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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Nachdenkenswert


Blubss
10.07.2011, 17:51
Ich habe hier mal einen Link zu einem Artikel von Martin Gommel.
Ich glaube da steckt eine Menge Zündstoff drin über die es sich lohnt mal zu reden !

Blubss

http://kwerfeldein.de/index.php/2011/07/09/dramatik-vs-alltag-oder-perversion-vs-ursprunglichkeit/#more-18758

Nummer-6
10.07.2011, 20:04
Hallo Lutz,

schön das mal jemand das anspricht. Die alltägliche Situation wird ja deshalb nicht mit einer Bildkonservierung bedacht, weil sie ja alltäglich ist und jederzeit wiederholbar.

Erst wenn keine Möglichkeit der Wiederholung eintritt bedingt durch Verlust, Tod, andere drastische Veränderungen, merkt man schmerzhaft die Unterlassung.

Da diese Einstellung bei fast allen Menschen vorhanden ist, wird ein normales, alltägliches, gewöhnliches Foto als nicht sehr betrachtenswürdig eingestuft.

Ein anderer Aspekt besonders bei Hobbyfotografen ist die hochpreisige Ausrüstung. Ich habe so viel Geld für das "Technikgelump" ausgegeben, da muss doch "auf Deubel komm raus" ein unheimlich sensationelles Ergebnis entstehen. Wenn dann die anderen Betrachter der "Ergebnisse" nicht so in Begeisterung ausbrechen, wird im Rechenknecht dann an den Stellreglern geschraubt. Meistens geht das dann in die Hose...

Die allgemeine Reizüberflutung besonders im optischen Bereich wirkt auch auf den Betrachter. Normales, Alltägliches, und auch Nachdenkliches wird als langweilig und störend empfunden. Was nicht in den ersten 3 Sekunden auffällt, ist uninteressant.

Ich schreibe diese meine Meinung hier als Nichtfachmann in Sachen Fotografie. Ich schreibe sie aber nicht um fachliche Unzulänglichkeiten (sind im großen Maß vorhanden) zu kaschieren und/oder zu entschuldigen.

Das war mal meine unwesentliche Meinung zu diesem Thema, Grüße von Günter aus Mittelhessen an einem verregneten Sonntagnachmittag.

jqsch
10.07.2011, 21:42
Hallo Lutz,

ja da ist sehr vieles nachdenkenswert. Bei einigen Dingen bin ich dabei, bei anderen weniger.

Zuerstmal denke ich das Bilder, die in Fotoforen gezeigt werden, einen verschwindend geringen Anteil ausmachen. Insofern gibt es die Pickelbilder, die Urlaubsbilder millionenfach. Nur ich möchte sie nicht sehen.

Es kommt mir ein wenig so vor als wenn man Malern sagt. Ich finde Farbkleckse auch sehr schön. Macht Kleckse.

Fotografie ist eine Kunstform und die wird eben bei 1x, 500px oder auch bei fb gezeigt

Es gibt einen Satz, den ein anderer Fotograf als Signatur hat: Fotografie ist keine Wahrheit, sie schlägt nur eine Möglichkeit vor.

Und das macht den Reiz dieser Foren aus.

Aber und das sehe ich an mir: Die Übersättigung erfolgt sehr schnell. Und man möchte sehr schnell auch so gut sein. Und dreht mehr an den Reglern als wirklich Sinn macht.

Es gebe noch viel zu schreiben, aber wir haben ja am Freitag Stammtisch.

Ein gutes Thema dafür

noebchen
10.07.2011, 21:43
Guten Abend,
bin eben auf diese Seite gestoßen und habe mir den Link durchgelesen.

Ich bin auch erst seit Anfang Mai Besitzer einer DSLR Sony A290, also auch noch Anfänger. Meine Sony ist von einigen als veraltet, qualitativ dem heutigen Standart entsprechend nicht gut genug beurteilt worden und somit kann man ja damit auch keine Spitzenbilder machen, weil eben z.B. ab dem 800 ISO Bereich das Bildrauschen zu stark ist, kein LiveView vorhanden ist, achso ja, der Sensor veraltet ist und somit auch nichts Wert ist. Die Kamera gibt das ja sowieso nicht her, was man braucht, um gute Bilder zu machen.
Ich hatte erst die Kamera und bin dann auf das Forum gestoßen.
Natürlich habe ich zum Anfang auch gehadert, ob es überhaupt richtig war überhaupt eine DSLR für mich gekauft zu haben, mit meinen Ansprüchen?
Ich bin aber zu der Auffassung gekommen, daß die Kamera für mich tolle Bilder macht und ich mir von niemanden den Spaß und die Freude mehr nehmen lasse.
Ich brauche auch nicht für mich die perfekte Bildbearbeitung, weil bei vielen Bildern nach meiner Erfahrung die Natürlichkeit verloren gehen. So sehen viele Dinge in der Natur gar nicht aus, wie manche Bilder hier in der Galerie gezeigt werden.
Versteht mich bitte nicht falsch. Es gibt wirklich tolle Bilder in der Galerie, wo ich mich oft frage, wie haben die Jenigen das nur so toll hinbekommen?
Für mich kann ich nur sagen, daß es in erster Linie auf die Situation ankommt, wenn ich meine Bilder mache.
Da spielt weder die perfekte Einstellung eine Rolle noch der Anspruch alles in absoluter Schärfe abzubilden. Und das tolle dabei ist, daß da wirklich Bilder entstehen, die für mich eine einmalige Natürlichkeit und Aussage haben und dabei qualitativ besser sind, als bei meiner Bridgekamera.
Danke für die Möglichkeit der eigenen Reflektion.
noebchen

Dana
10.07.2011, 21:52
Ich denke, es ist wie bei der Musik.

Ohne jetzt näher auf den Text eingehen zu wollen (man weiß hier ja, dass ich eher zum "Optimieren" rate, als zu HDR und sonstigen Aufpimpereien), stelle ich fest, dass es wohl in der Fotografie genau solche Wellen gibt, wie es sie Jahrhunderte in der Musik gegeben hat und noch gibt.

Man kann, wenn man sich in der Musikgeschichte und der Musikkunde etwas auskennt, durchaus einen roten Faden sehen, der sich durch Dekaden der Zeit zieht und dann abbricht, neu geknüpft wird und wieder weiter läuft.

Beispiel: Die Renaissance.
Die Musik bildet sich aus erster aufführbarer Musik, Notation heraus. Das Ganze gipfelt zum Ende dieser Epoche in 40stimmigen Stücken, zig Triplechören etcpp. Man fing an, die kompletten Kirchenräume zu nutzen. Überall ein Chorteil, die dann multistimmig miteinander gesungen haben. Heftigstes Zeug, singt heute keiner mehr.

Dann die Barockzeit. Eine Singstimme, Basso Continuo (Cembalo mit Cello). Fertig. Man wollte wieder zurück zum "Ursprung", mehr Text in den Vordergrund, einfachere Weisen. Das Ganze gipfelte zum Ende dieser Epoche in den schwierigsten Fugen, in polyphonen (jede Stimme ist unabhängig von den anderen) Riesenchören, in Verschachtelungen, je komplizierter, desto besser...

Dann die Klassik. "Das Volk will Literatur, die Wiedererkennungswert und Mitsingcharakter hat!" Es wurden einfache Stücke geschrieben, mit mathematischen Strukturen, der so genannten Periodik. BLOSS nichts, das nicht ins Ohr geht...bis dann Beethoven kam und alles wieder umschmiss und die Romantik einläutete, die sich dann immer mehr aufbäumte, die Orchester kaum mehr in den Orchestergraben passten, weil so riesig, die Werke immer pompöser wurden...

Oder in der Model-Welt. Immer heftigere Shows, immer wildere Modelle, immer dünnere, immer heftiger angemalt...was der eine kann, kann ich noch doller!

So ist es sicher in vielen Bereichen. Der Mensch bildet sich weiter, will besser werden, toller werden...andere übertrumpfen. Das scheint ihm irgendwie eigen zu sein.

Und das spiegelt dann halt auch die Fotografie wider. Dazu kommen die neuen technischen Möglichkeiten, sowohl bei der Technik als auch bei der Software... Leider gibt es Seiten und Wettbewerbe, die nur noch sowas fordern. Das ist bisi schade.

Für mich muss ein Bild lediglich gut komponiert sein und technisch so gut wie möglich. Es muss kein zusätzliches Pimpen dran oder irgendwas, womit man die Aufmerksamkeit erheischt. Das Problem ist halt, wenn es alle machen...dann stinkt man irgendwann ab. Beugt man sich dann dem Gruppenzwang? Oder versucht man zu warten, bis es wieder in eine andere Richtung geht?

Ich weiß es nicht...

Blubss
10.07.2011, 22:31
Und das macht den Reiz dieser Foren aus.

Aber und das sehe ich an mir: Die Übersättigung erfolgt sehr schnell. Und man möchte sehr schnell auch so gut sein. Und dreht mehr an den Reglern als wirklich Sinn macht.

Es gebe noch viel zu schreiben, aber wir haben ja am Freitag Stammtisch.

Ein gutes Thema dafür

Na da bin ich ja gespannt , was dabei rauskommt
cu Blubbs