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Alt 26.06.2016, 22:18   #6
der_knipser
 
 
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Ich habe das 85er Samyang, und als ich es bekam, war ich nicht gewohnt, mit so großer Blende zu fotografieren. Ich habe damit in der Natur fotografiert, also Motive, die nicht weglaufen, und war zuerst erschrocken, dass die Bilder nur unscharf waren.
Bei genauem Hinsehen waren sie aber scharf. Nur eben nicht dort, wo ich es wollte. Die Schärfeebene bei f/1,4 ist wirklich winzig, und bei Kinderbildern würde ich nur eine geringe Trefferquote erwarten. Wenn man dann aber getroffen hat, dann ist der Hintergrund schon deutlich zarter als bei f/2,8.

Ich nutze das 85/1,4 an der A77, und habe festgestellt, dass ich das Fokussieren freihändig nicht hinbekomme. Stativ und Suchervergrößerung müssen sein, denn die leichten Schwankungen, die ich beim Stehen mache, entscheiden schon darüber, ob der Fokus tatsächlich noch genau da sitzt, wo er soll.

Beispiel:
Um ein Kinderporträt aufzunehmen, wählt man vielleicht einen Abstand zwischen 1,5 bis 2 Meter. Je nach Anspruch bezüglich des Z-Kreises gibt es bei f/1,4 eine Schärfentiefe zwischen 7 und 44 Millimetern. Bei bewegten Motiven ist das eine Herausforderung!
Fotografiert man die selbe Szene mit f/4, dann liegt die Schärfentiefe zwischen 20 und 125 mm. Die Chance, dass ein Auge und die Nasenspitze gleichzeitig scharf werden, liegt also deutlich höher.

zur Erklärung:
die kleine Schärfentiefe ist bei 1,5 Meter Gegenstandsweite mit einem Z-Kreis von 2 Pixelabständen (entspricht 0,008 mm an der A77) gerechnet, der größere Wert bei 2,0 Meter Abstand mit dem früher üblichen Z-Kreis von 0,03 mm, der für einen normalen Betrachtungsabstand der Ausbelichtungen ausreicht.

Die Rechenbeispiele mögen nicht absolut passend sein, aber sie zeigen, wie eng es für Pixelpeeper werden kann. Ob man sich für AF oder MF entscheidet, ist eine Frage von persönlichen Methoden und Fertigkeiten. Aus dem Bauch heraus würde ich bei der Kinderfotografie für die AF-Variante entscheiden, weil ich mir damit eine etwas höhere Trefferquote erhoffen würde.

Im Übrigen bin ich ziemlich dankbar, dass die wenigen Kinderbilder, die es von mir gibt, keine Bokehbilder sind, sondern dass ich im Hintergrund recht deutlich erkennen kann, in welcher Umgebung das damals aufgenommen wurde. Wahrscheinlich ist das heute nicht mehr so wichtig, weil man wesentlich mehr Bilder macht als noch vor 50 Jahren, und es gibt sicher genügend Smartphonebilder mit durchgängiger Schärfe, so dass Bokehbilder das Portfolio schön abrunden können.


Ich habe 3 Beispiele aufgenommen. Einen Puppenausschnitt von 30 cm Höhe, Aufnahmeabstand 1,75 m, Abstand des Hintergrunds 4 Meter, so dass man die Bokehwirkung bei f/1,4 - f/2,8 - f/4 gut erkennen kann.

f/1,4

Bild in der Galerie

f/2,8

Bild in der Galerie

f/4,0

Bild in der Galerie
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Gruß
Gottlieb
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