Anmelden

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Neulich im Louvre


cdan
11.08.2011, 18:23
Da hängt es nun vor mir und ich frage mich, wofür habe ich die Strapazen auf mich genommen. Irgendwie hat mich bei der Mona Lisa schon immer der Beschnitt und die mittige Anordnung gestört; kann man besser machen. Auch bei der Farbwahl hat Leonardo da Vinci ein wenig daneben gegriffen.
Insgesamt hätte er es stärker aufhellen müssen; deutlich zu dunkel, gerade im unteren Bereich. Ein bisschen mehr Unschärfe hätte Leonardo noch auf den Hintergrund legen können, denn so lenkt er zu sehr vom eigentlichen Motiv ab und wo wir gerade beim Model sind, in Anbetracht der Zeit nicht schlecht, etwas ausdrucksschwach aber manch einem gefällts auch so. Etwas Make Up hätte ihr gut getan. Gerade die dunklen Schatten um die Augen herum sind nicht prickelnd, nicht mein Geschmack.
Den Weg hätte ich weggestempelt, der hat nun wirklich absolut keinen Bezug zum Motiv und stört den insgesamt doch passablen Gesamteindruck. Dann das Bokeh, ein Glücksgriff ist das ehrlich gesagt nicht. Irgendwie wirkt das Bild auf mich dann doch recht langweilig und nichtssagend; ein Schnappschuss vielleicht - eine Erinnerung. Ach ja, der Rahmen, ziemlich aufdringlich - finde ich. Schlussendlich muss ich doch sagen, nein für die Ausstellung reicht mir das nicht - ich denke Kiste ist o.k.. ;)

konzertpix.de
11.08.2011, 18:25
:top:

(ohne weitere Worte - top Idee :D)

amateur
11.08.2011, 18:26
Mir hätte ne schöne S/W Umsetzung ohnehin besser gefallen. Und ich hasse diese Rahmen. Lieber einfach so wirken lassen.

Stephan

MarieS.
11.08.2011, 18:31
Seit wann machst du romantische Bildungsreisen mit Herrn Hulle?

Pollux58
11.08.2011, 18:48
Hallo Christian,

eine sehr gute Auseinandersetzung, mit dem Thema:)

Nebenbei bemerkt schauen wir doch mal, wie unsere Aufnahmen ( hinter Agryl gedruckt oder ähnliches ) in 500 jahren ausschauen. Da würde mich unter dem Zeitgeist des Jahres 2511 :) die Meinungen über die Farben, Ausschnitt und Motivwahl, interessieren.

Grüsse, Maik

mrieglhofer
11.08.2011, 18:51
Der Fluch der Digitalfotografie. die Perfektion als Selbstzweck;-)

Aber eine Idee:
@CDAN: Der Künstler damals hatte es ja auch viel schwerer als wir. Da war nichts mit 20Schritte rückgängig machen usw.
Vielleicht kannst du ja mal die Mona Lisa so nachbearbeiten, wie du meinst, dass sie dir gefällt. Vielleicht können wir die ja ein wenig in verschiedenen Varianten aufpeppen.
Die Mona Lisa müßte doch eh gemeinfrei sein und der Author kann dir ja nicht böse sein, wenn du sein Werk für die neue zeit aufbereitest.

Jens N.
11.08.2011, 18:56
Treffend, zeigt es doch wie absurd und selbstzweckhaft diese ganze Bildbesprecherei ist.

In der FC gibt es jetzt so eine neue Abteilung für hardcore-Bildbesprecher, da haben die Experten kürzlich ganze Abhandlungen über das Bild einer Rolltreppe (wohin führt sie, was will der Künstler uns sagen, ist nicht das ganze Leben eine Rolltreppe ... :roll: ) fabriziert. Was habe ich gelacht...

TONI_B
11.08.2011, 19:15
Aber wichtig ist vor allem, dass das Auge nach hell geht! :lol::lol:
Das darf bei keiner Bildbesprechung fehlen...


Im Ernst und Salz in manche Wunde: wozu dann Album und/oder Kiste in einem Forum?

amateur
11.08.2011, 19:18
Treffend, zeigt es doch wie absurd und selbstzweckhaft diese ganze Bildbesprecherei ist.

Nö. Warum gefällt Dir denn das Bild von der Mona Lisa oder eben auch nicht? Weil es schon so vielen vorher und jetzt gefallen hat und das einfach deswegen zu gefallen hat?

Man lernt so viel fürs eigene Fotografieren, wenn man genauer ergründet, warum einem was gefällt und warum nicht (zumindest bei Bildern, wo eine gewisse Schaffenshöhe vorhanden ist).

Stephan

Jens N.
11.08.2011, 19:34
Nö. Warum gefällt Dir denn das Bild von der Mona Lisa oder eben auch nicht? Weil es schon so vielen vorher und jetzt gefallen hat und das einfach deswegen zu gefallen hat?

Man lernt so viel fürs eigene Fotografieren, wenn man genauer ergründet, warum einem was gefällt und warum nicht (zumindest bei Bildern, wo eine gewisse Schaffenshöhe vorhanden ist).

Das mit der "Schaffenshöhe" ist sicher ein Knackpunkt. Bei der Mona Lisa sicherlich vorhanden (wenn auch von mir nicht vollumfänglich erfasst, zugegeben), beim Bild einer Rolltreppe ... mh, tja. Es geht ja nicht gegen Bildbesprechung absolut (OK, kam vielleicht so rüber), sicherlich kann es hilfreich sein wenn man auf gewisse Fehler hingewiesen wird usw., aber ab einem gewissen Punkt artet sowas auch gerne zu einem intellektuellen Gew... aus und ab da wird es dann für mich absurd und selbstzweckhaft. Oder andersrum haben vermeintlich gehaltvolle Besprechungen oft leider eben nicht die Substanz, die sie vorgeben zu haben: Christian hat ja hier die üblichen Fotorforums-Floskeln schön auf einen alten Meister übertragen um das zu überspitzen. Und wir alle kennen ja auch dieses Spielchen, bei dem berühmte Fotos, "Klassiker" auf so manches Fotoforum losgelassen wurden.

Ähnliches gibt es übrigens auch genauso bei Technikdiskussionen: wo es um "luftigen Kabelklang" oder auch gewisse Objektiveigenschaften geht, kann es schnell ins, sagen wir mal, esoterische abdriften und da klinke ich mich dann meist auch aus.

Ach ja: die Frage ob mir etwas gefällt kann sehr vielschichtig zu beantworten sein, bewusst oder unbewusst. Nun mag es in gewisser Weise hilfreich sein, wenn ich mir darüber Gedanken mache oder ausdrücken kann, wieso mir etwas gefällt oder nicht (vor allem wenn ich ähnliches erschaffen will, also sagen wir mal ein "schönes Foto"), aber bei etwas, das so von Leidenschaft und Emotionen geprägt ist (/sein sollte), kann das auch kontraproduktiv sein.

Wenn deine Frau dich fragt, wieso du sie geheiratet hast, kann du ihr einen langen Vortrag über Hormone, genetische Kompatibilität, Pheromone, steuerliche Vorteile usw. halten, oder du antwortest "weil ich dich liebe" - was meinst du, gefällt ihr besser? Ähnlich reicht es mir manchmal, ein Bild oder was auch immer einfach zu mögen, ohne stundenlang darüber zu meditieren oder anderen gegenüber zu rechtfertigen warum. Denn danach kann es z.B. auch gerne mal passieren, daß ich es eben nicht mehr mag. Man kann gewisse Dinge auch unnötig "verkopfen".

alberich
11.08.2011, 20:01
...und da klinke ich mich dann meist auch aus.

Ja, keine schlechte Idee.

Ob eine Rolltreppe, eine Frau, ein Baum oder ein Schuh ist doch vollkommen irrelevant.
Abstrakte Bilder beinhalten nicht mal eine Rolltreppe. Sicher, denen kannst Du nun natürlich die Existenzberechtigung und/oder das reflektieren darüber gänzlich absprechen. Worüber sollte man da auch reden? Ist ja nix zu sehen.
Es geht bei der Reflektion und der Auseinandersetzung mit Kunst um eben genau diese und nicht zwangsläufig um den abgebildeten Gegenstand. Kunst liefert keine Antworten und braucht auch keine, sondern produziert im besten Falle Fragen. Sie dient als Katalysator. Und da kann auch eine Rolltreppe funktionieren.

Na ja, Kunst ist zwar für jeden da, aber nicht jeder braucht sie auch.

Jens N.
11.08.2011, 20:12
Die Frage ist dann einfach, wo banales aufhört und Kunst anfängt. Natürlich kann ich jeden Mist zur Kunst erheben, wenn ich nur aufgeblasen genug darüber rede. Fragen aufzuwerfen allein reicht da IMO auch nicht unbedingt als Kriterium, z.B. wenn die einzige Frage lautet "was soll das?" - eine Frage, die man bei sehr vielen Kunstwerken lang und breit beantworten oder diskutieren kann, mal mehr und mal weniger gehaltvoll oder nachvollziehbar. Aber OK, wenn man so will ist auch das unscharfe Bild von Tante Trudes Dackel Kunst - wirft beim Betrachter auch ganz sicher Fragen auf, der Erschaffer hatte seine Freude dran, bestimmt eine Intention dabei und Tante Trude wird es emotional auch sicherlich berühren. Also: Kunst. Und ja: ich brauche Kunst solcher Art tatsächlich nicht, ebensowenig wie seitenlange Besprechungen darüber.

Einfach alles zur Kunst zu erklären ist auch ein bisschen zu einfach *. Ich muß zwangsläufig daran denken: http://www.youtube.com/watch?v=RAx0P-8n5K4 In Fotoforen "huuurzt" es IMO auch oft ganz gewaltig ;)

Wollte ich mir eigentlich aufheben, bis der Vorwurf kommt, mir sei das eben einfach nur alles zu hoch ("kein intellektueller Zugang" ;) ), aber unterschwellig war der ja eigentlich schon da.

* dazu hier noch ein schöner Kommentar, der in weiten Teilen ausdrückt was ich in dem Zusammenhang denke, aber nicht so gut formulieren könnte: http://www.storyal.de/story2001/modernarts.htm

jqsch
11.08.2011, 21:55
Tucholsky schrieb mal: "Was darf Satire: Alles". Insofern schmunzel ich über den Thread.

Allerdings fällt mir auch sofort ein: Wer frei von Schuld ist, der werfe den ersten Stein.

Vielleicht sollten wir uns alle mal an die eigene Nase fassen.

VG

Jürgen

Nachtrag: und beim an die Nase fassen schliesse ich mich selbstverständlich ein.

Dana
12.08.2011, 00:22
Genau DIESES von dir, Jürgen, kann man im England-Randale-Thread nebenan auch gerne als Schlusswort setzen. ;)