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Alt 16.05.2018, 08:15   #24
Tafelspitz
 
 
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Projekt 36

Projekt 36 am Alten Flugplatz Bonames oder Mit nur 36 Schuss in die Grüne Hölle

Es war aussichtslos. Hoffnungslos.

Das musste eigentlich allen Beteiligten klar gewesen sein, als wir am Vorabend in einer kleinen einheimischen Kaschemme noch eine karge Mahlzeit zu uns nahmen. Menschen und Maschinen waren nach drei Tagen unerbitterlichen Foto-Bootcamps im Grossstadt-Dschungel physisch und mental am Ende. Ausgezehrt und erledigt.
So meldeten sich denn auch lediglich 4 Leute freiwillig für diese letzte Aufgabe. Flehentliche Apelle an Kommandantin Dana, die Mission angesichts der hoffnungslosen Unterbesetzung abzublasen, verpufften erfolglos. Sie kannte keinen Pardon: das Unternehmen sollte auf Biegen und Brechen durchgezogen werden.

So kam es also, dass wir am nächsten Morgen in aller Frühe gegen 09:30 Uhr in der Kaserne von Lt. Suze abgeholt und zum Einsatzpunkt gefahren wurden. Ein Blick in die Runde machte nochmals deutlich: das war kein Einsatz für schiesswütige Greenhorns. Hier war Besonnenheit, Ruhe und Erfahrung gefragt. Nur so und mit rigorosen Sparmassnahmen lässt es sich erklären, dass 5 Veteranen aus der Reserve aufgeboten und mit nur jeweils 36 Schuss Munition in den Dschungel geschickt wurden.

Unter der kundigen Führung von Lt. Suze standen Sgt. Eva und Sgt. Tim sowie Pvt Catfriend und Pvt. Tafelspitz im Einsatz. Nachdem wir uns auf der Militärbasis versammelt hatten, machte das Wetter gleich einmal klar, wo hier der Hammer hängt. Während wir uns im Hangar noch ein letztes Mal mit Kaffee und Kuchen stärkten und sich Sgt. Eva noch mit letzten dringend benötigten Ausrüstungsgegenständen eindeckte, tobte draussen unerbittlich der Monsun.
Doch dann gab es kein Zurück mehr. Charlie wollte aufgespürt werden. Es ging los in die Grüne Hölle.

Zunächst war alles noch ganz harmlos.
Obwohl der Monsun den Dschungel in eine morastige Sumpfwüste verwandelt hatte, schlugen wir uns tapfer vorwärts. Doch die Pfade wurden zusehends schlechter, die Sümpfe tiefer, das Dickicht undurchdringlicher. Umschwärmt von Moskitos, gepeinigt von Blutegeln, dem ständigen Schwirren der Hueys über uns und Wasser von oben und von unten war uns bald einmal klar, dass wir von Charlie umzingelt waren. Wir konnten ihn überall deutlich hören.
Und tatsächlich: da sass Charlie plötzlich unvermittelt vor uns! Wir warfen uns in den Morast und nahmen ihn ins Visier.


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Doch obwohl wir ihn bereits tot wähnten, machte er sich, von Sgt. Eva angestachelt, auf und davon in den Dschungel.
Die unwegsame Wildnis wäre mir einmal beinahe zum Verhängnis geworden. Auf einem aufgebrochenen Asphaltstück ausgerutscht hätte ich mir beinahe den Knöchel gebrochen. Ich hätte in der Wildnis zurückgelassen werden müssen und Charlie hätte sich über das, was Stechmücken, Piranhas und Blutegel von mir übrig gelassen hätten, hergemacht. Welch ein Glück, dass es nicht soweit kam und bei einer kleinen Prellung geblieben ist.
Dafür hätte ich mir später versehentlich fast noch in den Fuss geschossen, als sich beim Ducken durchs Dickicht unversehens ein Schuss löste:


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Erschwerend kam dazu, dass unser Platoon unterwegs irgendwie aufgeteilt wurde. Lt. Suze zog mit Pvt. Catfriend weiter, während Sgt. Eva und Sgt. Tim mit Pvt. Tafelspitz vergeblich einen Weg durch die wuchernde Wildnis zu schlagen versuchten. Es war hoffnungslos und wir wurden schliesslich dazu gezwungen, zum Rückzug zu blasen.


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Im Schatten eines vermeintlich von Agent Orange entlaubten Baumes warteten wir auf die anderen. Für einen kurzen Moment befürchteten wir, dass Pvt. Catfriend unterwegs im Dschungel auf der Strecke geblieben war, aber schliesslich kämpfte auch sie sich tapfer durch das Dickicht ins Freie. Wir waren alle gesund und munter wiedervereint.


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Vielen Dank an Susanne für Organisation, Taxi und Betreuung, danke Eva, Tim und Barbara für die nette und unterhaltsame Begleitung. Es hat trotz des überraschend unwegsamen Terrains Spass gemacht!
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Liebe Grüsse
Dominik
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Dieser Satz kein Verb.

Geändert von Tafelspitz (16.05.2018 um 14:58 Uhr)
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