Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 12.11.2017, 04:04   #2
usch
 
 
Registriert seit: 16.08.2010
Beiträge: 18.851
Es gibt Zwischenringe mit elektrischen Kontakten und solche ohne Kontakte. Zwischenringe ohne Kontakte lassen sich sinnvoll nur an Objektiven verwenden, die ebenfalls keine Kontakte haben. Alle anderen brauchen die Kommunikation mit der Kamera und natürlich die Stromversorgung über das Bajonett, sonst geht am Objektiv gar nichts – kein AF, kein MF, keine Blendensteuerung, kein OSS.

Bei Zwischenringen mit Kontakten denkt die Kamera, das Objektiv wäre direkt angeschlossen. Brennweite und Blende werden korrekt übertragen, denn die ändern sich ja nicht, aber die Aufnahmeentfernung ist eine völlig andere. Das hat mit Sicherheit Auswirkungen auf die XY-Kompensation des 5-Achsen-Stabilisators in der Kamera, und möglicherweise auch auf den AF.

Die Schärfentiefe ist die gleiche, als wenn man das Objektiv ohne fremde Hilfsmittel auf die entsprechende Motiventfernung hätte fokussieren können, da gibt also jeder Schärfentieferechner Auskunft. Bei der Bildqualität wird es allerdings kritisch. Daß Sony eine Nahgrenze von 57cm festgelegt hat, ist ja keine Bosheit, um den Anwender zu ärgern, sondern sie können für kürzere Entfernungen halt keine GM-Leistung mehr garantieren. Daß man das Objektiv dann auf einen Sockel montiert, macht es auch nicht gerade besser. Objektive mit Innenfokussierung oder "floating elements" reagieren u.U. sehr unwirsch auf ein falsches Auflagemaß, denn nur in der vorgesehenen Entfernung zum Sensor gleichen sich die Linsenfehler gegenseitig vollständig aus. Da würde ich mich auf Bildfeldwölbung, Verzeichnung, CAs oder verschmierte Ecken gefasst machen. Andererseits blendet man bei Makros ohnehin eher etwas weiter ab, so daß sich die Auswirkungen möglicherweise in Grenzen halten. (Vom Apodisationseffekt beim STF bleibt bei f/11 oder noch höher natürlich auch nichts mehr übrig.) Auf jeden Fall sollte man die Objektivkorrekturen in der Kamera abschalten und auch im Raw-Konverter genau hinschauen, ob die normalen Korrekturprofile in diesem Fall noch anwendbar sind.

Bleibt noch ein Blick auf den erzielbaren Abbildungsmaßstab. Generell sind Zwischenringe an kurzen Brennweiten effektiver als an langen, denn die benötigte Verlängerung ist dazu direkt proportional. Wenn ich beim SEL100F28GM von Nahgrenze und maximalem Abbildungsmaßstab in den technischen Daten auf die Brennweite zurückrechne, dürfte es in der Makro-Einstellung noch rund 90mm haben. Damit kämst du bei einem zweiteiligen Zwischenringsatz (10mm + 16mm) auf rund 1:2 statt 1:4, und mit einem dreiteiligen (10mm + 16mm + 21mm) auf rund 1:1,33.

Für 1:1 müsstest du zwischen 70mm und 90mm Zwischenringe stapeln, also einen 2er- und einen 3er-Satz hintereinander. Das halte ich ehrlich gesagt dann für endgültig nicht mehr praktikabel, in dem Fall nimmt man doch lieber ein echtes Makro-Objektiv, das ohne solche Krücken auskommt und mit Sicherheit die bessere Bildqualität liefert.
__________________
Any feature is a bug unless it can be turned off. (Heuer's Law, 1990)
usch ist offline   Mit Zitat antworten