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Alt 10.10.2017, 12:44   #5
pirrax

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a 7 II

Erstmal zu Euren Kommentaren:

@Harry: wäre die Anreise ganz glatt gelaufen, wäre der Beitrag auch um die Hälfte kürzer geworden. Nachhinein kann man wieder lachen und das Ganze mit einer gewissen Humor Revue passieren lassen. Ich hoffe bei Dir lief alles glatt. Man fühlt sich so machtlos, wenn es mit den Flügen nicht so lief, wie sein soll.

Es ist in der Tat eine gute Idee, ein bisschen Wechselklamotten im Handgepäck mitzunehmen. Eigentlich soll man immer so verreisen. Es hat aber in der Regel mit dem Gepäck gut geklappt, so dass man fahrlässig wurde. Das war auch für mich das erste Mal, dass mein Gepäck beim Hinflug nicht mitgekommen ist (bei einem Rückflug war es uns beide schon mal passiert, war aber nur halb so schlimm, weil überwiegend nur dreckige Wäsche im Gepäck waren. Gut, die verspäteten Mitbringsel waren ein wenig ärgerlich).

Ich war zwischendurch nach "meinem Umzug" nach Deutschland wieder in Indonesien, war aber auch nicht so häufig dort. Häufig waren Abstände von 4-5 Jahren dazwischen. Das Land veränderte sich. Ich musste mich selbst hin und wieder fragen, ob mache Dinge/Orte wirklich anders waren oder ob ich eine falsche Erinnerung hatte/anders wahr genommen habe. Selbst bei Rundfahrten in Bogor fragte mein Vater, ob mir die und die Ecken von der Stadt wieder bekannt vorkamen und zu meinem Entsetzen musste ich ab und zu passen.

@GBayer: Ja, Bogor ist ab ca. 22 Uhr so gut wie tot. Eigentlich ist es ziemlich einfach, sich in Bogor mit den grünen „Angkot“ (Minibusse) fortzubewegen. Leider ist es nicht selbsterklären, wie die Routen sind. Ich musste selbst nachschauen, wie die Angkots nun fahren, nachdem manche Straßen Einbahnstraßen geworden sind. Ab 22 Uhr fahren aber kaum noch welche davon.

Deine Erfahrung zeigte mir wiederum, dass Indonesien relativ sicher ist. Die Polizisten waren um Deine Sicherheit besorgt und haben sich um Dein Rücktransport gekümmert. Die Empfehlung und die Sorge kann ich gut verstehen. Man sagt, es ist nicht ratsam, spät in der Nacht allein durch Bogor rumzulaufen, gleichzeitig ist mir nicht bekannt, dass eine erhöhte Gefahr in späten Stunden besteht.

So jetzt zur Fortsetzung meines Berichtes:

Meine Gepäck-Odyssee

Zwischendurch hatte ich die Vorstellung, dass mein Gepäck irgendwoanders auf der Welt war und einen eigenen Urlaub ohne mich machte. Eine Nacht davor loggte ich mich bei Air France ein und sah, dass mein Gepäck schon in Singapur war und sich auf ein Weitertransport nach Jakarta befand. Ich ging davon aus, dass jeder Zeit das Telefon klingeln wird und abgesprochen wird, wann das Gepäck zur Adresse von meinen Eltern gebracht wird. Am nächsten Tag Vormittag waren wir eine Runde schwimmen und es kam immer noch kein Anruf. Ich ergriff die Initiative und rief an.

Mein Gepäck kam tatsächlich gestern Abend an. Die Mitarbeiterin im Telefon fragte mich, wann ich es im Flughafen abholen möchte. Hallo? Normalerweise bringt man ein verspätetes Gepäck zum Besitzer und zwar bis zur Haustür. In Indonesien ist dies aber keine Selbstverständlichkeit. Ich hatte aber keine Lust zu diskutieren und wir wollten an dem Tag ohnehin einen Ausflug nach Jakarta machen. Also sagte ich im Telefon, wann ich ungefähr komme, um mein Gepäck abzuholen.

Die Strecke von Bogor zum Flughafen beträgt ca. 80 km. Für diese Entfernung ist eine Autofahrt von drei Stunden keine Seltenheit. Mit meiner Geburtsstadt Jakarta habe ich ein Hass-Liebe-Verhältnis. Ich fühle mich in irgendeiner Weise mit der Stadt verbunden und gleichzeitig ist der Verkehr eine reine Katastrophe. Nicht umsonst hat Jakarta bei den Ausländern den Beinamen „the big Durian“. Durian ist eine Stinkfrucht, die nicht jedermann Sache ist. In Indonesien beliebt, bei den Ausländern gelten sie zu vermeiden.

Nach ca. zwei Stunden Autofahrt kamen wir im Flughafen an. Es war zum Glück Sonntag. An Sonntagen ist es für Leute aus Bogor empfehlenswert vormittags nach Jakarta zu fahren, weil viele Leute aus Jakarta sonntags Ausflüge Richtung Bogor oder Puncak (ein Berg in der Nähe von Bogor) machen. Dort eingetroffen ging ich zum Lost-Found-Büro und bekam den Hinweis, dass ich zum Lost-Found-Büro bei der Gepäckausgabe in der Ankunftshalle hingehen soll. Etwas verwirrt fragte ich, wie ich in die Ankunftshalle komme. Die Dame erklärte mir, dass ich durch den Mitarbeitereingang durchgehen soll, das klappt schon. Sowas wäre z.B. in Europa meiner Ansicht nach undenkbar, dass Unbefugte einfach durch den Mitarbeitereingang durchgehen dürfen.

Angekommen wieder beim Lost-Found-Büro, dort wo ich bei meiner Ankunft in Jakarta schon war, gab ich meine Unterlagen. Aus Europa ist man gewohnt, dass sowas eine Sache von ein paar Minuten ist. In Indonesien musste ich ca. 15-20 Minuten warten, bis mein Gepäck gefunden und zu mir gebracht wurde. Als ein Mitarbeiter freudenstrahlend meinen Rucksack brachte, erkannte ich ihn nicht sofort. „Da fehlt doch was“ dachte ich. Meinen Rucksack packte ich immer in einem Überzug, damit sich die Schnallen und Gurte nicht auf irgendeinem Gepäckband verheddern. Da stand mein Rucksack quasi nackt ohne den Überzug. Ich fragte nach, wo der Überzug blieb. Die Lost-Found-Mitarbeiterin meinte, dass mein Rucksack gestern so eintraf, also nicht in einem Überzug. Wie die Flughafen-Mitarbeiter in Paris und Singapur meinen Rucksack noch zuordnen konnten, blieb mir ein Rätsel. Die Barcodes und –tags wurden nämlich an den Überzug angebracht und nicht an den Rucksack selbst. Ich musste für den Erhalt unterschreiben und ich fragte, wie ich nun mit dem Rucksack durch den Zoll gehe, weil ich das Zollformular bereits bei meiner Ankunft abgab. Die Mitarbeiterin versicherte mir, dass die signierte Kopie meines Abholzettels völlig ausreiche. So ging ich mit meinem Rucksack durch den Zoll und als ich die Kopie meines Abholzettels zeigen wollte, winkte der Zollbeamte mich schon durch. Theoretisch hätte ich also was Illegales auf diese Weise nach Indonesien schmuggeln können. Ach ja, in diesem Moment merkte ich, dass ich tatsächlich in Indonesien angekommen bin. Draußen freudenstrahlend mit meinem Rucksack ging ich zu meiner wartenden Frau und meinen Eltern und dachte, „Jetzt beginnt der Urlaub!“

Jakarta

„Was ist in Jakarta für ausländische Touristen interessant?“ Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Jakarta ist in erster Linie eine Stadt für die Indonesier selbst. Man nahm Singapur als Vorbild (höher, luxuriöser, größer) und lies ein paar Dinge auf der Strecke. Es war z.B. noch nicht lange her, dass die Linienbusse eine eigene Busspur bekamen. Die Gefälle zwischen arm und reich sind immer noch riesig. Die teuren gigantischen Einkaufszentren liegen häufig nicht so weit entfernt vom nächsten Slum. Zeitlang waren die Flüsse mit Müll verstopft und verdienten die Bezeichnung „ein Fluss“ nicht. Sie waren einfach eine Kloake. Zum Glück kam langsam das Umdenken. Die Flüsse wurden nach und nach vom Müll befreit, man baute günstige bezahlbare Apartments, um die Menschen vom Slum umzusiedeln. Die Hilfsgelder kamen langsam richtig für Aufbauprojekte an und nicht in die Tasche von korrupten hochrangigen Beamten hinein. Seitdem der beliebte Wunschpräsident Jokowi an der Macht kam, hat man den Eindruck, dass sich Indonesien auf dem richtigen Weg befindet.

Die Niederländer kolonisierte Indonesien 350 Jahre lang. Typisch Jakarta bleibt aus dieser Zeit kaum noch was übrig. Lediglich auf dem Fatahillah Square kann man heute noch ein paar Gebäude aus der Kolonialzeit finden. Die Gebäude befinden sich in unterschiedlichen Zuständen. Von fast vergessenen Ruinen bis noch Intakt:


Bild in der Galerie


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Das Bild oben war eine gute Gelegenheit für mich, meinen "teuren" ND-Filter zu testen.

Natürlich durfte eine indonesische (eher javanische) Figur dabei nicht fehlen:


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Fatahillah Square ist ein beliebtes sonntags Ausflugziel für die Anwohner von Jakarta (wenn sie nicht nach Bogor fahren oder sich in Einkaufszentren verweilen). So war es auch nichts Außergewöhnliches, dass dort viele Straßenartisten und -verkäufer tummelten:


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Der Platz ist für einen Streetfotograf wahrscheinlich eine schöne Fundgrube. Ich fand diese Nebenstraße mit dem schönen Gebäude im Hintergrund interessant.


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Nach dem Besuch vom Fatahillah Square fuhren wir zur Istiqlal Moschee. Laut Wikipedia ist Istiqlal die größte Moschee in Südost Asien. Interessant war für mich die Tatsache, dass diese Moschee nur ein paar Meter entfernt vom Dom von Jakarta gebaut wurde und dass der Architekt ein christlicher Religionsangehöriger war. Istiqlal mit ihrer Nähe zum Dom von Jakarta gilt als das Symbol von der Religionsoffenheit in Indonesien. Ich denke, eine bessere symbolische Nähe und Religionsoffenheit gibt es kaum.

Wir waren etwas spät dort. Ich hatte nur eine kurze Zeit dieses Bild vom Außen zu knipsen. Das Bild zeigt nicht die Größe der Moschee:


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Und Bilder vom Innen:


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Ein Fenster vom Istiqlal verdeutlicht die Nähe zum Dom von Jakarta. Mein Vater witzelte, dass der schönste Blick vom Istiqlal auf den Dom gerichtet war. Ob es ein Zufall oder eine Absicht war, weiß ich nicht.


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Nach diesem Ausflug und für mich ein ziemlich erfolgreicher Tag fuhren wir wieder zurück nach Bogor. Abends lag ich im Bett glücklich, dass mein Rucksack doch einen Urlaub mit mir machen wird. Außerdem war es toll, dass ich mein Stativ wieder hatte. Mit dem Leihstativ von meinem Vater kam ich nämlich nicht klar. Am nächsten Tag ging die Reise weiter. Wir flogen von Jakarta zum unserem Zwischenziel weiter (mehr dazu in meinem nächsten Beitrag). Danke für’s Lesen!
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Möge das Licht mit Dir sein
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Geändert von pirrax (10.10.2017 um 16:09 Uhr)
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