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Alt 05.10.2017, 19:50   #7
Sir Donnerbold Duck

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Der dritte Tag: zwei Spitzen

Ein Blick von der Hütte aus auf die morgendlich besonnte Zopetscharte zeigt uns, dass der Tag beginnt wie der gestrige Tag: mit einem Bombenwetter!

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Das passt uns natürlich wunderbar, denn heute steht die 3300 m hohe Weißspitze auf dem Plan. Der Empfehlung des Hüttenwirtes folgend wollen wir dabei auf dem Abstieg noch die 3024 m Seewandspitze mitnehmen.

Wir stapfen mit leichtem Gepäck soll (Vesper und Regenzeug, denn ab 14 Uhr soll Regen kommen) und gewinnen auf der Seitenmoräne eines lange vergangenen Gletschers rasch an Höhe. Das Morgenlicht auf der Landschaft ist herrlich klar.

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Der Weg zieht munter in die Höhe und unser Ziel, die Weißspitze, baut sich als dunkle Pyramide vor uns auf.

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Links auf dem Kamm in der Senke liegt das Wallhorntörl (3045 m), ein Übergang und Aussichtspunkt auf das Eis des Großvenedigermassives. Ab da geht es weglos weiter zum Gipfel. Beim Erreichen des Wallhorntörls öffnet sich schlagartig ein umwerfender Blick auf die Eiswelt des Großvenedigers, der bisher hinter dem Felskamm verborgen lag.

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Nach einer längeren Pause, bei der wir den herrlichen Blick genießen, turnen wir auf dem Felskamm in die Höhe. Es ist kein Weg angelegt, aber die Trittspuren sind deutlich erkennbar.

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Wenig später erreichen wir den Rand des Garanaberkeeses. In der Tourenbeschreibung heißt es noch, man müsse hier auf den Gletscherrand hinausziehen, aber diese Tourenbeschreibung hat vor dem Klimawandel leider keinen Bestand. Das Eis ist soweit zurückgegangen, dass wir am Hang oberhalb des Eises queren können. Äußerst unangenehm, denn der steile Hang ist mehr Staub als Sand und sehr instabil.

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Nachdem wir auch die restlichen 150 Höhenmeter über Fels und Blockwerk kraxeln zureckgelegt haben, kommt der Gipfel in Sicht. Rechts geht es senkrecht in die Tiefe, nach links liegt die Venedigergruppe vor uns. Ein Wahnsinnsanblick!

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Nach einer ausgedehnten Gipfelrast machen wir uns an den Abstieg. Zwischen den mittlerweile aufgezogenen Wolken bricht ein Lichtklecks durch und beleuchtet den Aufstiegsweg. Rechts auf dem Kamm erkennt man bei scharfem Hinsehen den Wegweiser auf dem Wallhorntörl.

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Wir biegen links ab zur Seewandspitze. Ab nun geht es vollkommen weglos mit nur sehr seltenen Markierungen durchs Blockwerk zur Seewandspitze. Sehr kurzweilig, aber dank des einsetzenden Regens fotografisch unergiebig. Kurz vor dem Gipfel hört es auf zu regnen und ich hole die Kamera wieder aus dem Rucksack. Tief unter uns liegt der Eissee, der unserer Hütte zu ihrem Namen verhalf:

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Wenig später haben wir die von hier aus wenig prominente Seewandspitze erreicht. Ein 3000er, den man im Abstieg erreicht...

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Ein tollkühner Schritt am Kreuz vorbei offenbart einen beeindruckenden Tiefblick: fast 400 m senkrecht unter mir liegt der Eissee.

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Der wieder einsetzende Regen nimmt uns die Lust auf eine Rast an diesem schönen Ort und wir turnen zu Tal, was sich in dem weglosen Gelände als nicht einfach erweist. der Abstieg endet kurz oberhalb des Eissees und da sich der Regen verzogen hat, genießen wir die Sonne und den Blick. Von hier unten zeigt sich die über dem Eissee thronende Seewandspitze deutlich eindrucksvoller und scheint sogar die Weißspitze zu ihrer Linken zu überragen.

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Und wieder vertreibt uns der Regen. Wir stapfen zur Hütte zurück, wobei wir erfolgreich auch die letzte der dünn gesäten Markierungen verlieren, nicht aber die Orientierung.

Thema der abendlichen Botanikstunde ist die Meisterwurz, die unseren Gaumen mit den moosigen Aromen verrottenden Totholzes betört. Gewöhnungsbedürftig, aber sehr lecker: das schmeckt wie ein ganzer Wald.
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Meine Homepage: http://www.klassischeyachten.de

Geändert von Sir Donnerbold Duck (07.10.2017 um 16:25 Uhr)
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