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Alt 01.11.2017, 22:15   #4
der_knipser
 
 
Registriert seit: 01.04.2008
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Hallo pirrax,

Für Dein Vorhaben braucht man gar nicht zwingend einen Panoramakopf. Die Motive, die Du nennst, sind reine Hintergrundmotive, da spielt sich normalerweise nichts im kritischen Nahbereich ab. Du kannst die Aufnahmen also ohne Weiteres von einem normalen Stativ oder sogar freihändig machen. In der Theorie sollte Dir jedoch auch bei Freihandbildern die Bedeutung des korrekten Drehpunktes geläufig sein.

Die Genauigkeitsanforderung beginnt erst dann, wenn sich in den Nahtstellen der Einzelbilder Inhalte befinden, die nur eine geringe Entfernung zur Kamera haben und trotzdem sauber gestitcht werden sollen. Je näher die Vordergrundmotive, um so höher sind die Ansprüche an die Präzision des Panoramakopfes (oder Nodalpunktadapter bzw. NPA).
Früher oder später wirst Du diese Ansprüche erfüllen wollen, und Du wirst auch merken, dass 24 mm an APS-C eine recht lange Brennweite sind, wenn Du auf die Idee kommst, komplette Kugeln (also 360 x 180°) aufzunehmen. Bei solchen Bildern kommen dann noch ein paar Kniffe hinzu.

Wenn man sich Zubehör dafür anschafft, dann soll es kein Behelf, sondern möglichst stabil und präzise einsetzbar sein. Die Praxis hat schonn mehr als einmal bewiesen, dass jede Schraub- oder Klemmverbindung ein Wackelfaktor ist. Bei einem sauber eingestellten NPA kommt es auf einen halben Millimeter oder sogar noch höhere Genauigkeit an. Jeder Schlupf bedeutet Ungenauigkeit, und mit Bildern, die nicht exakt zusammenpassen, hat man später Aufwand mit viel Nacharbeit. Bei den ersten Panoramen wirst Du jubeln, dass da was rund läuft, aber sehr bald wirst Du kritischer und suchst jede Fehlerquelle auszuschließen oder zu optimieren.
Eine der großen und offensichtlichen Fehlerquellen liegt darin, dass man versucht, einen NPA auf einen Kugelkopf zu montieren. Die Verbindung zwischen KuKo und Stativ ist oft noch einigermaßen stabil. Die Kugel selbst ist nicht mehr so stabil. JEDE Kugel gibt unter Belastung nach, und sie macht damit die sorgsam erstellten NPA-Einstellungen zunichte. Die Schnellwechselplatten sind auch nicht so stabil wie sie dem Laien erscheinen, auch die geben nach, weniger die Verbindung zur Wechselplatte, aber sehr wohl in der Verbindung zu dem Gerät, unter dem sie be"fest"igt sind. Von FEST kann nur sehr selten die Rede sein, insbesondere bei Hochformat-Befestigungen.
Daher ist angeraten, bei Panoramen so wenig Bauteile wie möglich zwischen Stativ und Kamera zu haben.

Du hast im Moment 24 mm als kürzeste Brennweite? Damit kann man schon ziemlich hochauslösende Motive abbilden. Dass der Aufnahmewinkel zu klein werden kann, hast Du schon richtig erkannt. Deine Idee geht in Richtung 12 mm. Erstmal nicht verkehrt, aber Deine Panoramen werden nur halb so viele Pixel in Breite und Höhe haben. Alternativ dazu könntest Du sie auch mit 24 mm aufnehmen, dann brauchst Du mehrere Reihen übereinander, hast aber damit die größere Auflösung (ich hab ja keine Ahnung, ob Du wirklich so groß präsentieren willst, aber bei Stadtpanoramen kann das reizvoll sein).

Bei mehrreihigen Panoramen reicht eine Makroschiene mit Hochkantwinkel nicht, denn damit bekommst Du keinen Höhenschwenk hin. Das geht nur mit einem multi-row-fähigen NPA, der über zwei Schwenkachsen verfügt. Ich nutze seit vielen Jahren den NN3 von NodalNinja. Es gibt vergleichbare Geräte von NN oder auch von anderen Herstellern, die auch gut und empfehlenswert sind, aber meinen NN3 würde ich gegen keinen anderen eintauschen. Er ist klein und leicht, im Fotorucksack ständig dabei und erfüllt alle meine Anforderungen an Handhabung, Genauigkeit und Stabilität, obwohl er in keiner dieser Disziplinen Weltmeister sein könnte.

Meine Panoramen sind meistens komplette Kugeln. Meine Ansprüche an die Auflösung sind nicht so sehr hoch, mir geht es hauptsächlich darum, räumliche Gegebenheiten zu vermitteln. Ich strebe zwar an, möglichst wenige Fehler in den Panos zu haben, aber wenn es doch welche gibt, dann weiß ich damit umzugehen. Bildbearbeitung mit Ebenen und ein Sortiment an Retuschierfähigkeiten gehört genauso dazu wie die Fähigkeit, die Aufnahmen so zu gestalten, dass Fehler minimiert werden.
Ich fotografiere die meisten Panoramen mit einem Fisheye (Sigma 8mm). Was bei so kurzer Brennweite an Auflösung herauskommt, siehst Du z.B. hier. Das war ein Panorama, das mit Stativ und dem NN3 aufgenommen wurde und daher keine Retusche an unpassenden Nahtstellen brauchte.
Dass es auch freihändig geht, zeigt dieses Panorama, das ich ganz ohne NPA gemacht habe, indem ich ein Einbeinstativ am langen Arm in die Luft gehalten und freihändig gedreht habe. Auslösung der Kamera per Funkfernbedienung. Sowas geht nur mit Fisheye, und keinesfalls mit 12 oder 24 mm Brennweite. Die Retuschezeit lag bei diesem Bild deutlich höher, und es sind immer noch ein paar derbe Fehler in der Kugel zu finden.

Bei diesem Panorama war es wichtig, ohne Höhenschwenk auszukommen, weil das am langen Einbein technisch kaum möglich ist, und es war wichtig, mit möglichst wenigen Bildern auszukommen, weil sich die Menschen währenddessen bewegt hatten.
Bei Deinen Motiven sind die beiden Dinge weniger wichtig, aber ganz unwichtig sind sie auch nicht. Wenn Du eine Stadt aufnimmst, wirst Du feststellen, dass auch dort Bewegung vorkommt (z.B. Fahrzeuge, Menschen, Bäume, Schiffe), und selbst bei ganz stillen Motiven hat man nicht endlos Zeit, weil sich das Licht (und das Wetter!) kontinuierlich ändert und einem eine ganze Aufnahmeserie zunichte machen kann.

Panoramafotografie ist ziemlich vielschichtig, und man kann keine allgemeine Empfehlung für das Equipment geben, aber eine Menge zielführender Tipps bezüglich Ausrüstung und Methoden für spezielle Anforderungen.

Ich bin sicher, Du wirst Deinen Weg in die Pano-Fotografie finden, und wünsche Dir viel Spaß und Erfolg dabei.
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Gruß
Gottlieb
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