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Alt 05.12.2016, 12:22   #64
ha_ru
 
 
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Hallo,

was bei den ganzen Vergleichen zu wenig beachtet wird, dass in anderen Ländern viel früher mit Vorschulen gearbeitet wird, also einer Zwischenstufe zwischen Kindergarten und Schule.

Meine Söhne haben das Abitur mit einer gute Note und Vertiefung in Mathematik und Informatik gemacht und im Studium erfahren, dass Mitstudenten aus anderen Bundesländern, die nicht mal Differentialgleichungen kannten das in wenigen Wochen ausgleichen konnten. Also alles nicht dramatisch. Egal mit welchem System sollte nur eine gemeinsam Basis an Lerninhalten unter den Ländern abgestimmt werden.

Was ich an der Schule und speziell G8 bemängele: Viel zu viel Stoff in allen Fächern, zu wenig Zeit für Wiederholungen und am Ende wäre weniger Stoff und mehr Wiederholungen nachhaltiger gewesen. Rechtschreibung und Grammatik als handwerkliche Basis z.B. wurde vernachlässigt.

Meine Kinder können beide recht gut Rechtschreiben, sind aber im täglichen Umgang (nach-)lässig. Es gilt das Motto, solange es der andere versteht ist doch alles gut. Ich bin da eher altmodisch und möchte es dem andern leicht machen, unter anderem durch korrekten Satzbau und dem Adressaten angepasste Wortwahl. Sie haben mittlerweile begriffen, das sich das in wichtige Situationen auszahlt (Bewerbung für Praktika, Wohnungssuche...) und strengen sich da an.

Was mich aber im Vergleich zu meiner Schulzeit mehr als das sinkende Niveau stört ist, dass alles so glatt laufen muss. Schüler mir einer ausgeprägten Individualität sollen umerzogen (oder mit Ritalin ruhig gestellt) werden damit sie nicht stören, werden von Mitschülern viel mehr ausgegrenzt wie zu meiner Zeit. Andere Eltern befürchten dass durch die "Sonderlinge" der Lernerfolg ihrer Kinder zu sehr leidet und Lehrer finden es in der Folge von allem zu anstrengend sich mit ihnen oder vor allem mit dem Umfeld wegen der entstehenden Probleme auseinanderzusetzen.

Ich finde man muss auch den positiven Aspekt sehen. Gerade Sonderlinge bringen immer wieder erstaunliche Leistungen, die ohne ihr Anderssein kaum möglich wären. Das Anderssein akzeptieren nennt man Toleranz du das gilt eben für alle Bereiche. Und fehlendes Wissen kann man später einfacher jemanden beibringen als eine falsche Einstellung korrigieren. Ich bin so erzogen worden, vorwiegend von meinem Elternhaus, aber auch von den Lehrern, die die Bandbreite des zulässigen Verhaltens weit gespannt ließen. Eine Seite allein hätte nicht gereicht.

Hans

Geändert von ha_ru (05.12.2016 um 20:08 Uhr)
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