Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vollformat vs. APS-C/CCD --> Frage zum Crop-Faktor
Hallo,
Ich bin DSLR-Neuling und habe bisher mit einer Fuji S100FS fotografiert.
Aufgrund des begrenzten Telebereichs und des qualitativ begrenzten ISO-Bereichs bin ich auf eine A350 umgestiegen, wohlwissend das der CCD-Chip nicht das Highlight in Sachen ISO ist. Für den Anfang sollte es aber erstmal reichen.
Mit erschrecken mußte ich feststellen dass die A350 mit dem Sony 18-70mm DT Kit-Objektiv (trotz Abblenden) schlechtere Fotos macht als meine seelige S100FS. Jetzt bin ich fleißig auf der Suche nach ein paar guten Objektiven für den Anfang.
Dabei ist mir immer wieder der Crop-Faktor zw. Vollformat und APS-C begegnet.
Ich habe die Suchfunktion und Goggle schon genutzt, aber mir fehlt noch die Bestätigung dass ich es auch wirklich verstanden habe.
Wenn ich mir ein Objektiv aus der recht umfangreichen Objektiv-Datenbank raussuche und sehe dass es für Vollformat ist muss ich bei der Brennweite immer mit dem Fakto 1,5 multiplizieren um die Brennweite an meiner A350 zu erhalten?
Also irgendein 70-300mm Vollformat-Objektiv ist an meiner A350 ein 105-600mm Objektiv?
Es ist nicht so dass ich jetzt ein gutes günstiges Vollformat-Telezoom suche um an der A350 ein Superzoom zu haben. Es geht mir hier rein um's Verständnis.
Gruß
Lion666
Reisefoto
03.06.2011, 22:10
Die Brennweite bleibt gleich, aber Bildwinkel ändert sich. Mit einem 100mm Objektiv erhältst Du an einer APS-C Kamera den gleichen Bildausschnitt wie mit einem 150mm Objektiv an einer Vollformatkamera bei gleichem Betrachtungsabstand. Der scharfe Bereich des Bildes (in die Tiefe gesehen) dehnt sich bei APS-C aber weiter aus.
Kameras mit kleinen Sensoren, wie z.B. Deine Fuji, haben Brennweiten von wenigen mm. Der Crop-Faktor ist dort noch viel größer. Bei abnehmender Brennweite nimmt die Schärfentiefe zu. An der Fuji mit Minisensor (für eine Kamera der Klasse allerdings vergleichsweise groß) ist der scharf abgebildete Bereich also besonders groß (sehr viel größer als bei einer DSLR), während er bei einer Vollformatkamera bei gleichem Bildausschnitt besonders klein ist. Vollformat und APS-C liegen dabei wesentlich dichter zusammen als APS-C und Kompaktkamerasensor.
Damit weißt Du schon einen ersten wichtigen Unterschied, den es zu beachten gilt. Zweitens nehmen die Kompakt- und Bridgekameras eine viel aggressivere Bildbearbeitung vor. Es wird viel mehr geschärft, die Farben werden mehr gesättigt und der Kontrast wird weiter aufgedreht als bei einer DSLR in Standardeinstellung. Das sieht erstmal poppig aus, geht aber zu Lasten von Details und feinen Abstufungen sowie auch der Sauberkeit bei größerer Betrachtung. Stell´ mal die Schärfe bei der A350 auf +2, den Kontrast auf +1 und die Sättigung auf +1. Dann bist Du der FS100 schon etwas näher.
Das 18-70 ist mit der A350 auch schon sehr gefordert. Mit dem neuen Kit 18-55 oder dem Zeiss 16-80 hast Du schon bessere Karten. Wenn Du dann noch in RAW aufnimmst und die RAWs z.B. mit Adobe Camera RAW (enthalten in Photoshop Elements, Photoshop und Lightroom) entwickelst, wirst Du noch mehr Details bekommen.
Wer bei guten Licht (also Aufnahmebedingungen für ISO 100) auf die Schnelle knackige Aufnahmen bekommen möchte, ist in vilen Fällen mit einer Kompaktkamera oder Bridge besser bedient als mit einer DSLR. Bei der DSLR muss man genauer wissen, was man tut und wofür man welche Einstellungen nimmt. Da hilft vor allem Einlesen und Üben. Am Ende kann man dann aber vieles machen, was mit einer Bridge nicht so gut geht.
steve.hatton
03.06.2011, 22:15
Hallo Lion.
Das mit dem Faktor 1,5 ist nicht einfach ein Brennweitenfaktor, denn die ändert sich nicht, aber durch den kleineren Sensor hast du einen kleineren Bildausschnitt, der dem entspricht was eine Vollformatkamera hätte, wenn sie ein Objektiv mit 1,5 facher Brennweite drauf hätte.
Man kann es an der Wiki Seite an dem Bild mit den Bäumen gut sehen, dass der Crop Faktor bedeutet dass im Vergleich zur Vollformatkamera die Kamera mit kleinerem Sensor einen um den Crop-Faktor verkleinerten Bildausschnitt "sieht" !
http://en.wikipedia.org/wiki/Crop_factor
BTW: Rechne nochmal nach: 70-300 x Crop 1,5 = 105- ???
stevemark
03.06.2011, 22:23
Hallo,
...
wohlwissend das der CCD-Chip nicht das Highlight in Sachen ISO ist. Für den Anfang sollte es aber erstmal reichen.
CCDs bringen bei gleicher MP-Zahl eine sichtbar bessere Detailauflösung als CMOS - nach wie vor. Das erkauft man u. a. mit dem weniger gutem Rauschverhalten. Ich habe aber hier nach wie vor eine A100 mit 10 MP CCD, deren Auflösung feiner Strukturen irgendwo zwischen A700 (12MP CMOS) und A900 (24 MP CMOS) liegt.
Mit erschrecken mußte ich feststellen dass die A350 mit dem Sony 18-70mm DT Kit-Objektiv (trotz Abblenden) schlechtere Fotos macht als meine seelige S100FS. Jetzt bin ich fleißig auf der Suche nach ein paar guten Objektiven für den Anfang.
Das glaube ich gerne. Das alte 18-70mm ist wohl das schlechteste Objektiv im System. Der Nachfolger, das 18-55mm Kitobjektiv, ist deutlich besser (http://artaphot.ch/lens-comparisons/175-a380-sony-18-55mm-sam-vs-18-70mm-dt).
Um das Potenzial einer hochauflösenden DSLR wirklich zu nutzen, muss man sorgfältig arbeiten:
0) Objektivauswahl
1) Scharfeinstellung
2) Förderliche Blende 8in der Regel um f8)
3) kein Verwackeln
usw.
Zu den Objektiven: Wirklich gut sind Festbrennweiten, wenn sie auf f5.6 oder f8 abgeblendet werden. Du kannst einerseits auf die optisch exzellenten, günstig gebauten 1.8/35mm DT, 1.8/50mm DT und 2.8/85mm zurückgreifen, oder aber die mechanisch hochwertigen Minolta- und Sony-Festbrennweiten nutzen.
Gr Steve
Hallo erstmal und willkommen im Forum,
wichtig fürs Verständnis ist folgendes: ein Objektiv mit z.B. 100mm Brennweite hat immer 100mm Brennweite, egal an welche Cam Du das Ding schraubst.
Allerdings ist der Bildausschnitt an einer APS C mit Formatfaktor 1,5, wie Deine a350,
der gleiche, wie an einer Vollformat (z.B a900) mit einem 150 mm Objektiv.
Mit einer APS C Cam machst Du sozusagen, durch den kleineren Sensor bedingt, eine Ausschnittvergrösserung.
Ich hoffe ich konnte das einigermasen verständlich ausdrücken.
Wieso denkst Du, dass Deine Fotos jetzt schlechter sind?
Ich musste am Anfang auchziemlich umdenken von der Kompakten mit Minisensor und extrem kurzen Brennweiten, auf APS C mit z.B.18-70 Kit. Ist doch eine andere Welt.
Bei einer Kompakten musst Du Dich schon anstrengen um ein unscharfes Bild hinzukriegen (riesige Tiefenschärfe), während Du bei einer DSLR Übung brauchst bis der Fokus sitzt.
Behalte am Anfang Dein Kit Objektiv und übe damit. Bei "besseren", in der Regel auch lichtstärkerem Glas, wie z.B. dem hochgelobten Tamron 2,8 17-50, wirds bei großen Blendenöffnungen noch schwieriger.
Viel Spaß mit Deiner tollen Cam beim Üben und Lernen
Grüße
Klaus
Vielen Dank für eure Antworten!
Jetzt hab ich's verstanden. Mein bisheriges Verständnis war einfach nur 18mm= Weitwinkel, 200mm=Tele, 300=mehr Tele. :oops:
Ich habe mit meiner Fuji zum Schluß fast ausschließlich mit RAW gearbeitet, da besagte Details besser rauskamen. Deshalb bin ich auch noch länger bei der Bridge geblieben da ein direkter vergleich mit der Nikon D5000 nur marginale BQ-Unterschiede ergaben.
Da ich früher oder später mir die A55 zulegen möchte hab ich jetzt erstmal mit einer günstigen A350 angefangen um mich in das Sony-System einzuarbeiten. die meisten Objektive sind ja dann später auch an der A55 verwendbar.
Ich hoffe ich habe den richtigen Schritt gewagt, zumal ich mich auf ein preisliche Niveau begebe dass ein Vielfaches der S100FS übersteigt.
BTW: Mein erstes ordentliches Objektiv ist übrigens ein Sigma 50-200/4-5.6 DC OS HSM damit ich auch annähernd das Brennweitenspektrum meiner Bridge abdecken kann.
Vielleicht beseitigt es meine noch vorhandenen Zweifel an dem "Systemwechsel".
Bei dem Sony 18-70mm habe ich ein paar Tests gemacht und ebenfalls Blende 8 als guten Kompromiss gefunden.
Danke für den Vergleich der beiden Kit-Objekive. Das 18-55 ist ja recht günstig zu bekommen.
@ Steve
Ja das mit dem Rechnen ist so ein Problem... nee, ich hatte noch die 600mm wegen einem 2x TK im Kopf und es ist ja auch schon spät. ;)
Das Eine (APS-C) hat erst mal mit dem Zweiten (Sch..Bildqualität) nicht viel zu tun.
Crop-Faktor und Brennweite:
Die Brennweite eines Objektivs ist eine feste Größe. die sich nicht durch daran angeschlossene Geräte (Kamera) ändert.
Mal ein Beispiel aus einem anderen Bereich: ein Automotor hat 100 PS (oder KW oder was auch immer) und wird (schon seit Urzeiten) in ein Chassis mit 1.500 kg Gewicht (sagen wir mal Vollformat dafür) eingebaut.
Man kann denselben Motor auch mit einem Chassis kombinieren, welches nur 1.000 kg Gewicht (sagen wri mal APS-C dafür) hat. Der Motor oder seine Leistung ändern sich dadurch nicht, aber es wirkt beim Beschleunigen so, als wäre er um 1,5-fach stärker.
Objektive wurden seit Urzeiten (seit zig Jahren) an Kleinbildkameras verwendet. Die Bildfläche war genormt mit 24 x 36 mm (Vollformat). Sensoren für Digitalkameras waren (und sind) teuer. Um die Kameras einigermassen bezahlbar zu machen, wurden Sensoren verbaut, die um den Faktor 1,5 kleiner als das KB-Format (Vollformat) waren. Die Sensorgröße heißt APS-C.
Die Wirkung des Objektivs an ener APS-C-Kamera ist so, als ob es eine 1,5-fach größere Brenweite wie an einer Vollformatkamera hätte. Tatsächlich hat sich die Brennweite aber nicht geändert (wie oben beim Automotor die Motorleistung).
warum ist das Bild aus der DSLR im Vergleich zu einer KompaktKamera so....schlecht?
Die Kompaktkamera hat einen im Vergleich zur APS-C-Kamera (und erst recht zur Vollformatkamera) sehr kleinen Sensor. Je kleiner der Sensor desto kleiner muss auch die Brennweite sein, um dieselbe Wirkung, wie bei dem größeren Sensor zu erzielen (s.o. Cropfaktor).
Je kleiner die Brennweite, desto größer ist die Tiefenschärfe = desto mehr auf dem Bild im Vordergrund und Hintergrund erscheint scharf.
Während bei einer Kompaktkamera z. b. bei einem Bild mit einer Blume im Vordergrund, dem (Hauptmotiv) Gesicht in mittlerer Entfernung und dem Wald im Hintergrund alles scharf aussieht, erscheint bei dem größeren Sensor der APS-C-Kamera "nur" das Gesicht (hoffentlich) scharf, die Blumen im Vorder- und der Wald im Hintergrund sind eher eine mehr oder weniger unscharfe Masse, man kann nur noch erahnen, was es darstellen soll.
Ändern (wenn man will) kann man das durch eine größere Blendenzahl und/oder eine kleinere Brennweite.
Mit der Zeit wirst du es mögen, genau (und nur) das Motiv durch dessen Schärfe herauszustellen und alles Unwichtige in Unschärfe verschwimmen zu lassen - die Bilder aus der Kompaktkamera erscheinen dir dann im Vergleich eher langweilig.
viel Spaß beim Fotografieren
Manfred