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Alt 19.01.2014, 14:51   #28
Neonsquare
 
 
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Zitat von *thomasD* Beitrag anzeigen
Ich denke die meisten Kunden lassen sich im Laden beraten. Da ist das erste Problem: Die Kudenberatung im Laden lässt oft zu wünschen übrig. Da der Verkäufer auch nicht die Details kennt, empfielt er was bewährtes. Mit Nikon oder Canon macht er nichts falsch.
Das ist der wesentlich gewichtigere Punkt als jegliche (!) technischen Details oder echten Leistungswerte. Schlimmer noch: Es ist ja nicht nur der Verkäufer - Verwandte, Freunde, Arbeitskollegen wissen vor allem eines: Man sollte eine Canon oder Nikon kaufen, denn das seien die Profimarken also kriegt man da auch was gutes. Diese guten Ratschläge sind auch völlig unbeeinflusst von jeglicher Erfahrung mit Kameras - kommt oft gar von Menschen die nie eine besaßen.

Neulinge sind in erster Linie verunsichert das Falsche zu kaufen und dann wegen ihrer Wahl schlechtere Fotos zu machen als alle anderen. Eine Argumentation, dass es in erster Linie auf den Fotografen ankommt - das man fotografieren gar lernen muss (!) - fruchtet eher nicht, denn irgend einen Grund muss es ja geben wieso die meisten Leute eben mit Canon oder Nikon fotografieren.

So lange sich an dieser Markensicht nichts ändert und sowohl Canon als auch Nikon lediglich halbherzige und sehr eingeschränkte Versuche mit spiegellosen Systemkameras bringen, wird sich an der Verteilung gegenüber DSLRs wenig ändern. Das hat auch überhaupt nichts mit technischen Eigenschaften zu tun. Es liegt weder am Preis noch an der Bildqualität, dem EVF/OVF oder dem Autofokus. Wir reden hier über die Masse an Kamerakäufern - da ist das entsprechende Fachwissen zur Beurteilung technischer Details überhaupt nicht vorhanden. Wir reden von Käufern, welchen man eine SLT besser als "Spiegelreflex" verkauft, weil die tatsächlichen Details sie überfordern würden.

Was bleibt ist die Frage nach der Frage: was soll "Wem gehört die Zukunft" denn heißen? Es wurden Marktanteile nach Stückzahlen scheinbar als ultimatives Ziel betrachtet - aber wollen wir das wirklich? Wollen erfahrenere Kameranutzer wirklich Kameras kaufen die für eine möglichst große und unklar definierte Masse an Menschen gemacht ist? Selbst wenn man es rein wirtschaftlich betrachtet, ist die Kausalität von Marktanteil zu Erfolg mittlerweile durchaus umstritten - es ist also zu einem gewissen Grad fraglich ob ein möglichst hoher Marktanteil (um jeden Preis) wirklich nützlich ist.

Auch die Partition in DSLRs vs. spiegellose Systemkameras ist nicht unbedingt die ideale Basis für Vergleiche. Das Angebot an DSLRs ist sehr groß und bietet von extrem billig bis extrem teuer alles. Auch von recht klein/kompakt/leicht bis schwerer Brocken findet man nahezu alles. Das ist nicht alles die gleiche Kundschaft - das ist eine sehr breite und unklar definierte Zielgruppe. Produkt "D3200" und Produkt "D800" betrifft völlig unterschiedliche Zielgruppen. Für den Großteil der Käufer einer D3200 ist das eine teure und große Kamera. Eine Spiegelreflex. Etwas für Profis vom Hersteller für Profikameras. Für den eher kleinen Teil der Käufer, die eine D800 kaufen ist die D3200 vielleicht ein schöner, billiger, kleiner Zweitbody mit grauenhaftem Sucher - aber war ja auch billig. Für eine noch kleinere Gruppe ist speziell die D3200 vielleicht reizvoll weil der Videomodus gut sei.

Wer in einem derartigen Markt Erfolg haben will, der muss den Bedarf klar definierter Zielgruppen bedienen - da führt wenig daran vorbei. Wenn eine Kamera für mehrere Zielgruppen als wünschenswertes Produkt erscheint, dann ist das durchaus ok - aber vielleicht gar eine entgangene Chance für ein besseres Produkt.

Insofern ist es - finde ich - schwer mit Fragen nach Marktanteilen von "DSLRs vs. spiegellos" zu argumentieren. Es kommt eben nicht nur auf die ganz große Kamerakategorie oder die Region sondern insbesondere auf die Zielgruppe an.

Geändert von Neonsquare (19.01.2014 um 14:57 Uhr)
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