nicht. Und das zieht sich quer durch alle Bereiche der Fotografie. Die letzte Ausstellung die ich sah, bot in meinen Augen nur fotografische Grausamkeiten. Dem Hersteller, ich nenne ihn hier bewusst so, weil die Effekte durch Photoshop entstanden sind, gefielen scheinbar die Ergebnisse, sonst hätte er sie nicht einem breiten Publikum zur schau gestellt. Da muss er auch mit meiner Kritik daran leben. ;)

Gruß Wolfgang

gpo
10.09.2011, 13:48
Linhof Trümmer....

Es waren ungefähr 25 Fotografien auf Barytpapier, von denen mir nur ein bis zwei wirklich gefallen haben und ich mich immer wieder ertappte zu denken, ob das nicht doch auch User hier aus dem Forum hätten mit ihren DSLRs fotografieren können.

Geht das einem von Euch auch manchmal so, dass man sich dann nicht so recht traut, den Urheber an seiner Kritik teilhaben zu lassen.

Gruß Stefan

Moin

bevor man sich verzettelt...deine Fragen bestehen aus drei Teilen :D

1) Linhof & Co...
ja bis vor kurzem war es gang und gäbe mit Großbild zu arbeiten( ich habe bis heute GFs!)
schade nur...das du nicht genauer hingeschaut hast(oder gefragt) welches Modell es nun tatsächlch war---Laufboden oder optische Bank Kamera :?:

2) Bilder+GF+Baryt ++++ DSLR User können auch :evil::P:oops::cry::shock::D:cool:

gleich die Keule von mir...NEIN können sie nicht :flop::flop::flop:
diese Ansicht ist ja nicht ganz neu...seit Jahren der Digitaleinführung wird versucht DAS nachzumachen...
was andere schon 40 Jahre lang konnten :cry: diese Versuche könnte man als gescheitert ansehen denn...
sie müssen auch immer im Kontex mit den Kosten gestellt werden...
was die Digitalfraktion bisher tunlichst vermeidet, denn...
es geht zu Lasten der sauteuren Digitalfotografie(ich könnte es beweisen mit Zahlen!)

denn wir reden dann mit DigiBackSystemen oberhalb der 60Mpx Klasse + dem ganzen Compigeraffel :oops:
und auch da wird....es "digital passend" gemacht und nicht wie bei analog>>> hingenommen was ging:P

zu den paar Bildern die ich hier als Scans servierte, kam auch eher betretenes Schweigen...
nachgemacht, hat keiner und es wird auch nicht GLEICH sondern höchstens ähnlich...was bekanntlich ne andere Sache ist :shock:
(bin ja gerad dabei einige Motive mit der a900 gegen GF nachzustellen für den workshop)

GF und Baryt....machen auch die wenigsten, schon gar nicht Digital und Baryt...
also fehlen klare Vergleiche....:roll:

außerdem ....was soll es Bilder von vor 20-30 Jahren zu vergleichen...wo es digital gar nicht gab....
sicher ist A.Adams Moonrise...hat bis heute KEINER nachmachen können,
obwohl alle mit Geotrackern dort hinreisen...und es versuchten :cry:

das gleiche gilt für H.Newton und viele andere bekannte Größen die unerreicht bleiben...
wobei man daran alleine sehen kann....das es gar nicht um die Technik ging sondern...
die könnerhafte Gestaltung und Ausarbeitung die maßgeblich das Bild machte :top:

Digitale Kamera....machen "andere Bilder"...die aber wegen der Technik eben NICHT zwangsläufig besser sind :cool:

3) Bildkritik....
auch hier unterscheide ich ganz stark...ob es im Netz stattfindet :roll::cry::shock:....
oder persönlich in einer Ausstellung/Galerie usw :top::top::D

klar ist....
im Netz machen auch Leute den Mund auf...die sich persönlich gar nicht trauen würden,
demzufolge kommen dann auch diverse Irritationen auf,
die man dann tagelang in Foren diskutieren kann...und auch macht :flop:

auch deshalb ist eine direkte Besichtigung von Baryts mit Anwesenhait der Fotografin....
eine ganz andere Geschichte, als wenn hier jemand was...zu meinen Bildern sagt;)

und ja...
warum soll man Bilder nicht hinterfragen können...:?:
wenn einem WAS nicht gefällt oder man nicht klarkommt, sollte man Fragen stellen,

dann GENAU hinhören was "der Künstler" oder "der Fotograf" dazu zu sagen hat...
und wahrscheinlich kommt man dann aus dem Staunen nicht heraus :):shock::(
denn die Begrifflichkeiten die dann benutzt werden ...um Bilder schönzureden...
sind meist noch abenteuerlicher, als Argumente in Foren :cool:

Mfg gpo

twolf
10.09.2011, 14:21
Ein fragen nach dem Bild, was da der hintergrund ist, und was dahintersteckt hat noch nie geschadet, nicht richten, sondern freundlich fragen, und man bekommt manchmal Klasse Gespräche und Diskussionen zustande.

Sofian
10.09.2011, 14:56
Doch. So einfach ist das.
Es wird eh' viel zu viel auf Fragen geantwortet die keiner gestellt hat.
Wie oben schon erwähnt. Wenn es darum geht, dass ich gefragt werde, dann würde ich natürlich auch meine Eindrücke mitteilen, aber auf einer Ausstellung 'rumzulaufen und den Künstler ungefragt darauf hinzuweisen, dass die Lichter ausgefressen sind ist nicht mutig oder fair, sondern überheblich und lächerlich.[...]
Warum muss immer alles was mit einem selbst zu tun haben? Man kann doch auch einfach mal die Klappe halten und die anderen so machen lassen, wie sie es für richtig halten und nicht wie man selbst es für richtig hält. So unmündig, dass sie nicht wissen was sie tun und so verzweifelt, dass sie nur auf so gut gemeinte Ratschläge gewartet haben, sind viel weniger als die Ratgeber gemeinhin annehmen.


Diese Worte zu hören tut wirklich gut, ich dachte, ich bin mittlerweile ganz alleine mit dieser Meinung.

Leute, es geht hierbei nicht um die Verneinung konstruktiver Kritik sondern um die Unart, dass sehr viele Menschen es als angemessen empfinden, immer und zu allem ihren Senf abgzugeben. Dabei ist es oft unerheblich, ob jemand danach gefragt hat. Die Krönung ist dann noch ein unqualifizierter Beitrag, der fragwürdigem Halbwissen aus dem Internet oder einem Befund aus einem Galileo-Experiment entspringt. Nein, danke!!

About Schmidt
10.09.2011, 18:07
...da muss er auch mit meiner Kritik daran leben. ;)

Gruß Wolfgang
Ich habe mich mal selbst zitiert. Natürlich renne ich nicht zum Ausstellenden und knalle ihm an den Kopf, wie sch...e seine Bilder sind. Eher sage ich da was, wenn mich ein Werk besonders beeindruckt. Nichts zu sagen, sagt doch eigentlich schon genug.

Wenn ich aber darauf angesprochen werde, dann sage ich auch unumwunden meine Meinung dazu.

Gruß Wolfgang

gpo
11.09.2011, 01:45
Moin

ich muss nochmal was anmerken...

wenn eine Ausstellung gemacht wird....gibt es in der Regel einen Titel,
ein Konzept, ein Themenbreich der bekannt gegeben wird...

wer sich also für Landschaften nicht interessiert, wird dann wohl auch nicht reingehen und anschauen...

anders dann wenn es ein Thema ist, was einen berührt...Menschen, Architektur, Mode usw...
dann geht man anschauen...und ja kann wohl auch was dazu sagen ;)

das ist aber gaaaaaaaanz anders im Netz...
da stehen Bilder und jeder kann nun sagen was er will, egal ob er Ahnung hat oder nicht...
es läuft nur gerade nix vernünftiges im TV...

also geht man Bilder schauen in Foren....und dann wirds komisch:P
Mfg gpo

Karsten in Altona
11.09.2011, 08:39
Gerd, wie Recht Du doch hast! Wie so oft! :top:

Sorry, läuft grad nix in der Glotze... :cool::mrgreen:

RainerV
11.09.2011, 10:12
...
Ganz sicher hat der Künstler die Arbeitsweise bewußt gewählt, zweifellos auch mal bewußt den Schwerpunkt auf eine betonte Durchzeichnung der Schatten oder Lichter gelegt. Daß tatsächlich jedes Verfahren seine nicht nur technischen Grenzen hat,
...
Ob diese für den einen oder anderen eine Rolle spielen, vielleicht sogar den eigentlichen Reiz ausmachen, liegt im Standpunkt des jeweiligen Betrachters bzw. Anwenders.
Ähnlich ist es mit der Bildschärfe. Sie wird gerade digital nicht selten bis zur vibrierenden Überschärfung getrieben daß es in den Augen brennt. Der natürliche Seheindruck zeichnet die Welt doch eher einen Hauch weicher, ohne überhöhte Kontraste und "Schärfungsaura". Schärfe ist gut - solange sie nicht an den Haaren herbeigezogen wird. Ist aber eben dadurch auch Geschmackssache und durchaus nicht der kleinste gemeinsame Nenner auf dem man eine Kritik aufbauen sollte.
...
Genauso sehe ich das auch. Wir sehen heute vielfach einen technischen Einheitslook. Vielfach extrem ge- (über)schärfte Bilder, ja keine ausgebrannten Lichter oder abgesoffenen Tiefen. Wieviele Bilder habe ich schon gesehen, bei denen zwar die Lichter alle "wunderbar" durchzeichnet waren, die ich aber einfach als völlig unnatürlich empfand, weil ich genau an der Stelle gleißend helles Licht erwartet hätte.

Zumeist wird - wohl auf der Suche nach dem "perfekten" Bild - rein technisch argumentiert. Sehr viele technisch "perfekte" Bilder empfinde ich persönlich einfach nur als langweilig.

Was mir vielfach fehlt, ist die Bereitschaft sich einfach mal anderen Sichtweisen zu öffnen. Gerade die Unterschiede, die sich da zeigen, empfinde ich als spannend. Gerade die Auseinandersetzung mit "alten" Techniken, die da zur Anwendung kommen, finde ich spannend.

Vielfach habe ich auch den Eindruck, daß wir mittlerweile auch einfach viel zu viele Möglichkeiten der nachträglichen Bild-"Verbesserung" haben.

Rainer

P.S. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, daß eine DSLR mit ihrem Winzsensor irgendetwas produzieren kann, was mit dem Ergebnis, welches eine Großformatkamera bringt, vergleichbar ist.

Auch ein echter Vergleich "Digital" und "Baryt", von jemandem gemacht, der beides beherrscht, würden mich sehr interessieren. Er würde vermutlich klare Unterschiede aufweisen und möglicherweise die dauernden Fragen "kann ich das nicht mit digital auch machen?" beantworten.

mrieglhofer
11.09.2011, 11:07
Was mir vielfach fehlt, ist die Bereitschaft sich einfach mal anderen Sichtweisen zu öffnen. Gerade die Unterschiede, die sich da zeigen, empfinde ich als spannend. Gerade die Auseinandersetzung mit "alten" Techniken, die da zur Anwendung kommen, finde ich spannend.

Eh bekannt, "wer für alles offen ist, ist nicht ganz dicht" ;-)
Andere Sichtweisen können aber nur dadurch entstehen, dass ich den Künstler darauf anspreche und seine Sicht der Dinge erfahre. Alles andere ist Ratespiel. Deswegen habe ich das vorne auch schon geschrieben, dass mir auch ungefragt Kritik zusteht. Kritik heißt aber auch, die Antwort zu verstehen zu versuchen und in Relation zu den eigenen Erfahrungen und Vorstellung zu setzen. Nur weil ein Künstler meint, dass das ein bestimmte Stimmung erzeugt, heißt das noch lange nicht, dass das auch bei mir entsteht.

Klar ist, das wenn jemand 30Jahre Fotograf ist, er schon erkennen wird, wenn die Lichter ausfressen oder die Schatten zulaufen. Dann wird er auch erklären können, warum er das genauso gemacht hat.


Vielfach habe ich auch den Eindruck, daß wir mittlerweile auch einfach viel zu viele Möglichkeiten der nachträglichen Bild-"Verbesserung" haben.
War früher auch nicht anders, nur aufwändiger. Der Unterschied scheint mir eher der, dass jemand früher für Bildverbesserungen klare Vorstellungen und entsprechend Zeit und Geld brauchte. Damit habens nur jene gemacht, denen es ein Anliegen war und die auch wußten warum.

Die Digitalisierung bringt eine Kostensenkung mit sich, sodass heute auch jeder Unbedarfte nicht nur die gleichen sondern eine Vielzahl mehr Möglichkeiten dazu hat, aber nicht das kreative Potential, die Dinger sinnvoll einzusetzen. Die Ergebnisse sehen wir dann ja.
War ja bei Desktop Publishing das Gleiche. Jede Sektretär(in), jeder Sachbearbeiter konnte plötzlich Designer sein. Das hat weh getan.

Das lässt sich auch nicht mehr zurückdrehen, alles wird digitalisiert und damit technisch für jeden zugänglich. Mittelmäßige Designer/Fotografen, die sich früher über Gesetze und teures Equipment den Markt freigehalten haben, kommen damit nicht mehr durch. Sieht man ja an den Margen in der Fotografie.
Autodidakten, Amateure mit entsprechendem kreativem Potential haben völlig neue Chancen.
Menschen mit Hang zur Selbstüberschätzung meinen halt, dass sie das mit oder dank Photoshop oder den neuen DSLR auch können. Und wenn dann der Erfolg sich nicht einstellt, lags an der Auslöseverzögerung, den Megapixeln und ein neue Kamera usw. muß her. Gottlob fällt doch eine große Zahl von Menschen da rein, sonst wäre das alles unerschwinglich ;-)

Stefan4
11.09.2011, 11:29
Das sind ja erstaunlich viele Meinungen, und diese sind auch sehr kontrair, was mich freut, weil aus einhelligen Meinungen keine wirkliche Erhellung erwachsen kann.

Vorweg: ich hätte die Fotografin fragen können, zweifellos, da wir uns schon seit Jugend an gut kennen. Aber gerade deshalb wollte ich als Möchtegernknipser nicht mit ein paar dumpfen Kritikansätzen das eben wieder erblühte Wiedersehen vermiesen. Und ich ahnte auch schon, dass es etwas besonderes sein muss, auf Barytpapier zu entwickeln. Barytpapier kenne ich nur aus meinen eigenen Schriftsetzertagen, wo Abzüge für die damals aufstrebende Fotosatzabteilung erstellt wurden, weil diese Abzüge extrem randscharf waren und geeignet, dass von der Reprokamera auch Vergrößerungen für Titelzeilen gemacht werden konnten. Dass diese Papiere auch für Fotoabzüge verwendet werden konnten, wusste ich nicht.

gpo hat mein Thread richtig interpretiert. Es sind eigentlich mehrere Sachen auf die ich eingehen wollte bzw. zu denen ich meine Fragezeichen hätte hinzufügen sollen. Einmal war da die Kamera mit dem Objektiv von Offenblende 12 bei 265 mm im Telebereich, dann das monströse Stativ und dann halt die Ausstellung.

Zur Information für dich (gpo): aufgenommen mit Linhof Technika auf 4/5 inch schwarz/weiß Negativmaterial ,handvergrößert auf Barytpapier, im Passepartout gefasst 50/60cm. So steht's auf ihrer Homepage.

Mir fehlt wohl die fotografische Vergangenheit, um die Arbeit mit einem solchen Gerät ermessen zu können. Die Bilder kosten im Schnitt um die 250 EUR. Jetzt waren viele Freunde da. Sollte jemand ein Bild gekauft haben, würde für mich als Fotografin die Frage im Raum stehen: hat der das aus Freundschaft oder wirklichem Gefallen gekauft. Na gut, Geld stinkt ja nicht. Aber ein neutrales Feedback lässt so ein Kauf dann auch nicht zu. Wer eventuell wissen will, von welche Bildern ich rede: Hier sind die 24 Werke (http://www.sylvia-moritz.meinatelier.de/index.php4?g=12840). Im weißen Passparout wirken sie allerdings etwas anders.

Vielleicht werde ich zu dem von ihr angebotenen Werkstattgespräch im Oktober gehen. Und dann werde ich sie wohl fragen, warum das mit den ausgefressenen Lichtern und den zugelaufenen Schatten so und nicht anders sein muss. Danke nochmals für die rege und interessante Beteiligung.

Gruß
Stefan